Thomas Emmrich

Tennisspieler der DDR
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Thomas Emmrich (* 21. Juli 1953 in Berlin) war der mit Abstand bekannteste Tennisspieler der DDR.

Emmrich ist 48-facher DDR-Meister mit 17 Titeln im Einzel sowie 31 Titeln im Doppel und Mixed (1970-1988). Zählt man die Jugendmeistertitel sowie Mannschaftsmeistertitel hinzu, kommt er auf deutlich über 100 DDR-Meistertitel, wie einst in der DDR-TV-Sendung Außenseiter - Spitzenreiter nachgewiesen wurde.

Da der Tennisport in der DDR nicht besonders bedeutsam war, insbesondere nicht nach 1968/69, als er aus der leistungssportlichen Förderung herausgenommen wurde, durfte Emmrich nicht in das „kapitalistische Ausland“ reisen und dort an Turnieren teilnehmen. Nachdem ein Turnier in Sofia wohl wegen des Sponsors Volvo zum ATP-Turnier aufgewertet wurde, konnte Emmrich nach erfolgreich überstandener Qualifikation jedoch einmal in seinem Leben an einem Profiturnier teilnehmen. Er erreichte die 2. Runde, und wurde aufgrund der somit erspielten Weltranglistenpunkte vorübergehend auf Platz 555 der Tennis-Weltrangliste geführt. Die Doppelausscheidung konnte er gemeinsam mit einem tschechischen Partner sogar gewinnen. Insgesamt erspielte Emmrich bei diesem Turnier umgerechnet etwa 2.000 € Preisgeld, die er als Amateur jedoch nicht annehmen durfte, worauf ein mitgereister DDR-Funktionär streng achtete. Emmrichs Vorschlag, das Geld dem DDR-Tennisverband zugute kommen zu lassen, wurde keine Beachtung geschenkt, so dass das Preisgeld verfiel.

Bei der Universiade (Studenten-Weltmeisterschaften) wurde Emmrich Zweiter im Doppel 1977, Vierter im Einzel 1973 und 1981; jeweils mindestens einmal internationaler Meister aller europäischen sozialistischen Länder mit Ausnahme der ČSSR. Emmrich konnte unter anderem im Endspiel des Hallenturniers von Sofia 1975 Leo Palin (Finnland) bezwingen, der zuvor einen Wimbledon-Finalisten von 1973, Alexander Metreweli aus der UdSSR, besiegt hatte. Ebenfalls im Laufe seiner Karriere gewinnen konnte Emmrich gegen Tomas Smid und in einer von zwei Begegnungen gegen die spätere Nr. 1 der Tennisweltrangliste Ivan Lendl, der bei dieser Begegnung allerdings noch recht jung war.

Seit dem 17. Lebensjahr war Emmrich die Nr. 1 der Rangliste der DDR, in der er im Einzel 16 Jahre lang ungeschlagen blieb. An Auszeichnungen erhielt Emmrich in der DDR den Titel Meister des Sports und die Artur-Becker-Medaille der FDJ in Silber. Trotz mehrfacher Aufforderungen trat Emmrich bis zur Wende (DDR) niemals der SED bei.

Bei den Jungsenioren (35 bis 45 Jahre) wurde Emmrich Europameister in den Jahren 1995 und 96 im Doppel, Vizeeuropameister im Einzel 1996 sowie deutscher Meister im Einzel und Doppel 1991 und 1992. Von 1998 bis 2003 wurde Emmrich fünfmal deutscher Seniorenmeister in der Altersklasse (AK) 50+. Im Jahr 2003 war Emmrich im deutschen Team, das Weltmeister der Mannschaften in der AK 50+ wurde. Im selben Jahr Jahr wurde er Vizeweltmeister im Doppel der AK 50+ (2003). Im Jahr 2006 wurde Emmrich sowohl Deutscher Meister als auch Europameister in der Altersgruppe 50 +.

Emmrichs kürzeste Partie dauerte nur 18 Minuten - beim 6:0, 6:0 im Finale einer DDR-Pioniermeisterschaft Anfang der 60er Jahre in Blankenburg. Seine längste Partie dauerte 4:45 Std. - 1970 in Kiew beim 6:4, 2:6, 5:7, 10:8, 6:4 gegen Koljaskin (UdSSR) im Turnierfinale der Nachwuchsspitze sozialistischer Länder.

Im Jahr 1990 heirate Emmrich seine in der Tennis-Regionalliga spielende Ehefrau Monika, mit der er damals schon über zehn Jahre zusammenlebte. Das Paar hat zwei Kinder, den 1984 geborenen Tennisprofi Martin Emmrich sowie die vier Jahre ältere Manuela.

Heute leitet Emmrich eine Tennisakademie in Magdeburg. Außerdem vertreibt er Tennisschläger.

Literatur

Streppelhoff, R.: "Vom Gefangenen zum Lehrmeister", in: Olympisches Feuer (2008)4-5, S. 82-85