Kambodscha (khmer: Kâmpŭchea, offiziell Königreich Kambodscha bzw. Preăh Réachéanachâkr Kâmpŭchéa) ist ein Staat in Südostasien am Golf von Thailand. Es grenzt an Thailand, Laos und Vietnam, die Hauptstadt heißt Phnom Penh. Hervorstechende geografische Merkmale sind der See Tonle Sap und der Mekong, einer der zehn längsten Flüsse der Welt. Bekannt wurde Kambodscha durch die heute noch sichtbaren Überreste der Architektur des frühmittelalterlichen Reichs Angkor, beispielsweise Angkor Wat. Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahre 1954 folgten jahrzehntelange Bürgerkriege, durch die Bevölkerung und Wirtschaft schwer geschädigt wurden, darunter der Vietnamkrieg und die Diktatur der sich selbst als kommunistisch bezeichnenden Roten Khmer von 1975 bis 1979.
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Wahlspruch: ![]() "Nation, Religion, König" | |||||
Amtssprache | Khmer | ||||
Hauptstadt | Phnom Penh | ||||
Staatsform | konstitutionelle Monarchie | ||||
Staatsoberhaupt | König Norodom Sihamoni | ||||
Regierungschef | Premierminister Hun Sen | ||||
Fläche | 181.040 km² | ||||
Einwohnerzahl | 13.995.904 [1] | ||||
Bevölkerungsdichte | 75,2 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt nominal (2007)[2] | 8.604 Mio. US$ (119.) | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | 600 US$ (153.) | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | 0,598 (131.) | ||||
Währung | Riel (KHR), seit März 1980 | ||||
Unabhängigkeit | von Frankreich am 9. November 1953 | ||||
Nationalhymne | Nokoreach | ||||
Nationalfeiertag | 9. November | ||||
Zeitzone | UTC +7h | ||||
Kfz-Kennzeichen | K | ||||
Internet-TLD | .kh | ||||
Telefonvorwahl | + 855 | ||||
Geographie
Kambodscha liegt auf der Indochinesischen Habinsel. Es grenzt im Westen und Nordwesten auf 803 Kilometern an Thailand, im Norden an Laos (541 km) sowie östlich und südöstlich an Vietnam (1228 km). Im Südwesten grenzt das Land auf 443 Kilometern an den Golf von Thailand. Die totale Fläche beträgt 181.040 km², davon sind 176.520 km² Landfläche.[3]
Landschaftsbild
Zwei Drittel Kambodschas werden durch das Kambodschanische Becken eingenommen, das sich 5 bis 30 Meter über dem Meersspiegel befindet und in dessen westlichem Zentrum der Tonle Sap liegt. In östlicher Richtung schließen sich die Schwemmlandebene und die ersten Ausläufer des ansonsten in Vietnam ligenden Deltas des Mekong an, der das Zentralbecken entwässert.[4]
Im südwestlichen, nördlichen und östlichen Grenzgebiet schließen an das Becken Gebirge und Hochebenen an. Südwestlich des Tonle Sap finden sich die Kardamom- und die Elefantenberge, auf die eine schmale Küstenebene folgt. An der nördlichen Grenze zu Thailand finden sich das Massiv Khao Phanom Dongrak. Die hauptsächlich in Laos und Vietnam verlaufende Annamitische Kordillere erstreckt ihre Ausläufer bis nach Nordostkambodscha.[4]
Gewässer
Mitten im Kambodschanischen Becken befindet sich der Tonle Sap, der vom Tonle-Sap-Fluss mit dem Mekong verbunden ist. Während der Regenzeit von Juli bis Oktober führt der Mekong so viel Hochwasser, dass das Wasser dem Tonle-Sap-Fluss folgt und den See speist, der dadurch von 2500 km² auf bis zu 20.000 km² anschwillt.[5] Dadurch wird er zum größten See Südostasiens. Der Mekong, der Kambodscha in Nord-Süd-Richtung auf 500 Kilometern durchfließt und meistens mindestens 1,6 Kilometer breit ist, ist der größte Fluss Südostasiens.[4] In Kambodscha spaltet sich der Obere Mekong in den Bassac und den unteren Mekong auf.
Weitere Flüsse sind der Sreng, der Svay Chék und der Sângkê, die in den Grenzgebirgen entspringen und auf dem Weg zum Nordende des Tonle Sap zusammenfließen. Der Poǔthǐsǎt mündet am südlichen Ufer in den See, der Sên und der Chinit in den Tonle-Sap-Fluss. Vom östlichen Hochland wird der Mekong durch den Kông, den San und den Srêpôk gespeist.[6]
Gebirge
Das Kardamomgebirge (Chuǒr Phnum Kravanh) verläuft in ostwestlicher Richtung. Im östlichen Teil befindet sich mit dem Phnum Aôral (1813 m) der höchste Berg des Landes. Das zweite südliche Gebirge, das Elefantengebirge (Chuǒr Phnum Dǎmrek oder Dǎmrei), schließt im Südosten des Kardamomgebirges an dieses an und verläuft von dort aus nach Süden bis ans Ufer des Golfs von Thailand. Es erreicht seine höchste Erhebung mit dem Phnom Popok (1079 m).
Das nördliche Massiv Khao Phanom Dongrak setzt sich aus Sandstein zusammen, fällt nach Süden hin steil ab und wird nicht höher als 756 Meter. Das östliche Chlong-Plateau (bis 942 m) und ein bis auf 1500 Meter ansteigender Streifen Bergland im Nordosten bilden die Ausläufer der Annamitischen Kordillere.[4] Dort leben noch immer kaum bekannte Bergvölker.
