Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde
Hoffenheim ist ein Dorf im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg, das seit dem 1. Juli 1972 nach Sinsheim eingemeindet ist. Bundesweite Bekanntheit erreichte es durch den Aufstieg der TSG 1899 Hoffenheim in die 1. Fußball-Bundesliga im Jahr 2008.
Geographie
Hoffenheim liegt im nordwestlichen Baden-Württemberg in der Hügellandschaft des Kraichgau im Tal der Elsenz, 3 Kilometer nordwestlich von Sinsheim und 26 Kilometer südöstlich von Heidelberg.
Geschichte
Frühe Geschichte und erste Erwähnung
Hoffenheim war vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Die Sieben Hügel im Großen Wald gaben Funde aus der Jungstein- und Bronzezeit frei. Der Ort liegt außerdem an der historischen großen Heerstraße von Speyer nach Wimpfen. Hoffenheim wurde erstmals 773 als Hovaheim im Lorscher Codex erwähnt.
Mittelalterliche Besitzverhältnisse
Die mittelalterlichen Besitzverhältnisse waren kompliziert. Der Ort zählte als reichsritterschaftlicher Besitz zum Ritterkanton Kraichgau. Die Lehensherrschaft über Hoffenheim teilten sich die Grafen von Katzenelnbogen und Österreich. Bereits im 13. Jahrhundert waren die Herren von Gemmingen in Hoven begütert und begründeten hier die Linie von Gemmingen zu Hoven, die um 1450 ausstarb. Sie hatten auch einen Besitzanteil an der ehemaligen Burg. 1409 verkaufte Dieter von Talheim sein Viertel der Burg an die Herren von Hirschhorn. Diese hatten schon seit 1270 durch die Heirat einer Gertrud von Gemmingen die Hälfte von Hoffenheim besessen und damit künftig die alleinige Ortsherrschaft. Unter ihnen wurde der Ort in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts reformiert. 1554 leisteten die Einwohner Widerstand gegen die geforderten Fronleistungen, die erst 1618 genau festgelegt wurden. Auch der Rentmeister in Hoffenheim hat wohl die Untertanenen immer wieder hart gepresst. Nach dem Aussterben der reformatorisch gesinnten Hirschhorner 1632 folgten verschiedene katholische Familien als Ortsherren.
Zur Fronlast und den religiösen Spannungen kamen ab 1621 mehrere Verwüstungen des Ortes im Zuge des Dreißigjährigen Krieges, während dem der Ort nahezu entvölkert wurde. 1639 wurden noch neun Bürgerfamilien gezählt. 1663 verweigerte die Gemeinde einen Beitrag zum Türkenkrieg, so dass es zu Hinrichtungen und Strafzahlungen kam. 1673 und 1689 wurde Hoffenheim erneut von französischen Truppen heimgesucht.
Alleinbesitz der Freiherren von Gemmingen im 18. Jhd.
Von den Herren von Berlichingen ging die österreichische Hälfte des Ortes 1771 an Sigmund von Gemmingen. Dessen Bruder, Freiherr Otto Heinrich I. von Gemmingen-Hornberg (1727–1790), kaufte sukzessiv auch den Rest des Ortes auf. Mit dem Kauf des österreichischen Teils war Hoffenheim schließlich im Alleinbesitz der Familie Gemmingen. Da die Burg bereits im 16. Jahrhundert verfallen war, erbauten und bezogen die Ortsherren 1781 ein neues, heute ebenfalls nicht mehr vorhandenes Schloss (das „Schlössle“). Nach wohl langer Zeit schien Otto Heinrich I. für die Hoffenheimer ein Glücksfall gewesen zu sein. Denn im Hoffenheimer Heimatbuch schreibt Kirchenrat Heinrich Neu: „Mit Otto Heinrich I. von Gemmingen bekam die Gemeinde erstmals einen Herren, für den sie nicht nur ein Handelsobjekt, sondern eine sittliche Aufgabe bedeutete. Von ihm wird bald lobend anerkannt, dass er das Wohl der Gemeinde in jeder Weise förderte; im Interesse der Landwirtschaft war es, wenn er z.B. anordnete, dass jeder Bürger 10 Spatzenköpfe abliefern sollte. Da die Felddiebstähle zunahmen, wurde verordnet: Jeder Bürger, der eines Felddiebstahls überführt wurde, wird das erste Mal mit Verlust des Bürgerrechts, bei Wiederholung mit Verweisung aus dem Ort und dazu mit Verlust des Bürgerrechts bestraft. Des Weiteren sollten junge Burschen, die nachts nach 10 Uhr auf der Straße angetroffen wurden, das erste Mal mit Arrest, das zweite Mal mit Stockstreichen bestraft werden.“ Um etwa 1790 erwarben sie auch ein Drittel des Frucht- und Weinzehnten des benachbarten Dielheim. Diesen Weinzehnten verkauften sie dann alsbald an Ernst von Gemmingen, der damals im ebenfalls benachbarten Michelfeld saß.
