Güteraußenring/Umfahrungsstrecken | |
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Bemerkung: zwischen Schönefeld und Grünauer Kreuz |
Der Berliner Güteraußenring (GAR) war als Eisenbahn-Ringverbindung (Umgehungsbahn) rund um die Stadt Berlin konzipiert. Auf Grund der Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges konnte der zweite Vollring in und um Berlin nicht fertiggestellt werden. Es entstand lediglich eine überwiegend eingleisige Verbindung von Teltow nach Berlin-Karow im Süden und Osten von Berlin. Ein Teil der Strecke ging später in den heutigen Berliner Außenring (BAR) auf.
Verlauf
Seinen Ausgangspunkt nahm der Güteraußenring auf dem Güterbahnhof Teltow an der Anhalter Bahn (nach Westen hin gab es entlang der Stadtgrenze eine Güterbahn bis zum Teltowkanal in Stahnsdorf). Er führte vom Verschiebebahnhof Lichterfelde über Lichtenrade (dort Anschluss an die Dresdner Bahn), weiter über Großziethen, Schönefeld, von dort im wesentlichen entlang der heutigen Streckenführung der S-Bahn bis zum Grünauer Kreuz, dann ähnlich wie der heutigen Berliner Außenring über Eichgestell über Wuhlheide bis zum Biesdorfer Kreuz. Dort wird die Ostbahn unterquert und die Strecke weiter bis nach Berlin-Karow an der Stettiner Bahn geführt.
Die nach dem Krieg gebaute Umgehungstrecke führt von Berlin-Karow über Basdorf, unter Nutzung eines Abschnitts der Heidekrautbahn nach Wensickendorf, weiter über Schmachtenhagen nach Oranienburg. Dort bestand Übergang zur Umgehungsbahn, die nördlich und westlich um Berlin herumführte.
Geschichte
Streckengeschichte
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden diverse Projekte zur Umfahrung Berlins vor allem für den Güterverkehr zur Entlastung der Strecken in der Stadt geplant und teilweise verwirklicht. Es entstand die Umgehungsbahn zwischen Oranienburg, Nauen, Potsdam, Beelitz und Jüterbog. Anfang der 1920er Jahre wurde der Güterbahnhof Seddin eröffnet, von wo aus 1926 eine Verbindungsstrecke nach Großbeeren an der Anhalter Bahn gebaut wurde. Damalige Planungen sahen eine Verlauf des Güterringes von Genshagener Heide etwa auf der Trasse des heutigen BAR nach Wuhlheide vor. Tatsächlich wurde aber 1938 mit dem Bau einer weiter nördlich gelegenen Strecke von Teltow über Lichtenrade, Großziethen und Schönefeld begonnen.
Die Strecke wurde zunächst eingleisig als Provisorium (d. h. wegen der einfacheren Bauausführung mit teilweise engeren Kurven und größere Steigungen als geplant) gebaut. Am 16. Dezember wurde der Abschnitt Teltow–Friedrichsfelde Ost eröffnet, es folgte die Verlängerung weiter bis Karow. Bis 1944 wurde im Bereich Teltow/Lichtenrade/Großziethen die Strecke zweigleisig ausgebaut.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das zweite Gleis als Reparationsleistung demontiert, 1947 wurde auch der Abschnitt zwischen Biesenhorst und Karow abgebaut.
Mit der staatlichen Teilung Deutschlands entstand der Wunsch, West-Berlin zu umfahren. 1950 entstand eine Verbindung von Berlin-Karow nach Basdorf an der Heidekrautbahn und weiter von Wensickendorf zur Nordbahn nach Oranienburg. Sie hatte nichts mit der ursprünglichen Planung des Güteraußenrings zu tun (der sollte weiter südlich, teilweise über dann zu West-Berlin gehörendes Gebiet, verlaufen). Die Kilometrierung des bestehenden GAR wurde aber auf der neuen Strecke fortgesetzt. Das Teilstück Biesenhorst–Karow wurde wieder aufgebaut. Des Weiteren entstand 1951 eine Verbindung von Oranienburg nach Velten.
Bei der Errichtung des Berliner Außenringes wurden Teile des Güteraußenrings einbezogen, so etwa 1951 das Stück Wendenheide–Springpfuhl. Der Abschnitt des GAR zwischen Teltow und Schönefeld kam dafür nicht in Frage, da die Trasse mehrmals zwischen dem West-Berliner Stadtgebiet und dem Gebiet der DDR wechselte. Der Außenring entstand deswegen dort auf neuer Trasse, die GAR-Strecke zwischen Schönefeld und Grünauer Kreuz wurde stillgelegt. Dort entstand nach Mauerbau die S-Bahn nach Schönefeld, die am 6. Februar 1962 eingeweiht wurde. 1957 wurde der Abschnitt zwischen Springpfuhl und Karow stillgelegt und durch den dort weitgehend neu trassierten Berliner Außenring ersetzt.