Inseln
Zu Kambodscha gehören 64 Inseln.[7] Die bedeutendsten davon sind:
Kaôh Kŏng, Koh Sess, Koh Polaway, Koh Thass, Koh Tonsay, Koh Treas, Koh Traolach, Koh Tral (von Vietnam verwaltet als Phú Quốc), Koh Russei und die Kampong-Som-Inseln (Koh Rong, Koh Tang und Koh Rong Samlon).[8]
Klima
Allgemein herrschen in Kambodscha hohe Temperaturen und Monsunklima vor. Der kälteste (Dezember, rund 26° C) und der heißeste Monat (April, 30° C) unterscheiden sich um lediglich 4° C. Die Niederschläge werden von den Monsunen bestimmt; von Mai bis September/Oktober weht der feuchte Südwestmonsun und bringt Regen, im restlichen Jahr bringen Nordostwinde trockene Kontinentalluft. Die geringsten Niederschläge werden am Tonle Sap mit durchschnittlich 1000 mm im Jahr gemessen; im übrigen Tiefland betragen die sie 1300-2000 mm jährlich. An den Westhängen der Gebirge steigen die Regenmengen auf 4000 mm und mehr an, die Höchstwerte werden im Elefantengebirge mit 5300 mm erreicht.[4]
Flora
In Höhen über 700 Meter mit feuchtkühlem Klima wächst ein immergrüner Bergwald, der Höhen von bis zu 20 Metern erreicht. Die Vegetation der niederschlagsreichen Westhänge der Gebirge ist durch tropischen Regenwald geprägt, der 40-50 Meter hoch wird. Im Unterholz finden sich niedrigere Pflanzen wie kleinere Bäume, Büsche oder Palmen. Das Tiefland wird, wenn es nicht für agrikulturelle Zwecke verwendet wird, durch Monsun- und Trockenwälder bedeckt, die in der Trockenzeit ihr Laub verlieren. Weiterhin gibt es Landstriche, die durch Überschwemmungswald und sumpfige Savannen dominiert werden, deren Böden nährstoffarm und trocken sind. An der Küste finden sich Mangrovenwälder. Im Land sind auch noch rar gewordene Baumarten wie der Schwarzholzbaum, der Ebenholzbaum und der Rosenholzbaum verbreitet.[9] Insgesamt sind die Hälfte bis drei Viertel Kambodschas bewaldet,[4][6] laut "Footprint Cambodia" allerdings nur noch 30%.[10]
Fauna
Die Fauna Kambodschas ist artenreich, insgesamt leben in Kambodscha 630 geschützte Arten. Trotz der Bürgerkriege sollen besonders die nordöstlichen Provinzen noch immer große Populationen aufweisen.[11] In den bevölkerungsarmen Wald- und Gebirgsbebieten leben beispielsweise Indische Elefanten, Tiger, Leoparden, Flughunde sowie diverse Bärenarten. Auch gibt es hier viele Schlangen, darunter die Königskobra und die hochgiftige Krait. Möglicherweise bereits ausgestorben ist der erst 1937 entdeckte Kouprey, eine Art der Wildrinder.[4]
Im unteren Abschnitt des Mekong befinden sich die letzten Rückzugsgebiete des Irawadidelfins. [11] Dort wurden außerdem erst kürzlich erwachsene Tiere sowie Jungtiere und Gelege der ausgestorben geglaubten Cantors-Riesen-Weichschildkröte wiederentdeckt.[12] Auch der Tonle Sap ist reich an Wasservögeln und Wassertieren, darunter mehr als 850 Fischarten.[13]
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Kambodschas
Frühe Staaten und Khmer-Reich
Der Unterlauf des Mekong war bereits im 4. Jahrhundert vor Christus von Khmer, Cham und Funanesen besiedelt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. entstanden in Indochina die Reiche Funan und Chenla, wobei letzteres ein Vasallenstaat Funans war. Im 6. Jahrhundert übernahm Chenla das hinduistisch geprägte Funan und es entstand ein Großreich, das 250 Jahre lang die wichtigste Macht in der Region war und nach Unruhen wieder in zwei Teile zerfiel.[4] Im 9. Jahrhundert entstand ein neues Khmerreich, dessen Hauptstadt seit 889 Angkor war und das seinen Machthöhepunkt im 12. Jahrhundert erreichte – es beherrschte Südostasien von Malakka bis zum Isthmus von Kra sowie Laos und Teile Vietnams. In diese Zeit fällt auch die kulturelle Blüte; der damals errichtete Tempelkomplex Angkor Wat steht noch heute. Um 1200 hatte Angkor etwa eine Million Einwohner und war damit wohl die damals größte Stadt der Welt.
Jayavarman VII. war der erste König, der den hinduistisch orientierten Linga-Kult durch den bereits im 9. Jahrhundert durch das Reich Srivijaya nach Kambodscha gekommenen Buddhismus ersetzte. Dadurch verloren die Könige ihren gottgleichen Status, was zu einer innenpolitischen Schwächung führte. Im 13. Jahrhundert entstand im Westen das Sukhothai-Reich, das sich als eine starke machtpolitische Konkurrenz in Südostasien erwies. Dessen Nachfolgereich Ayutthaya eroberte 1353 Angkor. Die Thai-Besatzer zogen sich zwar bald wieder zurück, doch Kriege mit Cham und Schan verhinderten eine Stabilisierung des Angkor-Reichs. 1431 wurde Angkor erneut erobert, woraufhin die Hauptstadt nach Phnom Penh verlegt wurde. In den Jahrhunderten darauf herrschte ständig Krieg mit Thai und Vietnamesen; die einzige Ausnahme war das 16. Jahrhundert, als der Druck von Westen durch ein Erstarken Burmas gemildert wurde und das Khmer-Reich eine Spätblüte erlebte. Im 17. und 18. eroberte Vietnam große Teile des Mekongdeltas, während Thailand die Nordgebiete des Reichs besetzte. [14]
Französische Kolonialherrschaft und Vietnamkrieg
Um eine völlige Übernahme des Reichs durch Thailand und Vietnam zu verhindern, wandte sich Kambodscha an Frankreich, das 1859 das südliche Vietnam eingenommen hatte. 1863 wurde das Land unter König Norodom I. zum Protektorat Frankreichs, 1887 ging es gemeinsam mit Vietnam und später auch Laos in der Indochinesischen Union auf. Ab 1884 setzten die Franzosen eigenmächtig französische Beamte ein, womit Kambodscha de facto bereits eine Kolonie Frankreichs war – offiziell blieb die Monarchie zwar bestehen, doch die Abhängigkeit war komplett. Unter französischer Führung wurden Kautschukplantagen und eine Eisenbahnlinie zwischen Phnom Penh und Bangkok gebaut, Kambodschas Hauptstadt wurde zu einer modernen Metropole. Da die Franzosen aber auch hohe Abgaben verlangten und eine Art nicht entlohnten Arbeitsdienst einführten, bildeten sich Widerstandsbewegungen wie etwa die Khmer Issarak (Freie Khmer). Als die Japaner im Zuge des Zweiten Weltkriegs Südostasien invadierten, ersetzten sie die französischen Behörden Vietnams, erlaubten den Beamten in Kambodscha wegen der Kooperation Vichy-Frankreichs jedoch, ihre Posten zu behalten, so dass Kambodscha weiterhin unter französischer Kontrolle verblieb.[15] Der 1941 von den Franzosen eingesetzte König Norodom Sihanouk folgte allerdings den panasiatischen japanischen Aufrufen und kündigte am 12. März 1945 noch unter dem Schutz japanischer Truppen einseitig alle Verträge mit Frankreich. Nach dem Abzug der Japaner und der Besetzung Phnom Penhs durch die Briten wurde Frankreich jedoch wieder zur Schutzmacht. Die Khmer Issarak verbündeten sich mit den vietnamesischen Vietminh und führten gemeinsam mit ihnen einen Guerillakrieg gegen die Franzosen, die 1954 an der Genfer Indochinakonferenz die Unabhängigkeit Kambodschas anerkennen mussten.
