Francisco de Goya (* 30. März 1746 in Fuendetodos, Aragón; † 16. April 1828 in Bordeaux; vollständiger Name Francisco José de Goya y Lucientes) war ein spanischer Maler und Grafiker. Er war der Sohn eines Vergolders und einer verarmten Landadeligen.

Leben und Werk
Goya hatte ab 1760 Unterricht bei dem Barockmaler José Luzán in Saragossa und wirkte später hauptsächlich in Madrid. Er schuf zunächst 1775 Entwürfe für die königliche Teppichmanufaktur Santa Bárbara in Madrid, wurde später zum Akademieprofessor ernannt und trat 1789 als Hofmaler in die Dienste des spanischen Königs Karl IV. Dabei verlief sein „Aufstieg“ keineswegs glatt, sondern war von ständigen Auseinandersetzungen mit der Academia San Fernando, bei der er sich mehrmals erfolglos bewarb, anderen Hofmalern, besonders seinem Schwager Francisco Bayeu, sowie dem Ringen um Aufträge geprägt.
Er schuf religiöse Fresken (z.B. für die Basílica del Pilar in Saragossa) und einige von Giovanni Battista Tiepolos Malerei beeinflusste Altarbilder. Wenig später wurde er von Anton Raphael Mengs für die Arbeit als Maler für die königlichen und von Mengs gegründeten Tapisserie-Werkstätten angeworben. Die Entwürfe für die Teppiche zeigen volkstümliche spanische Szenen und beginnen so die Rokoko-Tradition aufzuweichen. Zahlreiche Porträts entstanden für den Adel und das spanische Königshaus. Als besonders schonungslos in seiner realistischen Darstellung überrascht heute Die Familie Karls IV. Ein zeitgenössischer Kritiker äußerte, der König (5. v. rechts auf dem Gemälde) und seine Frau (7. v. rechts) „sähen aus wie ein Bäcker und seine Gemahlin nach einem Lotteriegewinn.“ Kunsthistorisch ist das Gemälde in Zusammenhang mit dem Werk Las Meninas von Goyas berühmtem Vorgänger Diego Velázquez zu sehen. Wie Vélazquez stellt sich auch Goya auf dem Bild hinter seiner Staffelei als subjektiver Beobachter der Familie des Königs am Hofe dar.
Im Jahr 1792 erkrankte Goya schwer, was zu einer lebenslangen Gehörlosigkeit führte. Für Spekulationen und Legendenbildung, nicht zuletzt im Roman Goya oder der arge Weg der Erkenntnis von Lion Feuchtwanger verarbeitet, sorgte seine vermeintliche Liebesaffäre mit der Herzogin von Alba, die er mehrfach porträtierte. Jedoch sind zu dieser Thematik nur sehr wenige aussagekräftige Quellen überliefert.
In den 1790er Jahren lässt sich eine Wende in seinem künstlerischen Schaffen festhalten. Goyas Kunst zielte nun nicht mehr allein auf das höfische Umfeld und dessen Repräsentationswünsche. Langsam zog er sich von seinen öffentlichen Ämtern zurück und schuf Druckgrafiken, welche er auf dem freien Markt zu verkaufen versuchte. Die unter Verwendung der Aquatintatechnik angefertigten Los Caprichos (ca. 1796/1797, Erstveröffentlichung 1799) und Desastres de la Guerra (1810–1820) zeigen, wie scharfsinnig er sich mit den politischen und sozialen Umständen seiner Zeit beschäftigt hat. Die Desastres de la Guerra sind besonders geprägt von den Folgen und Gräueltaten während der napoleonischen Herrschaft und dem Unabhängigkeitskrieg der spanischen Bevölkerung. Malerisch thematisierte Goya diese Ereignisse in Werken wie Die Erschießung der Aufständischen vom 2. Mai 1808 (1814). Im selben Jahr musste er sich vor der Inquisition für die berühmten Gemälde der im deutschsprachigen Raum wegen einer Falschübersetzung aus dem Spanischen als bekleidete und nackte Maja bekannten Bilder rechtfertigen. Die nackte Maja war das erste Aktbild der spanischen Kunst, auf dem Schamhaar zu sehen ist. Das Gemälde war ursprünglich durch ein Scharnier mit seinem Gegenstück Die bekleidete Maja verbunden - mittels dieser Vorrichtung ließ sich die freizügige Variante durch die züchtige Darstellung verdecken. Nicht nur diese Gemälde erregten Anstoß, sondern auch die Caprichos und Desastres, in denen Goya die Verfehlungen und Laster der damaligen Kirchenvertreter anprangerte.
