Johann Nepomuk Hummel (* 14. November 1778 in Preßburg (heute Bratislava), Ungarisches Königreich; † 17. Oktober 1837 in Weimar) war ein österreichischer Komponist und Pianist.

Leben
Johann Nepomuk Hummels Vater, Johannes Hummel, war zunächst Musikmeister am Militärstift in Wartberg, ab 1786 Kapellmeister an Emanuel Schikaneders Theater auf der Wieden. Auf diese Weise lernte Wolfgang Amadeus Mozart den achtjährigen begabten Jungen kennen und unterrichtete ihn zwei Jahre lang. 1788 bis 1793 unternahm Johann Nepomuk in Begleitung seines Vaters Konzertreisen bis nach Dänemark und England.[1] Nach Wien zurückgekehrt, nahm er Unterricht bei Johann Georg Albrechtsberger und Antonio Salieri.
1804 wurde Hummel auf Joseph Haydns Empfehlung hin dessen Nachfolger als Hofkapellmeister beim Fürsten Esterházy; dort arbeitete er sieben Jahre lang, bis er aufgrund von Unstimmigkeiten entlassen wurde. Es folgte eine Tournee durch Russland und Westeuropa.[2] 1813 heiratete er die Opernsängerin Elisabeth Röckel; Salieri war einer seiner Trauzeugen. 1816 bis 1818 war er Hofkapellmeister in Stuttgart, ab 1819 Hofkapellmeister in Weimar und Musiklehrer der 1811 geborenen Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach. In Weimar wurde im Jahre 1821 sein Sohn Carl Maria Nicolaus Hummel geboren.
Große Verdienste erwarb er sich, indem er sich maßgeblich für einheitliche Copyright-Gesetze innerhalb der Staaten des deutschen Bundes einsetzte.[3] Gegen Lebensende verblasste sein Ruhm; dennoch starb er als einer der ersten reichen Komponisten der Musikgeschichte. Nach Hummels Tod ermöglichte Franz Liszt die Errichtung eines Hummel-Denkmals in Bratislava, indem er eine Reihe von Benefizkonzerten gab.
Der Komponist
Hummel veröffentlichte unter anderem sechs Konzerte für Klavier und Orchester, acht Klaviersonaten, darunter zwei zu vier Händen, zahlreiche weitere Kompositionen für Klavier solo sowie Kammermusik, außerdem komponierte er eine Reihe von Opern und Singspielen, Kantaten und Messen. Lediglich Sinfonien fehlen in seinem Werkverzeichnis; wahrscheinlich wollte er sich auf diesem Gebiet nicht mit Ludwig van Beethoven vergleichen.[4]
Unter Hummels Werken für Klavier solo übten besonders die Fantasie Es-Dur Op. 18 und die Sonate fis-Moll Op. 81 großen Einfluss auf die Zeitgenossen aus, zum Beispiel auf Franz Schubert und Felix Mendelssohn Bartholdy; Hummels Einfluss ist auch in den frühen Werken Frédéric Chopins und Robert Schumanns deutlich erkennbar. Unter seinen kammermusikalischen Werken ist das Septett d-Moll für Klavier, Flöte, Oboe, Horn, Bratsche, Violoncello und Kontrabass Op. 74 bemerkenswert, ebenso das Quintett es-Moll für Klavier, Geige, Bratsche, Violoncello und Kontrabass Op. 87, das mit seiner ungewöhnlichen Besetzung Pate für Schuberts Forellenquintett stand.
Von unverminderter Bedeutung ist das Konzert Es-Dur (eigentlich E-Dur) für Trompete und Orchester, dessen erster Satz heute ein Standard-Pflichtstück für Aufnahmeprüfungen und Orchestervorspiele ist.
Hummels Musik repräsentiert den Übergang von der klassischen zur romantischen Ära.[5] Dies lässt sich gut an Hummels Kompositionen für Flöte verfolgen: Die frühen Werke ähneln denen seines Lehrers Mozart, die mittleren sind frühromantisch. Das Spätwerk ist hochromantisch in virtuoser Prägung.