Sihanouk, der als König seinem Vater zugunsten abgedankt hatte und das Land als Staatschef weiterhin lenkte, versuchte nach der Unabhängigkeit und auch während des Vietnamkrieges, eine Politik der Neutralität zu führen. Durch den Ho-Chi-Minh-Pfad und Nachschublager der Vietminh im Osten des Landes griff der Krieg jedoch auf Kambodscha über: Nach von heftigen Protesten gefolgten Bombardements durch die USA beschlossen letztere, dass Kambodscha ihnen ein Dorn im Auge sei – 1970 stürzten kambodschanische Offiziere unter General Lon Nol und mit US-Hilfe Sihanouk. Lon Nol, der bereits seit 1969 Premierminister war, wurde 1972 Präsident und rief die Republik Khmer aus. Daraufhin marschierten südvietnamesische und US-amerikanische Truppen zum Kampf gegen Vietminh und NVA ein.[4][14]
Rote Khmer und vietnamesische Besatzung
Sihanouk floh nach Peking und gründete dort mit Hilfe der KPCh die "Nationale Einheitsfront von Kampuchea" (FUNK). Eine Untergruppe der FUNK waren die Roten Khmer, deren Guerillaaktivitäten gegen die Regierung Lon Nol sich bald zu einem Bürgerkrieg entwickelten. Von Nordvietnam unterstützt konnten die Roten Khmer 1975 schließlich Phnom Penh erobern, woraufhin sie die Demokratische Voksrepublik Kampuchea ausriefen. Sihanouk wurde zunächst Staatsoberhaupt, musste aber 1976 zurücktreten und stand in der Folge unter Hausarrest. Neuer Staatschef wurde Khieu Samphan, neuer Ministerpräsident Pol Pot.
Das neue Regime begann mit einer durchgreifenden Umgestaltung der Gesellschaft: Betriebe wurden verstaatlicht und Privateigentum abgeschafft, man siedelte Menschen aus den Städten aufs Land um, um Kooperativen für Reisanbau zu bilden. Insgesamt forderte die Regierung Pol Pot zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Opfer, vor allem Beamte, Intellektuelle und buddhistische Mönche, die in etwa 100 Vernichtungslagern gefoltert und hingerichtet wurden, weil sie Widerstand geleistet hatten oder einfach der "Bourgoisie" angehörten, wobei es oft ausreichte, lesen zu können oder eine Fremdsprache zu sprechen.[16] Normalbürger starben auf dem Land an Entkräftung und Krankheiten als Folge der harten Märsche und Arbeit. Seit 1977 war Kambodscha in Grenzstreitigkeiten mit Vietnam verwickelt; die Roten Khmer verfolgten Einwohner der Grenzgebiete und töteten sie. Dies sorgte für außenpolitische Spannungen. Als sich innerhalb der Regierung unter Heng Samrin eine Opposition bilden konnte, die das wiedervereinigte Vietnam um Hilfe bat, griff Vietnam Ende 1978 ein. Phnom Penh war bereits Anfang 1979 erobert. Die Roten Khmer zogen sich nach Nordwestkambodscha zurück und begannen einen neuen Guerillakrieg.
Unter der von Heng Samrin geleiteten "Einheitsfront für die Nationale Rettung Kambodschas" wurde die Volksrepublik Kampuchea ausgerufen. Das Land war weitgehend abhängig von Vietnam, so musste Samrin der Besatzungsmacht im "Vertrag über Frieden, Freundschaft und Zusammenarbeit" etwa die Stationierung von Truppen gewähren. Die neue Republik wurde nur von einigen Staaten aus dem Ostblock und der Dritten Welt anerkannt. Rote Khmer, Sihanouk-Anhänger und Republikaner bildeten eine Guerillabewegung gegen die Regierung und die vietnamesischen Besatzer, die von China und UNO unterstützt wurde und den Bürgerkrieg in den Provinzen aufrecht erhielt, gegen die vietnamesische Armee aber stets unterlegen war. Auch die von Sihanouk geführte, 1982 gebildete Exilregierung der Bewegung in Kuala Lumpur ("Demokratisches Kampuchea", CGDK) wurde von der UNO anerkannt. Als sich gegen Ende der Achtzigerjahre die wirtschaftliche Schwächung der Sowjetunion auf Vietnam auswirkte, das ökonomisch eng mit ihr zusammenarbeitete, trat Samrin mit Sihanouk in Verhandlungen zur Bildung einer Regierung ein. Nach einer Einigung zog Vietnam bis 1989 seine Truppen ab.[14]
Modernes Kambodscha
Am 23. Oktober 1991 schlossen die vier Bürgerkriegsparteien den Pariser Friedensvertrag, der einen Waffenstillstand bestimmte und für 1993 Neuwahlen ansetzte. Kambodscha kam für 18 Monate unter eine UN-Übergangsregierung. Eine 16.000 Mann starke Friedenstruppe sollte die Kämpfer entwaffnen, den Waffenstillstand überwachen und die Wahlen organisieren. Wahlsieger und Koalitionspartner wurden Sihanouks Sohn Norodom Ranariddh (Erster Ministerpräsident) mit der royalistischen FUNCINPEC und Heng Samrin (Zweiter Ministerpräsident), der Führer der Kambodschanischen Volkspartei. Zudem trat eine neue Verfassung in Kraft, die als Staatssystem eine konstitutionelle Monarchie mit demokratischem Mehrparteiensystem und einer Marktwirtschaft bestimmt. Die Exekutive wird durch die Nationalversammlung ausgeübt.
Die Roten Khmer jedoch, die den Vertrag mitunterzeichnet hatten, boykottierten die Wahlen in den von ihnen besetzten Nordgebieten und ließen sich nicht entwaffnen. Die UN reagierten 1992 mit Wirtschaftssanktionen, die vor allem den Verkauf von Tropenholz und Erdöl betrafen, wobei ersteres eine wichtige Einnahmequelle der Roten Khmer darstellte. Außerdem wurde die Beschlagnahmung von Auslandsvermögen angedroht. Die Roten Khmer antworteten mit der Entführung von UN-Truppenangehörigen und setzten ihren Guerillakampf fort. Nachdem die Guerillos noch einmal ihre Kämpfe verschärft hatten, wobei Tausende aus Angst vor neuen Massenmorden flohen, begann die Gruppe ab 1996 auseinanderzubrechen, als Ieng Sary, der Statthalter von Pailin, zur Regierung überlief. Im gleichen Jahr wurde Pol Pot von der Gruppe zu lebenslanger Haft verurteilt und starb 1998 im Gefängnis. Ende 1998 ergaben sich die letzten Einheiten der Roten Khmer im kambodschanisch-thailändischen Grenzgebiet. Zwei der Hauptverantwortlichen, Khieu Samphan und Nuon Chea, entschuldigen sich offiziell für die Massenmorde in den Siebzigerjahren unter Pol Pot und wurden von Hung Sen begnadigt. Ta Mok, der letzte Kommandant der Gruppe, wurde 1999 festgenommen und vor ein kambodschanisches Kriegsgericht gestellt.
Währenddessen waren aber die Spannungen zwischen den beiden Ministerpräsidenten weiter gewachsen. 1997 gipfelten sie in offene kriegerische Auseinandersetzungen, aus denen Heng Samrin als Sieger hervorging. Die Kambodschanische Volkspartei regierte danach zunächst alleine, der gestürzte Norodom Ranariddh wurde in Abwesenheit wegen Waffenhandels und Hochverrats verurteilt. Auf Druck der ASEAN, der Vereinigung Südostasiatischer Staaten, und nach den Nationalversammlungswahlen von 1998 wurde Ranariddh rehabilitiert und zum neuen Vorsitzenden der Nationalversammlung ernannt. Heng Samrin verblieb erster Ministerpräsident. In den Kommunalwahlen von 2002 errang die Volkspartei einen überwältigenden Sieg; obwohl mehr als 20 Menschen im Wahlkampf ums Leben kamen, gilt die Wahl als Schritt zur weiteren Demokratisierung.[17] Am 7. Oktober 2004 dankte König Norodom Sihanouk im Alter von 81 Jahren wegen seiner angeschlagenen Gesundheit ab. Der Thronrat setzte Norodom Sihamoni als Nachfolger ein, sein Halbbruder Ranariddh verzichtete, um in der aktiven Politik verbleiben zu können. 2004 ratifizierte die Nationalversammlung ein Gesetz zur Einrichtung eines internationalen Völkermordtribunals.[18][14][19]
Bevölkerung
Demografie
Nach einer Schätzung der CIA von 2008 beträgt die Bevölkerung Kambodschas 14.241.640 Menschen. Das durchschnittliche Alter ist 21,7 Jahre, die Lebenserwartung beläuft sich auf 61,69 Jahre im Gegensatz zu 54 im Jahre 2000.[17] Der Geburtenrate von 25,68 pro 1000 Einwohner steht eine Sterberate von 8,16 pro 1000 entgegen, dabei beträgt die Kindersterblichkeit 56,59 pro 1000 Lebendgeburten. Eine Frau gebärt durchschnittlich 3,08 Kinder. Das Bevölkerungswachstum beträgt 1,752%. Die Alphabetisierungsrate liegt bei 73,6% (Schätzung 2004), wobei Männer mit 84,7% deutlich besser wegkommen als Frauen mit 64,1%.[3]Die Bevölkerungsdichte beträgt 80/km².[6]
Ethnien
Die Hauptbevölkerungsgruppe Kambodschas sind die Khmer, die laut offiziellen Zahlen 85-90% ausmachen. Damit ist Kambodscha das homogenste Land Südostasiens. Größte Minderheiten sind Vietnamesen (5%), Chinesen (etwa 1%) und Cham (bis 3%). Kleinere Minderheiten gibt es von Thailändern, Laoten sowie einer Reihe von Bergvölkern, die früher Moi genannt wurden und heute unter dem Namen Khmer Loeu zusammengefasst werden.[20] Die offiziellen Zahlen der Regierung betreffend der Minderheiten werden aber als etwas zu tief eingeschätzt.[21]
Die Khmer leben seit dem 2. Jahrhundert nach Christus in ihren heutigen Siedlungsgebieten; woher sie kamen, ist nicht vollständig geklärt. Vietnamesen leben bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts als Reisbauern in Kambodscha, weitere kamen im 19. und frühen 20. Jahrhundert ins Land, da die französischen Kolonialherren Ämter bevorzugt an sie vergaben. Während der vietnamesischen Besatzung nach dem Sturz Pol Pots von 1979 bis 1989 folgte eine zweite Einwanderungswelle. Aus historischen Gründen gibt es noch immer Konflikte zwischen Vietnamesen und Khmer, die ihre Höhepunkte in Pogromen erreichen, zuletzt in den Neunzigerjahren; auch in der Politik gelten anti-vietnamesische Parolen als normal, beispielsweise von Seiten der Sam-Rainsy-Partei oder der FUNCINPEC.[22] Heute leben viele Vietnamesen als Fischer in schwimmenden Dörfern auf dem Tonle Sap.
Die Chinesen leben seit der frühen Neuzeit vor allem in den Städten, wo sie als Händler und Handwerker tätig sind. Bis 1975 kontrollierten sie Wirtschaft und Verkehrswesen des Landes, unter der Herrschaft der Roten Khmer wurden viele von ihnen getötet oder flohen. Seit Anfang der Neunzigerjahre kehren sie langsam wieder zurück und sind mittlerweile dank chinesischem Investment aus Übersee wieder eine wichtige ökonomische Kraft.[21] Die Cham sind ein malaiisches Volk, die vor allem an den Küstengebieten und dem Unterlauf des Mekong leben, seit ihr Reich 1471 von Vietnam zerstört wurde und sie fliehen mussten. Sie sind Moslems, ihr spirituelles Zentrum befindet sich in Chur-Changvra bei Phnom Penh. Sie sind traditionell Viehhändler, Seidenweber und Schlachter, da letzteres den buddhistischen Khmer nicht gestattet ist.
