Jauch ist der Name eines hamburgischen Großbürger- und Notabelngeschlechts, aus dem zahlreiche bekannte Personen, darunter der Fernsehmoderator Günther Jauch hervorgegangen sind.

Ursprung und Ausbreitung
Erster Namensträger ist der Bürgermeister zu Sulza Georg Jauch (1606-1675). Das Geschlecht verbreitete sich von Sulza zunächst über Güstrow nach Lüneburg und Polen. Ende des 17. Jahrhunderts trat das Geschlecht in Hamburg auf, wurde Mitte des 18. Jahrhundert dort ansässig, erwarb das Großbürgerrecht und konzentrierte sich im 19. Jahrhundert auf diese Stadt.
Zu Lüneburg
Die Jauch haben von Lüneburg ausgehend neben kaufmännischer Tätigkeit als Domherrn, Geistliche und Juristen gewirkt. Mit dem Lüneburger Superintendenten Johann Christopher Jauch (1669-1725) und dem Ersten Domherrn (Senior) des benachbarten landtagsfähigen Domstifts Bardowick Johann Christian Jauch (1702-1788) haben die Jauch führende kirchliche Funktionen wahrgenommen. Friedrich August Jauch (1741-1796) wurde Ratsherr und Senator zu Hannover.
Bedeutsam ist die Nachkommenschaft der Eleonora Maria Jauch (1732-1797), die Georg Christian Overbeck ehelichte. Ihr Sohn ist der Lübecker Bürgermeister und Dichter Christian Adolph Overbeck (1755-1821). Dessen Kinder sind der Maler Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) und Charlotte Overbeck (1790-1872), verheiratet mit dem Mediziner Matthias Ludwig Leithoff. Von dem weiteren Sohn Johannes Overbeck (1788-1832) stammen ab dessen Sohn Johannes Adolph Overbeck (1826-1895), Archäologe, die Tochter Wilhelmine Friederike Charlotte Overbeck (1829-1908), verheiratet mit den Ingenieur Franz Reuleaux, und die Tochter Cäcilie Lotte Eleonore Overbeck (1856-nach 1920), verheiratet mit dem Anthropologen Emil Ludwig Schmidt. Enkelin ist Agnes Elisabeth Overbeck (1870-1919), Komponistin und Pianistin, verheiratet (!) unter dem Pseudonym "Baron Eugen Borisowitsch Onégin" mit der Opernsängerin Sigrid Onégin. Zu den Abkömmlingen von Charlotte Overbeck und Matthias Ludwig Leithoff gehört der seinerzeitige Generalmajor der Polizei, SS-Brigadeführer und Kommandeur der Waffen-SS im Protektorat Böhmen und Mähren, Karl v. Treuenfeld (1885-1946), der im Juni 1942 nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich, den stellvertretenden Reichsprotektor, zur Ergreifung der Attentäter die Kirche St. Cyrill und Method in Prag stürmen ließ.
In Polen
In Polen treten die Jauch durchgängig als Offziere auf. Catharina Elisabeth Jauch (1671-1736) ehelichte den Obersten und Barockarchitekten Johann Christoph v. Naumann. Ihr Enkel ist der salzburgische Vedutenzeichner August Franz Heinrich v. Naumann (1749-1795). Ihr Bruder, der Generalmajor und Direktor des Sächsischen Bauamtes zu Warschau Joachim Daniel v. Jauch (1688-1754), nach einigen Autoren Schwiegersohn seines Amtsvorgängers in Warschau und späteren russischen Feldmarschalls und Premierministers Burkhard Christoph Graf v. Münnich, hatte entscheidenden Anteil am barocken Ausbau Warschaus. Ihm folgten mehrere Familienmitglieder in polnische Militärdienste, darunter Franz Georg Jauch (ca. 1682-nach 1753), 1724 bei dem Thorner Blutgericht als Capitaine des Inf.-Rgts. Garde des Königs und Kompaniechef in der Festung Thorn beteiligt.