Nachdem die Bourbonen wieder auf dem spanischen Thron saßen, wurde Goya erneut als Hofmaler eingesetzt. Mit dem Ringen von Monarchisten und Liberalen waren die politischen Unruhen jedoch längst nicht beseitigt. Goya zog sich 1819 auf sein Landhaus zurück, dessen Wände er bis 1823 bemalte. Die sogenannten Pinturas Negras (Schwarze Bilder) sind ein eindrucksvolles Zeugnis seines Spätwerks, in denen sich düstere Phantasien des Malers mit den bedrückenden Zeitumständen vermischt zu haben scheinen. Schließlich wurde die Situation für Goya, der in liberalen Kreisen verkehrte, nicht mehr tragbar. Um politischen Verfolgungen zu entgehen, reiste er nach Frankreich, wo er von 1824 an in Bordeaux lebte. Dort arbeitete er an seinen letzten Radierungen, die Stierkampfszenen zeigen. Gelähmt stirbt Goya am 16. April 1828 in Bordeaux. 1901 wird sein Leichnam nach Spanien überführt und 1919 in der Ermita de San Antonio de la Florida in Madrid beigesetzt.
Werke
Druckgrafische Serien
- 1796–97: Los Caprichos (Einfälle)
- 1810–14: Desastres de la Guerra (Schrecken des Krieges)
- 1815–16: Tauromaquia (Stierkampfszenen)
- 1816–24: Los Disparates (Torheiten)
Gemälde
- 1800–01: Die Familie Karls IV. (La familia de Carlos IV), Museo del Prado
- 1808–10: Der Koloss (El Coloso), Museo del Prado
- 1814: Die Erschießung der Aufständischen (El tres de mayo), Museo del Prado
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Aus Caprichos: Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer oder: Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer.
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Aus Desastres de la Guerra: Das ist schlimmer
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Aus Tauromaquia: Unglückliches Ereignis auf den vorderen Rängen der Arena von Madrid
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Aus Disparates: Torheit der Furcht
Rezeption Goyas in Literatur, Musik und Film
Literatur
- Lion Feuchtwanger: Goya oder der arge Weg der Erkenntnis. 1951. ISBN 3-937572-09-0
- Heinrich Heil: Solo Goya. Erzählung. In: Frau und Hund. Hrsg. Markus Lüpertz. Nr 4. 2004. S. 431- 440. ISBN 3-937572-09-0
- Jean Claude Carrière, Milos Forman: Goyas Geister. Erscheint 2007. ISBN 3-423-24590-5
- Richard Muther, Francisco de Goya, ABOD 2006, Hörbuch, ISBN 3-8341-0177-X
Musik
- Enrique Granados: Goyescas. Klavierzyklus, der durch die Bilder Goyas inspiriert wurde; 1911
- Mario Castelnuovo-Tedesco: 24 Caprichos de Goya op 195 für Gitarre solo, 1961
- Hans Werner Henze: Los Caprichos - Fantasia per Orchestra, 1963
- Gian Carlo Menotti: Goya. Oper. Uraufgeführt 1986
- Michael Denhoff: Desastres de la guerra. Orchesterbilder nach Goya, 1983 / Los disparates. Skizzen nach Goya für Trio basso, 1988
- Maury Yeston: Goya: A Life in Song. Musical. Uraufgeführt 1988.
- Michael Nyman: Facing Goya. Oper, 2000
Film
- Goya. Dokumentarfilm. 18 min. 1948.
- Goya - oder der arge Weg der Erkenntnis. Regie: Konrad Wolf. 1971.
- Goya, historia de una soledad. Regie: Nino Quevedo. 1971.
- Goya in Bordeaux. Regie: Carlos Saura. 1999.
- Volavérunt. Regie: Bigas Luna. 1999.
- Goyas Geister. Regie: Milos Forman. 2006.
Literaturhinweise
- Werner Hofmann: Goya. Vom Himmel durch die Welt zur Hölle. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-54177-1; Rezension von Jörg Traeger in: Zeitschrift für Kunstgeschichte Band 70, 2007, S. 131-138.
- Robert Hughes: Goya : Der Künstler und seine Zeit. Blessing, München 2004, ISBN 3-89667-205-3
- Pierre Gassier, Juliet Wilson: Goya: Leben und Werk. Fribourg (Schweiz) 1971 dt: Benedikt-Taschen-Verlag, Köln, 1994, ISBN 3-8228-9125-8
Weblinks
- Literatur von und über Francisco de Goya im Katalog des Ibero-Amerikanisches Institut in Berlin
- Werke von Francisco de Goya bei Zeno.org
- Marburger Universitätsmuseum: Die „Launen“ des Goya
- Caprichos (PDF in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek der GASL)
- Desastres de la Guerra (PDF in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek der GASL)
- Ausführliche Sammlung an Goya Radierungen (spanisch)
- Web Gallery of Art
- Goyas Schreckgespenster, Bildessay in GEO Epoche „Weltmacht Spanien“
- Vorlage:PND
Personendaten | |
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NAME | Goya, Francisco de |
ALTERNATIVNAMEN | Lucientes, Francisco José de Goya y; Lucientes, Francisco de Goya y; Goya, Francisco |
KURZBESCHREIBUNG | spanischer Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 30. März 1746 |
GEBURTSORT | Fuendetodos, Aragón, Spanien |
STERBEDATUM | 16. April 1828 |
STERBEORT | Bordeaux, Frankreich |