Burschenschaft der Bubenreuther

farbentragende, fakultativ schlagende Studentenverbindung
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. November 2008 um 17:18 Uhr durch 217.89.77.90 (Diskussion) (Bekannte Bubenreuther). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Burschenschaft der Bubenreuther ist eine farbentragende, fakultativ schlagende Studentenverbindung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in der NeueDB. Sie ist eine der größten und ältesten Burschenschaften Deutschlands.

Datei:Vollwappen.Bubenruthia.jpg
Vollwappen der B! d. Bubenreuther

Couleur und Wahlspruch

 
Mütze der Bubenreuther
 
Zirkel

Die Burschenschaft der Bubenreuther trägt ein (Couleur) schwarz–rotes Band mit goldener Perkussion. Zum schwarz-roten Band tragen die Bubenreuther eine rote Mütze mit Eichenkranz (auch Kranzmütze genannt). Die Farben schwarz-rot-gold entsprechen den Farben der Urburschenschaft.

Der Wahlspruch der Burschenschaft der Bubenreuther „Gott – Freiheit – Ehre - Vaterland“ findet sich auch im Zirkel wieder. Außerdem haben das Sittlichkeitsprinzip und das Wissenschaftlichkeitsprinzip große Bedeutung. Das Sittlichkeitsprinzip umschreibt die menschliche Reife im Denken, Handeln und Umgang miteinander, während das Wissenschaftlichkeitsprinzip auf eine offene Grundhaltung gegenüber anderen Denkansätzen und ein akademisches Grundwissen abzielt.

Geschichte

Die Burschenschaft der Bubenreuther wurde am 1. Dezember 1817 in unmittelbarer Folge des Wartburgfests in Erlangen als „Allgemeine Erlanger Burschenschaft“ gegründet. Daneben führte sie den allgemein auch gebräuchlichen Namen ‚Arminia‘. Mit dem Attentat des Theologiestudenten Karl Ludwig Sand, Gründungsmitgied der Erlanger Burschenschaft, auf August von Kotzebue und den daraufhin von Metternich durchgesetzten Karlsbader Beschlüssen wurde das aufblühende Leben der Burschenschaft auch in Erlangen zunächst unterbrochen. Um den Repressalien der Demagogenverfolgung auszuweichen, trafen sich die Arminen in dem (damals noch) versteckt liegendem Dorf Bubenreuth, das schon bald namensgebend für die Burschenschaft und Ursprung der "Bubenreuther Eigenart" werden sollte.

Im dem damals unter den Burschenschaften ausgebrochenen Richtungsstreit zwischen den Arministen und Germanisten setzte sich unter dem Einfluss von Karl von Hase in Erlangen das arministische Prinzip durch. Das Hambacher Fest (1832) und der Frankfurter Wachensturm (1833) waren Vorwand für eine erneute "Demagogenverfolgung". Deshalb löste sich die Arminia am 9. Mai 1833 in Bubenreuth offiziell auf. Inoffziell wurde das Bundesleben jedoch unter dem Namen „Bubenruthia“ (abgeleitet aus "Bubenreuth") weitergeführt.

Zum 100-jährigen Jubiläum der Universität Erlangen im Jahr 1843 wurde der Burschenschaft erstmals wieder gestattet, öffentlich aufzutreten. Sie nahm unter einer neutralen Fahne am Festzug teil. In der Folgezeit war es besonders das Verdienst Hans von Raumers, dem Zusammenleben der früheren Mitglieder und der Aktiven wieder eine feste Form zu geben. Er war auch - neben sechs weiteren Bubenreuthern - Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche (1848).

In der zweiten Hälfte des 19. Jahhunderts bildeten sich innerhalb der deutschen Burschenschaften an den verschiedenen Deutschen Universitäten Kartelle. Auch die Bubenreuher gründeten mit der Arminia auf dem Burgkeller zu Jena 1860 das (nach der Farbe der Mützen genannte) ‚Rote Kartell‘, den Vorläufer des Roten Verbandes‘(RV). Dem RV gehören die Bubenreuther bis heute an. Dem 1881 gegründeten Dachverband aller Burschenschaften, der 1902 in „Deutsche Burschenschaft“ umbenannt wurde, standen die Bubenreuther stets reserviert gegenüber. Aufnahme und Austritt erfolgten in stetem Wechsel.


Während des Ersten Weltkrieges 1914 verblieben nur wenige Mitglieder in Erlangen und versuchten das Bundesleben weiterzuführen. Bei Kriegsende trauert die Bubenruthia um 104 tote Mitglieder, darunter auch der Dichter Walter Flex.

Inzwischen wieder Mitglied der „Deutschen Burschenschaft“(DB), weigerte sich der Sprecher der Bubenreuther 1934 die arischen Fragebögen an diese auszuliefern, was einen erneuten Ausschluss aus dem Dachverband nach sich zog. Nach der Durchsetzung des Arierparagraphen durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund, dem auch die DB 1935 beitrat, wurden die Erlanger Korporierten am 30. Januar 1936 im Redoutensaal vor die Wahl gestellt, das Band abzulegen oder den Saal zu verlassen. Die Bubenreuther entschieden sich für Letzteres. Am selben Abend noch beschlossen die Bubenreuther und acht weitere Erlanger Verbindungen ihre Auflösung. Inoffiziell führte man jedoch das Bundesleben weiter bis die Nationalsozialisten an allen Deutschen Universitäten die Umwandlung der studentischen Verbindungen in so genannte Kameradschaften erzwangen. Im Bubenreuther Haus etablierte sich eine ‚Kameradschaft Walter Flex‘, die wenigstens durch ihre Namensgebung noch einen Anklang an die Burschenschaft erlaubte. Die Mitglieder dieser Kameradschaft suchten zeitweilig auch Bubenreuth auf, um die Verbindung nach dort zu halten.

