Kernkraftwerk Brokdorf

deutsches Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor
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Das Kernkraftwerk Brokdorf (KBR) befindet sich nahe der Gemeinde Brokdorf im Kreis Steinburg, Schleswig-Holstein und wurde im Oktober 1986 erstmals durch die damaligen Eigentümer PreussenElektra und HEW in Betrieb genommen. Während der Bauphase in den 70er und 80er Jahren gab es heftige Proteste von Atomkraftgegnern.

Kernkraftwerk Brokdorf
Kernkraftwerk Brokdorf
Kernkraftwerk Brokdorf
Lage
Kernkraftwerk Brokdorf (Schleswig-Holstein)
Kernkraftwerk Brokdorf (Schleswig-Holstein)
Koordinaten 53° 51′ 3″ N, 9° 20′ 41″ OKoordinaten: 53° 51′ 3″ N, 9° 20′ 41″ O
Land Deutschland
Daten
Eigentümer 80 % E.ON
20 % Vattenfall
Betreiber E.ON
Projektbeginn 1975
Kommerzieller Betrieb 22. Dez. 1986

Aktive Reaktoren (Brutto)

1  (1480 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2006 11.201 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 208.603 GWh
Website Seite bei E.ON
Stand 22. Juli 2007
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.

Die als KBR bezeichnete Kernkraftwerksanlage besitzt einen Druckwasserreaktor mit Urandioxid-Brennelementen, die in Anreicherungsgraden von 1,9, 2,5 und 3,5 Prozent eingesetzt werden. Auch Mischoxid-Brennelemente (MOX-Brennelemente), die Plutonium aus der Wiederaufarbeitung enthalten, werden verwendet. Im Reaktor des Kernkraftwerks befinden sich 193 Brennelemente mit einem Schwermetallgewicht von insgesamt 103 Tonnen. Das Kernkraftwerk Brokdorf hat eine thermische Leistung von 3.900 MW und eine elektrische Leistung von 1.480 MW. Damit ist er der leistungsstärkste Kernreaktor in Deutschland. Es gehört zur 3. Druckwasserreaktor-Generation in Deutschland, den sogenannten vor-Konvoi-Anlagen. Mit einer Bruttostromerzeugung von knapp unter 12 Mrd. kWh war es 2005 weltweit führend.

Die endgültige Abschaltung des Kernkraftwerks Brokdorf ist bisher für 2018 vorgesehen. Das Partnerkraftwerk ist das russische Kernkraftwerk Kalinin.

Geschichte

Im Jahre 1976 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Gegen Planung und Bau fanden seit November 1976 Demonstrationen statt, die teilweise unfriedlich verliefen. Nach wenigen Monaten wurde per Gerichtsbeschluss ein Baustopp verhängt.

Nach einem vierjährigen Baustop wurde Ende 1980 bekannt, dass es wahrscheinlich zu einer Fortsetzung des Baus kommt. Daraufhin nahmen am 28. Februar 1981 in der Wilster Marsch ca. 100.000 Menschen an einer Großdemonstration teil, die bis dahin größte gegen Kernkraft in der Bundesrepublik. 128 Polizisten und etwa gleich viele Demonstranten wurden bei heftigen Krawallen verletzt, die von rund 10.000 Polizisten begleitet wurde. Die Polizei stellte Waffen verschiedener Art sicher.[1] Die juristische Auseinandersetzung um die Demonstration wurde später Gegenstand des Brokdorf-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts.

Im Frühjahr 1981 wurde weitergebaut. Am 25. Mai 1981 trat Hamburgs Bürgermeister Hans-Ulrich Klose (SPD) auch wegen der Politik um den Bau des Kernkraftwerks in Brokdorf von seinem Amt zurück.

Am 8. Oktober 1986 ging das Kernkraftwerk als weltweit erste Anlage nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl in Betrieb.

2007 ging ein Zwischenlager für abgebrannte Kernelemente mit einem Schwermetallgewicht von 1.000 Tonnen in Betrieb. Es hat 100 Lagerplätze für Castor-Behälter.[2]

Daten der Reaktorblöcke

Das Kernkraftwerk Brokdorf hat einen Kraftwerksblock:

Reaktorblock[3] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommerz-
ieller Betrieb
Abschal-
tung
Brokdorf - (KBR) Druckwasserreaktor 1410 MW 1480 MW 01.01.1976 14.10.1986 22.12.1986 (2018 geplant)

Einzelnachweise

  1. Brokdorf-Chronik des NDR
  2. Deutsches Atomforum e. V.: Kernenergie - Aktuell 2007, Kapitel Zwischenlager/Transporte. Berlin, September 2007.
  3. Power Reactor Information System der IAEO: „Germany, Federal Republic of: Nuclear Power Reactors“ (englisch)

Siehe auch