Seine Tochter Constance Jauch (1722-1802) heiratete Heinrich Lölhöffel v. Löwensprung (1705-1763), Königlich-Polnischer Hofrat und Leibarzt König Augusts III.. Sie ließ aus den Mitteln des väterlichen Erbes 1755 in Warschau durch Ephraim Schröger das Rokokopalais Lelewel errichten. Ihren Namen polonisierte sie zu Lelewel und ist die Stammutter eines für Polen bedeutsamen Familienverbandes. Ihr Sohn Karol Mauricy Lelewel (1750-1830) ehelichte eine Nichte des Erzbischofs von Mohylew und Katholischen Metropoliten Russlands Kasimierz Cieciszowski, erlangte das polnische Indigenat und wurde Mitglied des Sejm. Ihr Enkel ist Joachim Lelewel (1786-1861), Freiheitskämpfer und Polens wichtigster Historiker, mit Karl Marx und Friedrich Engels Gründer und Vizepräses der Demokratischen Gesellschaft zur Einigung und Verbrüderung aller Völker, Freund von Lafayette und maßgeblicher Ratgeber des Anarchisten Bakunin. Jan Pawel Lelewel (1796-1847), sein Bruder, beteiligte sich als Oberstleutnant ebenfalls am polnischen Freiheitskampf und wurde in der Emigration Architekt und Chefingenieur der schweizerischen Direktion für den Brücken- und Straßenbau. Constanze Jauchs Tochter Teresa Lelewelowna (1752-1814) ehelichte Adam Josef Cieciszowski, Herr von Wola Okrzejska und Bruder des Erzbischofs Kasimierz Ciesiszowski. Deren Tochter Aleksandra Franziska Cieciszowska war verheiratet mit dem polnischen Politiker und Minister Jan Pawel Luszczewski (1764-1812). Die polnische Dichterin und Schriftstellerin Jadwiga Luszczewska (1834-1908), genannt Deotyma, ist Enkelin aus dieser Verbindung. Ur-Urenkel von Constance Jauch ist der polnische Schriftsteller, Autor von "Quo Vadis" und Nobelpreisträger für Literatur Henryk Sienkiewicz (1848-1916), weiterer Nachfahre der im Rahmen der "Sonderaktion Krakau" im KZ Sachsenhausen ums Leben gekommene Professor für Literaturgeschichte Ignacy Chrzanowski (1866-1940).
Zu Hamburg
In Hamburg wirkten die Jauch als Großkaufleute. Den von Carl Daniel Jauch (1714-1795) begründeten Holzhandel baute Johann Christian Jauch sen. (1765-1855) unter der Firma J.C.Jauch & Söhne zum führenden Holzgroßhandel Hamburgs aus. Seine Söhne begründeten die heute noch blühenden Linien Wellingsbüttel, Schönhagen und Fernsicht. Seine Tochter Wilhelmine Jauch (1809-1893) heiratete den für die Musikgeschichte Norddeutschlands im 19. Jahrhundert maßgeblichen Musikkritiker und Schriftsteller Theodor Avé-Lallemant. Der Linie Jauch-Wellingsbüttel entstammen Walter Jauch (1888-1976), der die auf dem europäischen Festland führenden Versicherungs- und Rückversicherungsmakler Jauch & Hübener gründete, und Hans Jauch (1883-1965), Oberst und Freikorpsführer, der 1920 bei der Niederschlagung des Ruhraufstands das Freikorps "Jauch" führte. Dessen Enkel sind der Fernsehmoderator und Fernsehproduzent Günther Jauch (*1956) und P. Robert Jauch OFM (*1954), Franziskaner und Autor. Die Philanthropin Auguste Jauch (1822-1902), geborene Stubbe, leistete große Beiträge zur Verbesserung des Sozialwesens in Hamburg. Ihr Sohn Hermann Jauch (1856-1916) erbaute das Herrenhaus Schönhagen und ist Mitstifter des Jauchschen Männerstifts am Stadtdeich zu Hamburg. August Jauch (1848-1930), Herr auf Fernsicht, und Robert Jauch (1856-1909), Herr auf Krummbek, zogen - auf Erwerb nicht angewiesen - von ihren Landsitzen zurück nach Hamburg und widmeten ihr Leben ebenfalls caritativen Aufgaben. August Jauch war zugleich zwanzig Jahre Notabelnabgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft.
