Verwandtschaftssystem

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Verwandtschaftssysteme werden in der Anthropologie auf verschiedene Weise beurteilt und eingeteilt:

  1. Verwandtschaftssysteme nach der Terminologie: Sie werden z. B. danach unterschieden, ob man für den Sohn des Bruders des Vaters dieselbe Bezeichnung gebraucht (bei uns "Cousin") wie beim Sohn der Schwester der Mutter, oder nicht.
  2. Verwandtschaftssystem nach der Abstammung, der so genannten Deszendenz: Diese Art, Verwandschaft zu beurteilen, wurde vor allem von der britischen Sozialanthropologie entwickelt. Hier unterscheidet man zwei grundlegende Formen:
    1. Unilineare Abstammungsformen (nach nur einer Abstammungslinie): Sie können a)patrilinear sein, dann wird die Abstammungslinie nach der männlichen Linie (den männlichen Ahnen, etc.) gerechnet oder b) matrilinear sein, dann zählt die weibliche Linie)
    2. Bilaterale Abstammungsformen (nach beiden Linien): Sie können a)kognatisch sein, d. h. gleichzeitig zur Abstammungsgruppe des Vaters als auch der Muttergruppe zugerechnet werden wie in Europa, oder b) ambilinear sein. In diesem Fall wird auch nach beiden Abstammungslinien gerechnet, aber differenziert für bestimmte Zwecke mal nach der einen, mal nach der anderen. Zum Beispiel wird in großen Teilen des europäischen Judentums die Zugehörigkeit zum Judentum über die Mutterlinie vermittelt, die Zugehörigkeit zur Einzelfamilie aber über die Vaterlinie.
  3. Verwandtschaftssystem nach Heiratsallianzen: Diese Art Verwandtschaft zu definieren und einzuteilen wurde erstmals von dem französischen Strukturalisten Claude Levi-Strauss entwickelt.