Wappen | Karte |
---|---|
![]() Wappen von Brügge |
![]() |
Basisdaten | |
Staat: | Belgien |
Region: | Flandern |
Gemeinschaft: | Flämische Gemeinschaft |
Provinz: | Westflandern |
Arrondissement: | Brügge |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 2 m ü. NN |
Fläche: | 138,4 km² |
Einwohner: | 117.224 (1. Januar 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 847 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 8000, 8200, 8310, 8380 |
Vorwahl: | 050 |
Adresse der Stadtverwaltung: | Burg 12 - 8000 Brugge |
Bürgermeister: | Patrick Moenaert |
Offizielle Website: | www.brugge.be |
Brügge (niederl.: Brugge, französisch: Bruges) ist die Hauptstadt und, mit etwa 117.000 Einwohnern, die größte Stadt der Provinz Westflandern in Belgien. Außerdem ist Brügge Bischofssitz der katholischen Kirche für das Bistum Brügge.
Der mittelalterliche Stadtkern wurde im Jahr 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Im Jahr 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt.
Brügge beherbergt das renommierte Europakolleg (College of Europe) und verfügt über einen wichtigen Seehafen im Teilort Zeebrügge.
Geschichte
Der Name Brügge geht auf das germanische Wort *brugjō zurück [1] und bedeutet Brücke bzw. Balkengerüst. Anlass für diese Bezeichnung war eine römerzeitliche Brücke über die Reie, an der um das Jahr 892 von Balduin Eisenarm, dem ersten aus dem Geschlecht der Grafen von Flandern, eine Burg gegen die Angriffe der Normannen errichtet wurde[2]. Das Stadtrecht erhielt Brügge im Jahre 1128. Die Stadt stellte hochwertiges Tuch her.
Zur Zeit der Hanse
Eine Sturmflut im Jahr 1134 riss eine Fahrrinne in die Meeresbucht Zwin, so dass die Stadt danach direkten Zugang zur Nordsee hatte. Brügge konnte am internationalen Handel partizipieren, der die Wollproduzenten Englands mit den Weinproduzenten der Gascogne und den flandrischen Tuchmachern verband.
Die niederdeutsche Stadt erhielt 1200 das Recht, einen eigenen jährlichen Markt abzuhalten. Bald kamen auch die Händler vom Rhein in die Stadt zum Handel. Als die Hanse zu expandieren begann, kamen Kaufleute aus Lübeck und Hamburg in die Stadt. 1253 erreichten sie, dass ihnen von Gräfin Margarete von Flandern spezielle Privilegien wie niedrigere Zölle zugesichert wurden. Die Hanse errichtete in Brügge – neben dem Stalhof in London und der Bryggen in Bergen – eines von drei Kontoren an der Nordsee, wobei Brügge als messeähnlicher Standort die größten Umsätze erzielte und so die Hanse mit Märkten außerhalb ihres eigenen Gebiets verband. Das Zentrum dieses Kontors, das Haus der Osterlinge, ist in Resten heute noch vorhanden.
- Siehe Hauptartikel: Hansekontor in Brügge.
Später im 13. Jahrhundert gehörten neben der Hanse Händler aus Genua, Venedig und Florenz ebenso wie aus Süddeutschland, Kastilien, Portugal oder Schottland zu den regelmäßigen Besuchern der Stadt.
Im Haus der Kaufmannsfamilie Van der Beurse entstand das erste „Börsengebäude“; die Bezeichnung Börse soll auf diesen Familiennamen zurückgehen.
1302 stärkt der für Flandern positive Ausgang der Sporenschlacht das bürgerliche Selbstverständnis der Städte Flanderns, auch in Brügge.
Der 1337 ausbrechende und bis 1457 andauernde Hundertjährige Krieg hatte aus der Sicht Flanderns vor allem einen wirtschaftlichen Hintergrund: den Kampf der großen Mächte um die Tuchindustrie Flanderns rund um den Weltmarkt in Brügge.
