Neil Postman

US-amerikanischer Medienwissenschaftler und Sachbuch-Autor
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Neil Postman (* 8. März 1931 in New York City; † 5. Oktober 2003 in Flushing bei New York) war ein US-amerikanischer Medienwissenschaftler und Kritiker des Mediums Fernsehen.

Leben und Botschaft

Postman war seit 1959 Professor für Kommunikationswissenschaft und „Medien-Ökologie“, in der Massenmedien als Umwelt betrachtet werden, an der New York University. Seine Karriere hatte er als Volksschullehrer begonnen. 1976 gestaltete er für CBS eine Fernsehserie, in der er Schülern Wissen vermittelte. 1985 eröffnete Postman die Frankfurter Buchmesse mit einer Rede des Titels „Wir amüsieren uns zu Tode“. Für sein gleichnamiges Buch erhielt Postman 1986 den Orwell Award für „outstanding contributions to the critical analysis of public discourse“.

Er verstand Medien als eine Form, in der Informationen vermittelt werden; als eine Art Ersatzsprache, die einen Inhalt auf eine ganz bestimmte Art und Weise übersetzt. Bezogen auf den Gebrauch von technischen Geräten ist ein Medium zum einen die Art und Weise des Gebrauchs dieses Gerätes, zum anderen die soziale und intellektuelle Umwelt, die beim Gebrauch von dem Gerät hervorgebracht wird.

Er vertrat die These, dass das Fernsehen die Urteilsbildung der Bürger gefährde, und dass der Zwang zur Bebilderung zu einer Entleerung der Inhalte von Politik und Kultur führe. Er prägte dafür den Begriff „Infotainment“. In diesem Zusammenhang beklagte Postman die Infantilisierung der Gesellschaft.

Bei seiner Argumentation spielte zunächst die Wirkungsweise der Fernsehbilder eine wichtige Rolle. So ging er davon aus, dass sie ausschließlich ästhetische Reaktionen provozierten und dass das Fernsehen das Entstehen von Ideen unterdrücke, um den Wertmaßstäben des Showgeschäftes zu genügen. Somit weiche logisches Denken Emotionalität und Oberflächlichkeit.

Weiter war die große Resonanz des Fernsehens von Wichtigkeit. Die Art, wie das Fernsehen die Welt in Szene setze, würde zum Modell dafür, wie die Welt aussehen solle. Die Folgen davon seien einmal „Surrealismus der Fernsehinformation“ und weiter, dass sich das Entertainment auch auf andere Bereiche des Lebens außerhalb des Bildschirms erstrecke.

Postman kritisierte das Fernsehen als ein Medium der totalen Enthüllung, bei der auch private und intime Bereiche des Lebens offengelegt würden. Als Gefahr dieses Aspektes benennt er den Zusammenbruch von moralischen Verhaltensregeln, speziell aber den Abbau des Schamgefühls. Da dieses Medium Ereignisse so darstelle, als geschähen diese im Augenblick der Sendung, erzeuge es eine von Postman als „unzivilisiert“ charakterisierte Bestrebung direkter Bedürfnisbefriedigung und Gleichgültigkeit gegenüber der – in zivilisierteren Zeiten noch geheimnisumwobenden – Welt des Kindes.

Am 5. Oktober 2003 starb Postman an Lungenkrebs.

Zitat

  • „Unser Fernsehapparat sichert uns eine ständige Verbindung zur Welt, er tut dies allerdings mit einem durch nichts zu erschütternden Lächeln auf dem Gesicht. Problematisch am Fernsehen ist nicht, dass es uns unterhaltsame Themen präsentiert, problematisch ist, dass es jedes Thema als Unterhaltung präsentiert.“ (Postman, 1985)
  • „In einer Welt der Gewalt und Gefühlsarmut hat das Erwachsenenalter viel von seiner Autorität und seiner Aura verloren, und die Idee des Respekts gegenüber Älteren wirkt für die meisten Heranwachsenden schon fast lächerlich.“ (Postman, Jahr unbekannt)
  • „Fernseher wurde nicht für Idioten erschaffen - es erzeugt sie“ (Postman, Jahr unbekannt)

Literatur

  • Armin Pongs: In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Band 1, Dilemma Verlag, München 2007. (Ausführliches Interview mit Neil Postman und Darstellung der Theorie zur Mediengesellschaft.)
  • Marco Fuhrländer: Neil Postman, in: Joachim Kaiser (Hg.): Das Buch der 1.000 Bücher. Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung, Harenberg, Dortmund 2002, ISBN 3-611-01059-6, S. 872 f. (Fundierter einführender Lexikonartikel zu Neil Postman.)

Werke

  • Teaching as a Subversive Activity, 1969
  • Teaching as a Conserving Activity, 1982
  • Das Verschwinden der Kindheit, 1983 (The Disappearance of Childhood, 1982)
  • Wir amüsieren uns zu Tode (Amusing Ourselves to Death), 1985
  • Die Verweigerung der Hörigkeit, 1988
  • Das Technopol. Die Macht der Technologien und die Entmündigung der Gesellschaft (Technopoly. The Surrender of Culture to Technology), 1992
  • Wir informieren uns zu Tode, 1992
  • How to Watch a Television News Show, 1994
  • Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung[1] (The End of Education), 1995
  • Die zweite Aufklärung. Vom 18. ins 21. Jahrhundert, 1999

Quellen

  1. buechernachlese.de.vu Rezension von Ulrich Karger zu Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung