Wiener Opernball

Der Wiener Opernball ist jedes Jahr der gesellschaftliche Höhepunkt im Wiener Fasching. Der Ball findet immer in der Wiener Staatsoper statt.
Bedeutung
Der Opernball ist mit seinen bis zu 12 000 Besuchern der größte Treffpunkt Österreichs für Kulturschaffende, Unternehmer und Politiker aus dem In- und Ausland.
Die Ballbesucher und der Werbeeffekt für den österreichischen Tourismus haben sich auch zu einem Wirtschaftsfaktor in Wien entwickelt. Rund 4700 Besucher kommen jedes Jahr zum Ball nach Wien, wovon etwa die Hälfte der Ballbesucher extra aus dem Ausland kommt. 180 Paare aus dem In- und Ausland eröffnen den Ball.
Geschichte

Die Tradition des Opernballes führt zurück in die Zeit von 1814/15 – der Zeit des Wiener Kongresses. An dieses politische Ereignis anschließend veranstalteten die Künstler der Hofoper Tanzveranstaltungen. Ein Opernball am heutigen Standort fand erstmals als Soirée am 11. Dezember 1877 statt.
Nach Ende des Kaiserreiches fand man sehr schnell wieder zurück zu dieser Tradition, bereits am 21. Jänner 1921 fand die erste Opernredoute der Ersten Republik statt.
Der erste Ball unter dem Namen Wiener Opernball fand 1935 für karitative Zwecke statt. Seitdem findet er (fast) alle Jahre am letzten Donnerstag (Weiberfastnacht) im Fasching in der Wiener Staatsoper statt. Ausnahmen waren meist Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen, wie beispielsweise der Zweite Weltkrieg. 1939 wurde er trotz des bevorstehenden Ausbruchs des Krieges auf Anordnung der deutschen Reichsregierung durchgeführt.
Am 9. Februar 1956 wurde er erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder veranstaltet. Eine weitere Unterbrechung war 1991 auf Grund des Golfkriegs, bei dem man die Sicherheit der zahlreichen in- und ausländischen (Staats-)Gäste nicht garantieren konnte.
2005 wurde der Wiener Opernball erstmalig zur „rauchfreien Zone“ erklärt. Lediglich in zwei Rauchersalons und dem Vestibül durfte geraucht werden. 2007 waren erstmals Blindenhunde am Opernball erlaubt. Im selben Jahr war Opernballdirektor Ioan Holenders Gast die russische Sopranistin Anna Netrebko.[1] Diese trat erstmals im Jahr 2004 beim Opernball, mit einem Lied Franz Lehárs („Meine Lippen, die küssen so heiß“), auf.
Organisation
Die Wiener Staatsoper wird, um die Anzahl der Schließtage klein zu halten, innerhalb kürzester Zeit in einen großen Ballsaal verwandelt. In der letzten Nacht vor dem Ball wird die Bestuhlung des Parterres demontiert und ein Fußboden eingezogen, sodass dieser mit der Bühne eine ebene Fläche bildet.
Organisatorinnen des Opernballs:
- 1956–1980: Christl Gräfin Schönfeldt
- 1981–1996: Lotte Tobisch
- 1999–2007: Elisabeth Gürtler-Mauthner
- ab 2008: Desirée Treichl-Stürgkh
Eine weitere Neuerung der Opernballorganisatorin Elisabeth Gürtler war, die begehrten und prestigeträchtigen Parterre- und Ranglogen im Zuschauerraum der Wiener Staatsoper nur noch an Donatoren der Oper zu vermieten. Dies brachte breite Enttäuschung in der Wiener Gesellschaft mit sich. Nun müssen auch langjährige Opernball-Stammgäste einen Jahresbeitrag von 36.800 Euro (plus 10 % Umsatzsteuer) leisten, um weiterhin ihre Logen halten zu können. Ansonsten stehen ihnen nur noch die weniger angesehenen Bühnenlogen zu jeweils 16.000 Euro zur Verfügung.