Die Bergvölker, die heute unter dem Namen Khmer Leou geführt werden, sind Thaivölker, die in den bergigen Grenzgebieten zu Thailand und auch Vietnam leben.[4] Die 21 Stämme leben traditionell als Halbnomaden, bauen Reis und Gemüse an, betreiben Brandrodung, halten Kühe, Hühner und Schweine als Nutztiere und sind animistischen Glaubens. Diese traditionelle Lebensweise wird immer mehr durch Sesshaftigkeit und Gebräuche der Khmer ersetzt. Im Gebiet um Battambang leben kleine Minderheiten der Shan, Thai und Lao. Sie sind Nachfahren von Bergleuten und Juwelieren, die in Kolonialzeit in den Rubinminen von Pailin angestellt waren.[23][24]
Religionen
In Kambodscha hängen rund 93% der Bevölkerung dem Theravada-Buddhismus an, der in ganz Südostasien verbreitet ist. Weitere vertretene Glaubensrichtungen sind der Islam mit etwa 6% (vor allem Sunniten bei den Cham) und das Christentum mit einem Prozent, vor allem Katholiken, häufig Vietnamesen.[6] Bei manchen Bergvölkern hat sich auch der Animismus gehalten,[4] die Chinesen sind hauptsächlich Konfuzianer, Taoisten oder Mahayana-Buddhisten. Der Theravada-Buddhismus, der ab dem 14. Jahrhundert den Hinduismus und den Mahayana-Buddhismus verdrängte, war bis 1975 Staatsreligion, was in den späten Achtzigerjahren wieder eingeführt wurde. Unter den Roten Khmer wurden die meisten buddhistischen Mönche getötet und fast alle Wats und Moscheen zerstört. In den Neunzigern wurden die meisten Glaubensstätten wieder aufgebaut – heute gibt es wieder 59500 Mönche und 3980 Wats, in Phnom Penh wurde mit saudischem Geld eine internationale Moschee gebaut.[25]
Sprachen
Die Amtssprache Kambodschas ist Khmer, eine austroasiatische Sprache, die von 95% der Einwohner des Landes gesprochen wird.[3]. Weitere Sprachen sind Vietnamesisch, Chinesisch, Cham sowie verschiedene andere Minderheitensprachen: Brao, Chong, Jarai, Kaco', Kraol, Kravet, Kr'ung, Lamam, Mnong, Pear, Samre, Sa'och, Somray, Stieng, Suoy und Tampuan.[26]
Französisch war wegen der französischen Kolonialvergangenheit über ein Jahrhundert lang die beliebteste Fremdsprache und wurde bis 1975 auch in gebildeten Kreisen gesprochen, heute wird es auch dank des vermehrten Tourismus aus anglophonen Ländern vermehrt durch Englisch abgelöst.[21] Seit 1990, als das Lehren der englischen Sprache wieder legalisiert wurde, hat es dem Französischen an Beliebtheit deutlich den Rang abgelaufen. Zwischen Anhängern der beiden Sprachen sorgt das für Diskrepanzen; die Franzosen versuchen angestrengt, ihre Kultur und Sprache auch mit Hilfe der französischen Regierung, einem der größten ausländischen Geldgeber, weiter zu verbreiten – ohne großen Erfolg: 1995 verbrannten etwa Studenten der Technischen Universität Phnom Penh aus Protest gegen die Unterrichtssprache ihre französischen Textbücher.[27][28]
Städte und Bevölkerungsverteilung
Die größten Städte Kambodschas sind:[29]
Stadt | Einwohner |
---|---|
Phnom Penh | 1.573.544 |
Sihanoukville | 156.691 |
Battambang | 150.444 |
Siem Reap | 85.000 |
Kompong Chhang | 75.244 |
Kompong Cham | 61.750 |
Purat | 52.476 |
Die Bevölkerung Kambodschas lebt zu 80% in der Zentralebene, die Gebirgsregionen sind teilweise fast unbesiedelt. In den Städten leben heute nur etwa 20% der Einwohner, was teilweise auch auf die Politik der Roten Khmer zurückzuführen ist, die die Städte evakuierten – so lebten 1978 nur noch 20.000 Menschen in Phnom Penh, nachdem es 1974 noch 2,5 Millionen gewesen waren.[4]
Kultur
Der Nationalfeiertag am 9. November erinnert an die einseitig durch Prinz Norodom Sihanouk proklamierte und von Frankreich anerkannte Unabhängigkeit Kambodschas im Jahr 1953.
Restriktive Kulturpolitik
Die kambodschanische Regierung betreibt seit kurzem eine recht restriktive Politik gegen Dinge, welche angeblich „gegen die Kultur Kambodschas“ seien. So sind UMTS-Mobiltelefone mittlerweile verboten, ebenso Partneragenturen, Schönheitswettbewerbe und das Blondieren der Haare. Auch Kleidervorschriften werden gemacht - so wurde eine junge Fernsehansagerin gezwungen, sich im Fernsehen live zu entschuldigen, weil sie rückenfreie Kleidung getragen hatte. Dies war zuvor vom Ministerpräsidenten als ein Verstoß gegen die Kultur Kambodschas bezeichnet worden.
Im Sommer 2006 beschloss das Parlament ein Gesetz, das Ehebruch mit bis zu 12 Monaten Haft bestraft. Dies steht stark im Kontrast zu den zahlreichen Affären, die von Abgeordneten des Parlaments bekannt sind. Als eine der Initiatoren der Kampagne gilt die Frau des Ministerpräsidenten. Es werden aber vor allem einseitige politische Motive dahinter vermutet. Die Kampagne solle die diesbezüglich liberale Oppositionspartei FUNCINPEC zurückzudrängen. Bordelle beispielsweise sind bisher nämlich nicht von den Maßnahmen betroffen. Dass die Regierung ein solches Gesetz so schnell verabschieden konnte, während ein Gesetz gegen Korruption noch lange nicht beschlussreif ist, wird ebenso als Anzeichen gesehen. Nicht zuletzt ist auch unklar, welche Kultur eigentlich geschützt werden soll. Die alte kambodschanische Kultur und deren Symbole sind nämlich im Allgemeinen recht freizügig.
Kulinarisches
Grundnahrungsmittel sind gekochter Reis, Fisch und Gemüse. Die kambodschanische Küche ist der thailändischen ähnlich, aber nicht so scharf.
