Heinrich VI. (* 6. Dezember 1421 bei Windsor; † 20. Mai 1471 in London), Letzter König von England aus dem Haus Lancaster von 1437 bis 1461 und von 1470 bis 1471.
Jugend
Heinrich war das einzige Kind und Erbe von König Heinrich V. von England. Er wurde am 6. Dezember 1421 bei Windsor geboren, sein Vater starb jedoch, als er erst ein paar Monate alt war. Seine Mutter, Katharina von Valois, war aus dem französischen Königshaus der Valois und bei seiner Geburt erst zwanzig Jahre alt. Wegen dem großem Argwohn aufgrund ihrer Nationalität wurde sie von ihrem Kind systematisch ferngehalten. Das Königreich England wurde von Regenten verwaltet, bis Heinrich volljährig war. Die einflussreichsten Regenten waren seine Onkel Humphrey, Herzog von Gloucester, und Johann, Herzog von Bedford. Humphrey übte die Regentschaft in England, Johann in Frankreich aus.
Das Ende des Hundertjährigen Kriegs und der Machtverlust Heinrichs VI.
Nach einer kurzen Kampfpause setzten sich die Niederlagen der Engländer in Frankreich fort. 1450 ging die Normandie für immer verloren. Im gleichen Jahr musste Heinrich VI. auf Drängen des Parlaments seinen Vertrauten Suffolk verbannen. Auf der Überfahrt nach Frankreich starb dieser unter ungeklärten Umständen. Nur wenige Wochen später kam es in der Grafschaft Kent zu einem Bauernaufstand, der von Teilen des Landadels unterstützt wurde, aber im Sommer 1450 zusammenbrach. Heinrich VI. litt psychisch sehr stark unter diesen Niederlagen und dem Widerstand, der ihm von seiten des englischen Hofes immer mächtiger entgegenschlug. Heinrich VI. hatte aufgrund seiner gesundheitlichen Schwäche keine Gelegenheit wahrnehmen können, diese Intrigen zu unterbinden. Die Folge davon war, das um 1450 eine Gruppierung von Adligen um Edmund Beaufort, Herzog von Somerset, dabei war, die tatsächliche Regierungsgewalt in England zu übernehmen.
Der Kampf um die brachliegende Regierungsgewalt
Aufgrund des Machtstrebens von Somerset begann Richard Plantagenet, Herzog von York, politisch aktiv zu werden. Richard hatte laut der englischen Erbfolge ein begründbares Anrecht auf den englischen Thron, dessen Ansprüche mit denen von Heinrich VI. selbst vergleichbar waren. Der Großvater Heinrichs VI., Heinrich IV., hatte den englischen Thron besetzt, obwohl sein Cousin Edmund Mortimer das größere Anrecht auf die Thronfolgerschaft hatte. Richard Plantagenet war der Großenkel Edmunds. Nun trat Plantagenet als Gegner der Hofpartei auf, insbesondere gegen ihren mächtigsten Anführer Somerset. Richard Plantagenet war in den Jahren vor 1450 Statthalter der Normandie gewesen und hatte sich dort persönlich und finanziell stark engagiert. Er war aber dann von Somerset abgelöst worden, unter dem das Gebiet schließlich an Frankreich zurückfiel. Der Konflikt zwischen den beiden war also auch persönlicher Natur. 1450 und 1452 versuchte York erfolglos, Somerset zu stürzen. Erst 1453 konnte er die Unterstützung der mächtigen und mit ihm verwandten Hochadelsfamilie Neville erlangen, unter deren Protektion er den Vorsitz des Kronrats einnahm. Dieses Gremium wurde nun so mächtig, dass es anstelle des inzwischen regierungsunfähigen Heinrichs VI. nahezu alle Amtsgeschäfts wahrnahm.
Kurz nach der Geburt seines ersten und einzigen Kindes, Eduard Prinz von Wales am 13. Oktober 1453 hatte der König, der schon zuvor ein zurückgezogener Mensch war, einen Nervenzusammenbruch, dem eine erste längere Phase von Geisteskrankheit folgte. Es wurden Gerüchte verbreitet, das der Herzog Somerset der wahre Vater Eduards sei. Die Beliebtheit des Königs, um die es wegen seines mönchischen Gehabes, seiner Abneigung gegen das Reiten und Waffentragen sowie wegen seines Vertrauens in unpopuläre Berater bereits zuvor schlecht gestanden hatte, nahm dadurch weiter ab.
Der Beginn der Rosenkriege
Während sich der gesundheitliche Zustand des inzwischen völlig machtlosen Königs vorübergehend besserte, konnte Richard Plantagenet 1455 Somerset in der Schlacht von St. Albans töten. Diese Schlacht wird allgemein der Beginn Rosenkriege zwischen den Häusern Lancaster und York angesehen.