Ab dem 16. Jahrhundert
Im 15. Jahrhundert wurde Brügge von burgundischen Herzögen regiert, die die Stadt kulturell, architektonisch und wirtschaftlich zu hoher Blüte brachten. Gegen Ende des Mittelalters war Brügge die reichste Stadt Nordeuropas. Zum Ende des 15. Jahrhunderts versandete der Zwin und schnitt der Stadt damit den direkten Zugang zum Meer ab, woraufhin sich auch der burgundische Hof aus der Stadt zurückzog. Kaiser Maximilian I. beschränkte die Rechte der Stadt, die führende Position der Stadt in Flandern wurde an Antwerpen abgegeben. Die Stadt verarmte; sie kam 1524 unter spanische Herrschaft (bis 1713). Die Hugenottenkriege trugen weiter zum Verfall bei. In der Stadt herrschte über Jahrhunderte Stillstand; nacheinander herrschten hier das Kaiserhaus Habsburg (1713 bis 1795), Frankreich (1795 bis 1815) und die Niederlande (bis 1830) über Brügge. Danach wurde Flandern und damit Brügge ein Teil des neuen Königreiches Belgien. An der im 19. Jahrhundert aufkommenden Industrialisierung hatte die Stadt praktisch keinen Anteil. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Brügge einige Aufmerksamkeit als Kulturstadt, als der Schriftsteller Georges Rodenbach die Stadt in seinem Roman Bruges la Morte beschrieb. Als 1907 ein Anschluss an den Seehafen Zeebrügge geschaffen wurde, erhielt Brügge neue wirtschaftliche Perspektiven. Seit 1949 beherbergt Brügge das Europakolleg (College of Europe) als renommierte Europa-Hochschule, 1960 wurde die Stadt mit dem Europapreis für ihre hervorragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet. Heute profitiert Brügge durch den jahrhundertelangen Stillstand, da der mittelalterliche Stadtkern unverbaut erhalten geblieben ist und die Grundlage für den Tourismus bildet.
Stadtteile
|
Tourismus und Sehenswürdigkeiten
Die Altstadt, die von Wallanlagen, auf denen sich Windmühlen befinden, und Kanälen umgeben ist, beeindruckt durch ihre gute Erhaltung, da die historische Innenstadt nie durch Kriege oder großflächige Brände zerstört wurde. Die Stadt ist sowohl auf gepflasterten Straßen als auch per Bootstour erkundbar.
Die Kanäle, die die Stadt durchziehen, nennen die Einheimischen Reien nach dem im Mittelalter vollständig kanalisierten Flüsschen Reie. Sie dienten dem Warentransport zum Zwin.
Besonders wichtige Sehenswürdigkeiten sind:
- Sint-Salvator-Kathedrale
- Liebfrauenkirche mit der Madonna von Michelangelo, einem der wenigen seiner Werke, die den Weg von Italien über die Alpen gefunden haben.
- Beginenhof
- Tuchhallen und Belfried
- Rathaus
- Heilig-Blut-Basilika
- Oud Sint-Jans-Hospitaal (Alte Sankt-Jans-Spital), das erste städtische Krankenhaus der Neuzeit.
- Das Memlingmuseum „Memling in Sint-Jan“ im Alten Sankt-Jans-Spital mit Werken von Hans Memling (Ursula-Schrein)
- Groeningemuseum mit Werken von Hieronymus Bosch (Triptychon Das Jüngste Gericht), Jan van Eyck, dem Meister der Ursulalegende (Bildtafeln der Legende der Hl. Ursula), Hans Memling und seinem Schüler Gerard David (Das Urteil des Cambyses)
- Marktplatz (Grote Markt)
Brügge bietet ein komplett erhaltenes mittelalterliches Stadtbild. Die Zahl der Touristenbesuche steigt tendenziell.