Nach dem Tod von Otto Heinrich I. von Gemmingen-Hornberg 1790 geht Hoffenheim zu gleichen Teilen an den Schriftsteller Otto Heinrich II. von Gemmingen-Hornberg (1755–1836) und an dessen minderjährigen Halbbruder Sigmund, der aus der zweiten Ehe seines Vaters mit der Tochter dessen Bruders stammt, der wegen der Ungeschicklichkeit einer Kindsmagd eine Treppe hinunter stürzte und dadurch schwachsinnig und taub geworden sein soll. Otto Heinrich II. verkaufte jedoch noch im gleichen Jahr seinen Anteil an Hoffenheim seinem minderjährigen behinderten Bruder für 40.000 Gulden und zog 1791 nach Maudach, führte jedoch weiterhin die Geschäfte in Hoffenheim.
Wenige Wochen nach dem Tod seines Vaters erließ Otto Heinrich II. von Gemmingen am 26. März 1790 folgende Verordnung:
- Der örtliche Gemeinderat soll jeden Sonntagabend nach der Abendkirche zusammenkommen, um über die Einnahmen und Ausgaben der Woche zu beraten. Die Einnahmen kommen in einen Kasten mit zwei Schlüsseln, nur einen kleinen Betrag darf der Bürgermeister für die Woche zur freien Verfügung in Händen haben.
- Bei diesen Zusammenkünften ist auch über die in der Woche nötigen Fronarbeit zu beschließen. Bei den Fronen sollen vier Rottenmeister und die zwei Bürgermeister die Aufsicht führen. Beim ersten Glockenzeichen haben sich die Fronpflichtigen beim Rottenmeister einzufinden. Dieser verliest die Namen, wer fehlt, zahlt ohne jede Nachsicht einen halben Taglohn, der der Rotte zugute kommt. Beim zweiten Glockenzeichen geht alles an die Arbeit. Für die Fronpflicht gilt der Vertrag von 1618.
- Jede Woche ist am Montag ein Gerichtstag zu halten, wobei der Amtsschultheiß und eine Gerichtsperson kleine Frevel verhandeln. Die Feldfrevel haben der Schultheiß und die zwei Bürgermeister zu behandeln. Für einen Bescheid vom Gerichtstag sind 30 Kronen zu entrichten. Klagen dürfen nicht in die Länge gezogen und müssen nach Möglichkeit in einer Sitzung erledigt werden. Es ist darauf zu achten, dass ein Gut nicht veräussert wird, solange eine Hypothek darauf lastet. Bei Heiraten ist das von beiden Partnern eingebrachte Gut genau zu verzeichnen. Bei Versteigerungen darf während derselben kein Wein verabreicht werden. Erst nach ihr konnte zur Ergötzlichkeit der Kaufliebhaber etwas Wein gereicht werden. Diese Verfügung erwies sich als nötig, weil die Steigerer oft völlig betrunken ihre Gebote ganz unverantwortlich abgaben.
