Die Sklavin Isaura

brasilianische Fernsehserie (1976–1977)
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Die Sklavin Isaura (Originaltitel: Escrava Isaura) ist eine brasilianische Telenovela und gilt bis heute als die erfolgreichste ihres Genres. Die Serie wurde in 95 Länder verkauft[1] und gehörte zu den ersten westlichen Sendungen, die im damals noch bestehenden Ostblock gesendet werden durften und erfolgreich waren. Die Regie führten seinerzeit Milton Gonçalves und Herval Rossano. Die Serie ist die erste Sendung mit westlichen Schauspielern die jemals in China gesendet wurde.

Handlung

Isaura wird als Tochter einer weißhäutigen Sklavin namens Juliana und eines unbekannten Vaters auf der südamerikanischen Tabak-Plantage von Don Almeida Anfang des 19. Jahrhunderts zur Zeit der Sklaverei in der Nähe von Rio de Janeiro geboren. Ihre Mutter stirbt während der Geburt, so wird sie von ihrer Herrin Donna Ester wie ein eigenes Kind aufgezogen, von ihrem Herrn Don Almeida zwar respektiert aber kühl und abweisend behandelt. Isaura bekommt Unterricht und ist allein durch ihr Äußeres nicht von einer „normalen“ Bürgerin zu unterscheiden.

Seit sie Kind ist, wird sie ständig vom Sohn der Herrschaften, Leôncio sexuell bedrängt, Leôncio wird schließlich nach Europa in die Schule geschickt. Als beide erwachsen sind, kommt er mit einem Haufen Schulden und noch lasterhafter als vorher, wieder auf die Plantage zurück und fängt erneut an Isaura zu bedrängen. Er heiratet zwar die vermögende Donna Malvina, will sich aber Isaura als Konkubine halten. Isaura lehnt all seine Werbeversuche ab und verliebt sich in Tobias, den Besitzer der Nachbarplantage. Als er sie heiraten will, verübt Leôncio erfolgreich einen Mordanschlag gegen ihn. Er zündet eine Hütte an, in welcher sich Tobias aufhält und dieser verbrennt. Die Eltern Almeida, die Isaura die Freiheit versprochen haben, können auch nicht mehr einschreiten, denn beide erkranken und sterben, bevor sie Isaura die Freiheit schenken können.

Lange Zeit glaubt Isaura, dass Don Almeida ihr eigentlicher Vater war und Leôncio somit ihr Halbbruder, da ihre „Ziehmutter“ Donna Ester den Verdacht hat, dass ihr Mann, der Juliana zu ihren Lebzeiten ähnlich verehrte, wie Leoncio jetzt Isaura, diese vergewaltigte und Isaura so entstand. Das war auch einer der Gründe weshalb sie ihren Sohn nach Europa schickte, in der Furcht der zügellose Leôncio könnte möglichen Inzest begehen. Im Laufe der Geschichte lernt Isaura aber ihren echten Vater kennen: Miguel, einen freien Bürger und ehemaligen Verwalter der Plantage und möchte mit ihm ein normales Leben leben. So fliehen sie in die Stadt und leben unter falschem Namen, aber Leôncio sucht sie. Ein vornehmer Bürger namens Alvaro verliebt sich in sie und will sie heiraten, aber Leôncio, der ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hat, findet sie auf einem Ball, lässt sie bloßstellen und - da sie vor dem Gesetz nach wie vor sein Eigentum ist, wieder auf die Fazenda bringen.

Der Vater will sie nun freikaufen, aber Leôncio setzt einen Fantasiepreis an, um jegliche Kaufversuche unmöglich zu machen. Am Ende ist es doch möglich, Isaura mit gemeinsamer Hilfe einer großzügigen Spenderin, die für diese ihren gesamten Familienschmuck verkauft, freizukaufen, aber Leôncio weigert sich beharrlich Isaura zu verkaufen. Alles scheint verloren, bis Alvaro entdeckt, dass Leôncio durch sein ausschweifendes Leben nahezu pleite ist. Er übernimmt über Strohmänner den gesamten Besitz von Leôncio, inklusive seiner geliebten Isaura. In seiner Verzweiflung über den Verlust all seiner Güter, inklusive ihr, erschiesst sich Leôncio am Ende.