Richard Plantagenet bemühte sich nach dem Erfolg von St. Albans zunächst nicht, seinen Thronanspruch durchzusetzen, da er den König noch nicht in seiner Gewalt hatte. Während er sich 1460 in Irland befand, bemächtigte sich jedoch in der Schlacht von Northhampton sein Verbündeter, Richard Neville, Graf von Warwick, des völlig handlungsunfähigen Königs. Nun erst wollte Richard Plantagenet seinen Anspruch auf den Thron durchsetzen, scheiterte jedoch sowohl mit dem Vorhaben, sich vom Parlament per Akklamation als auch mit einem formaljuristischen Verfahren als König einsetzen zu lassen. Schließlich wurde folgende Regelung getroffen: Am 31. Oktober 1460 ernannte der Spielball gewordene Heinrich VI. Richard von York zu seinem Erben und Nachfolger anstelle seines eigenen Sohns Eduard. Zusätzlich erhielt er sofort den Titel und die rechte eines Prinzen von Wales. Heinrich der VI. wurde im Londoner Tower gefangen gesetzt.
Königin Margarets Widerstand und die Absetzung Heinrichs
Königin Margaret übernahm für ihren im Londoner Tower gefangenen Mann und ihren Sohn die Führung des Hauses Lancaster im Kampf gegen den neuen König. Schon am 30. Dezember 1460 gelang es den Lancaster-Truppen in der Nähe von Sandal Castle, Richard in einer Schlacht zu schlagen und zu töten. Richard Plantagenets zweiter Sohn Edmund, Graf von Rutland wurde wenig später ermordet, Richard Neville einen Tag später hingerichtet. Ihre drei Köpfe wurden daraufhin in Micklegate Bar in York zur Schau gestellt. Der zu diesem Zeitpunkt 18 Jahre alte Eduard von York übernahm an Stelle seines gefallenen Vaters die Führung des Hauses York. Auch das Haus Neville unterstützte unter Richard dem Jüngeren, dem kingmaker, immer noch die Ansprünge des Hauses York. Eduard von York musste aber zunächst bei St. Albans eine Niederlage gegen das Heer Heinrichs VI. hinnehmen. Eduard konnte jedoch bei Mortimer's Cross und am Palmsonntag 1461 bei Towton die Truppen der Lancaster-Familie besiegen. Durch diesen Sieg war die Regierungszeit Heinrichs VI. zunächst beendet. Am 28. Juni wurde Eduard von York als Eduard IV. zum englischen König gekrönt.
Erneuter Machtgewinn und Ende
Das Haus Lancaster trat derweil unter der Führung Königin Margarets sein Exil in Schottland an. Durch die Heirat von Heinrichs Sohn Eduard mit der Tochter des schottischen Königs James III. banden sich die beiden Adelsfamilien eng aneinander. Margaret und ihr Sohn Edmund, der Prinz von Wales, sammelten Truppen für einen Gegenangriff auf die Herrschaft Eduards IV.. Der Zeitpunkt war gekommen, als Richard Neville, der Graf von Warwick, 1470 von der Seite der Famile York auf die Seite der Lancasters wechselte. Eduards IV. wurde kurzzeitig ins Exil gezwungen. Heinrich VI. wurde für kurze Zeit wieder auf den englischen Thron gesetzt.
Der ins Exil gezwungene Eduard kehrte aber zu Beginn des Jahres 1471 nach England zurück. Zunächst wurde der "kingmaker" Richard Neville im April 1471 in der Schlacht von Barnet geschlagen und getötet. Das entscheidende Gefecht zwischen den Truppen der Adelsfamilien York und Lancaster fand jedoch am 4. Mai bei Tewkesbury statt. Nicht zuletzt aufgrund der militärischen Unerfahrenheit von Heinrichs inzwischen 18 Jahre altem Sohn wurde die Schlacht zu einer vernichtenden Niederlage für das Haus Lancaster. Der Prinz selbst wurde auf der Flucht erschlagen. Weitere Anführer des Heeres der Lancaster-Familie wurden nach einem Schauprozess hingerichtet. Heinrich VI. und seine Frau Margarete gerieten in die Gefangenschaft Eduards IV. Noch in der Nacht in der Eduards IV. in London einzog, wurde Heinrich VI. im Tower ermordet. Mit ihm verlosch die Linie der Lancasters.
König Heinrich VI. wurde zuerst in der Chertsey Abtei begraben, später wurde sein Körper ins Windsor Castle gebracht und später in die Westminster Abbey.
Literatur
- R.A. Griffiths: The Reign of Henry VI, London 1981.
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Personendaten | |
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NAME | Heinrich VI. |
KURZBESCHREIBUNG | König von England |
GEBURTSDATUM | 6. Dezember 1421 |
GEBURTSORT | bei Windsor |
STERBEDATUM | 20. Mai 1471 |
STERBEORT | London |