Im Mekong-Delta gibt es die kulinarische Spezialität von gebratenen Schlangen (der Pro-Kopf-Verbrauch an Fischen und Schlangenfleisch liegt bei etwa 50 kg pro Person und Jahr). In den gefluteten Reisfeldern und Gewässern leben besonders viele ungiftige Arten, die auf vielen Märkten im Mekong Delta gehandelt werden. Aus Gründen des Artenschutzes dürfen Schlangen aber nur dort verkauft werden.
Politik
Politisches System
- Verfassung
- Die Verfassung Kambodschas, die von der UNTAC vorbereitet wurde und nach fünf Tagen der Diskussion durch die Verfassungsgebende Versammlung am 29. April 1993 verabschiedet wurde, umfasst 14 Kapitel und 139 Artikel. Im ersten Artikel des ersten Kapitels wird festgelegt, Kambodscha sei "ein Königreich mit einem König, der übereinstimmend mit der Verfassung und den Prinzipien der liberalen Demokratie und des Pluralismus regieren soll. Das Königreich von Kambodscha soll ein unabhängiges, souveränes, friedliches, permanent neutrales und blockfreies Land sein." Laut Kapitel 3, Artikel 31 werden weiterhin die von der UN-Charta geforderten Menschenrechte garantiert sowie die Todesstrafe negiert; außerdem werden die Wirtschaft Kambodschas als marktwirtschaftlich ausgerichtet definiert und Umwelt- und Naturschutz verankert. Staatsreligion ist der Buddhismus.[30]
- Exekutive
- Die Funktion des Staatsoberhaupts, seit dem 29. Oktober 2004 König Norodom Sihamoni, ist im Prinzip nur symbolisch; er wird durch einen neunköpfigen Thronrat auf Lebenszeit gewählt und muss aus den Geschlechtern von Ang Duong, Norodom oder Sisowath stammen.[31][18] Er beruft den nach Wahlen von der Nationalversammlung vorgeschlagenen Premierminister, ein Mitglied der Mehrheitspartei oder -Koalition, der das Kabinett aus Mitgliedern der Partei oder des Parlaments bildet. Weiterhin ist der König Oberkommandeur der Streitkräfte und Vorsitzender des Verteidigungsrates.[14] In der Theorie ernennt der König auch das Kabinett, das in der Praxis aber vom Premierminister gebildet wird. Premierminister ist seit dem 14. Januar 1985 durchgehend Hun Sen; von 1993 bis 1997 war er Co-Premierminister gemeinsam mit Norodom Ramriddh.[3]
- Legislative
- Die Legislative besteht aus zwei Kammern. Die erste ist die Nationalversammlung mit 123 Sitzen (früher 122 bzw. 120), die durch Volkswahlen für fünfjährige Legislaturperioden besetzt werden, die zweite der 1998 gebildete Senat mit 61 Sitzen. Zwei Mitglieder des Senats werden durch den König ernannt, zwei durch die Nationalversammlung gewählt und 57 von Parlamentariern und Gemeinderäten. Auch sie werden für fünf Jahre gewählt; der Senatspräsident vertritt den König bei dessen Abwesenheit oder Krankheit. Die letzten Wahlen für die Nationalversammlung (27. Juli 2008) ergaben einen Wahlsieg für die CPP mit 58% (90 Sitze), gefolgt von der SRP mit 22% (26 Sitze). Weitere Parteien erreichten gemeinsam 20% (7 Sitze). Die nächsten Wahlen werden voraussichtlich im Juli 2013 stattfinden. Die letzten Senatswahlen vom 22. Januar 2006 brachten der CPP 69% (45 Sitze), der FUNCINPEC 21% (10 Sitze) und der SRP 10% (2 Sitze). Hier sind die nächsten Wahlen für Januar 2011 geplant.[3] Wahlrecht besteht ab 18 Jahren.[18][14]
- Judikative
- Der Hohe Rat der Richterschaft, der in der Verfassung gefordert wird und im Dezember 1997 eingerichtet wurde, steht dem König in Sachen Unabhängigkeit der Judikative zur Seite. Der Oberste Gerichtshof (und niedrigere Institutionen) üben richterliche Gewalt aus. Das Rechtssystem ist in erster Linie eine zivilrechtliche Mischung aus französisch beeinflussten Kodizes aus der Zeit der UNTAC, königlichen Erlässen und Gesetzen der Legislative mit Einflüssen von Gebrauchsrecht und Überbleibseln kommunistischer Rechtsgrundlage. Der Einfluss des Common Law wächst, verpflichtende Jurisdiktion des Internationalen Gerichtshofes wird mit Vorbehalten anerkannt.[3]
Parteien
Die wichtigsten heutigen Parteien sind die im Parlament vertretenen Kambodschanische Volkspartei, FUNCINPEC und Sam-Rainsy-Partei.
- Die Kambodschanische Volkspartei (CPP), die 1991 aus der 1951 gegründeten Revolutionären Volkspartei Kambodschas (PRPK) hervorging, vertritt einen orthodox-marxistischen Standpunkt. Ihr führender Exponent ist Hun Sen, Generalsekretär Chea Sim. Nach eigenen Angaben unterstützt sie das demokratische Mehrparteiensystem, ihre Anhänger kommen zumeist vom Land.
- Die FUNCINPEC ("Front Uni National pour un Cambodge Independent, Neutre, Pacifique et Cooperativ", französisch für "Vereinigte Nationale Front für ein unabhängiges, neutrales, friedliches und kooperatives Kambodscha") geht auf die Achtzigerjahre zurück, als sie unter König Sihanouk am Kampf gegen die vietnamesische Besatzung teilnahm. Sie hat seit 1998 beständig zugunsten der CPP an Macht verloren und vereint heute Royalisten und Antivietnamesen. Sie vertritt das Prinzip der freien Marktwirtschaft; die treusten Wähler kommen aus den Provinzstädten. Ihr Vorsitzender ist Kev Put Reaksmei.