Der Pianist und Klavierlehrer
Hummel galt als bedeutendster Pianist seiner Zeit und in dieser Eigenschaft neben Joseph Wölfl als schärfster Konkurrent Beethovens, dem er in krisenanfälliger Freundschaft verbunden war.[6] Wie Beethoven war Hummel ein großer Improvisator; nach Beethovens Tod und dessen eigenem Wunsch entsprechend improvisierte er im Rahmen der Trauerfeier über Themen des Verstorbenen.[7]
Gegen Ende seiner Karriere wirkte sein Klavierspiel etwas altmodisch; er bevorzugte weiterhin die leichtgängigen und hell klingenden Wiener Hammerflügel, wogegen sich im Konzertleben die dynamischeren englischen und französischen Instrumente durchgesetzt hatten.[8] Während des Spiels saß er sehr ruhig, auch beim Bewältigen höchster spieltechnischer Schwierigkeiten; sein Ideal war der „richtige und schöne Vortrag“[9].
Er war ein gesuchter Klavierlehrer und bildete viele namhafte Musiker aus, darunter Ferdinand Hiller, Adolf Henselt, Sigismund Thalberg und für kurze Zeit Mendelssohn.[10] Auch Liszt, Schüler Carl Czernys, wollte ursprünglich bei Hummel Unterricht nehmen, allerdings war dessen Honorarforderung zu hoch.[11] Czerny selbst, obgleich Beethovenschüler, schätzte Hummels Spiel und Rat.
1828 publizierte Hummel seine dreibändige Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum Piano-Forte-Spiel, die anhand zahlloser Notenbeispiele eine „gründliche“[12] Übepraxis illustriert.
Mitgliedschaften
1820 wurde Hummel in der Weimarer Loge Amalia als Freimaurer initiiert, der auch Johann Wolfgang von Goethe angehörte.[13] Hummel war Mitglied des Institut de France, der Société des Enfants d’Apollon, der Ehrenlegion, der Genfer Société de Musique, der niederländischen Gesellschaft für den musikalischen Fortschritt, der Wiener Gesellschaft der Musikfreunde, der Londoner Philharmonic Society, des Weimarer Hausordens vom Weißen Falken und, im Unterschied zum protestantischen Weimarer Hof, der katholischen Kirche.[14]
Literatur
- Karl Benyovszky: J. N. Hummel: der Mensch und Künstler. Eos, Bratislava 1934.
- Harold C. Schonberg: Die großen Pianisten. Scherz, Bern/München/Wien 1965.
- Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk.
Weblinks
- Commons: Johann Nepomuk Hummel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Vorlage:PND
- http://www.hummel-gesellschaft-weimar.de/
- Noten und Audiodateien von Johann Nepomuk Hummel im International Music Score Library Project
- Hummel, Johann Nepomuk, in Constant von Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, 9. Band, Wien 1863.
Einzelnachweise
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 1.
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 2.
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 5.
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 7 und Werkliste.
- ↑ Harold C. Schonberg: Die großen Pianisten. Scherz, Bern/München/Wien 1965. S. 108/109.
- ↑ Harold C. Schonberg: Die großen Pianisten. Scherz, Bern/München/Wien 1965. S. 67 und 105.
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 4.
- ↑ Uli Molsen: Die Geschichte des Klavierspiels in historischen Zitaten. Molsen, Balingen/Endingen 1982, ISBN 3-9800685-0-1. S. 66.
- ↑ Zitat – Johann Nepomuk Hummel: Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum Piano-Forte-Spiel. Reprint. Zimmermann, Straubenhardt 1989. S. 426.
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 6.
- ↑ Reinhard Haschen: Franz Liszt oder Die Überwindung der Romantik durch das Experiment. Henschelverlag, Berlin 1989, ISBN 3-362-00358-3. S. 20.
- ↑ Zitat – Johann Nepomuk Hummel: Ausführliche theoretisch-practische Anweisung zum Piano-Forte-Spiel. Reprint. Zimmermann, Straubenhardt 1989. S. IX.
- ↑ Eugen Lennhoff, Oskar Posner, Dieter A. Binder: Internationales Freimaurerlexikon. 5., überarbeitete und erweiterte Neuauflage. Herbig, München 2006, ISBN 978-3-7766-2478-6. Lemma Frankreich
- ↑ Stanley Sadie (Hrsg.): The New Grove Dictionary of Music and Musicians. Macmillan, London 1980. Lemma Hummel, Johann Nepomuk, Abschnitt 3 und 5.
Personendaten | |
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NAME | Hummel, Johann Nepomuk |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Komponist und Pianist |
GEBURTSDATUM | 14. November 1778 |
GEBURTSORT | Pressburg (Bratislava, Slowakei) |
STERBEDATUM | 17. Oktober 1837 |
STERBEORT | Weimar |