Kocher (Fluss)

Nebenfluss des Neckars
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Kocher (Fluss)
Der Kocher in seiner ursprünglichsten Form bei Rosengarten

Der Kocher in seiner ursprünglichsten Form bei Rosengarten

Daten
Lage Deutschland, Baden-Württemberg
Flusssystem Rhein
Zusammenfluss von Schwarzem Kocher bei Oberkochen (510 m ü. NN), und Weißem Kocher bei Unterkochen (520 m ü. Normalnull)
Mündung Neckar bei Bad Friedrichshall

Länge Längenangabe ist keine Zahl
Einzugsgebiet Einzugsgebiet ist keine Zahl
Mittelstädte Aalen, Schwäbisch Hall
Kleinstädte Gaildorf, Künzelsau, Neuenstadt am Kocher, Bad Friedrichshall

Der Kocher ist ein rechter und östlicher Nebenfluss des Neckars.

Name

Der Kocher hieß bis ins 16. Jahrhundert Kochen (795 Erwähnung als Cochane, 1024 als Chochina). Die heutige Namensform Kocher wurde im 10. Jahrhundert vereinzelt als Cochara erwähnt, ab 1504 dann als Kocher, und bildete sich wohl unter dem Einfluss des Flussnamens Necker, einer alten Form von Neckar. Der Name ist wahrscheinlich keltischen Ursprungs. Er wird zur Indogermanischen Wortwurzel *keu-k gestellt, die biegen, sich krümmen bedeutet. Der Kocher wäre damit der sich krümmende Fluss.[1]

Geographie

Der Fluss entspringt in Baden-Württemberg am Fuß der Schwäbischen Alb aus zwei Karstquellen im Jura. An der einen, südlich von Oberkochen an der Bundesstraße 19 gelegen, entspringt der Schwarze Kocher, an der anderen, wenig östlich von Unterkochen, der Weiße Kocher. Die Quelle des ersten ist der Mündung ferner und schüttet meist kräftiger.

Der Schwarze Kocher entwässert weite Teile des fast vollständig bewaldeten nordöstlichen Albuch. Die Schüttung schwankt zwischen 50 und 4000 Liter pro Sekunde. Einer der zahlreichen Zuflüsse des Schwarzen Kochers ist der 150 m lange, heute verrohrte, sogenannte Rote Kocher, der von den Quellen im Oberkochener Ölweiher gespeist wird. Der Weiße Kocher entwässert ca. 20 Quadratkilometer des Härtsfeldes. Bei Unterkochen vereinigen sich beide Quellflüsse.

Von dort fließt der Kocher in ungefähr nordwestlicher Richtung über Aalen, Hüttlingen, Abtsgmünd, Gaildorf, Schwäbisch Hall nach Künzelsau, von dort westlich weiter nach Neuenstadt am Kocher, um schließlich bei Bad Friedrichshall in den Neckar zu münden. Auf dem größten Teil seines Laufes hat er in der Jagst eine nahe rechte Begleiterin.

Wichtige Nebenflüsse

Lein, Rot, Bibers, Bühler, Kupfer, Ohrn, Brettach

Größere Orte am Fluss

Oberkochen, Unterkochen, Aalen, Hüttlingen, Abtsgmünd, Sulzbach-Laufen, Gaildorf, Schwäbisch Hall, Künzelsau, Neuenstadt am Kocher, Bad Friedrichshall

Geologie

Die Quellen liegen im Weißen Jura. Zwischen Hüttlingen und Abtsgmünd beginnt der Keuper. Bei Gaildorf erreicht der Kocher die Schichten des Muschelkalk, die ihn bis zu seiner Mündung begleiten. Nur zwischen Ingelfingen und Niedernhall tritt eine geringe Fläche Buntsandstein zutage.

Umwelt

Fauna

Die Fauna entlang des Kochers unterscheidet sich zu den benachbarten Flusstälern der Jagst nicht sehr viel. So findet der Eisvogel auch im Kochertal zwischen Westheim und Braunsbach zum Teil noch geeignete Stellen, um seine Brutröhren in die Böschungen am Ufer zu graben. Im Winter kann eine größere Kolonie des Kormorans am Flussufer bei Schwäbisch Hall beobachtet werden. Im Limpurger Land nistet auf einer feuchten Wiese am Rande des Kochers der im Landkreis Schwäbisch Hall seltene Kiebitz.

Das Reh, der Feldhase, der Rotfuchs und der Dachs zählen zu den häufigsten Säugern im Kochertal.

Am Kocher lässt sich eine Mehrzahl an einheimischen Libellenarten beobachten. Neben der Blauflügel-Prachtlibelle, der Gebänderten Prachtlibelle, der Großen Königslibelle ist es unter anderem der Blaupfeil, der über die Wasseroberfläche des gemächlichen Flusses jagt. In den letzten Jahren konnten auch Wärme liebende Libellen wie die Feuerlibelle oder die Kleine Zangenlibelle im Kochertal nachgewiesen werden.

Weitere Indikatoren für die Klima-Erwärmung der letzten Jahrzehnte sind die im Sommer auf den Wiesen im Kochertal häufigen Radnetze der Wespenspinne und die Blütenbesuche der Holzbiene und des Taubenschwänzchens in den umliegenden Siedlungen.