- Die kommunistische Sam-Rainsy-Partei, die 1998 aus der 1995 gegründeten Partei der Khmer-Nation hervorging, hat sich in den letzten Jahren zur dritten Macht in der politischen Landschaft Kambodschas entwickelt. Benannt ist sie nach ihrem Führer Sam Rainsy, der in der ersten Regierung Kambodschas nach der Verfassung von 1993 bereits Finanzminister war, wegen seines ständigen Anprangerns von Korruption allerdings aus Regierung und FUNCINPEC ausgeschlossen wurde. Sein konsequentes Anprangern von Missständen (Korruption, Menschenrechte, Pressefreheit) machten ihn im Westen beliebt, ließen ihn aber auch zum Ziel von Anschlägen werden. Seine rassistische Einstellung gegenüber Vietnamesen lässt einige Kritiker an seiner Glaubwürdigkeit zweifeln. Die Sympathien der Partei liegen hauptsächlich beim Bildungsbürgertum in Phnom Pehn.[3][14][32]
Weitere größere Parteien sind die Menschenrechtspartei, die Norodom-Ranariddh-Partei und die Partei der Liga für Demokratie. Wichtige Interessengruppen sind die Cambodian Freedom Fighters (CFF), eine antikommunistische Gruppe mit Basis in den USA, die gegen die Korruption kämpfende Organisation PTF (Partnership for Transparency Fund), die Studentenbewegung für Demokratie, das Komitee für freie und gerechte Wahlen (COMFREL) sowie Menschenrechtsorganisationen.[3]
Innenpolitik
In der Innenpolitik hat sich die Lage in den letzten Jahren unter Hun Sen stabilisiert – die Kriminalität ist zurückgegangen, es kommen wieder Touristen ins Land, die Inflation ist auf einem Tiefststand und die ausländische Entwicklungshilfe fließt. Dagegen ist die Korruption weiterhin ein großes Problem, Transparency International ordnete das Land 2008 in seinem Korruptionsindex auf einer Liste von 180 Staaten auf Rang 166 ein.[33] Auch das ausländische Investment ist wegen mangelnden Vertrauens in die Regierung zurückgegangen. Außerdem lässt sich ein autoritärer Trend bei Hun Sen feststellen; seine Entscheidungen wandelt er durch Edikte in Gesetze um. Am 7. Juli 2002 wurden so über 50 Zeitungen und Magazine verboten. Ein weiteres innenpolitisches Problem sind die zumeist von Firmen aus Hongkong oder Taiwan betriebenen Textilunternehmen, in denen zumeist sehr schlechte Arbeitsbedingungen herrschen. Dies resultiert in Streiks und politischen Spannungen, da sich Sam Rainsy zum Fürsprecher der Arbeiter erklärt hat.[34] Auch die politische Gewalt bleibt ein Thema, da Oppositionspolitiker Ziel von Mordanschlägen werden.[6]
Ein großer innenpolitischer Erfolg war das Ende der Roten Khmer, die 1998 endgültig die Waffen niederlegten. Jetzt stehen Aufarbeitung und Bewältigung der Vergangenheit an, was aber nicht ganz einfach ist, weil fast jede politische Macht in der Vergangenheit mit den Roten Khmer paktiert hat und bei näheren Untersuchungen fast das ganze Parlament angeklagt werden müsste. Auch international könnten sich Probleme ergeben, da China, Thailand und die USA die Roten Khmer an irgendeinem Punkt ihrer Geschichte unterstützten. Daher distanziert man sich öffentlich, tendiert aber eher dazu, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Einig ist man sich aber darüber, die Hauptverantwortlichen für die Verbrechen der Roten Khmer vor ein Tribunal zu stellen.[35] Am 4. Oktober 2004 billigte die Nationalversammlung den Vertrag mit den Vereinten Nationen über die Einrichtung eines international gestützten Sondergerichts. Außerdem wurde ein Kompromiss über Kompetenzen und Zusammensetzung des Tribunals gefunden – kambodschanische Richter stellen im fünfköpfigen Gericht die Mehrheit, einer der ausländischen Richter muss jedoch dem Urteil zustimmen, um der Korruption vorzubeugen. Das Tribunal, dessen Richter im Juli 2006 nach Sicherung der Finanzierung vereidigt wurden, unterliegt kambodschanischer Strafprozessordnung.[18][36]
Verwaltungsgliederung
Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Kambodschas
Kambodscha ist in 20 Provinzen (Khet) und vier Städte (Krung) unterteilt. Die Provinzen setzen sich weiterhin aus Bezirken (Srok) und Kommunen (Khum), die Städte aus Stadtbezirken (Khan) und Stadtteilen (Sangkat) zusammen.
- Provinzen:
- Banteay Meancheay, Battambang, Kampong Cham, Kampong Chhnang, Kampong Speu, Kampong Thom, Kampot, Kandal, Koh Kong, Kratie, Mondulkiri, Oddar Meancheay, Pursat, Preah Vihear, Prey Veng, Ratanakkiri, Siem Reap, Stung Treng, Svay Rieng, Takeo
- Städte:
Wirtschaft
Das Land ist wenig entwickelt, die Wirtschaft deshalb im Wesentlichen agrarisch strukturiert. Mehr als 80 % der Anbaufläche sind Reisfelder. Weitere Agrarprodukte: Mais, Kautschuk, Gemüse, Zuckerpalmen, Tabak, Jute, Baumwolle und Kaffee.
Neben dem Reisanbau bildet der Fischfang (Tonle Sap-See, Flüsse) eine wesentliche Ernährungsgrundlage (Proteinversorgung) der Bevölkerung. Der Tourismus hat sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Einnahmequelle Kambodschas entwickelt. Im Jahre 2004 überschritt die Zahl der Kambodscha-Besucher zum ersten Mal die Millionenmarke. 2005 betrug die Zahl der Touristen 1,4 Mio. und 2006 stieg sie um weitere 20 % auf 1,7 Mio., die 1,4 Mrd. US-Dollar an Devisen im Land ließen. Das entspricht in etwa 12 % des Bruttosozialprodukts. 2007 wurde die Marke von zwei Millionen Besuchern erreicht.[37] Wichtigste Reiseziele in Kambodscha sind das Weltkulturerbe Angkor, der Küstenort Sihanoukville und die Hauptstadt Phnom Penh, zunehmend auch die Nordostprovinz Rattanakiri. Darüber hinaus finden auch Städte wie Battambang und Kampong Thom mit den Tempeln Sabor Prei Kuk zunehmend Beachtung. Neben Sihanoukville, auch Kampong Som genannt, entwickelt sich auch Kep nahe der vietnamesischen Grenze zu einer Badedestination.
Die Entwicklungshilfe trägt einen großen Teil der Wirtschaftsleistung des Landes.
Gutachten internationaler Organisationen (Weltbank, Asiatische Entwicklungsbank) sprechen davon, dass die Wirtschaft Kambodschas von ca. 50 Familien kontrolliert werde.
Die weit verbreitete Korruption der politischen und militärischen Elite des Landes wird für das „Verschwinden“ von ausländischen Geldern in einer Größenordnung von jährlich ca. 300 Mio. US-Dollar verantwortlich gemacht.