Der Opernball 2007 war der letzte unter der Führung Elisabeth Gürtlers. Ihr folgte Desirée Treichl-Stürgkh, die Gattin des Generaldirektors der Erste Bank und Herausgeberin einer Wohnzeitschrift. Am 17. April 2007 gab Staatsoperndirektor Ioan Holender bekannt, dass Frau Treichl-Stürgkh sich um den Wiener Opernball 2008 kümmern wird. Desirée Treichl Gräfin Stürgkh wird auch den Wiener Opernball 2009 organisieren. Im November 2009 wurde bekannt gegeben, dass Staatsoperndirektor Ioan Holender und Opernballorganisatorin Gräfin Stürgkh nicht mehr die traditionsreiche Wiener Tanzschule Ellmayer mit der Choreographie der Eröffnungspolonaise beauftragt haben. Um die Bundesländer mehr in das Geschehen rund um den Ball einzubinden wird sich 2009 die Grazer Tanzschule Kummer darum kümmern. Die Wiener Gesellschaft reagierte auf die Neuerung mehr als empört.
Eine Neuerung von Frau Treichl-Stürgkh am Opernball 2008 war ein überdachtes und abgeschirmtes Entrée mit rotem Teppich vor der Wiener Staatsoper, das den Gästen ein problemloses und stressfreies Betreten des Opernhauses gewährte. Die Eröffnung dieses Balles stand ganz im Zeichen der Fußball-Europameisterschaft 2008 durch ein Fußballballett.
Ablauf
Die Organisation der Eröffnung führte bis 2008 traditionell die Tanzschule Elmayer durch, für den Opernball 2009 wurde die Tanzschule Kummer aus Graz engagiert. Daran beteiligt sind rund 180 Tanzpaare – das Jungdamen- und Herrenkomitee. Unmittelbar nach der Europahymne zieht der erste Teil des Komitees zu den Klängen der von Carl Michael Ziehrer komponierten Fächerpolonaise in den Ballsaal ein. Nach den obligatorischen Einlagen wie Gesangs- und Tanzvorführungen folgt der Einzug des zweiten Teils der Tanzpaare.
Anschließend wird traditionell mit dem von Johann Strauß geprägten Kommando „Alles Walzer“ die Tanzfläche für alle freigegeben.
Zu Mitternacht folgt die Mitternachtsquadrille.
Um 3 Uhr früh folgt eine weitere Quadrille.
Beendet wird der Ball um Punkt 5 Uhr früh. Traditionsgemäß spielt das Opernballorchester am Ende folgende drei Stücke: Donauwalzer, Radetzkymarsch und "Brüderlein fein" aus dem Stück "Der Bauer als Millionär" von Ferdinand Raimund. Üblicherweise nehmen die letzten Gäste Teile des Blumenschmucks als Erinnerung mit.
Für einen großen Teil der Opernball-Gäste beginnt die rauschende Ballnacht jedoch bereits um ca. 18.30 Uhr im altehrwürdigen Hotel Sacher, direkt gegenüber der Wiener Staatsoper. Dort trifft man sich mit Freunden, Verwandten und Gästen zum Champagner-Empfang und zum legendären 5-gängigen Opernball-Gala-Souper, welches in den prachtvoll geschmückten Restaurants und Salons des Sacher eingenommen wird, um die Ballnacht stilvoll einzuläuten.
Gegen 21 Uhr überquert man dann die Philharmonikerstraße, um sich die Eröffnungszeremonie des Opernballes aus einer Loge heraus anzusehen.
Das Opernhaus während des Balles
Die Wiener Staatsoper wird während des Balles vom Keller bis zum Dachboden geöffnet - ist für alle bespielbar, begehbar und vor allem betanzbar. Im Schwind-Foyer oberhalb der Feststiege richten die Casinos Austria jedes Jahr, extra für den Opernball einen Glückspielbetrieb ein. Unzählige Restaurants, Champagnerbars, Austernbars und sogar ein echter Heuriger (im Philharmonikerzimmer) sorgen für das Wohl der Gäste. Für den Großteil des Caterings am Opernball zeigt sich die Wiener K.u.K. Hofzuckerbäckerei Gerstner verantwortlich.