1941 wurde das Bubenreuther Haus zu Kriegszwecken beschlagnahmt und von der Wehrmacht als Lazarett genutzt. Im Zweiten Weltkrieg fallen 79 Bubenreuther.

Nach Kriegsende 1945 blieben zunächst zahlreiche Verbindungen von den Siegermächten verboten, darunter auch die Burschenschaft der Bubenreuther, deren Haus beschlagnahmt blieb und als Klinikum und Verwaltungsstelle genutzt wurde.

1946 entstand aus Studenten, darunter auch Söhne von Bubenreuthern, eine studentische Gemeinschaft, die den Namen ‚Sodalitas‘ annahm, sich jedoch zunehmend an den Grundsätzen und Prinzipien der Burschenschaft ausrichtet und Kontakt zum Philisterverein aufnimmt. Die Sodalitas nahm die Farben der Burschenschaft an, traf sich regelmäßig in Bubenreuth und nahm nach Anerkennung durch den Philisterverein 1950 offiziell wieder den Namen ‚Burschenschaft der Bubenreuther‘ an. 1957 konnte nach langen Verhandlungen auch die Rückgabe des Erlanger Hauses an die Bubenreuther erlangt werden.

Die aktive Burschenschaft, die nach ihrer Wiederentstehung auch das akademische Fechten wiedereingeführt hatte, ersetzte selbiges nach langen Diskussionen 1968 durch das Sportfechten. Infolgedessen kam es in den folgenden Jahren immer wieder zu Streitigkeiten mit der DB, die 1988 zum erneuten Ausschluss der Bubenreuther aus dem Dachverband führte.

1993 veröffentlichte die Burschenschaft ihr „Bubenreuther Manifest “, in welchem sich die Burschenschaft der Bubenreuther von jeglichem Radikalismus distanziert.

1996 kam es unter maßgeblicher Beteiligung der Bubenreuther zur Gründung der „Neuen Deutschen Burschenschaft“ (Neue DB), eines Dachverbandes, durch mehrere Burschenschaften, dem inzwischen 22 Burschenschaften angehören. Mit der Gründung der Neuen DB wurde das akademische Fechten bei den Bubenreuthern wieder eingeführt, allerdings bleibt es nach wie vor jedem Bubenreuther selbst überlassen, ob er eine Mensur stellen möchte.

Roter Verband und Neue Deutsche Burschenschaft

Der „Rote Verband“ (RV) ist ein Zusammenschluss arministisch geprägter Burschenschaften, der seinen Namen von deren roten Mützen bekommen hat. Die Burschenschaft der Bubenreuther gehört dem RV seit der Gründung 1897 an.

Anstoß zur Gründung der NeuenDB war für einige andere Burschenschaften die Streitfrage über das verpflichtende Schlagen scharfer Mensuren, die Aufnahme von Kriegsdienstverweigerern und die Mitgliedsschaftsvorausetzungen für eine Aufnahme in die DB. Nach ihrem Austritt gründeten sie zusammen mit den Bubenreuthern 1996 die NeueDB. Die Mitglieder der NeuenDB sind fakultativ schlagende Verbindungen, die die Tradition der Urburschenschaft von 1815 fortführen.

Bubenreutherhaus

Die Burschenschaft der Bubenreuther entschloss sich 1889 zum Bau des Hauses, um ihren aktiven Mitgliedern ein eigenes Heim zu bieten. Der Mittelpunkt des Hauses ist der prächtige Ballsaal mit überlebensgroßen Wandbildern aus dem Erlanger Studentenleben, die von Otto Bollhagen gemalt wurden und die größten Jugendstilgemälde Europas sind. 1933 wurde das Haus renoviert und erweitert. Im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmte die Wehrmacht das Haus und nutzte es als Lazarett, bis es schließlich 1957 an die Burschenschaft der Bubenreuther zurückgegeben wurde.

Mörsbergei

In Bubenreuth liegt die eigentliche Heimat der Burschenschaft der Bubenreuther, die Mörsbergei. Schon im 18. Jahrhundert war das Anwesen und der Gasthof ein beliebter Treffpunkt der Erlanger Studenten. In dem Gasthof finden die Kneipen der Burschenschaft statt, auf dem Anwesen wird die Bubenreuther Kirchweih ausgerichtet. Der Name „Mörsbergei“ leitet sich vom Namen der ursprünglichen Besitzer Jean Mörsberger ab. Dieser verkaufte das Anwesen 1914 an die Burschenschaft.

Bekannte Bubenreuther

Literatur

  • Heinrich Wiegandt, Geschichte der Erlanger Burschenschaft 1. Teil – Von der Gründung der Teutonia bis zur Auflösung der Arminia, Erlangen 1877
  • Heinrich Wiegandt, Geschichte der Erlanger Burschenschaft 2. Teil – Die Bubenreuther, Bremen 1883
  • Friedrich Reuther, Die Erlanger Burschenschaft 1816 bis 1833, Erlangen 1896
  • Ernst Höhne, Die Bubenreuther - Geschichte einer Burschenschaft, Erlangen 1936
  • Fritz Griessbach, Die Burschenschaft der Bubenreuther, Erlangen 1967