Bowdenzug
Der Bowdenzug oder Seilzug ist ein bewegliches Maschinenelement zur Übertragung einer mechanischen Bewegung bzw. einer (Zug)kraft mittels einer flexibel verlegbaren Kombination aus einem Drahtseil und einer in Verlaufsrichtung stabilen Hülle. Bei der alternativen Verwendung einer Flüssigkeit zur Übertragung der Kraft spricht man von Hydraulik.


Benannt ist der Bowdenzug nach seinem Erfinder, dem Briten Ernest Monnington Bowden (1860–1904).[1][2][3][4][5]
Aufbau
Der Bowdenzug besteht aus einem innenliegenden Stahldraht oder Drahtseil, das in einer flexiblen, aber in Zugrichtung druckfesten Hülle verlegt wird. Die Hülle wirkt als mechanische Führung des Zugs und als Gegenlager für die übertragenen Zugkräfte, so dass der Bowdenzug Kräfte auch über mehrfach gebogene Pfade übertragen kann. Die Hülle ist in der Regel als dicht gewickelte, druckfeste Spirale ausgeführt. Anstelle einer Übertragung von Zugkraft durch das Bowdenzugseil kann man gleichwertig von einer durch die Hülle ausgeübten Druckkraft sprechen. Die Hülle muss dabei einer Längenveränderung (Verkürzung) widerstehen können.
Die Verbindung der Bowdenzugseele mit dem zu bewegenden Maschinenteil geschieht entweder durch kraftschlüssige Klemmung oder durch Einhängen eines Nippels in eine formschlüssige Öse. Wichtig ist dabei, dass Biegemomente an der Bowdenzugseele vermieden und reine Zugkräfte übertragen werden, um frühzeitigen Bruch zu verhindern. Die Nippel können an der Bowdenzugseele durch Pressen, Löten oder Anschrauben befestigt werden.
Die Ummantelung schützt den Zug vor äußeren Beschädigungen, verhindert das Eindringen von Staubpartikeln oder Feuchtigkeit und sorgt so dafür, dass die Funktion des Zugs durch mechanische Reibung oder Rost nicht beeinträchtigt wird. Abschnittsweise (auf geradlinig verlaufenden Teilstücken) kann die Hülle auch unterbrochen sein, so wird z. B. bei Fahrrad-Bowdenzügen zur Minderung der Reibungskräfte und Gewichtseinsparung eine Hülle oft nur für den flexiblen Übergang vom Lenker zum Rahmen, dortselbst zur Führung um gekrümmte Abschnitte herum sowie für die direkte Zuführung zu Bremse oder Schaltwerk verwendet; die Teilstücke der Hülle werden dabei am Rahmen in entsprechende Aufnahmeösen eingehängt, die die auftretenden Druck- und Zugkräfte aufnehmen können müssen.
Einsatzgebiete
Eingesetzt werden Bowdenzüge unter anderem für die Betätigung von Bremsen und Gangschaltung bei Fahrrädern, als Gas- und Kupplungszug bei Motorrädern und für die Feststellbremse bei Kraftfahrzeugen, als Verbindung des entfernten Öffners für Kofferraum und Tankdeckel und als Übertragungselement für die Bedienung von Pkw-Schaltgetrieben. In der Feinwerktechnik werden Bowdenzüge vielfältig eingesetzt, zum Beispiel als Auslösemechanismen („Drahtauslöser“) in der Fotografie.
Eine Weiterentwicklung des Bowdenzugs ist die flexible Antriebswelle.
Literatur
- Fritz Winkler, Siegfried Rauch: Fahrradtechnik Instandsetzung, Konstruktion, Fertigung. 10. Auflage, BVA Bielefelder Verlagsanstalt GmbH & Co. KG, Bielefeld, 1999, ISBN 3-87073-131-1
- Richard Hallet: Fahrrad-Wartung-Pflege-Reparatur. 1.Auflage, BVA Bielefelder Verlag GmbH & Co. KG, Bielefeld, 2003, ISBN 3-87073-308-x
- Rob van der Plas: Fahrradreparatur leicht gemacht. 1.Auflage, BVA Bielefelder Verlaganstalt, Bielefeld, 1996, ISBN 3-87073-185-0