Velomobil

vollverkleidetes Liege(drei)rad
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Ein Velomobil ist ein mit Muskelkraft betriebenes, meist mehrspuriges und (voll)verkleidetes Fahrzeug, (engl. human-powered-vehicle (HPV). Die Sitzposition in einem Velomobil ist praktisch immer ähnlich der eines Liegerades.

Der Fahrer sitzt in einer zurückgelehnten Position und ist durch die Verkleidung wettergeschützt, insbesondere vor Wind und Regen.

Bauform und Konstruktion

Velomobile sind meist äußerst windschnittig und stromlinienförmige Konstruktionen mit meist ansprechendem Design, welches bei vielen Mitmenschen Aufmerksamkeit oder gar Aufsehen erregt. Gebräuchliche Velomobile sind in der Regel 25 bis 50 kg schwer und werden meist mit regulär erhältlichen, aber hochwertigen Fahrradkomponenten, für Schaltung, Bremsen, Licht, etc., ausgestattet. In der Regel werden dreirädrige Konstruktionen verwendet. Bei nur zwei Rädern wären bzw. sind Verkleidungen durch Gewicht und daraus resultierende Gleichgewichtsprobleme natürliche Grenzen gesetzt. Vier Räder bringen für den Einsatzbereich wenig Vorteile und mehr Gewicht.

Einsitzige Velomobile sind die Regel, aber auch zwei oder mehr Sitze sind möglich, wobei hier aufgrund des höheren Gewichts (außer bei der Mitnahme von Kindern) insbesondere Konstruktionen mit mehreren Tretkurbeln interessant sind (analog zu einem Tandem).

Velomobile werden zwar in der Regel als vollverkleidet bezeichnet, es lassen sich aber die zwei grundsätzliche Bauformen "Kabine" und "Cabrio" feststellen. Der Unterschied besteht demzufolge darin, ob der Kopf des Fahrers nach außen ragt, was eine gewisse, nach oben offene, Bauform nach sich zieht, oder ob sich der Kopf innerhalb der Verkleidung befindet. Diese Unterscheidung hat sowohl Einflüsse auf Wettertauglichkeit, Gewicht, Geschwindigkeit und Sicherheit. Allerdings sind die Übergänge fließend, es gibt meist für erstere Gruppe ergänzende, z.B. flexible, Regenabdeckungen, wiewohl sich bei den Kabinenbauformen die Hauben auch meist abnehmen lassen.

Alltags- und Wettertauglichkeit

Velomobile haben den Status von Experimentalfahrzeugen längst verlassen. Im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern bieten Velomobile insbesondere einen guten Wetterschutz, insbesondere vor Wind und Regen. Die meisten Velomobile können weitgehend als allwettertauglich bzw. als Ganzjahresfahrzeuge bezeichnet werden.

Haupteinschränkung ist das bei Steigungen extrem bemerkbare Gewicht, welches bei untrainierten Fahrern ein Weiterfahren trotz Gangschaltungen unmöglich machen kann. Nicht von ungefähr haben sich Velomobile beispielsweise in den Niederlanden ungleich stärker verbreitet als in deutschsprachigen Ländern. Als vereinfachende Regel kann man annehmen: Auf flacher Strecke sind Velomobile anderen Fahrrädern deutlich überlegen, bei Steigungen geraten sie (ohne Hilfsmotoren) schnell in den Grenzbereich. Hier ist auch der wesentliche Grund für die geringe Verbreitung zu suchen, erst in zweiter Linie in den Preisen, die sich durchaus in mittleren bis höheren vierstelligen EURO-Bereichen bewegen.

Velomobile mit Elektromotoren kann man aufgrund ihrer Flexibilität als die überlegensten Kurzstreckenfahrzeuge überhaupt bezeichnen. Andererseits finden Sie derzeit im Markt weder von eingefleischten Fahrradfahrern, noch Auto- oder Motorradfahrern eine überzeugende Nachfrage, so dass Ihre massenhafte Verbreitung erst einer stärkeren Verbreitung von Elektroautos folgen wird.

