Vierter Kreuzzug

Kreuzzug gegen Konstantinopel (1202-1204)
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Der Vierte Kreuzzug (1202-1204) hatte ursprünglich das Ziel der Eroberung Ägyptens, des Herzens des Ayyubidenreiches, gipfelte dann aber in der Eroberung und Zerstörung Konstantinopels.

Geschichte

Datei:4.Kreuzzug.JPG
Nach dem 4. Kreuzzug

Papst Innozenz III. hatte im August 1198 zu einem neuen Kreuzzug aufgerufen. Die europäischen Herrscher zeigten sich wenig interessiert, aber dennoch fanden sich 10.000 Kreuzfahrer im Jahr 1202 in der Republik Venedig ein, das sich bereit erklärt hatte, die Krieger mit Schiffen zu transportieren. Die Geschicke waren dadurch in die Hände des venezianischen Dogen Enrico Dandolo gelegt. Da die Kreuzfahrer nicht in der Lage waren, den vereinbarten Preis zu zahlen, nannten die Venezianer als Vorbedingung einen Angriff auf die katholische Stadt Zara (heute Zadar) in Dalmatien, die Venedig vorher an die Ungarn verloren hatte. Trotz päpstlichen Verbots stimmte die Mehrzahl der Kreuzritter zu und nahm die Stadt nach kurzer Belagerung ein. Als den Papst die Nachricht erreichte, exkommunizierte er das komplette Kreuzfahrerheer.

Das Kreuzfahrerheer verbrachte den Winter 1202/03 in Korfu und bereitete sich auf die Überfahrt nach Ägypten vor. Derweil war aber der byzantinische Kaiser Isaak II. gestürzt worden. Sein Sohn Alexios (später Alexios IV.) nahm Kontakt mit Venedig auf und bat um Hilfe bei der Rückeroberung des Throns von Alexios III., der dort die Macht übernommen hatte. Den Venezianern gefiel die Idee, Konstantinopel anzugreifen, waren doch viele ihrer Händler 1182 mit Gewalt aus der Stadt vertrieben worden. So bediente sich Venedig erneut des Kreuzfahrerheers und verwendete es für seine Zwecke. Die Einwohner Konstantinopels waren orthodoxe Christen, und die Venezianer erinnerten an die Gegensätze zwischen Katholiken und Orthodoxen sowie an die Weigerung der Orthodoxen, sich den vorherigen Kreuzzügen anzuschließen. Darüber hinaus unterhielt Venedig gute Handelsbeziehungen mit Ägypten, so dass die Republik an einem Angriff auf das islamische Reich nicht interessiert war. 1203 griffen die Kreuzfahrer Konstantinopel an. Alexios III. floh unerwartet, ohne Widerstand zu leisten, und Isaak II. kehrte auf den Thron zurück, um gemeinsam mit seinem Sohn Alexios IV. zu herrschen.

Die Kreuzfahrer blieben in der Stadt. Sie warteten auf eine Belohnung durch den neuen Kaiser, die sie aber nie bekamen. Inzwischen kam es zu immer größeren Spannungen zwischen Kreuzfahrern und Einheimischen. Als die Kreuzfahrer in der Stadt eine Moschee entdeckten, setzten sie diese in Brand, was zur Zerstörung eines ganzen Stadtviertels führte. Die Unbeliebtheit des Kaisergespanns wuchs, und Alexios IV. wurde bald durch einen Widersacher ermordet. Isaak II. starb kurz darauf unter ungeklärten Umständen. Der neue Kaiser nannte sich Alexios V. und wies die Kreuzfahrer aus der Stadt.

Das Heer der Kreuzfahrer bereitete daraufhin einen weiteren Angriff auf Konstantinopel vor. Ein Brief des Papstes, der wiederum ein Verbot eines solchen Angriffs aussprach, wurde von den venezianischen Oberen abgefangen. Am 13. April 1204 erfolgte die Eroberung der Stadt. Alexios V. versuchte zu fliehen, doch wurde er gefangen genommen, geblendet und anschließend von einer Säule zu Tode gestürzt. Die Stadt wurde von den Kreuzfahrern vollständig geplündert, viele der Einwohner misshandelt, vergewaltigt oder getötet. Die Kreuzfahrer erklärten nach diesem Sieg das Byzantinische Reich für beendet. Sie gründeten das Lateinische Kaiserreich, schafften es aber nicht, einen der ihren auf dem Thron zu etablieren und mussten letztlich einen von Venedig ernannten Herrscher anerkennen. Griechenland wurde unter den Kreuzfahrern aufgeteilt. Die geplünderten Reichtümer gelangten fast sämtlich nach Venedig. Das Byzantinische Reich lebte in den drei von Flüchtlingen gegründeten Nachfolgestaaten Nicäa, Epirus und Trapezunt weiter, von wo aus Konstantinopel 1261 durch Michael VIII. Palaiologus (1261-1282) zurückerobert wurde.

Folgen des 4. Kreuzzuges

Durch die Gräueltaten bei der Plünderung Konstantinopels blieb das Verhältnis der orthodoxen Völker zu Westeuropa teilweise bis in die heutige Zeit gestört. Dies gilt insbesondere für Russland, das sich nach dem 4. Kreuzzug und durch die im 13. Jahrhundert ebenfalls erfolgte mongolische Eroberung von Europa abwandte.

Literatur

  • Kenneth M. Setton (Hrsg.): A History of the Crusades, Bd. 2, Madison 1969.

Siehe auch: Erster Kreuzzug, Zweiter Kreuzzug, Dritter Kreuzzug, Fünfter Kreuzzug, Sechster Kreuzzug, Siebter Kreuzzug, Kinderkreuzzug, Papst, Liste von Kriegen, Liste von Schlachten