2008 nutzten etwa 13.000 Einwohner regelmäßig das Internet, die meisten Anschlüsse befinden sich in Phnom Penh und Siem Reap.[38]
Mitte 2008 betrug die Inflation in Kambodscha fast 40 Prozent.[39]
Obwohl die offizielle Währung der Riel (KHR) ist, werden Waren und Dienstleistungen auch außerhalb der Touristengebiete oft in US$ abgerechnet. Wechselgeld kleiner als ein US$ erhält man in Riel.
Die Free Trade Union of Workers of the Kingdom of Cambodia ist eine Gewerkschaft der Textilindustrie in Kambodscha.
Einzelnachweise
- ↑ CIA World Factbook: Cambodia 3. Februar 2008
- ↑ International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
- ↑ a b c d e f g h CIA World Factbook
- ↑ a b c d e f g h i j k l Diercke Länderlexikon1999
- ↑ Diercke Länderlexikon 1999; "Lonely Planet: South-East Asia on a Shoestring" gibt einen Zuwachs von 3000 km² bis auf 7500 km² an; der Unterschied begründet sich vermutl. durch die Ausklammerung der umliegenden Flusslandschaften
- ↑ a b c d e ADAC: Die Welt 2005
- ↑ Footprint Cambodia, S. 259
- ↑ http://www.cambodiaislands.com/cambodia-islands/
- ↑ Reise-Know-How, S. 83
- ↑ Footprint Cambodia, S. 260 (Stand 1998)
- ↑ a b Footprint Cambodia, S. 261
- ↑ WWF-Bericht
- ↑ Reise-Know-How, S. 86
- ↑ a b c d e f g Harenberg Staatenlexikon, 2000, ISBN 3-611-00894-X
- ↑ http://countrystudies.us/cambodia/13.htm
- ↑ http://www.mekong.net/cambodia/deaths.htm
- ↑ a b Fischer Weltalmanach 2003
- ↑ a b c d Fischer Weltalmanach 2006
- ↑ Reise-Know-How, S. 106-113
- ↑ Zur genauen Bevölkerungsaufteilung: "Khmer 90%, Vietnamese 5%, Chinese 1%, other 4%" (CIA World Factbook); "Khmer 90%, Vietnamesen 4%, Chinesen 1%, Sonstige 5%" (ADAC: Die Welt 2005); "ca. 85% Khmer, 4% Vietnamesen, 3% Cham, Chinesen, Thailänder, Moi, Khmer Loeu (Hochland-Khmer) und Lao" (Fischer Weltalmanach 2006, Stand 1998)
- ↑ a b c South-East Asia on a Shoestring
- ↑ Travel Handbuch Kambodscha, S. 153
- ↑ Footprint Cambodia, S. 241-243
- ↑ Reise-Know-How S. 134
- ↑ Footprint Cambodia, S. 259
- ↑ Ethnologue-Report, siehe dort für Verbreitung der Sprachen
- ↑ Reise-Know-How, S. 67
- ↑ Footprint Cambodia, S. 246
- ↑ geonames.org
- ↑ Die Verfassung Kambodschas, englisch
- ↑ Reise-Know-How, S. 117-118
- ↑ Reise-Know-How, S. 117
- ↑ Transparency International 2008
- ↑ Reise-Know-How, S. 119-120
- ↑ Reise-Know-How, S. 120
- ↑ BBC-Bericht
- ↑ http://www.mot.gov.kh/statistic.asp
- ↑ http://www.heise.de/newsticker/Kambodscha-uebt-sich-in-3G--/meldung/107438 heise.de, „Kambodscha übt sich in 3G“, 5. Mai 2008
- ↑ n-tv.de, Das Rindfleisch Kambodschas - Ratten-Gerichte zu teuer, 27. Aug. 2008
Siehe auch
Weblinks
- Website des Fremdenverkehrsamtes Kambodscha
- Offizielle Website des Königreichs Kambodscha (englisch)
- Die asiatische Menschenrechtskommission zu Kambodscha
- The Digital Archive Of Cambodian Holocaust Survivors Über die Geschichte Kambodschas und den Holocaust in den 1970ern und 1980ern.
- Offizielles e-Visa des Königreiches Kambodscha
- amnesty international Jahresbericht 2007 zu Kambodscha
Literatur
- Markus Karbaum: Kambodscha unter Hun Sen. Informelle Institutionen, Politische Kultur und Herrschaftslegitimität. Münster 2008. ISBN 978-3-8258-1645-2.
- Karl-Heinz Golzio: Geschichte Kambodschas. Das Land der Khmer von Angkor bis zur Gegenwart. München 2003. ISBN 3-406-49435-8.
- Jürgen Horlemann, Erwin Steinhauer: Kampuchea 1979. Befreiung oder Aggression? Köln 1979.
- Jan Myrdal: Kunst und Imperialismus am Beispiel Angkor. München 1973. ISBN 3-485-01827-9.
- Patrik Razelenberg: Die Roten Khmer und der 3. Indochina-Krieg. Hamburg 1995.
- Beat Richner: Ein Schweizer Arzt in Kambodscha. Zürich 1996.
- Manfred Rohde: Abschied von den Killing Fields. Bonn 1999.
- William Shawcross: Schattenkrieg. Kissinger, Nixon und die Zerstörung Kambodschas. 1980.
- Norodom Sihanouk: Kambodscha. Chronik des Krieges und der Hoffnung. 1980.
- Michael Sontheimer: Kambodscha. Land der sanften Mörder. Reinbek 1990.
- Tiziano Terzani, Ariane Barth: Holocaust in Kambodscha. Reinbek 1980.
- François Ponchaud: Year Zero. Holt Rinehart Winston 1975.
- Loung Ung: Der weite Weg der Hoffnung. Frankfurt/Main 2002.
- Loung Ung: First they killed my father. A daughter of cambodia remembers. New York 2000. ISBN 0-06-019332-8
- A. Dauphin-Meunier, Histoire du Cambodge, PUF, Paris, 1983
- S.Thierry, Les Khmers, Le Seuil, Paris, 1964
- Harry Thürk, Der Reis und das Blut. Kambodscha unter Pol Pot, Berlin (DDR) 1990
- A.Forest, Le Cambodge et la colonisation française, 1897-1920, L'Harmattan, Paris, 1980
- Daran Kravanh, Durch die Stille der Nacht. Mein Überleben mit der Macht der Musik im Kambodscha der Roten Khmer, München, 2007
- Somaly Mam, Das Schweigen der Unschuld, Berlin 2006