A cappella

historischer mehrstimmiger Vokalsatz, auch in der Popmusik
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. April 2005 um 09:14 Uhr durch 217.234.146.210 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Begriff a cappella (älter "alla cappella") stammt aus dem Italienischen und bezeichnet ursprünglich Musik "nach Art der Kapelle".

Quellen zum Begriff "A cappella":

Johann Gottfried Walther: Musikalisches Lexikon 1732 S. 4: „A capella (ital.) heisset: wenn Vocal- und Instrumental-Stimmen sich miteinander zugleich, und zwar dergestalt hoeren lassen, daß diese eben dasjenige, was jene haben, exekutieren.“

Sebastian de Brossard: Dictionaire de Musique 1705 S. 12: „Capella, au plur. Capelle, veut dire proprement Chapelle. Mais les Italiens prennent ce mot pour assemblée de Musiciens propres à chanter ou à jouer toutes les parties d‘ une Musique ou d‘un Concert. Ainsi ces mots da Capelle, par la Chapelle marquent, qu‘il faut que toutes les Voix & les Instrumens de chaque Partie chantent ensemble la meme chose pour faire plus de bruit.“

F. A. Brockhaus: Allgemeine Deutsche Real-Encyklodädie für die gebildeten Stände. 1851 Leipzig. Erster Band S. 85: "A capella, alla capella, d. h. im Kapellstile, bedeutet in älteren Kirchenmusiken die Bewegung der Singstimmen ohne Instrumente, oder wenn ja solche den Gesang begleiten, das Fortgehen der Instrumente im Unisono mit den Singstimmen."

Das bedeutet eine Aufführungspraxis von Vokalmusik, die sehr variabel dargestellt werden konnte. Nach Möglichkeit zog der Kapellmeister vorhandenes Instrumentarium bei der Aufführung hinzu. Die Instrumente konnten die Singstimmen verdoppeln oder auch ersetzen. Die unbegleiteten Gesänge der päpstlichen Cappella stellen eher ein Sonderfall dar. Johann Gottfried Walter schreibt im Musikaischen Lexikon zur päpstlichen Kapelle: "Indessen ist die Päbstliche Music darinnen von anderen unterschieden, daß man dabey keiner Orgel oder anderer Instrumenten brauchet, sondern die Stücke nur hersinget" (S. 140).

Im 19. Jahrhundert kam es bei der Wiederentdeckung der alten Chormusik durch Laienchöre zu einem Mißverständnis des Begriffes "A cappella". Heute wird unter "a cappella" oft eine Musik verstanden, die vollständig auf Instrumente verzichtet und allein auf der menschlichen Stimme beruht. Besser geeignet wäre unter Analogie zu "Streichquartett" oder "Blechbläserensemble" die Begriffe: Vokalensemble,Vokalquartett oder Vokalquintett.

Chöre und Kantoreien, die die historische Aufführungspraxis pflegen, ziehen zu ihren Auführungen von alter Chormusik im Cappellstil wieder vermehrt Instrumente hinzu. Dabei lassen sich zwei Ansätze unterscheiden: Aufführungen mit historischen Instrumenten auf professionellem Niveau und eine bunte Musizierpraxis mit Amateuren und zusammengewürfeltem Instrumentarium.


Es kursieren viele Schreibvarianten. Für das mittellateinische Wort gab es neben cappella auch die Schreibweise capella. Heute ist "a cappella" die anerkannte Schreibweise. (Als Eselsbrücke kann dienen: "zwei Wörter, zwei P, zwei L"). Das gilt auch in englischsprachigen Gebieten.