Zion

Standort des ersten und zweiten salomonischen Tempels
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Zion (hebräisch ציון, gräzisiert Sion) heißt im Tanach, der Hebräischen Bibel, zunächst eine Turmburg der Jebusiter an der südöstlichen Stadtgrenze von Jerusalem (2 Sam 5,7 EU). Seit der Eroberung durch König David, seiner Überführung der Bundeslade und dem Bau des ersten Jerusalemer Tempels durch Salomo wurde der Zion zum Synonym für den Wohnsitz JHWHs. Er rückte damit ins Zentrum der Hoffnungen des Judentums, die sich auf weltweite Anerkennung dieses Gottes und seiner Rechtsordnung richten. Diese Zionstradition durchzieht die biblische Prophetie seit Jesaja und bestimmt auch die Endzeiterwartung des Urchristentums mit.

Geschichte

Jebusiterburg und Davidsstadt

Die ehemalige Jebusiterstadt mit der befestigten Burg Zion lag auf einem schmalen steilen Bergkamm südlich des späteren Tempelberges, ungefähr auf der Grenze zwischen den Gebieten des späteren Nordreichs Israel und Juda. Sie wurde bereits im 19. Jahrhundert als Ophel oder Davidsstadt der Bibel identifiziert. Hier liegt auch der Schutt und die Siedlungsschichten des Tells des bronze- u. eisenzeitlichen Jerusalem. Im 20. Jahrhundert wurden hier umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt, die die Identität des ursprünglichen Zion mit der biblischen Davidsstadt bestätigten.[1]

Heute wird auch der vor der heutigen Stadtmauer gelegene Südwesthügel als „Zionberg“ („Mount Zion“, „Har Zijon“) bezeichnet, da dieses Gebiet im Mittelalter irrtümlich für die davidische Stadt gehalten wurde.

Tempelberg

Nachdem David die Jebusiterstadt Jerusalem erobert hatte, machte er sie zum Mittelpunkt seines Reiches, indem er die Bundeslade dorthin überführen ließ. Sein Sohn Salomo ließ dann den von ihm geplanten Tempel bauen. Daraufhin wurde der Name Zion auf den bebauten Tempelberg übertragen (Jes 10,12 EU). Von da aus wurde er zum Inbegriff für die von JHWH erwählte Königs- und Tempelstadt (z.B. Ps 78,68ff EU), die zum Mittelpunkt des Judentums geworden war.

Reichsteilung und Exil

Nach der Reichsteilung blieb Zion Sammelbegriff für alle gläubigen Judäer, nach dem Ende des Tempels 586 v. Chr. auch für alle von Gott bleibend erwählten Israeliten und schließlich für das gesamte „heilige“ bzw. „gelobte Land“ (eretz jisrael).

Zionismus

In diesem Sinn ist Zion Ausdruck der Sehnsucht aller gläubigen und vieler nichtgläubigen Juden nach einer freien und gerechten Heimat im Ursprungsland ihrer Vorfahren geworden. Der um 1880 entstandene Zionismus hat diesen Hoffnungen eine politische Gestalt gegeben, die nach dem Holocaust zur Gründung des Staates Israel führte.[2]

Antisemitismus

Der Antisemitismus verwendet den Begriff als symbolische Zusammenfassung eines angeblichen Weltjudentums: so die Protokolle der Weisen von Zion.

Einzelbelege

  1. Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann: David und Salomo. C.H.Beck, München 2006, S.235. ISBN 3-406-54676-5
  2. Briana Simon: Yearning for Zion.

Siehe auch

Literatur

  • Fritz Stolz: Strukturen und Figuren im Kult von Jerusalem. Studien zur altorientalischen, vor- und frühisraelitischen Religion. de Gruyter, Berlin 1970.