Fidel Castro

Regierungschef und Staatspräsident Kubas
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Dr. Fidel Alejandro Castro Ruz (* 13. August 1926 in Mayarí in der damaligen kubanischen Provinz Oriente) führt seit 1959 Kuba als Regierungschef und seit 1976 als Staatspräsident. Er war mit der "Bewegung des 26. Juli" (M-26-7) treibende Kraft der kubanischen Revolution gegen den Diktator Batista 1959 auf Kuba. Castro gilt als genialer Politiker und charismatische Figur. Für seine Anhänger und Verteidiger ist er mit seinem Programm einer sozial gerechteren Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zugunsten der ärmeren Schichten der Bevölkerung ein uneigennütziger Held der sozialen Revolution nicht nur in Kuba. Seine Gegner werfen ihm ein auf seine Person ausgerichtetes diktatorisches Regime und Menschenrechtsverletzungen vor.

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Poster in einem Schaufenster in Havanna

Leben

Fidel Castro wurde als Sohn eines Großgrundbesitzers geboren. Seine Eltern waren Ángel Castro Argiz, Sohn armer spanischer Emigranten aus der galicischen Stadt Lugo und Lina Ruz González, aus einer Bauernfamilie aus der Provinz Pinar del Río. Bruder Raúl Castro Ruz (*1931). Kampf- und Lebensgefährtin Celia Sánchez Manduley (1920-1980).

Er studierte Jura an der Universität von Havanna und promovierte 1950 zum Doktor der Rechtswissenschaften.

Politisches Wirken

Politische Anfänge

Schon Mitte der 1940er Jahre während seiner Studienzeit an der Universität Havanna trat Fidel Castro als Studentenführer hervor. Ab ihrer Gründung 1947 war er Mitglied der Revolutionären Jugend (Juventud Revolucionaria) der Kubanischen Volkspartei (Partido del Pueblo Cubano). Später wurde aus dieser Partei die "Orthodoxe Partei", für die Fidel bei den für 1952 geplanten Parlamentswahlen kandidierte. Die Wahlen fanden aber nicht mehr statt, da Fulgencio Batista zuvor putschte. Die Frustration darüber führte dazu, dass Fidel den Plan eines Angriffs auf die Moncada-Kaserne" in Santiago de Cuba sowie die Kaserne "Carlos Manuel de Céspedes" in Bayamo ausarbeitete.

Am 26. Juli 1953 versammelte Fidel Castro seine Mitstreiter um sich. 129 Männer sollten die Moncada-Kaserne mit 810 schwer bewaffneten Soldaten stürmen, um das Regime des Diktators Batista zu stürzen. Er rechnete damit, dass die Truppen wegen der Karnevalsfeiern müde sein würden. Der Versuch scheiterte, machte ihn aber bekannt. Sechs Angreifer und 16 Soldaten wurden getötet. Am 16. Oktober 1953 fand die Gerichtsverhandlung in Santiago de Cuba statt. In seiner Verteidigungsrede sprach Fidel seinen berühmt gewordenen Satz: "Die Geschichte wird mich freisprechen!" ("La historia me absolverá!"). Castro wurde zu 15 Jahren Zuchthaus auf der Isla de Pinos verurteilt, kam aber bereits am 15. Mai 1955 nach nur zwei Jahren Haft im Rahmen einer Generalamnestie frei.

Noch auf Kuba reorganisierten sich die Anhänger der revolutionären Bewegung um Fidel Castro bereits am 12. Juni 1955 als Bewegung des 26. Juli (M-26-7). Die Strategie war der bewaffnete Kampf durch kleine geheime Zellen im Untergrund, die über das ganze Land verstreut waren.

Exil und Vertreibung Batistas

Fidel Castro wurde aber nach seiner Haftentlassung aus Kuba ausgewiesen, worauf er nach Mexiko ins Exil ging, wo er am 7. Juli 1955 ankam. Dort plante er und bereitete zusammen mit einer Gruppe von Exil-Kubanern die bewaffnete Expedition zurück nach Kuba vor. Dort traf er auch auf Ernesto Che Guevara. Am 25. November 1956 brach Fidel zusammen mit Che Guevara und weiteren 80 Revolutionären von Tuxpan (Mexiko) mit der Yacht "Granma" nach Kuba auf, wo sie am 2. Dezember 1956 ankamen. Als Comandante en Jefe führte Fidel Castro die Guerilla der Rebellenarmee M-26-7 in der Sierra Maestra an. Nach über zwei Jahren Guerillakampf gegen die zahlenmäßig weit überlegene und von den USA unterstützte Batista-Armee flüchtet der Diktator Batista schließlich am 1. Januar 1959 aus Kuba.

Aufbau des neuen Kuba

Auf Grund seiner sozialen Herkunft und politischen Entwicklung war Castro noch für einige Zeit das Bindeglied zwischen der Revolution und den bürgerlich-liberalen Bewegungen, während sein Bruder Raúl und Ernesto Che Guevara die Aufnahme von Beziehungen zu den sozialistischen Ländern forcierten. Erst nach einem persönlichen Treffen mit Nikita Chruschtschow am Rand der UNO-Vollversammlung 1960 wurden Castros Vorbehalte gegenüber der Sowjetunion und der traditionell reformistischen sozialistischen Partei (Partido Socialista Popular, im folgenden PSP) langsam abgebaut.

