Zimmermann und Baumeister Moritz Gustav Ferdinand Ziller (1838–1895) übernahm 1859 bereits in dritter Generation das Zillersche Baumeistergeschäft von Vater Christian Gottlieb Ziller (1807–1873, Großvater Johann Christian (1773–1838), Zimmermeister und Bauer) und firmierte es 1867 nach dem Eintritt seines Bruders, Maurermeister Gustav Ludwig Ziller (1842–1901) in Serkowitz (heute Radebeul) zur Baufirma „Gebrüder Ziller“, meist „Gebr. Ziller“, um.[1]
Leben und Wirken
Diese Firma errichtete oder sanierte in Radebeul und Umgebung viele heute unter Denkmalschutz stehende Gebäude, davon viele im sogenannten Schweizerstil. Dazu zählen das Mohrenhaus (1868 bis 1871), das Luisenstift, das Erziehungsinstitut der Diakonissenanstalt zu Dresden (1869/70), die Friedensburg (1870/1871) und das Wasserwerk im Lößnitzgrund (1875). Darüber hinaus baute sie die Karl-May-Villa (Villa Shatterhand, heute Karl-May-Museum) auf der Kirchstraße 5 (1893/94) und das Rathaus (1895). Außerdem wurde der Umbau des Herrenhauses Albertburg von der Baufirma Ziller durchgeführt.[2]
Die „Gebr. Ziller“ erwarben in der Lößnitz große Bauflächen und entwickelten, erschlossen und parzellierten sie als Projektentwickler. Teilweise verkauften sie die Grundstücke oder bauten darauf auf eigene Kosten oder im Auftrag das Stadtbild prägende Häuser, von denen heute viele unter Denkmalschutz stehen. Dazu gehören Häuser auf der Niederlößnitzer Zillerstraße (ab 1875), die Villa Falkenstein (1888) und sämtliche Villen auf dem östlichen Teil der Planstraße XI auf dem ehemaligen Ackerland „Oberzeilen“ (ab 1889). Die Baufirma „Gebr. Ziller“ legte die Sophienstraße in Oberlößnitz an und stellte dort zur Verschönerung des öffentlichen Raums auch mehrere Skulpturen auf.
Teilweise dauerte es über ein Jahr, bis die auf eigene Rechnung fertiggestellten Häuser verkauft werden konnten. Bisweilen geschah dies durch „Nachweis von Miethwohnungen und verkäuflichen Grundbesitz für Oberlößnitz und Umgegend durch Otto Ziller, Colonialwaarenhandlung in Oberlößnitz, Hauptstr. Nr. 4.“, des einzigen Bruders der acht Geschwister, der keinem Bauberuf nachging.[2]
Die Planstraße XI erhielt 1890 in Würdigung der Verdienste von Moritz Ziller um die städtebauliche Entwicklung der Lößnitzorte den Straßennamen Moritzstraße (heute Hölderlinstraße). Dieser war Gründungsvorsitzender des Verschönerungsvereins für die Lößnitz und Umgebung.
Nach dem Tod der beiden Brüder und einem kurzen Zwischenspiel von Paul Ziller als Geschäftsführer 1901 führte die Witwe von Gustav Ludwig Ziller, Johanna Sophie Marie Ziller (1862–1910), die Baufirma und angeschlossene Baumaterialienhandlung bis zu ihrem Tod weiter, woraufhin sie in Teilen von dem Radebeuler Baumeister Alwin Höhne und die Entwurfsaktivitäten von dem dort ehemals angestellten Architekten Paul Steinmetz übernommen wurde. 1917 wurde die Firma gelöscht. [4]
Moritz Ziller wurde auf dem Kirchhof von Kaditz begraben, sein Bruder Gustav liegt wie Karl May auf dem Friedhof Radebeul-Ost.