- Von dem herkömmlichen Weinkauf, der vom Gulden 1 Kreuzer beträgt, darf 1/3 von den Käufern verzehrt werden, 2/3 fielen in die Gemeindekasse. Wer sich ohne Genehmigung im Ort aufhält, ist rücksichtslos auszuweisen. Tageslöhner aber dürfen bleiben. Jeder von der Herrschaft aufgenommene Beisaß muß monatlich 12 Kreuzer an den Almosen zahlen. Aus diesem Geld sind alte, arme Kranke und Beisaßen zu unterstützen. Auf Lichtmeß muß die Herrschaft ein Ruhrgericht abhalten. Dabei sind etwaige Stellen zu besetzen, die Rechnungen abzuhören und zu rechtfertigen.
- Für das Aufspielen im Wirtshaus zahlt der Musikant für 24 Stunden eine Taxe von 15 Kreuzer. Bei Hochzeiten wird diese Gebühr aus Mildigkeit erlassen. Es darf nur ein Wanderspengler ins Dorf kommen, dieser muß Pachtgeld an die Gemeinde zahlen. Dadurch soll Gesindel ferngehalten werden. Wenn fremde Zimmerleute hier arbeiten, müssen sie den 10. Pfennig an ihre Kollegen im Ort abgeben.
1799 kam es erneut zu Kampfhandlungen mit Franzosen in Hoffenheim. Während der gesamten Kämpfe, in deren Verlauf der Ort vier Mal von Franzosen befreit wurde, wurde Hoffenheim am schwersten in Mitleidenschaft gezogen. Unterdessen presste Otto Heinrich II. immer mehr Geld aus den Bewohnern seiner Güter ab, da er sich durch seinen Schwager Franz von Sickingen in finanzielle Schwierigkeiten hatte ziehen lassen. Er erhöhte die Fronarbeiten selbst dann noch, als sein Land mit der Mediatisierung der Reichsritterschaft 1806 als selbständige Gemeinde an Baden gefallen war.
Selbständige badische Landgemeinde ab 1806
In badischer Zeit ab 1806 hatte Hoffenheim zunächst große Einquartierungen zu erdulden, jedoch kam es auch zu einer gewissen Ruhe als Handwerker- und Bauerndorf, das insbesondere vom Tabakanbau profitierte. Um 1817 kam es zur Gant (Konkurs) Otto Heinrichs II., und seine Gläubiger begannen, den verpfändeten Wald abzuholzen. Die Hoffenheimer Bürger wollten die Holzfäller in großer Schar mit Sensen, Prügeln und anderem Gerät an ihrem Treiben hindern. Otto Heinrich II. forderte daraufhin badische Soldaten an, um sein verbrieftes Recht zu verteidigen. Die Hoffenheimer Seitenlinie derer von Gemmingen starb nach drei Generationen aus. 1832 wurde in Hoffenheim die Fronarbeit abgeschafft. 1841 konnte die Kirche erneuert, 1852 ein Schulhaus gebaut werden. Die kleinteilige Parzellierung der Ackerflächen durch Erbteilung brachte für viele Bewohner wirtschaftliche Not mit sich, so dass es im 19. Jahrhundert verstärkt zur Ab- und Auswanderung kam.
Hoffenheim seit dem Zweiten Weltkrieg
Eine bedeutende Veränderung brachte der Zweite Weltkrieg, in dessen Verlauf bereits viele Evakuierte aufgenommen wurden (1939 wurden 1359 Einwohner gezählt, Ende 1945 waren es 1616[1]), und nach dessen Ende die Gemeinde nochmals rund 1000 Flüchtlinge eingliedern musste. Nach 1948 wurde die Infrastruktur des Ortes durch Baulanderschließung, Wegebau, Wasserversorgung und Kanalisation vielfach verbessert. Die Ansiedlung von Industriebetrieben schuf Arbeitsplätze am Ort. Im Zuge der Kreisreform Baden-Württemberg 1973 wurde Hoffenheim am 1. Juli 1972 nach Sinsheim eingemeindet.
Durch die sportlichen Erfolge des Fußballclubs TSG 1899 Hoffenheim hat das Dorf seit einigen Jahren bundesweite Bekanntheit erreicht.