„Export“ des Wiener Opernballs

In vielen Städten der Erde, so auch in New York wird ebenfalls ein Wiener Opernball organisiert.
2005 fand er erstmals auch in Dubai und Zagreb statt.[2] 2007 fand der Wiener Opernball erstmals in Kuala Lumpur, Malaysia statt.
Medien
Seit 1969 überträgt der ORF gemeinsam mit dem Bayerischen Rundfunk den Opernball live.
Beim ORF wurden seither zahlreiche verschiedene Moderatoren eingesetzt, die zumeist alle paar Jahre ausgewechselt werden. Gegenwärtig wird der Opernball von Barbara Rett, Claudia Stöckl und Alfons Haider moderiert. Kommentatoren im Studio sind seit einigen Jahren Karl Hohenlohe und Christoph Wagner-Trenkwitz. Die durch ihren humorvollen bis zynischen Moderationsstil bekannten Kommentatoren können beinahe jede Persönlichkeit, die während der Fernsehübertragung auf dem Bildschirm aufscheint, identifizieren und wissen vielfach auch interessante und amüsante Geschichten, Hintergründe und Einzelheiten zu ihnen.
Moderatoren (seit 1980)
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Stargäste
Seit den 1990er Jahren lädt Baumeister Richard Lugner beim jährlichen Wiener Opernball einen Weltstar in seine Loge ein. Seine Gäste und die Inszenierung Lugners führt dabei schon Wochen vorher zu teils heftigen Diskussion in den Medien.
Weitere internationale Stargäste
Künstler der Eröffnungszeremonie
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Alternative Bälle
Gleichzeitig findet am Abend des Opernballs traditionell der Wiener Rosenball statt, bei welchem sich unter anderem die schwule Szene in Robe hüllt.
Weiters fand von 1998 bis 2004 am Tag des Opernballs auch der sogenannte Opferball statt, der von der Straßenzeitung Augustin organisiert wurde. Der Opferball betrachtete sich als Gegenveranstaltung zum Opernball - er sollte die „Wiederbelebung des vergessenen Sinns des Faschings“ sein. Obdachlose hatten freien Eintritt, die Bands nahmen keine Gage und die Einnahmen kamen dem Obdachlosen-Projekt zu Gute.[3]
Opernballdemos
- Hauptartikel: Opernballdemo
Seit 1987 war der Opernball auch das Ziel politischer Demonstrationen (z.B. der Homosexuellen für ihre rechtliche Gleichstellung). Es gab während des Opernballs auch immer wieder teils gewaltsame Kundgebungen, die die Anwesenheit des weltweiten Publikums ausnützten, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Die Palette reichte von Protesten gegen den Hunger in der dritten Welt über Proteste gegen die Pelztierzucht bis hin zu Protesten gegen die Koalitionsregierungen von ÖVP und FPÖ. Dem Selbstverständnis der Demonstrierenden nach waren dies Proteste gegen die als elitär (wegen der sehr hohen Preise), selbstgefällig (wegen der umfassenden Inszenierung des für die Teilnahme vorausgesetzten Reichtums für Fernsehen und Zeitungen) und reaktionär (wegen des Hochhaltens eines veralteten Kulturverständnisses) angesehene Veranstaltung. Dabei ist es auch zu Gewalttätigkeiten zwischen der Polizei und den Demonstrierenden gekommen.
Sonstiges
- Der Ball ist auch Schauplatz von Josef Haslingers Roman Opernball (1995), der 1997 verfilmt wurde (siehe Film Opernball).
- Der Heimatfilm Opernball aus dem Jahr 1939
Literatur
- Klaus Schmeh: Der Kultfaktor. 42 Erfolgsstorys von Rolex bis Jägermeister. Redline Wirtschaft 2004 (enthält ein ausführliches Kapitel über den Wiener Opernball)
Quellen
- ↑ Süddeutsche: Paris, Anna und der Wallach 16. Februar 2007
- ↑ Welt.de, Alles Walzer! (3. Februar 2005)
- ↑ http://www.augustin.or.at/ezcontents1x/showcontents.php?topgroupid=1&groupid=102