Wind und Kälte

Nicht der Schutz vor Kälte oder Regen, sondern der Schutz vor dem Wind machen den größten Vorteil der Verkleidung aus. Hierdurch wird ein Auskühlen des Körpers durch den Fahrtwind auch ohne Schutzkleidung verhindert.

Der Schutz vor der rein temperaturbezogenen Kälte ist eher geringer. Zumindest kann bleibt die Körperwärme durch den im Vergleich zum Automobil deutlich schmaleren Innenraum eher erhalten. Eine Heizung in Velomobilen ist eher ungewöhnlich bzw. nur im Selbstbau oder als Zubehör zu erhalten, da die Energiezufuhr naturbedingt im Vergleich zum Auto problematischer ist. In einem "reinen" Velomobil ohne Srom durch Akkumulator ist eine elektrische Heizung gar nicht, bzw. nur durch eine Standheizung bzw. Stromzufuhr auf dem Parkplatz möglich. Erfinderische Zeitgenossen nehmen dafür auch beispielsweise einen handelsüblichen Fön möglich.

Der Komfortverlust durch Kälte im Winter ist nur sehr gering. Schon geringere Abschwächungen des Fahrtwinds etwa mit einem gut "verkleideten" Motorrad (das im Vergleich zum Velomobil natürlich trotzdem als völlig offen zu bezeichnen ist) oder dem oben geschlossenen aber seitlich offenen BMW C1 zeigen jedoch, dass die Kälte durch die Außentemperatur im Vergleich zur Kühle des resultierenden Fahrtwindes vernachlässigbar ist. Selbst bei Fahrtbeginn haben Velomobil-Fahrer keine tieferen Temperaturen zu ertragen als ein Fussgänger. Zusätzlich kommt bei Velomobilen noch die wärmende Bewegung der Beine hinzu.

Regen und andere Niederschläge

Der Schutz vor Regen, Schnee und Hagel kommt zwar nur an recht wenigen Tagen zum Tragen, bietet jedoch eine deutliche Komfortsteigerung und eine wesentliche Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten, z.B. für berufliche Fahrten.

Kleidung und Sicherheit

Für viele Velomobil-Liebhaber ist der Windschutz und die dadurch mögliche dünnere Kleidung das Hauptargument zur – im Vergleich mit einem normalen Fahrrad oder Liegerad relativ teuren – Anschaffung. Sommerliche Wärme wird mit der Lüftung und nicht mit der Kleidung reguliert. Insgesamt kann ist im Gegensatz zum Motorrad und Fahrrad die Kleidung ohne Abstriche bei Gesundheit oder Sicherheit freier wählbar.

Die Sicherheit von Velomobilen ist deutlich besser als gemeinhin angenommen wird. Oft wird bei Velomobilen auf Helme verzichtet, da die Sturzgefahr wegen mehr als zwei Rädern und eines niedrigen Schwerpunktes fast ausgeschlossen ist. Viele Velomobile haben stabile Karosserien, die Sicherheitszellen nahe kommen. Bei zusätzlichen Motoren ist abhängig von deren Leistung ggf. ein Anschnallen sinnvoll bzw. sogar Pflicht. Zentrale Sicherheitsvorteile gegenüber Zweirädern ergeben sich immer dann, wenn:

  1. der Kopf vor Aufprällen geschützt ist, d.h. entweder nicht frei aus dem Velomobil herausguckt bzw. mindestens oder zusätzlich durch einen Überrollbügel, o.ä., geschützt wird.
  2. der Körper derart gehalten wird, dass bei einem Aufprall nicht der Mensch, sondern allenfalls das gesamte Fahrzeug weggeschleudert wird.

Erschwert wird bei Velomobilen wie bei Fahrrädern die Wahl der Kleidung bzw. die Nutzung als Fortbewegungsmittel im Alltag durch das Schwitzen aufgrund des Kraftaufwandes. Insgesamt ist die Kleidungswahl jedoch unaufwendiger als beim Motorrad.

