Dresdner Haide-Bahn

ehemaliges Oberleitungsbus-Unternehmen
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Die Dresdner Haide-Bahn war ein Oberleitungsbus-Betrieb, damals noch Gleislose Bahn genannt, zwischen dem nördlichen Stadtrand von Dresden und dem heutigen Dresdener Stadtteil Klotzsche. Sie wurde durch den Dresdener Unternehmer Carl Stoll erbaut und als erste Linie nach dem von ihm entwickelten System Stoll betrieben. Nach der Bielatalbahn war die Haide-Bahn der zweite Obus-Betrieb Sachsens.

Dresdner Haide-Bahn
Streckenlänge:5,2 km
Stromsystem:550 Volt =
Maximale Neigung: 80 
Streckengeschwindigkeit:25 km/h
0,0 Dresden Arsenal
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
?
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Königsbrücker Landstraße
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
?
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Schänkhübel
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
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U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
Königswald
U-Bahn-Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
?
5,2 Klotzsche Deutsche Eiche
Für den Wintereinsatz vorbereitetes Fahrzeug mit Kufen und Eisreifen
Wagen 3 in der Königsbrücker Straße beim Schänkhübel
Das Patent von Carl Stoll

Geschichte

Die Linie führte von der damaligen Stadtgrenze von Dresden am Straßenbahndepot Arsenal durch die Dresdener Heide und durch Klotzsche bis zum Gasthof Deutsche Eiche, dort war seinerzeit der Ortsrand. In der auf zehn Jahre ausgelegten Konzession wurde eine eventuelle spätere Nutzung der Anlagen durch die Straßenbahn festgelegt[1].

Die Oberleitungen für die 5,2 Kilometer lange Strecke wurden im Jahr 1902 gebaut. Sie führten anfangs nur bis auf rund 100 m an das Depot in Dresden heran. Erst nach Eröffnung der Bahn wurden diese letzten innerhalb der damaligen Stadtgrenze gelegenen Meter genehmigt. Die Bahn wurde am 20. März 1903 abgenommen, die erste Fahrt startete am 23. März um 15:00 Uhr. Sie diente der Präsentation der Bahn und so fuhren nur geladene Gäste und die Presse mit. Um die Leistungsfähigkeit der Bahn zu demonstrieren, wurde ein Beiwagen mit Blaskapelle angehängt. Die erste Fahrt für die Öffentlichkeit folgte am nächsten Tag. Anfangs fuhren drei Wagen im 20-Minuten-Takt. Als dies an den Wochenenden nicht mehr ausreichte, wurden drei weitere Wagen hergestellt und die Strecke im 10-Minuten-Takt befahren.

Fahrzeuge

Die Fahrzeuge waren als Sattelschlepper konstruiert: Das vierrädrige Zugfahrzeug mit dem Fahrersitz und der elektrischen Ausrüstung hatte eine lenkbare Vorderachse und eine von zwei Motoren von je 15 PS angetriebene starre Hinterachse. Der Wagenkasten für die Passagiere lag mit seinem vorderen Teil drehbar auf dem Zugwagen auf und hatte hinten eine feste Achse mit großen Laufrädern. Im Winter konnten auf die Triebräder sogenannte Eisreifen aufgezogen und die Achse des Wagenkastens durch Kufen ersetzt werden. An eine Kupplung der Triebwagen konnte ein Beiwagen angehängt werden. Dieser war nur in der Hauptverkehrszeit für den Personenverkehr bestimmt, ansonsten sollte er der Beförderung von Gütern dienen.

Die elektrische Versorgung der Fahrzeuge mit der Betriebsspannung von 550 Volt erfolgte über eine zweipolige Oberleitung, auf der ein vierrädriger Kontaktwagen von den Fahrzeugen entlanggezogen wurde. Da es nur eine Oberleitungstrasse gab, mussten sich begegnende Fahrzeuge anhalten und die Stromabnehmer durch Umstecken der Kabel austauschen.

Als im Betrieb problematisch erwies sich vor allem die Stromabnahme mit dem Kontaktwagen, der häufig herabfiel, so dass die technische Aufsichtsbehörde den Betrieb zeitweise untersagte.[2] Trotz konstruktiver Verbesserungen blieb die Stromabnahme mit dem Kontaktwagen der Schwachpunkt der Bahn. Dieses Verfahren hatte sich bereits bei einer Versuchsstrecke der Siemens AG für den elektrischen Straßenbahnbetrieb zwischen Berlin-Westend und Spandau nicht bewährt und war dort bald durch eine Schlitzrohrfahrleitung ersetzt worden.

Einstellung

 
Konstrukteur Carl Stoll (1846-1907)

Am 19. März 1904 stellte die Bahn den Betrieb ein, nachdem am 29. Dezember 1903 der Hauptpartner von Stoll, die AEG, ihren Vertrag gelöst hatte. Da die Russische Regierung ihre Pläne für den Bau einer solchen Bahn in Sankt Petersburg nach dem verlorenen Krieg gegen Japan fallen gelassen hatte, geriet das Unternehmen in finanzielle Bedrängnis. Ein letzter Versuch von Stoll, die Bahn vor dem Ruin zu bewahren, schlug im Mai 1904 fehl. Die Bahn wurde am 16. Juli 1904 versteigert, am 18. Juli nahm eine Pferdebuslinie dort ihren Betrieb auf.

Literatur

  • Elektrischer Omnibusbetrieb bei Dresden. In: Elektrotechnische Zeitschrift, 24. Jahrgang, Heft 34 (20. August 1903), S. 668-670.

Anmerkungen und Quellen

  1. Die 1911 gebaute Straßenbahn hat davon keinen Gebrauch gemacht und ihre Oberleitungstrasse auf der anderen Straßenseite angelegt
  2. Zuschrift von Max Schiemann an die Elektrotechnische Zeitschrift, veröffentlicht in Heft 36 (3. September 1903), S. 735.