Hintergrund

Die Sklavin Isaura basiert auf dem Roman Die Sklavin Isaura vom portugiesisch-sprachigen Autor Bernardo Guimarães aus dem Jahre 1835. Das Anti-Sklaverei-Buch ist Schullektüre in Brasilien und wurde schon mehrfach verfilmt. Zuerst als Stummfilm im Jahre 1929, dann als Spielfilm 1949 und zuletzt als Neuauflage der Serie im Jahre 2004, mit einem der zwei Regisseure von 1976, Herval Rossano. Auch Rubens de Falco, Darsteller des Leoncio 1976, wurde in die Neuauflage übernommen – da spielte er allerdings „seinen“ Vater, den Don Almeida.

Die Serie wurde zehn Jahre nach Fertigstellung in Deutschland erstausgestrahlt und war auf Anhieb ein großer Erfolg. Im Original hat sie 100 Folgen á 60 Minuten Laufzeit. Für Deutschland wurde sie zu 40 Folgen á 25 Min. zusammengestrichen, was den Erfolg aber nicht minderte. Premiere war am 24. November 1986 auf ARD, die letzte Folge wurde am 5. Februar 1987 ausgestrahlt. Die Folgen wurden an vier Tagen in der Woche ausgestrahlt, Montag bis Donnerstag nachmittags gegen 16 Uhr, mit Ausnahme der Weihnachts- und Silvester Feiertage wo jeweils vom 24. bis zum 28. Dezember und dem 31. Dezember bis zum 4. Januar keine Ausstrahlungen stattfanden. Weitere Sender die die Serie in ihr Programm aufnahmen, waren West 3 (1990), Bayerisches Fernsehen (1991), ORB (1992), Eins Plus (1993), DF1 Herz & Co TV (1997/98) und Premiere Sunset TV (1999) [2][3]. Ursprünglich war die Serie auf Kinder und Jugendliche als Zielpublikum angelegt, überraschenderweise waren es aber vermehrt Erwachsene, die auf die Serie ansprachen [4].

Wissenswertes

Die Serie gehörte zu den wenigen „westlichen Serien“ die auch jenseits des Eisernen Vorhangs ausgestrahlt wurden. Ungarn war das erste Land des Ostblocks, das die Serie in ihr Programm aufnahm. Die Ausstrahlung erfolgte 1986 auf MTV (Magyar Televízió) und war auch dort ein gewaltiger Erfolg. Die Legende will es, dass sich Ungarn zusammentaten um 75.000 US-Dollar für Isauras Freikauf zu sammeln und diese zur Brasilianischen Botschaft brachten[5][6].

Nach Ungarn nahmen immer mehr Staaten des Ostblocks die Serie auf, zuletzt die UdSSR und schließlich China. „Die Sklavin Isaura“ war die erste westliche Sendung mit westlichen Schauspielern, die jemals in China gesendet werden durfte. In Kuba soll sie sogar zur Lieblingssendung Fidel Castros avanciert sein, der sogar ZK-Sitzungen verschoben haben soll um keine Folge zu verpassen. Lucélia Santos wurde seine Lieblingsschauspielerin und wurde mehrfach von Castro nach Kuba eingeladen[7]. Santos wurde auch in China zum Filmstar und arbeitet heute noch als Beauftragte der brasilianischen Regierung um die kulturellen Beziehungen zwischen Brasilien und China zu stärken. In der DDR wurde die Serie nicht ausgestrahlt.

Insgesamt wurde die Serie in 95 Länder verkauft, der Fernsehsender Rede Globo ist dank des internationalen Erfolgs heute einer der größten Fernsehsender der Welt.

Einzelnachweise

  1. http://www.quetzal-leipzig.de/themen/kultur/medien-und-kommunikation/die-entwicklungsgeschichte-der-lateinamerikanischen-telenovela-von-den-anfangen-bis-zur-transkulturellen-verbreitung.html - Unter dem Kapitel: VI. Telenovela goes global – Transnationalisierung und -kulturalisierung ab den späten 1970er Jahren
  2. http://www.dramahome.net/telenovelaguide.htm
  3. http://www.fernsehserien.de/index.php?serie=0636&seite=6
  4. Prisma 9/1987, S. 18 zitiert nach http://www.bamby.de/1986/86Isaura00.htm
  5. http://www.teledramaturgia1.kit.net/alfabetica.htm - Unter Escrava Isaura, Seite in Portugiesischer Sprache
  6. http://www.freeweb.hu/telenovelas/escavaisaura.html, Seite in Ungarischer Sprache mit Filmfotos
  7. DIE ZEIT, "Telenovela oder Die unendliche Serie" Anne Schiwek, 16.09.1988 Nr. 38