Rollenspiel (Spiel)
Dieser Artikel behandelt das Rollenspiel als Spiel. Für weitere Bedeutungen des Wortes „Rollenspiel“, siehe bitte Rollenspiel.
Unter einem Rollenspiel als Spiel versteht man ein Spiel, in welchem die Spieler in die Rolle von fiktiven Charakteren schlüpfen, die in einer meist fantastischen Welt Abenteuer erleben. Wichtigstes Hilfsmittel der Rollenspieler sind daher Fantasie und ein gutes Vorstellungsvermögen.
Es gibt sehr viele verschiedene Rollenspiele. Die hier genannten "typischen" Merkmale finden oft Ausnahmen.
Grundsätzlich lassen sich zwei Typen des Rollenspiels als Spiel unterscheiden:
Reglementierte Rollenspiele
Reglementierte Rollenspiele, in denen die Spieler festen Spielregeln, Spielplänen, Spielleitern oder Drehbüchern folgen und sich bestimmter Spielmittel bedienen. Dazu gehören im weitesten Sinne alle Spieltypen, die wiederholt nach festen Regeln gespielt werden. Im engeren Sinne fallen unter diese Definition die Fantasy-Rollenspiele, die meist eine fantastische Welt, aber auch unsere reale Welt zum Hintergrund haben können. Diese werden wiederum unterschieden in:
Papier-und-Bleistift-Rollenspiel
Papier-und-Bleistift-Rollenspiel bzw. Pen-and-Paper-Rollenspiel (kurz: P&P -Rollenspiel), auch als Tischrollenspiel oder englisch RolePlaying Game, kurz RPG, bekannt. Hierfür wird meist ein umfangreiches Regelwerk verwendet, welches mit einfacher Mathematik und mehrseitigen Würfeln arbeitet.
Entscheidungen, wie zum Beispiel der Ausgang eines Kampfes, werden durch Verrechnen verschiedener Parameter der Kontrahenten, wie z.B. Stärke oder Rüstungswert, und des Würfelergebnisses als Zufallselement herbei geführt.
Bei den reglementierten Rollenspielen gibt es oft ein umfassendes Talentsystem. Die Charaktere der Spieler besitzen Werte wie Stärke, Geschicklichkeit, Charisma oder Intelligenz und auf den Werten basierende Talente wie Reiten, Überreden, Schlösser knacken. Durch das bestehen von Abenteuern erhalten die Spieler dann Erfahrungspunkte, welche für Verbesserungen der Charakterwerte eingesetzt werden.
Bei den meisten P&P-Rollenspielen übernimmt ein Spieler die Rolle des Spielleiters. Er beschreibt den Spielern die Umgebung, beschreibt die Reaktion der Umwelt auf Aktionen der Spieler und schlüpft in die Rolle von Gegnern oder Freunden der Gruppe.
Das in Deutschland bekannteste und am weitesten verbreitete Rollenspiel heißt "Das schwarze Auge", kurz DSA. Das früheste und international bekannteste Rollenspiel dieser Art ist allerdings Dungeons & Dragons, das in den 70ern von Gary Gygax aus einem Tabletop-Spiel heraus entwickelt wurde. Sowohl D&D als auch DSA haben Fantasywelten als Hintergrund.
Eine andere bekannte Rollenspielwelt ist die sog. "World of Darkness" (kurz WoD), welche von White Wolf, in Deutschland Feder & Schwert, publiziert wird. Sie unterteilt sich in verschiedene Teilaspekte, welche eine Welt voller Phantasiegestalten wie Vampire, Werwölfe, Magie und ähnliches darstellt.
Weitere Systeme sind Shadowrun, das klassische Fantasyelemente auf orginelle Weise in eine Cyberpunkumgebung verpflanzt und Cthulhu, welches auf den Gruselgeschichten von H.P. Lovecraft beruht.
Es existieren auch abstraktere Systeme, die kein besonderes Genre anbieten, sondern lediglich ein Regelset darstellen, das auf verschiedene Hintergründe angewendet werden kann. Hierzu zählen GURPS und D20. Weitere Systeme (bei weitem nicht vollständig): Castle Falkenstein, Mechwarrior, Degenesis, Engel (Rollenspiel), In Nomine, Star Wars (Rollenspiel), Cyberpunk 2020, Shadowrun, Traveller, Midgard, Rune Quest.
