Karl Homann

deutscher Philosoph, Professor für Philosophie und Ökonomik
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Karl Homann (* 19. April 1943 in Everswinkel) war bis 2008 Inhaber des Lehrstuhls Philosophie und Ökonomik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Gemeinsam mit seinen Schülern entwickelte er den Institutionen-ökonomischen Ansatz zur Wirtschaftsethik.

Curriculum Vitae

Nach seinem Studium der Philosophie, Germanistik und Katholischen Theologie promovierte er 1972 zum Dr. phil. Anschließend studierte er Volkswirtschaftslehre und promovierte 1979 zum Dr. rer. pol. 1985 folgte seine Habilitation für Philosophie an der Universität Göttingen. Von 1986 bis 1990 hatte er eine Professor für Volkswirtschaftslehre und Philosophie an der privaten Universität Witten/Herdecke, von 1990 bis 1999 eine Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt, einer ausgelagerten Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt. Karl Homann war in der Bundesrepublik Deutschland erster Inhaber eines Lehrstuhls dieser Art.

Von 1999 bis 2008 war er Professor für Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der philosophischen und ethischen Grundlagen der Ökonomie (Wirtschaftsethik) an der LMU München.

Theorie

Die Institutionenökonomik Homanns stößt sich grundlegend am Dualismus von Moral und Wettbewerb, wie er gemeinhin aufgefasst wird. Dieser Dualismus sei das Ergebnis einer oberflächlichen Betrachtung und für eine moderne Konzeption der Wirtschaftsethik nicht zu gebrauchen. In einem solchen geht es nicht mehr darum, die Anteile von Moral auf der einen und Wettbewerb auf der anderen Seite der Waagschale auszutarieren, sondern darum, genau diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen.

„In der öffentlichen Diskussion, in der Politik und in den Medien werden wirtschaftsethische Probleme nicht selten durch eine dualistische Brille betrachtet. Moral und Wirtschaft, Ethik und Ökonomik, Ökologie und Ökonomie, Solidarität und Wettbewerb werden gegeneinander ausgespielt. […] Ausgeblendet wird dabei aber vor allem die Möglichkeit, Ethik und Ökonomik als zwei Seiten einer Medaille zu sehen, nicht als einander ausschließende Alternativen, sondern als zusammengehörige Zwillingsschwestern.“ (Homann, Lütge 2004: 9)

Ethik in diesem Sinne versteht sich nicht als eine Ethik für die Wirtschaft, sondern als eine allgemeine Ethik mit ökonomischer Methode. Dies ermöglicht es, Moral in terms of economics zu rekonstruieren, was für die Wirtschaftsethik und für die allgemeine Ethik deswegen so fundamental ist, weil Letztere durch Fokussierung auf die Frage der Normenbegründung die zweite wichtige Frage der Normenimplementierung, der Normen-Realisierung im Normalbetrieb moderner Gesellschaften, nur stiefmütterlich behandelt oder gar ganz aus den Augen verloren hat. Diese neue begriffliche Rekonstruktionsmöglichkeit hat tatsächlich also weitreichende Konsequenzen, die der Institutionenökonomik ein starkes Gewicht verleiht: Geht man davon aus, dass Menschen moralische Normen nur dann befolgen, wenn sie davon „auf Dauer“ individuelle Vorteile erwarten können, dann hat sie nun auf die Frage der Implementierung eine grundsätzliche Antwort.

Literatur

  • Homann, Karl und Christoph Lütge. 2004. Einführung in die Wirtschaftsethik. 2. Aufl. 2005. Münster u.a.: Lit-Verlag.
  • Homann, Karl und Andreas Suchanek. 2005. Ökonomik - Eine Einführung. 2. Aufl., Tübingen: Mohr Siebeck. ISBN 3-16-146516-4.
  • Pies, Ingo, Tatjana Schönwälder-Kuntze, Christoph Lütge und Andreas Suchanek (Hrsg.). 2008. Freiheit durch Demokratie. Festschrift für Karl Homann. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag Berlin. ISBN 978-3865733535.