Während Castro, Guevara und andere auf die besondere Rolle Kubas in der revolutionären und sozialistischen Bewegung und unter den nichtpaktgebundenen Staaten Wert legten, wollten die Altkommunisten um Blas Roca und Annibal Escalante die neue Partei und Kuba auf die führende Rolle der Sowjetunion einschwören. Castro setzte sich nach einem Machtkampf im Frühjahr 1962 durch. Das und die Verärgerung Castros und Guevaras über den Abzug der sowjetischen Raketen im Oktober 1962 zur Beendigung der Kuba-Krise führte zu angespannten Beziehungen zur UdSSR.

Die Spannungen verschärften sich nach dem Sturz Chruschtschows 1964, durch Che Guevaras Sympathien für den Maoismus und nach einem Versuch von Escalante (in Absprache mit Moskau), Castro zu stürzen (Ende 1967). Castro spielte auf einer Kundgebung Abhörbänder vor; Escalante und seine Anhänger wurden im Januar 1968 verhaftet.

Internationalismus

Kuba verfolgte, von Castro persönlich garantiert, eine Politik des Internationalismus. Die Regierung unterstützte beispielsweise die Sandinisten in Nicaragua, die sich gegen von den USA unterstützten Contrabanden wehrten. Darüber hinaus verfolgte Kuba ein kontinuierliches Engagement in Zentralafrika, besonders in Angola. Dort landeten am Vorabend der Unabhängigkeit (1975) kubanische Truppen, um der marxistischen Volksbewegung zur Befreiung Angolas (MPLA) unter Agostino Neto zur Macht zu verhelfen und die FNLA und die UNITA zurückzuschlagen.

Obwohl Castros unorthodoxer Marxismus wie seine politische Praxis zahlreiche Parallelen zu Michail Gorbatschow aufwies, blieb Castro gegenüber Glasnost und Perestroika reserviert.

Nach 1989

Für Kubas Wirtschaft spielte der Handel mit Ländern des RGW eine große Rolle. Als ab 1989 der RGW wegen Systemwechsels in den meisten Mitgliedsländern ausfiel, stürzte Kuba in eine wirtschaftliche Krise, die Fidel Castro zwang, Wirtschaftsreformen durchzuführen (genannt período especial en época de paz = besondere Periode in Friedenszeiten; kurz: período especial/Sonderperiode). Dazu zählten die Legalisierung des Dollarbesitzes (seit 8. November 2004 1:1 durch Peso Convertible ersetzt) sowie die Zulassung selbstständiger Arbeit und freier Bauernmärkte, begleitet von einer Öffnung des Landes für Tourismus und Auslandsinvestitionen.

Inzwischen hat sich die Versorgungslage, trotz einiger noch immer bestehender Engpässe, gebessert. Das politische System wurde allerdings nicht reformiert. Insbesondere aufgrund von Unterdrückung von politischer Opposition und freier Meinungsäußerung wird die kubanische Regierung von verschiedenen Gremien und Organisationen, darunter die UN-Kommission für Menschenrechte, das Europäischen Parlament sowie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, regelmäßig ermahnt, sich an die UN-Menschenrechtskonventionen zu halten, die sie unterzeichnet hat.

Castro ist spätestens seit der Kubakrise 1962 der Lieblingsfeind der USA. Diese haben seit seiner Machtübernahme ein Handelsembargo gegen Kuba verhängt mit dem erklärten Ziel, Castros Regime zu stürzen.

Castros Gesundheitszustand wird von der Weltöffentlichkeit argwöhnisch beobachtet, da bei einem Abdanken Castros als Staatschef mit dramatischen Veränderungen in Kuba zu rechnen ist und ein Rücktritt aus freien Stücken als unwahrscheinlich angesehen wird. Am 21. Oktober 2004 stürzte Castro nach einem öffentlichen Auftritt eine Treppe hinunter, was viele Medien zu der absichtlich doppeldeutigen Schlagzeile Castro gestürzt veranlasste. Castro hat sich dabei die linke Kniescheibe zertrümmert und den rechten Oberarm angebrochen, wie von der kubanischen Regierung bestätigt wurde. Schon am nächsten Tag nahm er wieder an einer Sitzung teil.

Castro ist berühmt für die Länge seiner Reden, teilweise dauert eine einzige Ansprache bis zu 12 Stunden.

Siehe auch

Werke

  • Ausgewählte Reden. - Berlin : Dietz, 1976
  • Fanal Cuba : Reden und Schriften. - Berlin : Dietz, 1963
  • Fidel Castro speaks / hrsg. von James F. Petras. - London : Lane, 1970
  • Die Geschichte wird mich freisprechen. - Bellnhausen/Gladenbach : Hinder & Deelmann, 1968

Literatur

Zitate

  • "Clinton ist für mich kein kriegslüsterner Präsident, sondern ein Mann des Friedens, der etwas für das amerikanische Volk erreichen will.(aus "Die Woche" vom 22.12.)"
  • "Die Frau ist die Werkstatt der Natur, in der das Leben geschaffen wird."
  • "Ein Kuß ist wie jeder Kuß, aber die Liebenden werden trotzdem nie müde.(An Natalia Revuelta)"
  • "Ich habe versucht, die Welt zu verändern ... Aber es ist eine Illusion. (Paris Match)"
  • "Johnson ist ein mittelmäßiger Bandit, während Kennedy ein intelligenter Bandit war."
  • "Revolutionäre gehen nie in Pension."
  • "Wir werden uns allein verteidigen, umgeben von einem Ozean des Kapitalismus."
  • "Die Geschichte wird mich freisprechen."
  • "Wer zum Glück in der Welt beitragen möchte, darf keine Rücksicht auf seine nähere Umgebung nehmen."

Filme

  • Oliver Stone: Comandante : Dokumentation. - London : Optimum Home Entertainment, 2002. - ASIN B00022-VML2
  • Oliver Stone: Looking For Fidel : Dokumentation, 2003