Spielbücher
Spielbücher, die z.B. von Ian Livingstone und Steve Jackson als abgespeckte Version des Tischrollenspiels Dungeons and Dragons erdacht worden sind und als eine Art Ein-Spieler-P&P-Rollenspiel bezeichnet werden können. Dabei ist der Text in viele Abschnitte unterteilt. Am Ende eines Abschnittes trifft der Spieler/Leser Entscheidungen, die ihn jeweils an andere Folgeabschnitte verweisen und so verschiedene Handlungsstränge ermöglichen.
LARP
LARP steht für Live Action Role Playing, auch Large Area Role Playing, und bringt P&P-Rollenspiel und Improvisationstheater zusammen. Die Spieler treffen sich an einem festgelegten Termin, meist ihrer Rolle entsprechend kostümiert, in freier Natur oder bei speziell dafür zur Verfügung gestellten Orten und Kulissen, wie Burgen oder Gasthäusern, und erfinden aus dem Stegreif mit Requisiten und Fantasie immer neue Szenarien. LARP wird oft regelmäßig in großen Gruppen und Vereinen ausgeführt, und eine Geschichte meist über mehrere Zusammenkünfte weiterentwickelt, ohne strengen Richtlinien zu folgen (wie zum Beispiel das klassische Drama), was heißen soll: Jeder füllt das mit seinen spontanen Ideen aus, was sich gerade aus den Aktionen der Mitspieler ergeben hat. Es gibt speziell aus Latex gefertigte Waffen für das LARP mit denen gefahrlos auch Kämpfe dargestellt werden können.
Computer-Rollenspiel
Computer-Rollenspiele, die auch als CRPG (Computer Role Playing Game) bezeichnet werden. Als Basis können die Regelwerke der P&P-Rollenspiele (siehe oben) dienen, die aber entsprechend auf die Möglichkeiten (und Unmöglichkeiten) des Computers angepasst werden. Andere Spiele verwenden völlig eigene Regelsysteme. Die Nutzung des Internets bringt neue Ansätze, das P&P-Gefühl auf den Computer zu übertragen. Beliebte Varianten sind das Chatrollenspiel, das Forenrollenspiel (BBRs) oder das Rollenspiel via E-Mail (PBeM). Eine weitere Spielart des Computer-Rollenspiels sind MMORPG (Massive Multiplayer Online Roleplaying Game). Hier spielen tausende von Nutzern auf einem Server in einer virtuellen Welt mit (z.T. selbstregulierenden) Märkten und Rohstoffen.
In den Anfängen der Computer Rollenspiele wurde ein RPG als ein Spiel definiert, bei dem man einen Charakter (oder mehrere) durch Wertesteigerung aufbaute und möglichst unbegrenzte Handlungsfreiheit hatte. Ein Spiel das den Schwerpunkt auf feste Handlungsstränge legt gilt nach klassischer Definition als Adventure. Viele der aktuellen RPG Titel distanzieren sich jedoch mit ihren ausgedehnten, festen Storylines von diesen Grundfesten und würden nach klassischer Definition eher als Adventures mit RPG Elemente oder RPG/Adventure Hybriden bezeichnet werden. Die Entwicklung bei CRPGs geht in den letzten Jahren immer mehr weg vom klassischen Werte verteilen und ziellos durch die Welt streifen sondern immer mehr hin zu simplen Charakteraufbausystemen bei denen man wenig falsch machen kann, ausgedehnten Roleplaying Möglichkeiten (vor Allem in Bezug auf das optische Erscheinungsbild der Charaktere), Identifikation mit Fraktionen, umfangreiche Crafting/Wirtschafts System und vorbestimmte, dramaturgisch ausgearbeitete Handlungsbögen.
Frei assoziierte und spontane Rollenspiele
Frei assoziierte und spontane Rollenspiele, die die Spielteilnehmer während des Spielens mit Fantasie offen gestalten. Ein solches Spiel kann mit oder ohne Spielzeug gespielt werden und unterliegt offenen Vereinbarungen bzw. Szenarien. Mutter-Vater-Kind ist zum Beispiel ein Rollenspiel, das von vielen Kindern spontan und meist in ständig wechselnden Szenarien gespielt wird.
Weblinks
- Die Geschichte der Rollenspiele
- Die Spielkartei
- drosi.de - Deutscher Rollenspiel Index
- Was ist Rollenspiel? (div. Artikel, inkl. Zeitlinie)
- Deutscher Rollenspiele Preis (Umfrage)
- Projekt Odyssee: Plattform für unabhängige Rollenspiel-Autoren