Wintertauglichkeit

Wie oben erläutert, stellt die Außentemperatur im Winter lediglich ein geringeres Problem dar. Da Velomobile meist Dreiräder sind, erfüllen sie im Gegensatz zu Fahrrädern die Mindestvoraussetzungen an Fahrstabilität. Aufgrund geringer Geschwindigkeit und Masse ist das Rutschverhalten auf Schnee oder Schneematsch als relativ gut anzusehen. Schwieriger sind Unebenheiten, wenn ein Rad kurzfristig in der Luft hängt.

Vor- und Nachteile gegenüber dem Fahrrad

Selbst im Vergleich zu Liegerädern haben Velomobile durch die Verkleidung niedrigere cw-Werte, und meist auch einen geringeren Luftwiderstand, wodurch sie in erreichbaren Maximal- und Reisegeschwindigkeiten anderen Fahrrädern überlegen sind.

Das vergleichsweise hohe Gewicht macht sich vor allem bei der Beschleunigung, speziell beim Anfahren aus dem Stand, und in hügeligem und bergigem Gelände bemerkbar. Es ist gegenüber Normalrädern grob das doppelte, verglichen mit Rennrädern rund dreimal so hoch.

Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Fahrrädern (ohne Anhänger) ist der größere Stauraum bzw. dessen Verschließ- und Unsichtbarkeit von Außen.

Aufgrund des höheren Gewichts und oft auch Größe sind Handhabung und Transport schwerer als bei unverkleideten oder teilverkleideten Fahrrädern, jedoch leichter als bei den meisten Motorrädern. Die Unterbringung erfordert mehr Platz und auch Kellertreppen können schwer überwindbare Hindernisse darstellen. Ein Vorteil demgegenüber ist auf jeden Fall, dass Velomobile nicht umkippen können.

Für Bahnreisende könnte man als Nachteil gegenüber Fahrrädern fallweise Transportprobleme bei der Bahn nennen, obwohl Velomobile an sich als Fahrräder zählen (siehe Weblink).

Umweltschutz und Verhältnis zu Kraftfahrzeugen

Im Vergleich zum Auto sind Velomobile als umweltfreundliche Niedrigstenergie-Verkehrsmittel für den Alltagsgebrauch konzipiert. Die Muskelkraft ergänzende Elektroantriebe werden häufig gegen Aufpreis angeboten, sind jedoch meist auf 25 km/h, beschränkt, seltener werden auch 45 km/h geboten.

In Puristenkreisen gelten muskelkraftgetriebene Fahrzeuge (HPVs) als die reinste Form der Fortbewegung, jedenfalls unter Konstrukteuren. Schon die Nutzung von Elektromotoren verletzt in diesem Sinne die Reinheit. Es existieren funktionsfähige Fahrzeuge zu Lande, zu Wasser und sogar in der Luft.

Unter Umweltschutzgesichtspunkten gilt allenfalls die Nutzung von Solarenergie als adäquate Energiequelle (Solarmobil).

Kommerziell erhältliche Velomobile

Derzeit stellen Velomobile, insbesondere aufgrund des geringen Bekanntheitsgrades, eine im Vergleich zu Fahrrad oder Auto äußerst selten anzutreffende Fahrzeugspezies dar. Geringe Stückzahlen haben zur Folge, das selbst gute Ideen und Konstruktionen schwer die Hürde von Finanzierung und kostendeckender Fertigung nehmen. Nicht zuletzt deswegen sind schon viele innovative Konstruktionen ähnlich wie bei E-Mobilen auf dem Stand von Prototypen oder bei einstelligen Stückzahlen stehengeblieben. Fließende Übergänge existieren auch zu Fahrrad-Dreirädern und Elektrofahrrädern. Oftmals sind auch (nur oder zusätzlich) Bausätze oder Baubeschreibungen erhältlich, was für bastelinteressierte ein neues Hobby schaffen kann. Die wenigen kommerziell und zusammengebaut erhältlichen Velomobil-Modelle können also fast vollständig aufgezählt werden. In der Kabinenbauform gehalten sind insbesondere Cab-Bike, Leiba, Leitra, Go-one und Twike.