Das Kochertal beherbergt eine Vielzahl an einheimischen Schmetterlingen und Faltern. Neben dem im Frühjahr aktiven Aurorafalter sind vor allem das Tagpfauenauge, der Schachbrettfalter, das Kleine Wiesenvögelchen und der Hauhechel-Bläuling häufig vertreten. Nicht ganz so häufig sind der Perlgrasfalter, der Kleine Eisvogel und der Mauerfuchs. In den Laubwäldern und an sonnigen Waldlichtungen oberhalb des Flusstals sind das Waldbrettspiel und der Russische Bär häufige Besucher an Blütenpflanzen. In den sonnenverwöhnten Hängen und Weideflächen oberhalb des Kochertals finden Widderchen wie das Blutströpfchen oder das Esparsetten-Widderchen einen geeigneten Lebensraum. Auch der Schwalbenschwanz und der Kleine Feuerfalter halten sich dort häufiger auf. In den letzten Jahren konnte im Frühherbst auch der aus dem Süden einwandernde Postillon auf den sonnigen Hängen oberhalb des Kochers beobachtet werden.

Auf feuchten Wiesen, in Sümpfen und kleineren Teichen leben Amphibien wie der Grasfrosch, Erdkröte und Bergmolch. In den umliegenden feuchtkühlen Bachklingen findet der Feuersalamander ein auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Biotop. An Wegesrändern im Kochertal huscht gelegentlich eine Zauneidechse vorbei oder verkriecht sich eine Schlingnatter wieder schnell ins sichere Gebüsch. Sehr oft anzutreffen ist die Blindschleiche.

Flora

Am Oberlauf des Kochers sind die Talhänge größtenteils bewaldet. Die Rotbuche ist die dominierende Baumart. In diesen Wäldern wächst unter anderem das Rote Waldvöglein. Oft sind nur Triebe ohne Blüten zu finden. Die unbewaldeten Flächen sind, wenn sie nicht landwirtschaftlich genutzt werden, oft Wacholderheiden. Pflanzen wie die Silberdistel, die Golddistel, das Tausendgüldenkraut, die Karthäuser-Nelke und die Gewöhnliche Kuhschelle sind hier zu finden. Nur noch vereinzelt kommt die Graslilie vor. Im mittleren Kochertal wächst an einem feuchten Nordhang die Quirlblättrige Zahnwurz. Dieses und wenige weitere Vorkommen in nicht weit entfernten schluchtartigen Seitentälern sind die einzigen Vorkommen dieser Art in Baden-Württemberg. Beide Standorte sind Naturschutzgebiete, jedoch wurde eines der beiden Vorkommen durch großflächige Rodung nahezu vernichtet. Eine weitere Rarität ist die Gemeine Schachblume, deren Bestände an den wenigen Standorten stetig abnehmen. Die Türkenbundlilie blüht von Ende Mai bis Mitte Juni. Meist entlang der in den Kocher mündenden Bäche wachsen die beiden Milzkräuter: Wechselblättriges und Gegenblättriges Milzkraut. Das Gegenblättrige Milzkraut hat hier einen Verbreitungsschwerpunkt in Baden-Württemberg. Der Zweiblättrige Blaustern kommt an geeigneten Standorten oft in größeren Beständen vor. Das Kochertal ist das größte der wenigen Gebiete in Baden-Württemberg, wo Blaustern und Leberblümchen gemeinsam vorkommen. Eine äußerst seltene Pflanze im mittleren Kochertal ist das Brandknabenkraut. Viele Vorkommen sind bereits erloschen.

Das mittlere und untere Kochertal ist im Gegensatz zum benachbarten Jagsttal ärmer an botanischen Besonderheiten. Verantwortlich dafür ist zum einen der Weinbau, der ab Künzelsau große Flächen einnimmt, zum anderen ist das Kochertal weniger „verwinkelt“ als das Jagsttal. Magerwiesen und Halbtrockenrasen sind daher selten. Dennoch kommen an wenigen Standorten der Kreuz-Enzian und die Bienen-Ragwurz vor.

Wasserqualität

Die Wasserqualität entspricht fast am gesamten Flusslauf Wassergüte II. Lediglich am Oberlauf ist die Qualität, bedingt durch einige Industrieansiedlungen, stellenweise schlechter. Die häufig braune Wasserfärbung hat nichts mit einer schlechten Gewässergüte zu tun, sondern wird durch mitgeführten Schlamm verursacht.

Sehenswürdigkeiten und Bauwerke

 
Historisches Stauwehr am Unterlauf des Kochers bei Bad Friedrichshall

Wirtschaft

Die industrielle Bedeutung des Flusses ist eher gering, Schifffahrt findet wegen zu geringer Breite und Tiefe nicht statt, abgesehen von touristischen Kanutouren. An den südlichen Hängen um Ingelfingen und Niedernhall wird Wein angebaut, die Lage nennt sich Kocherberg. Der Wein wird fast ausschließlich über die örtlichen Genossenschaften vermarktet; die Kochertalkellerei in Ingelfingen ist die größte im württembergischen Weinbaubereich Kocher-Jagst-Tauber.

Die Ausschilderung und Ausbau des Kocher-Jagst-Radwegs (aus zwei Talradwegen) hat sehr zum Aufschwung des Tourismus in der Region beigetragen.

Einzelnachweise

  1. Dieter Berger: Geographische Namen in Deutschland. 2. Auflage. Dudenverlag, Mannheim (u.a.) 1999 (Duden-Taschenbücher. Band 25), ISBN 3-411-06252-5. S. 16

Quellennachweise und Literatur