Der Landkreis Lötzen ist ein ehemaliger Landkreis im früheren Ostpreußen. Er bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.
Überblick
Seine Gesamtfläche umfasste 898,8 km², davon wurden ca. 70% landwirtschaftlich genutzt, ca. 10% waren Waldgebiete und ca. 12,5% Wasserfläche. Von den 46 Seen waren 23 größer als 0,5 km². Die 3 größten Seen waren der Löwentin-See 24,62 km², der Kissian-See 19,50 km² und der Rheiner-See 11,30 km². Die großen Seen sind durch schiffbare Kanäle verbunden.
Der Landkreis Lötzen umfasste am 1. Januar 1945:
Der Kreis hatte zuletzt 50.012 Einwohner, davon lebten in der Stadt Lötzen 16.288, in der Stadt Rhein 2.429 und in den 86 Dörfern insgesamt 31.295 Einwohner. Widminnen, ein günstig gelegener Marktflecken, war mit 2.335 Einwohnern das größte Dorf des Landkreises.
Die übrigen 86 Gemeinden und der Forstgutsbezirk Borker Heide, Anteil Kr. Lötzen waren in 19 Amtsbezirken zusammengefasst. Kirchlich gliederte sich der Kreis in die evangelischen Kirchspiele Adlersdorf, Groß Stürlack, Königshöhe, Lötzen Land und Stadt, Neuhoff, Milken, Rhein, Rotwalde und Widminnen. In Lötzen gab es außerdem eine katholische Pfarrgemeinde mit der St.-Bruno-Gedächtniskirche. Der Landkreis Lötzen war vor 1945 zu 93,3 % evangelisch.
Bei der Volksabstimmung am 11. Juli 1920 stimmten 29.378 Wähler für den Verbleib bei Deutschland und 9 für den Anschluss an Polen.
Einwohnerentwicklung
- 1871: 39.203
- 1885: 42.666
- 1933: 46.100
- 1939: 49.865
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Februar 1818 der Kreis Lötzen im Regierungsbezirk Gumbinnen in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).
Dieser umfasste die Kirchspiele:
- Lötzen,
- Neuhoff,
- Milken,
- Rhein,
- Rydßewen,
- Stürlak,
- Widminnen.
Das Landratsamt war in Rhein und wurde 1820 nach Lötzen verlegt.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich/Großdeutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Lötzen am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens. Mit dem 1. November 1905 trat der Kreis Lötzen zum neugebildeten Regierungsbezirk Allenstein.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Lötzen entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke bis auf einen aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Gleichzeitig wurden die Gutsbezirke Borken, Groß Salzig-See und Klein Hensel-See aus dem Kreis Sensburg in den Kreis Lötzen eingegliedert.
Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Lötzen entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und trat danach unter polnische Verwaltung.
Kommunalverfassung
Die Landkreis Lötzen gliederte sich zunächst in Stadtgemeinde, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigen Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden Lötzen und Rhein führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Ortsnamen
1938 fanden im Kreis Lötzen emfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:
- Bogatzewen: Reichensee.
- Groß Konopken: Hanffen,
- Orlen: Arlen,
- Orlowen: Adlersdorf,
- Pierkonowen: Perkunen,
- Staßwinnen: Eisermühl,
- Willkassen: Wolfsee.
Persönlichkeiten
- Rudolf Nadolny ( * 12. Juli 1873 in Groß-Stürlack)
- Franz Pfemfert ( * 20. November 1879 in Lötzen)