Wolfgang Tiefensee (* 4. Januar 1955 in Gera) ist der amtierende Oberbürgermeister von Leipzig. Er ist seit 1976 verheiratet und hat 4 Kinder.
Herkunft und Schulzeit
Wolfgang Tiefensee wuchs in einer musikbegeisterten katholischen Familie als Sohn des Komponisten Siegfried Tiefensee (* 1922) auf und spielte frühzeitig ein Instrument. Als Schüler gewann er mit dem Cello den Bachpreis in Leipzig, doch hielt er sich für eine Musikerkarriere als nicht ausreichend begabt.
Auf Grund seiner christlichen Erziehung war er nicht Mitglied der Jungen Pioniere und der FDJ, nahm nicht an der Jugendweihe teil und verweigerte den Dienst an der Waffe in der NVA (Bausoldat), was seine Studienmöglichkeiten einschränkte.
Ausbildung und Beruf
Nach dem Abitur 1973 erwarb Wolfgang Tiefensee zunächst 1974 den Berufsabschluss als Facharbeiter für Nachrichtentechnik. Nach dem Wehrdienst ohne Waffe als Bausoldat 1976 studierte er an einer Ingenieurschule und wurde 1979 "Ingenieur für Industrielle Elektronik". Von 1979 bis 1986 arbeitete er als Entwicklungsingenieur in der Abteilung Forschung und Entwicklung des VEB Fernmeldewerk Leipzig. In dieser Zeit schloß er 1982 ein berufsbegleitendes Postgradualstudium als "Fachingenieur für Informatik im Bauwesen" ab.
1986 wechselte er an die Technische Hochschule Leipzig, Fachbereich Elektroenergieanlagen. Hier erwarb er nach einem weiteren berufsbegleitenden Studium den Abschluss als "Diplomingenieur für Elektrotechnik".
Politisches Leben
1989 engagierte sich Wolfgang Tiefensee erstmals politisch in der Bürgerbewegung "Demokratie jetzt", die er an dem Runden Tisch Leipzig vertrat. Vom Runden Tisch wurde er als hauptamtlicher Stadtrat (Dezernent) der Leipziger Stadtverwaltung berufen und war auch kurzzeitig parteiloser Stadtverordneter der Fraktion Bündnis 90 in der Leipziger Stadtverordnetenversammlung.
1990 wurde er zum Amtsleiter des Schulverwaltungsamtes der Stadt Leipzig gewählt. Ab 1992 war er in Leipzig Stadtrat (Beigeordneter) für Jugend, Schule und Bildung. 1994 wurde er dann Bürgermeister und Beigeordneter für Jugend, Schule und Sport. 1995 trat er in die SPD ein.
Am 26. April 1998 wurde Wolfgang Tiefensee (im zweiten Wahlgang) mit 48,4% aller gültigen Stimmen (Wahl mit einfacher Mehrheit) für 7 Jahre ab 1. Juli 1998 zum Oberbürgermeister von Leipzig gewählt. Als eine seiner größten Leistungen im Amt gilt die Gewinnung der Automobilbauer BMW und Porsche zur Ansiedlung in Leipzig, was ca. 10.000 Arbeitsplätze in der Region erbracht haben soll. Auch DHL, die Logistiktochter der Deutschen Post AG, entschloss sich Ende 2004 in Leipzig ihr Luftfrachtzentrum für Europa einzurichten. Mit dieser Ansiedlung werden noch einmal bis zu 10.000 Arbeitsplätze in Leipzig erwartet.
Nach der Bundestagswahl 2002 lehnte er das Angebot von Gerhard Schröder ab, ihn als Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen in die Bundesregierung zu berufen. Sein Ablehnungsgrund hieß offiziell, dass er mit Leipzig zu stark verbunden ist und dass er für die Olympiabewerbung 2012 Leipzigs berufen sei. Er ist seinem Ausspruch "Mein Platz ist in Leipzig" treu geblieben. Er ließ sich auch nicht als Spitzenkandidat der SPD zur sächsischen Landtagswahl 2004 aufstellen. Allerdings war er im Oktober 2004 Mitglied der SPD-Verhandlungsdelegation bei den Koalitionsverhandlungen zur Bildung der neuen sächsischen Landesregierung.
Im Jahre 2003 gehörte Wolfgang Tiefensee zur Hartz-Kommission, die das Hartz-Konzept für die Agenda 2010 ausarbeitete.
Er setzte sich als Oberbürgermeister intensiv für die Bewerbung Leipzigs für die Olympischen Spiele 2012 ein und war stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bewerbungsgesellschaft "Leipzig 2012 GmbH". Nach dem misslungenen Management der Leipziger Olympia-Bewerbung steht der auf sieben Jahre gewählte Chef der Leipziger Verwaltung unter Druck, weil er im Zusammenhang mit rechtswidrigen Provisionszahlungen die Unwahrheit gegenüber den Gesellschaftern der Olympia GmbH gesagt haben soll. Er soll auch versucht haben, seinen persönlichen Freund und Beigeordneten der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, vor Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu schützen.
In der Kritik steht der Leipziger Oberbürgermeister von Seiten der NPD-Fraktion des Sächsischen Landtages auch wegen seiner Rolle als Verwaltungsrat bei der Sachsen LB (Untreuevorwürfe gegenüber dem Landesbank-Management)und seiner Rolle als verantwortlicher Kommunalpolitiker für den abgewickelten Leipziger Betrieb für Beschäftigungsförderung. Bei kommunalen bfb ermittelt die Leipziger Staatsanwaltschaft seit Jahren wegen Subventionsbetruges durch den kommunalen Eigenbetrieb, der mit bis zu 8.000 Mitarbeitern (ABM & Sozialhilfeempfänger) einst der größte Betrieb in den neuen Bundesländern war.
Am 13. Januar 2005 wurde Tiefensee auf der Wahlgebietskonferenz der Leipziger SPD offiziell zur Oberbürgermeisterwahl 2005 nominiert. Tiefensee wird sich damit im Jahre 2005 erneut der Oberbürgermeisterwahl stellen. Im Wahlkampf wollen die Kandidaten Wolfgang Tiefensee, Barbara Höll, Robert Clemen und Ulrich Keßler keine Auftritte zusammen mit dem NPD-Kandidaten. Gemeinsam wollen alle Kandidaten deutlich machen, dass in Leipzig kein Platz für Nazis ist.
Bei der Oberbürgermeisterwahl am 10. April 2005 wurde Wolfgang Tiefensee im ersten Wahlgang mit 67,1 % im Amt bestätigt.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Tiefensee, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | amtierender Oberbürgermeister von Leipzig |
GEBURTSDATUM | 4. Januar 1955 |
GEBURTSORT | Gera |