Trommelbremsen sind Radialbremsen bei der Bremsbeläge auf einer zylindrischen Fläche (die Trommel) wirken. Sie werden beim Betätigen der Bremse von außen oder innen gegen die umlaufende Trommel gedrückt. In Kraftfahrzeugen werden heute (2008) Innenbackenbremsen verwendet, im Gegensatz zur Klotz- oder Scheibenbremse. In der sich drehenden Bremstrommel werden von innen die beiden auf der Bremsankerplatte beweglich gelagerten Bremsbacken durch die Bremskraft angedrückt. Die Kraft auf den Spreizhebel und/oder Bremszylinder wird mit Seilzug, Gestänge, Bremsflüssigkeit oder Druckluft übertragen. In Hebezeugen und Aufzügen werden noch Außenbackenbremsen verwendet. Die Trommelbremse mit Innenbacken wurde 1903 von Louis Renault erfunden. Eingeführt im Nutzfahrzeugbau hatte die Trommelbremse 1907 die Nesseldorfer Wagenfabrik (später Tatra), wobei die Hydraulik dafür schon 1895 von Hugo Mayer entwickelt wurde. Ein Vorteil von Trommelbremsen ist, dass die Bremsbacken durch das geschlossene Gehäuse besser vor korrosiven Einflüssen (Wasser, Salze, Staub) und vor Schmutz (Sand, Steine, Schlamm) bei Fahrten im Gelände geschützt sind. Die Wartungsintervalle sind deshalb im Vergleich zu Scheibenbremsen deutlich größer. Bei Geländewagen werden häufig Trommelbremsen verwendet.



Simplex-Bremse
Die Simplex-Bremse ist die einfachste und am meisten verwendete Bauart der Trommelbremse. Sie hat eine auflaufende Bremsbacke und eine ablaufende Bremsbacke. Das bedeutet, dass sowohl in Vorwärts- wie auch in Rückwärtsfahrt die Bremswirkung gleich ist. Die Spreizung der Bremsbacken erfolgt durch einen zentralen Radzylinder, während auf der anderen Seite die Bremsbacken um einen Drehpunkt gelagert sind. In Verbindung mit einem S-Nocken-Spreizhebel findet die Simplex-Bremse vor allem bei schweren Fahrzeugen Verwendung. In kleiner Ausführung ist sie als Feststellbremse bei Pkw zu finden.
Duplex-Bremse
Die Duplex-Bremse hat zwei Radzylinder bzw. zwei Betätigungs-Nocken, die jeweils in eine Richtung wirken und dadurch zwei auflaufende (selbstverstärkende) Bremsbacken haben. Sie wurde überwiegend auf der Vorderachse leichter Nutzfahrzeuge und bei Motorrädern angewendet, da bei Rückwärtsfahrt die Bremse kaum wirkte. Sie wurde von der Duo-Duplex-Bremse abgelöst.
Duo-Duplex-Bremse
Die Duo-Duplex-Bremse hat im Gegensatz zur Duplex-Bremse zwei Radzylinder, die in beide Richtungen wirken, also zwei auflaufende (selbstverstärkende) Bremsbacken bei Vorwärts- und Rückwärtsfahrt. Diese aufwändige Bauart wird heute nur noch wenig verwendet. Sie ist leichgängig, aber schwer zu dosieren.
Servo-Bremse
Die Servo-Bremse hat wie die Simplex-Bremse einen Radzylinder, dagegen sind am unteren Drehpunkt die Bremsbacken schwimmend gelagert. Durch einen Druckbolzen wird die Abstützkraft der Primärbacke (auflaufend) auf die Sekundärbacke (ablaufend) übertragen und eine Selbstverstärkung bei beiden Bremsbacken in eine Fahrtrichtung hervorgerufen. Bei der Rückwärtsfahrt ist die Selbstverstärkung nicht gegeben. Dadurch findet die Servo-Bremse häufig Anwendung bei auflaufgebremsten Anhängern. Trotz Auflaufbremse kann das Gespann gegen die leichte Bremswirkung rückwärts bewegt werden.
Duo-Servo-Bremse
Die Duo-Servo-Bremse ist zunächst baugleich mit der Servo-Bremse. Der Nachteil der mangelnden Bremswirkung bei Rückwärtsfahrt wird dadurch ausgeglichen, dass der Druckbolzen sich je nach Bewegungsrichtung an einem Lager abstützen kann. Dadurch ergeben sich zwei auflaufende (selbstverstärkende) Bremsbacken in beide Richtungen.
Die Anwendung erfolgt bei leichten und mittelschweren Lkw sowie als Feststellbremse (Topfscheibe) bei Pkw mit vier Bremsscheiben (am Radträger zusammen mit der Scheibenbremse an der Hinterachse angeflanscht).
Außenbackenbremse
Trommelbremsen gibt es auch in umgekehrter Anordnung: deren Bremsbacken schleifen von außen auf einer Trommel. Diese Trommelbremsen finden sich heutzutage im Maschinenbau, vor allem in der Fördertechnik zum Bremsen von Fördermaschinen, z. B. im Bergbau und im Aufzugsbau, und werden meist an der Eingangs- oder Ausgangswelle von Getrieben angebracht. Diese Art der Trommelbremse war auch in den 1920er Jahren beim Automobil geläufig, als Bremse am Getriebe oder an der Kardanwelle, und somit über den Achsantrieb indirekt die Hinterachse abbremsend, ohne dass dann noch eigens Radbremsen eingebaut wurden. Dieses System wurde auch lange Zeit als Feststellbremse verwendet.
Literatur
- Bert Breuer, Karlheinz H. Bill: Bremsenhandbuch: Grundlagen, Komponenten, Systeme, Fahrdynamik. Vieweg+Teubner, 2006, ISBN 978-3-8348-0064-0