Ludovica Jauch (1772-1805) heiratete in erster Ehe den Kaufmann Johann Carl Deetz, in zweiter Ehe den Musiker Johann Heinrich Griebel, den Lehrer Albert Lortzings. Ihr Sohn ist Albert August Wilhelm Deetz (1798-1859), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und der Kaiserdeputation. Charlotte Jauch (1811-1872) heiratete den Juristen Gustav Lührsen, Verfasser der Hamburgischen Hypotheken-Ordnung und Befürworter eines einheitlichen deutschen Grundbuchwesens. Ihr Sohn ist Johannes Lührsen (1838-1903), Kaiserlich-Deutscher außerordentlicher Gesandter und Minister, der als bürgerlich gesinnter Hamburger den ihm 1892 verliehenen württembergischen Adel nicht führte. Nachkommen von Charlotte Jauch (1811-1872) - zugleich von Maria Stuart, Königin von Schottland - sind Richard William Algar Orde-Powlett 7th Baron Bolton of Bolton Castle (1929-2001), auf Bolton Hall, Leyburn, Yorkshire, als Peer von Großbritannien erbliches Mitglied des House of Lords, sowie sein ältester Sohn Harry Nigel Algar Orde-Powlett 8th Baron Bolton of Bolton Castle (*1954), auf Bolton Hall. Die Lords Bolton sind Erben des Grundbesitzes der ausgestorbenen Dukes of Bolton und zählen zu den wohlhabendsten Großgrundbesitzern Englands. Lord Richard William Algar Bolton, ein excellenter Flintenschütze, doubelte 1967 David Niven als "James Bond" in den Jagdszenen der Bond-Persiflage "Casino Royale".
Literatur
Allgemein
- Deutsches Geschlechterbuch Band 200, 13. Hamburger, S. 337-416, ISBN 3-7980-0200-2, Band 209, 15. Hamburger, S. 31-52, ISBN 3-7980-0209-6, jeweils mit weiteren Literaturnachweisen
- Sellheim, Isabel: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789-1869) in genealogischen Übersichten, Neustadt an der Aisch 1989, Deutsches Familienarchiv Band 104, ISBN 3-7686-5091-X, GW ISSN 0012-1266
- Lelewel, Prot: Pamietniki i Diariusz Domu Naszego (Erinnerungen und Tagebuch meines Stammhauses), herausgegeben von Irena Lelewel-Friemannowa, Breslau/Warschau/Krakau 1966
Zu Einzelpersonen ohne Link
- Artikel Adam Josef Cieciszowski in: Polski Slownik Biograficzny, Band III, S. 37
- Artikel Kasimir Kaspar Cieciszowski in: Polski Slownik Biograficzny, Band III, S. 38
- Artikel Karol Mauricy Lelewel in: Polski Slownik Biograficzny, Band XVII, S. 25
- Wurzbach, Constant v.: Franz Heinrich v. Naumann in: Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, Band 20, Wien 1869, S. 105
- Sliwinski, M.: W kregu historii literatury i kultury. Konrad Gorski, Julian Krzyzanowski, Ignacy Chrzanowski, Tadeusz Zielinski, Czeslaw Milosz, Lew Szestow. Piotrkow Trybunalski. NWP, 2001. ISBN 8388865056
- Koß, Siegfried: Jauch, Robert OFM, in: Golücke, Friedhelm: Verfasserlexikon zur Studenten- und Universitätsgeschichte, Ein bio-bibliographisches Verzeichnis, Köln 2004, Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen, Band 13
- Brüggemann, T.: Bibliographie der Brüder (OFM) 1929-2000, Mönchengladbach 2001 (=Rhenania Franziscana, Beiheft 18), S.75-81 Werkverzeichnis Robert Jauch OFM