Ludwig Hoelscher (* 23. August 1907 in Solingen; † 8. Mai 1996 in Tutzing) war ein deutscher Cellist.
Leben
Hoelscher war das jüngste Kind eines Juweliers und Hobbygeigers, der sich vorgenommen hatte, ein „familiäres Streichquartett“ zu gründen.[1] Der kleine Ludwig begann bereits im Alter von sechs Jahren mit dem Cellospiel. Ab dem Alter von 10 Jahren sammelte er Erfahrungen in der häuslichen Kammermusik, ohne jedoch als Wunderkind hervorzutreten.[2]
Hoelscher studierte das Cellospiel in Köln, München, Leipzig und Berlin, unter anderem bei Hugo Becker, Julius Klengel und Wilhelm Lamping. Zum Abschluss des Studiums erhielt er 1930 den Mendelssohn-Preis der Musikhochschule Berlin. Seine musikalische Karriere begann mit der Bekanntschaft der Pianistin Elly Ney, die 1932 zusammen mit ihm und dem Geiger Wilhelm Stross das Elly-Ney-Klaviertrio gründete.[3]
1936 debutierte Hoelscher mit den Berliner Philharmonikern und Wilhelm Furtwängler, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband.
Karriere im Dritten Reich
Hoelscher galt als einer der wichtigsten Cellisten im NS-Staat, der 1944 in die vom Reichspropagandaministerium herausgegebene „Gottbegnadeten-Liste“ (Führerliste) aufgenommen wurde.[4]
Als NSDAP-Mitglied[5] wurde Hoelscher 1937 im Alter von 29 Jahren Professor an der Musikhochschule Berlin. Am 29. Mai 1938 war er Solist im Abschlusskonzert der ersten Reichsmusiktage in Düsseldorf, wo auch die NS-Propagandaausstellung Entartete Musik gezeigt wurde. Im selben Jahr trat Hoelscher bei den Beethoventagen der Hitlerjugend in Wildbad und beim kulturpolitischen Arbeitslager der Reichsjugendführung in Weimar auf. Ab 1938 wirkte Hoelscher auch als Professor am Mozarteum in Salzburg. Zwecks „Kulturpropaganda“ trat er unter anderem in Brüssel, Bukarest, Lemberg, Lublin und Warschau auf.[6] Noch wenige Monate vor Kriegsende, am 2. Dezember 1944 trat er zusammen mit der Philharmonie des Generalgouvernements in Krakau auf. Diese „Philharmonie des Generalgouvernements“ war ein von „Generalgouverneur“ Hans Frank zu Propagandazwecken gegründetes Orchester, das mit polnischen Spitzenmusikern besetzt war. Im Diensttagebuch von Frank fand sich dazu der Eintrag: „Krakau Konzert mit Prof. Hoelscher“.[7] In diesem Konzert unter der Leitung von Hans Swarowsky gab es auch die Uraufführung von Pfitzners Komposition Krakauer Begrüßung, die Hans Frank gewidmet war.[8]
Karriere im Nachkriegsdeutschland
Ludwig Hoelscher setzte seine Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg unbeschadet fort. Er war 1954–1972 Professor an der Musikhochschule Stuttgart. Zahlreiche Konzertreisen führten ihn um die ganze Welt, darunter 1953 erstmals nach Japan, wo er Ehrenmitglied der Ueno-Universität Tokio wurde. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt er auch die Ehrenmitgliedschaft des Vereins Beethoven-Haus Bonn.
Ludwig Hoelscher trat zeitlebends solistisch und als Kammermusiker auf (u.a. mit Elly Ney, Walter Gieseking, Hans Richter-Haaser, Wilhelm Kempff, Wilhelm Keilmann, Karl Seemann, Adrian Aeschbacher, Kurt Rapf) tätig. Er hat über 50 Werke uraufgeführt (u. a. von Wolfgang Fortner, Karl Hasse, Joseph Rheinberger, Ermanno Wolf-Ferrari, Hans Pfitzner, Walter Gieseking, Karl Höller, Harald Genzmer, Hans Werner Henze, Ernst Krenek, Heinrich Sutermeister, Peter Jona Korn, Günter Bialas, Wilhelm Keilmann). Er brachte auch Werke von Paul Hindemith zur deutschen Erstaufführung.
Diskographie
Hoelscher machte zahlreiche Schallplatteneinspielungen, von denen einige inzwischen auch als CDs erschienen sind (Bayer Records, Haenssler).
Literatur
- Max Kaindl-Hönig Ludwig Hoelscher, Verlag Kister (Die großen Interpreten)
- Ludwig Hoelscher zum 75. Geburtstag, Verlag Hans Schneider
- Wolf Eberhard von Lewinski Ludwig Hoelscher, Verlag Hans Schneider
- Erich Valentin Cello .. das Instrument und sein Meister, Verlag Günther Neske
- Ernst Klee, Das Kulturlexikon zum Dritten Reich - Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer Verlag, 2007
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Fringes, Deutschlandfunk-Kalenderblatt.
- ↑ Fringes, Deutschlandfunk-Kalenderblatt.
- ↑ Fringes, Deutschlandfunk-Kalenderblatt.
- ↑ Ernst Klee, Das Kulturlexikon zum Dritten Reich - Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer Verlag, 2007, S. 5 und S. 255.
- ↑ Klee, a. a. O., S. 255.
- ↑ Klee, a. a. O., S. 255.
- ↑ Klee, a. a. O., S. 255.
- ↑ Siehe: Heitere Stunden in Auschwitz, Zeit Nr. 5 vom 25. Januar 2007
Personendaten | |
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NAME | Hoelscher, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Cellist |
GEBURTSDATUM | 23. August 1907 |
GEBURTSORT | Solingen |
STERBEDATUM | 8. Mai 1996 |
STERBEORT | Tutzing |