Unter Säkularismus (Verweltlichung) versteht man die Trennung von Staat und Religion.
Dabei kommt es zur Abschaffung der Staatsreligion und einem erheblichen Machtverlust der religiösen Institutionen, vor allem der Kirchen.
In Europa begann die Säkularisierung mit der Aufklärung und erreichte in der Französischen Revolution und im Kommunismus mit der angestrebten völligen Abschaffung der Religion ihren Höhepunkt.
Im Vorfeld der Aufklärung entzogen sich viele Menschen der Monarchie "von Gottes Gnaden" durch Auswanderung in die Neue Welt. Die USA sind seit ihrer Konstitution 1776 ein säkularer Staat. Im Gegensatz zu der Verbreitung des Atheismus in Europa behielt hier die Religiosität einen hohen Stellenwert und führte zur Gründung einer Vielzahl reformierter Kirchengemeinden. Weitgehender Konsens bestand und besteht in der gesellschaftlichen Bedeutung des Christentums. Durch die Zersplitterung in einzelne christliche Konfessionen und die allgemein anerkannte Toleranz gegenüber dieser Entwicklung konnte sich jedoch keine monolithische kirchliche Institution mit politischer Macht herausbilden, wie sie bis dahin aus Europa bekannt war. Religiosität und Religionsfreiheit werden heute in den USA als gleichwertig betrachtet.
Durch nachfolgende Einwanderungswellen gelangten weitere Religionsgruppen aus der arabischen und ostasiatischen Welt in die USA, die sich durch die Tradition der religiösen Toleranz im neuen Umfeld etablieren konnten und selten vom weiterhin vorherrschenden Christentum assimiliert wurden. Einzige Ausnahmen sind die Naturreligionen der Indianer und Riten der afrikanischen Sklaven, die durch die Christianisierung zurückgedrängt wurden.
Heutzutage ist die Säkularisierung in der gesamten westlichen Welt weit fortgeschritten, aber die Abschaffung der Religion ist nirgends dauerhaft erfolgt. So gibt es etwa in Deutschland noch eine Kirchensteuer, während man in einigen Teilen Australiens schon Probleme haben kann, überhaupt eine Kirche zu finden.
In der westlichen Welt gilt der Säkularismus allgemein als erstrebenswert und notwendige Voraussetzung für eine demokratische Gesellschaftsform, da der Aufstieg bürgerlicher Machtstrukturen wesentlich in der Tradition der Aufklärung steht.
Eine Übertragung des Säkularismus nach europäischem Vorbild auf andere Kulturkreise, insbesondere die islamische Welt, wie häufig gefordert, ist problematisch, da wenige Religionen so hierarchisch organisiert sind, wie die römisch-katholische Kirche, die im mittelalterlichen Abendland die politische Landschaft beherrschte und letztlich durch diese Machtposition zunächst die Reformation und schließlich die Säkularisierung herausforderte. Die Unterstellung der eigenen Geschichtserfahrung führt in der westlichen Welt häufig zu einer verzerrten Sichtweise.
Der Islam postuliert in der Theorie eine dem Säkularismus zuwiderlaufende Untrennbarkeit von religiöser und politischer Herrschaft (siehe auch Kalifat), verfolgte in der Praxis jedoch ein relativ tolerantes Glaubenskonzept, das lange keine religiös motivierten Pogrome wie die europäische Judenverfolgung kannte. Angehörige anderer monotheistischer Religionen, zu denen später auch Buddhisten, Hindus und Zoroastrier gezählt wurden, hatten in islamischen Ländern den rechtlichen Status von Dhimmis, einer geschützten Minderheit, denen gewisse Beschränkungen (u.a. die Zahlung einer speziellen Steuer, Kleidungsvorschriften) auferlegt waren, die ansonsten jedoch religiöse Autonomie genossen und ihr eigenes Rechtssystem unterhielten.
Der Islam kennt keine dem Papst vergleichbare religiöse Instanz und entsprechend keine universelle Machtkonzentration. Die Auslegung der religiösen Gesetze war dem Kreis der Rechtsgelehrten vorbehalten. Erst in der Folge der Kolonialisierung und der daraus entstandenen Entfremdung entwickelte sich allmählich ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ein politischer Islam, der sich an den saudi-arabischen Wahhabismus anlehnte und versuchte, die Rückbesinnung auf eigene religiöse Traditionen für weltliche Herrschaftsstrukturen auszunutzen. Als erste bedeutende Gruppe dieser Entwicklung gilt die ägyptische Muslimbruderschaft. Der politische Islam ist - abgesehen von der Berufung auf religiöse Grundlagen - am eheseten mit dem abendländischen Nationalismus des 18. und 19. Jahrhunderts vergleichbar (Transfernationalismus). Bisher gab die Forderung westlicher Industrienationen nach einer Säkularisierung im Sinne einer Verwestlichung dieser Entwicklung eher Auftrieb.