Als Folge des Mauerbaus 1961 wurde die Strecke von Teltow nach Schönefeld fast vollständig demontiert, so dass heute kaum noch Reste davon zu entdecken sind. Nur die auf West-Berliner Gebiet befindlichen Abschnitte um die Dresdner Bahn in Lichtenrade dienten noch bis in die 1970er Jahre Anschlusszwecken für die dortige Industrie. Durch den Mauerbau wurde direkte Verbindung der Heidekrautbahn nach Berlin-Wilhelmsruh unterbrochen. Damit wurde der gesamte Verkehr Richtung Berlin fortan über die Umgebung Karow–Basdorf geführt.
Der Abschnitt zwischen Wensickendorf und der Nordbahn diente als Umleitungsstrecke sowie militärstrategischen Zwecken. In Schmachtenhagen entstand zu Testzwecken eine Umspuranlage auf die in der Sowjetunion übliche Breitspur. Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde dieser Abschnitt bedeutungslos und zum 20. Februar 1999 stillgelegt. Im Jahre 2000 wurde der Abschnitt Wensickendorf-Schmachtenhagen wieder reaktiviert und 2001 an die Niederbarnimer Eisenbahn übertragen, die bereits am 1. Juli 2000 auch die Strecke Berlin-Karow–Basdorf übernommen hatte.
Personenverkehr
1946/47 wurden Fernzüge der Anhalter und Dresdener Bahn über den Güteraußenring zwischen Teltow und Eichgestell geführt, wo sie auf die Schlesische Bahn übergingen. Mehrere Abschnitte der eigentlich für den Güterverkehr konzipierten Strecke hatten zeitweise auch fahrplanmäßigen Personenverkehr:
- Berlin-Grünau–Schönefeld–Großziethen–Lichtenrade
Am 26. Juli 1948 wurde ein Verkehr mit Triebwagen (etwa stündlich) von Grünau in Richtung Lichtenrade über Schönefeld und Großziethen eingeführt. Mit der Kappung des grenzüberschreitenden Verkehrs nach West-Berlin stellte man ihn am 21. März 1951 wieder ein. Ab 1952 fuhr man wieder bis Großziethen, allerdings nun über den neu gebauten Berliner Außenring, zunächst nach Schöneweide, ab 3. Oktober 1954 wieder bis Grünau. Am 31. Mai 1958 wurde der Verkehr eingestellt. Zwischen Grünauer Kreuz und Schönefeld fährt heute auf der GAR-Trasse die S-Bahn.
- Berlin-Grünau–Berlin-Kaulsdorf
Ebenfalls 26. Juli 1948 begann der Verkehr durch den Osten von Berlin von Grünau Richtung Kaulsdorf über Wuhlheide. Eine Reihe von Unterwegshalten wurde eingerichtet. Bereits im März 1949 wurde dieser Verkehr wieder eingestellt.
- Berlin-Karow–Basdorf
Mit dem Mauerbau 1961 wurde die Verbindung der Heidekrautbahn nach Berlin-Wilhelmsruh gekappt. Seitdem fahren die Züge von Basdorf über Schönerlinde nach Berlin-Karow (bis 1976 nach Berlin-Blankenburg).
- Wensickendorf–Nassenheide/Oranienburg
Der Abschnitt Wensickendorf-Nassenheide wurde gelegentlich für Umleitungsfahrten von Zügen aus Richtung Neustrelitz genutzt. In der Fahrplanperiode 1987/88 fuhren sogar planmäßig mehrere Schnellzüge über diese Strecke statt über Oranienburg. Im Sommer 2000 wurde der Abschnitt von Wensickendorf nach Schmachtenhagen reaktiviert. Seitdem werden am Wochenende einige Züge von Wensickendorf weiter zum Bauernmarkt in Schmachtenhagen verlängert.
Heutige Situation
eigentlicher Güteraußenring Teltow–Karow (eingleisige Hauptbahn 48,6 km):
- Teltow–Lichtenrade–Schönefeld–Eichgestell
- (abgebaut), Verbindung zur Anhalter Bahn, Verbindungskurve zur Dresdner Bahn, zwischen Schönefeld und Altglienicke bis zum Grünauer Kreuz verläuft heute die S-Bahn auf der Güteraußenringtrasse. Die Dämme der Verbindungskurve nach Grünau sind noch vorhanden.
- Eichgestell–Biesenhorst–Springpfuhl–Wartenberg–Karow
- teilweise identisch mit heutigem Außenring, teilweise S-Bahn-Verkehr
- Karow–Basdorf–Wensickendorf–Oranienburg
- Strecke gehört heute bis Schmachtenhagen der NEB
Spuren
Von den stillgelegten Strecken zwischen Teltow und Schönefeld sind kaum noch Reste zu erkennen. An der Waltersdorfer Chaussee stadtauswärts kurz vor dem Außenring befinden sich rechts noch die Brückenwiderlager der ehemaligen Überführung der Chaussee über den Güteraußenring. Ein paar hundert Meter weiter westlich erkennt man noch am gut erkennbaren ehemaligen Bahndamm einen betonierten Wasserdurchlass. Östlich des noch vorhandenen ehemaligen Bahnhofs Großziethen befindet sich heute eine Neubausiedlung, nur noch ein Straßennahme „Alter Bahndamm“ erinnert an die ehemalige Trasse. In Lichtenrade ist noch gut der Brückendamm der B 96, am Lichtenrader Damm, zu erkennen, der einst zur Brücke über den Güteraußenring führte. Die Brücke selbst ist nicht mehr vorhanden. In der Nähe des ehemaligen Haltepunktes Lichtenrade Ost (GAR) ist noch das ehemalige Stellwerk vorhanden.
An der Dresdner Bahn befinden sich Reste der westlichen Anschlussgleise, die bis in die 1980er Jahre noch dem Güteranschlussverkehr dienten - Motzener Straße. Bis ca. 2003 war hier der auf Berliner Gebiet gelegene Teil des Güteraußenrings gut erhalten, inzwischen aber abgebaut. Das Anschlussgleis von der Dresdner Bahn muss dem neuen Bahndamm für die Fernbahn (Schönefeld-Express) weichen. In östlicher Richtung von der Dresdner Bahn sind seit langem die Gleisanlagen von den Kleingärten der Bahn-Landwirtschaft in Lichtenrade besiedelt. Das Dorf Osdorf, dass das unglückliche Schicksal hatte, zu dicht an den Grenzanlagen zu liegen, wurde im Zuge des Mauerausbaus dem Erdboden gleich gemacht. Infolgedessen ist von dem einstigen Haltepunkt nichts mehr zu finden.
Die sehr zahlreichen Verschiebegleise am Stadtrand bei Lichterfelde Süd sind noch rechts und links neben der Anhalter Bahn unter dichtem Holz und Gestrüpp zu erkunden. Von dem grenznahen nördlichen Bereich des Teltower Güterbahnhofes ist nichts mehr zu erahnen; er ist jetzt dicht von Kleingartenanlagen besiedelt. Die heute stillgelegte einstige Teltower Industriebahn, die den westlichen Anschluss des Güteraußenrings zum Teltowkanal in Stahnsdorf stadtgrenznah herstellte, wurde nach dem Mauerbau weiter nach Süden verlegt und musste im Jahre 2005 der Wiedererrichtung der Anhalter Bahn endgültig weichen.
In Luftbildern und topographischen Karten kann man den ungefähren Verlauf des geplanten Güteraußenrings im Raum Stahnsdorf und Potsdam erahnen. Hier wurde der Bahndamm bereits aufgeschüttet, bzw. die Trasse freigehalten, jedoch noch keine Gleise verlegt.
Siehe auch
Literatur
- Bernd Kuhlmann: Der Berliner Außenring. Kenning, Nordhorn 1997. ISBN 3-927587-65-6
- Bernd Kuhlmann: Eisenbahn-Größenwahn in Berlin. Die Planungen 1933 bis 1945 und deren Realisierung. GVE, Berlin 1996. ISBN 3-89218-035-0
- Michael Braun: Zur Frühschicht nach Hennigsdorf - Vorgeschichte, Bau und Betrieb der ehemaligen Nebenbahn Velten - Oranienburg. in: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Berlin 1989,2, S.30-36. ISSN 0232-9042
Weblinks
- Flächennutzungsplan von 1950 mit gut zu erkennendem Verlauf des geplanten GAR vor allem im Süden der Stadt und des Umlands (PDF-Datei, 2,1 MB groß)
- Güteraußenring auf bahnstrecken.de (ÖPV Daten)
- Güteraußenring auf beefland.de (alle Bahnhöfe und Haltepunkte mit Eröffnungsdaten, Teltow–Karow)