Kultur und Kunst
Um Suchvorgänge und automatische Auswertung zu gewährleisten, ist in Artikeln ausschließlich die Bezeichnung
Nur Liste
zulässig.Theater und Konzertsäle
- Aquariustheater
- Biekorf
- Concertgebouw („Konzertgebäude“)
- De Dijk
- De Werf
- Het Entrepot
- Joseph Ryelandtzaal
- Magdalenazaal
- Sirkeltheater
- Studio Hall
- Stadsschouwburg
- Zwart Huis
Kinos
- Cinema Lumière
- Cinema Liberty
- Kinepolis Brügge
Festivals
|
|
Museen
Städtische Museen
- Schönen Künste vom 15. bis zum 21. Jahrhundert:
- Groeningemuseum
- Arentshaus
- Forum+ (Concertgebouw); Ausstellungen zeitgenössischer Werke
- Brüggemuseum (Sammelnamen folgende Museen):
- Archäologie
- Gentpoort
- Belfried
- Rathaus
- Brügger Freien
- Gruuthusemuseum
- Liebfrauenkirche
- Heimatmuseum
- Koelewei Mühle
- Sint-Janshuis Mühle
- Guido Gezelle Museum
- Hospitalmuseen:
- Alte Sankt-Jans-Spital (Hans Memling)
- Unserer Lieben Frau zur Potterie
Nichtstädtische Museen
- Beginenhaus (Beginenhof)
- Brauereimuseum
- Brügger Diamantmuseum
- Choco-Story (Schokoladenmuseum)
- Englisches Kloster
- Frietmuseum (Pommes-Frites-Museum)
- Heilig-Blut-Basilika
- Hof Bladelin
- Jerusalemskirche
- Lumina Domestica (Lampenmuseum)
- Museum-Gallery Xpo: Salvador Dalí
- Spitzenzentrum
- St.-Georgs-Schützengilde
- St.-Sebastian-Schützengilde
- St.-Salvator-Kathedrale
- St.-Trudo-Abtei (Umgebung)
- Sternwarte Beisbroek (Umgebung)
- Kloster Ter Doest (in Lissewege)
- Bogardenkapel (Ausstellungsraum)
- De Bond (Ausstellungsräume)
- Jan Garemijnzaal (Ausstellungsraum)
Verkehr, Wirtschaft und Bildung
Verkehr
- Brügge ist durch die Autobahnen A10/E 40 Brüssel-Ostende, A18/E 40 Brügge-Frankreich, A10/E 403 Brügge-Doornik und N49/E 34 Antwerpen-Brügge/Zeebrügge/Knokke-Heist erschlossen.
- Der Hauptbahnhof von Brügge liegt an den Eisenbahnlinien Brüssel-Ostende (Strecke 50A), Brügge-Kortrijk (Strecke 66) und Brügge-Blankenberge (Strecke 51); weitere Strecken führen nördlich nach Zeebrügge (Strecke 51A) und nordöstlich nach Knokke-Heist (Strecke 51B). Zwischen 1863 und 1959 gab es auch eine weitere Verbindung (Strecke 58) nach Eeklo. Rund um die Uhr gibt es unter anderem mehrere IC-Verbindungen in andere wichtige Städte Belgiens. Der Hauptbahnhof ist auch ein Stopp für den Thalys Paris-Brüssel-Ostende.
- Mit Gent, Ostende und Sluis ist es über den Kanäle Gent-Brügge, Brügge-Ostende und Brügge-Sluis verbunden, und mit Zeebrügge, an der Nordsee, über dem 12 km langen, für Seeschiffe befahrbaren Boudewijnkanal.
- Der nächstgelegene Flughafen ist der Internationale Flughafen Ostende-Brügge in Ostende, ungefähr 30 km vom Zentrum von Brügge.
- Der öffentliche Stadtverkehr in Brügge besteht aus einem umfangreichen Busnetz. Betreiber ist die Gesellschaft De Lijn.
