Heinrich Wittenwiler
Heinrich Wittenwiler ist der Verfasser einer spätmittelalterlichen satirisch-didaktischen Reimdichtung, die er "Ring" betitelte.
Man geht davon aus, dass der "Ring" zwischen 1408 und 1415 geschrieben wurde, genau in der Zeit zwischen schweren Auseinandersetzungen der Stadt Konstanz mit der Alten Eidgenossenschaft und dem Konstanzer Konzil im Jahr 1415. Da nur eine einzige Quelle erhalten geblieben ist (die sog. Meininger Handschrift) und aufgrund der für uns uneindeutigen Biographie des Autors, wissen wir nichts über Erfolg und Verbreitung des Werkes bei dessen Veröffentlichung. Dennoch gilt der Autor heute neben Oswald von Wolkenstein und Johannes von Tepl als einer der bedeutendsten deutschen Dichter des Spätmittelalters.
Biographische Spuren
Wer genau Heinrich Wittenwiler war und wann genau er lebte, können wir nur abschätzen. Neben der Selbstnennung im "Ring" gibt es mehrere Urkunden, in denen ein Heinrich Wittenwiler im Raum Konstanz auftaucht, doch können wir bei keiner Urkunde wirklich sicher sein, ob auch der "Ring"-Autor gemeint ist. Eine Urkunde des Jahres 1395 spricht von einem Advokaten namens Wittenwiler am Bischofshof in Konstanz. Da diese Urkunde gut zu den Daten passt, die man am "Ring" feststellen kann, darf man davon ausgehen, dass Heinrich Wittenwiler ein Jurist in Diensten des Konstanzer Bischofs war. Er hatte also eine angesehene Position inne und war bei den Kämpfen mit den Eidgenossen eindeutig auf Seiten der den Landmännern verfeindeten Partei. Darüber hinaus ist der Advokat Heinrich Wittenwiler die einzige uns bekannte historische Persönlichkeit dieses Namens, die nicht nur zur passenden Zeit und am passenden Ort lebte, sondern die vor allem über eine für das Werk "Der Ring" notwendige Bildung zu verfügen schien und/oder über den Zugang zu einer ausreichend großen Bibliothek (der bischöflichen am Konstanzer Hof) verfügte. Welche Relevanz die Appenzellerkriege bei der Entstehung des "Ring" hatten, ist nicht eindeutig.
Werk
Weblinks
- Vorlage:PND
- Der Ring, E-Text (Bibliotheca Augustana)
- Nadja Nitsche: Herr Gawan ist leider verhindert. Der Dörferkrieg in Heinrich Wittenwilers Ring, in: Kritische Ausgabe – Zeitschrift für Germanistik & Literatur, 7. Jg., H. 1/2003, S. 11–15.
Literatur
- Hans-Jürgen Bachorski: Irrsinn und Kolportage. Studien zum „Ring“, zum „Lalebuch“ und zur „Geschichtklitterung“, (wvt, LIR Bd. 39), Trier 2006
- Marinus A. van den Broek: Sprichwort und Redensart in Heinrich Wittenwilers „Ring“, in: Proverbium 14/1997, Seite 23-57
- Horst Brunner (Hrsg. u. Übers.): Heinrich Wittenwiler. Der Ring, Frühneuhochdeutsch/Neuhochdeutsch, (Reclam Universal-Bibliothek; Band 8749), Stuttgart 1991, 1999
- Horst Brunner: Wittenwiler, Heinrich, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Band 10, 2. Aufl. Berlin, New York 1999, Spalte 1281-1289
- Eckart Conrad Lutz: Spiritualis Fornicatio. Heinrich Wittenwiler, seine Welt und sein „Ring“, (= Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen. N.F. der Konstanzer Stadtrechtsquellen, XXXII.), Sigmaringen 1990 ISBN 3-7995-6832-8 (Rezension von Klaus Graf)
- Ortrun Riha: Die Forschung zu Heinrich Wittenwilers „Ring“ 1851-1988, (= Würzburger Beiträge zur deutschen Philologie; Band 4), Würzburg 1990
Personendaten | |
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NAME | Wittenwiler, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | Verfasser einer spätmittelalterlichen satirisch-didaktischen Reimdichtung |