Ausgewählte Werke (Auszug)
Christian Gottlieb Ziller (der Vater)
- 1834: Landhaus im Augustusweg 4
- 1835: Villa Zembsch
Moritz Ziller (vor 1867)
- 1862: Umbau Haus Albertsberg
- 1862: Anbau Landhaus Mehlhorn
- 1862: Villa Waldhof
- 1862: Gutsanlage Curt Robert von Welck in Oberlößnitz, Waldstraße 32/34
- 1867: Aufstockung Villa in der Hoflößnitzstraße 4
Gebrüder Ziller (1867–1895)
- 1869/1870: Luisenstift
- 1868/1871: Umbau Mohrenhaus
- 1870: Geschäftslokal Gebrüder Ziller
- um 1870: Villa im Augustusweg 18
- 1870er Jahre: Villa Schuchstraße 4 (vermutete Zuweisung)
- 1870/1871: Friedensburg
- vor 1871: Villa von Herbert König
- 1871: Umbau Herrenhaus Jägerberg
- 1875: Wasserwerk im Lößnitzgrund
- 1875: Entwurf Albertschlösschen (Baufirma: F.W. Eisold)
- um 1876: Aufstockung Haus Friedland
- 1878/1879: Villa Ernst Grafe
- 1879: Entwurf Villa Engel (Baufirma: F.W. Eisold)
- 1879/1880: Umbau Schloss Wettinhöhe
- 1881/1882: Umbau Meierei nebst Einrichtung einer Landgaststätte
- 1885: Landhaus in der Friedlandstraße 10
- 1888: Villa Falkenstein
- 1889: Villa Käthe (Entwurf: vermutlich Carl Käfer, Umbau Paul Ziller)
- 1890/1891: Bauausführung Villa Kolbe (Architekt: Otto March)
- 1893/94: Villa Shatterhand (Karl-May-Villa)
- 1894/1895: Schloss Lössnitz
- 1894/1895: Bauausführung Villa Oswald Haenel (Architekt: Oswald Haenel)
- 1895: Radebeuler Rathaus
- Ende des 19. Jahrhunderts: Turmumbau der Kirche in Kaditz
Straßenzüge und Quartiere
- ab 1875: Zillerstraße (Niederlößnitz)
- ab 1889: östlicher Teil der Planstraße XI (heute Hölderlinstraße, Radebeul) auf dem ehemaligen Ackerland „Oberzeilen“
- Dr.-Schmincke-Allee (Oberlößnitz)
- Eduard-Bilz-Straße (Oberlößnitz)
- Friedlandstraße (Oberlößnitz)
- Gellertstraße (Radebeul)
- Nizzastraße (Oberlößnitz)
Gustav Ziller (nach 1895)
- 1896: Aufstockung des Pressraumanbaus am Bennoschlösschen
- 1900/1901: Villa für August Koebig (Architekt: Oswald Haenel)
Paul Ziller (1901)
Johanna Sophie Marie Ziller (1902–1910)
- 1903/1904: Landhaus Paul Michael in Serkowitz, Wasastraße 55 (Architekt B.D.A. Paul Steinmetz)
- 1903/1904: Landhaus Wasastraße 64 in Serkowitz (Architekt Paul Steinmetz)
- 1904/1905: Villa Rosenstraße 18 in Serkowitz (Architekt Paul Steinmetz)
- 1905/1906: Landhaus Eduard-Bilz-Straße 23 in Oberlößnitz (Architekt Paul Steinmetz)
- 1907: Landhaus Rosenstraße 11 in Serkowitz (Architekt Paul Steinmetz)
- 1909: Landhaus Kurt Albrecht in Oberlößnitz, Augustusweg 82 (nur Entwurf, Architekt Paul Steinmetz)
- 1909/1910: Landhaus Richard Lange in Oberlößnitz, Weinbergstraße 32, 32a (Architekt Paul Steinmetz)
- 1909/1910: Landhaus Oskar Nitzsche in Oberlößnitz, Eduard-Bilz-Straße 62 (Architekt Paul Steinmetz)
- 1909/1910: Landhaus Arno Faber in Alt-Radebeul, Freiligrathstraße 6 (Architekt Paul Steinmetz)
- 1910: Landhaus Bernhard Kraetzner in Serkowitz, Mozartstraße 6 (Architekt Paul Steinmetz)
Siehe auch
Am bekanntesten von den fünf Söhnen und drei Töchtern Christian Gottlieb Zillers wurde Ernst Ziller. Er wanderte nach Griechenland aus und prägte maßgeblich die griechische Baugeschichte des 19. Jahrhunderts.
Weblinks
- Christian Gottlieb Ziller in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
- Gustav Ludwig Ziller in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
- Moritz Gustav Ferdinand Ziller in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V.
- Eintrag im Karl-May-Wiki
Einzelnachweise
- ↑ Karl Mays Grabmal in Radebeul
- ↑ a b Die Villa »Shatterhand« in Radebeul
- ↑ Wanderungen in Radebeul
- ↑ Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und Stadt Radebeul (Hrsg.): Stadt Radebeul. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen, SAX-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3