Hafen
→ Hauptartikel: Hafen von Brügge-Zeebrügge
Der Hafen von Brügge-Zeebrügge gilt als einer der modernsten und wichtigsten in Europa. Seine Hauptvorteile sind seine geographische Lage an der Nordsee mit der Straße von Dover, die Nähe zu England und sein Zugang mit großen Wassertiefen.
Bildung
In Brügge befindet sich unter anderem das renommierte Europakolleg, ein unabhängiges postgraduales Hochschulinstitut für europäische Studien.
Sport
Fußball
Beide spielen im Jan-Breydel-Stadion (30.000 Sitzplätze). Jedoch plant der FC Brügge, ein neues Stadion mit 40.000 Sitzplätze zu bauen.
Fahrradrennen
In Brügge befindet sich der Startpunkt für die Flandern-Rundfahrt.
Varia
Fiktion
- Filme
- Brügge sehen… und sterben?, Regie Martin McDonagh, Irland, Vereinigtes Königreich, 2008
- Aspe (Fernsehprogramm)
- Literatur
- Georges Rodenbach: Das tote Brügge, Reclam, Dietzingen 1986, ISBN 3-15-005194-0
- Die Kriminalromanen von Pieter Aspe.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Pierre Basin, belgischer Sänger
- Arsène Becuwe, Komponist und Dirigent
- Arnold von Bruck, österreichischer Komponist belgischer Herkunft
- Peter Candid, flämischer Maler und Grafiker
- Eugène Charles Catalan, belgischer Mathematiker
- Hugo Claus, flämischer Schriftsteller
- Albert Van Coile, Fußballspieler
- Jean Cordier, Priester, Sänger, Botschafter der Medicis in Brügge
- Octave Delepierre, Schriftsteller
- Paul Devaux, belgischer Politiker
- Guido Gezelle, bedeutender flämischer Dichter des 19. Jahrhunderts
- Franciscus Gomarus, reformierter Theologe
- Eugène Goossens, Dirigent
- Henri Milne Edwards, französischer Naturforscher
- Joseph-Denis Odevaere, flämischer Maler
- Tony Parker, französischer Basketballspieler
- Philipp I. (Kastilien), erster spanischer König aus dem Hause Habsburg
- Simon Stevin, niederländisch-belgischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur
- James Vanlandschoot, belgischer Radrennfahrer
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Gilles Binchois, Komponist, Dichter und Kleriker
- Antoine Busnoys, französischer Komponist, Sänger, Dichter und Kleriker
- William Caxton, der erste englische Buchdrucker
- Petrus Christus, niederländischer Maler
- Gerard David, altniederländischer Maler
- Guy Duijck, belgischer Komponist, Professor und Dirigent
- Franky Van der Elst, Fußballspieler
- Jan van Eyck, berühmter Vertreter der altniederländischen Malerei
- Gilles Joye, Theologe, Dichter, Sänger und Komponist
- Hans Memling, deutscher Maler der niederländischen Schule
- Jacob Obrecht, flämischer Komponist und Sänger sowie Kleriker der Renaissance
- Werner Quintens (* 21. März 1937 in Ostende; † 10. Januar 2005), belgischer römisch-katholischer Priester
- Jacek Saryusz-Wolski (* 19. September 1948 in Lodz), 1997 bis 1999 Vizerektor des Europakollegs in Brügge
- Guy Thys, belgischer Fußballtrainer
- Johan Vandewalle Sprachgenie
- Hildebrand Veckinchusen, Kaufmann der Hansezeit
- Gaspar van Weerbeke, Komponist und Sänger
- Joseph H. H. Weiler (* 1951 in Johannesburg, Südafrika), Professor für Internationales Recht und Europarecht am Europakolleg in Brügge
Städtepartnerschaften
Siehe auch
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Maurits Gysseling: Toponymisch Woordenboek van België, Nederland, Luxemburg, Noord-Frankrijk en West-Duitsland (vóór 1226), 2 Bde., Brüssel 1960
- ↑ Encyclopædia Britannica 2004 Deluxe Edition CD