Religionen
Der Ort wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch die Herren von Hirschhorn reformiert und war danach fast rein lutherisch gesinnt. Mit dem Übergang zu einer katholischen Ortsherrschaft 1632 gab es auch wieder verstärkt Katholiken am Ort. Die katholische Gemeinde wuchs jedoch erst mit dem Zuzug von Flüchtlingen nach 1945 stark an. Am Ort bestand einst auch eine jüdische Gemeinde, die um 1750 eine Synagoge errichtete. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut, im November 1938 jedoch während der Reichspogromnacht zerstört, anschließend abgebrochen und mit einem Wohn- und Geschäftshaus überbaut.
Wappen
Das Wappen von Hoffenheim zeigt mittig geteilt eine gestürzte goldene Hirschstange sowie zwei goldene Balken auf blauem Grund. Das Wappen wurde vom Generallandesarchiv gestaltet und gibt Hinweise auf die frühere Ortsherrschaft: Die Hirschstange der Herren von Hirschhorn und die Farben der Herren von Gemmingen.
Bauwerke
- In der Ortsmitte befindet sich die evangelische Kirche, die 1841 an dem Platz einer baufälligen, 1731 erbauten Kirche errichtet wurde. Bei der Kirche befinden sich das alte Pfarrhaus und ein moderner Vater-Unser-Skulpturengarten. Etwas entfernt wurde in den 1890er Jahren ein neues Pfarrhaus erbaut.
- Die katholische Kirche ist ein moderner Kirchenbau jüngeren Datums, der eine 1921–23 erbaute Herz-Jesu-Kapelle ersetzt hat.
- Das Rathaus ist ein großzügiges Bauwerk aus dem Jahr 1796.
- Im Ort sind zahlreiche historische Anwesen erhalten, darunter das Haus mit markantem Säulenerker von 1780 an der Hauptstraße, das zunächst Gasthaus und dann lange Zeit Pfarrerwohnung und Sitz der freien evangelischen Gemeinde war, sowie das Neff’sche Haus, ein früherer Adelshof, der im späten 18. Jahrhundert an die zugewanderte Mennonitenfamilie Neff kam.
- Der Dorfbrunnen in der Gartenstraße weist auf die früher in der benachbarten Brunnenstraße vorhandenen Brunnen hin.
- In der „Alten Post“ ist ein Heimatmuseum eingerichtet.
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Vater-Unser-Skulpturen
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Evang. Pfarrhaus
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Neff’sches Anwesen
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Rathaus
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Waibstadter Straße
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Dorfbrunnen
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Bahnhof
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Kath. Kirche
Sport
Die erste Fußballmannschaft der TSG 1899 Hoffenheim feierte seit 2000 viermal einen Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse, zuletzt im Mai 2008, als ihr der Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga gelang. Von 1999 bis Mai 2008 trug Hoffenheim seine Ligaspiele im Dietmar-Hopp-Stadion aus. Die Heimspiele der Vorrunde der Bundesligasaison 2008/09 werden aufgrund der geringen Besucherkapazität des Dietmar-Hopp-Stadions im Mannheimer Carl-Benz-Stadion ausgetragen. Ab Januar 2009 wird dafür die in Sinsheim neu gebaute Rhein-Neckar-Arena genutzt werden, die rund 30.000 Zuschauer fassen wird.
Des Weiteren gibt es den Volleyball Club Hoffenheim 1990 e.V. Bis 1990 war der VC Hoffenheim ein Teil der TSG. Die Spiele der Frauen-, Männer- und Jugendmannschaften werden in der Schulsporthalle in Hoffenheim ausgetragen.
Einzelnachweise
- ↑ Mitteilungen des Württ. und Bad. Statistischen Landesamtes Nr. 2: Ergebnisse der Einwohnerzählung am 31. Dezember 1945 in Nordbaden
Literatur
- Carl Wilhelm Friedrich Stocker: Familien-Chronik der Freiherrn von Gemmingen. Heilbronn 1895
- Dr. R. Bührlein: Geschichte der Familie v. Gemmingen und ihrer Besitzungen. 1977
- Bernd Röcker: Otto von Gemmingen, der deutsche Hausvater. Heimatverein Kraichgau Folge 17. Eppingen, 2002
- Helmut Seel: Otto Freiherr von Gemmingen, Biographie. QUELLENKUNDLICHE ARBEIT Nr. 40, der Forschungsloge QUATUOR CORONATI No. 808, Bayreuth, 2001