Leiba [1]

Relativ neues, in Deutschland produziertes vollverkleidetes, eiförmiges, Velomobil mit verhältnismäßig moderatem Preis und ansprechendem Design. Besonderheiten sind eine Blinker in der Standardausstattung sowie ein verstellbarer Schlitz in der Frontscheibe zur besseren Belüftung.

Alleweder [2]

Das Alleweder wurde 1993 von Bart Verhees entwickelt und gilt als das meistverkaufte Velomobil. Es gab seit der Urkonstruktion eine Reihe von Überarbeitungen, aktuellstes Modell ist das C-Alleweder. Es ist zwar in seiner Konstruktion nicht ganz so modern wie manche neueren Velomobile, aber zeitlos, bewährt und im Vergleich günstig. Mit dem Versatile (s.u.) gibt es einen Nachfolger, das Alleweder wird aber unabhängig weiterentwickelt und, insbesondere in Deutschland, vertrieben.

Cab-Bike [3]

Das Cab-Bike ist ein ausgereiftes kommerzielles Velomobil deutscher Konstruktion mit viel Zubehör. Es ist sehr modular aus mehreren Teilen aufgebaut, und kann so, teilweise gegen Aufpreis, leicht verschiedene Bauformen annehmen, z.B. als Cabrio, zur Teilnahme an Rennwettbewerben oder mit mehr Stauraum.

Silbersitz [4]

Ein Dreirad mit optionalem günstigen Regendach, ausbaubar mit Elektromotor bis hin zu Solarantrieb; relativ geringe Bekanntheit

Leitra [5]

Das Leitra ist eines der am längsten gebauten vollverkleideten Velomobile und wird in Dänemark produziert, wodurch die EURO-Preise nur in Annäherung angegeben werden können. Es ist ein komfortables Alltagsfahrzeug mit ebenerdigem Einstieg und aufwendigem Belüftungssystem gegen das Beschlagen von Scheiben und sommerliche Hitze.

Quest und Mango [6]

Das Mango ist die verkürzte und alltagstauglichere Variante des 40 cm längeren, auf dem aerodynamischen Profil einer Dariusmühle basierenden Quest. Der Name des Quest (engl. Suche) steht für "Die Suche nach dem 'optimalen' Rad für den täglichen Gebrauch". Unter den Puristen, die statt einer Kabinenform den Kopf außerhalb der Verkleidung bevorzugen (weniger Gewicht, mehr Geschwindigkeit möglich, keine Belüftungsprobleme), ist dieses Modell eines der beliebtesten.

Versatile von Flevobike [7]

Technisch sehr ausgefeiltes Velomobil ohne Dach, vergleichbar mit dem Quest bzw. Mango. Die Webseite ist zur Zeit nur holländisch.

Go-one [8]

Das Go-one ist eines der modernen aufwändigen Velomobile mit spektakulärem Design, bei dessen Konstruktion Anleihen aus Flugzeugbau und Formel-1 genommen wurden. Unter anderem besitzt es ein eiförmiges, selbsttragendes Carbonchassis (Monocoque) und ein Glascockpit. Das Go-one ist im Grenzbereich zum Experimentalfahrzeug aufgrund äußerst geringer Stückzahlen.

Twike [9]

Das bis über 80 km/h schnelle Twike ist eine Mischform aus E-Mobil und Velomobil, weil der Primärantrieb (entgegen dem ursprünglichen Entwurf) durch einen Elektromotor erfolgt, dieser jedoch durch Muskelkraft unterstützt werden kann (Modell "Twike Active").

Weitere Velomobile

Hier werden weitere, teilweise weniger verbreitete, Velomobile, lediglich mit Ihrer Webseite aufgezählt:


siehe auch:

Muskelkraftbetriebenes Fahrzeug, Liegerad, Dreirad, Rikscha, Elektrofahrzeug, Solarmobil, Elektrofahrrad, Pedelec, Leichtfahrzeug, Stromlinienform