Madeira

portugiesische Insel
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Madeira (port. madeira = Holz) ist eine portugiesische Insel etwa 1000 km südwestlich von Lissabon und 600 km westlich der marokkanischen Küste im Atlantischen Ozean. Sie gehört mit der kleineren Insel Porto Santo und zwei unbewohnten Inselgruppen, den Ilhas Desertas und den Ilhas Selvagens, zu einem Archipel, der die autonome Provinz Madeira bildet.

Landkarte Afrikas, Madeira hervorgehoben
Faial und Adlerfelsen an der Nordküste Madeiras
Traditionelles madeirensisches Bauernhaus in Santana

Daten

  • Fläche: 794 km2; Länge: 57 km, maximale Breite 22 km.
  • Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:32_43_37_N_16_58_1_W, 2:von 33 bis 30 Grad nördlicher Breite und von 15 bis 17 Grad westlicher Länge
  • Einwohner: ca. 265.000 (davon etwa 5.000 auf Porto Santo), 2.5 % der Bevölkerung Portugals
  • Hauptstadt: Funchal (128.000 Einwohner)
  • Weitere größere Städte: Machico, Câmara de Lobos, Santa Cruz, Santana
  • Zeitzone: wie im Mutterland Portugal GMT (gegenüber Mitteleuropa - 1 Stunde). Für die Zeit von Ende März bis Ende Oktober ist wie im übrigen Europa die Sommerzeit eingeführt, so daß die Zeitdifferenz das ganze Jahr über unverändert bleibt.
  • Internationale Vorwahl: +351 291 (gilt für Madeira und Porto Santo)

Landschaft, Klima und Pflanzenwelt

Madeira ist, wie auch ihre Nachbarn, die Azoren und die Kanarischen Inseln, vulkanischen Ursprungs und zählt mit den Kanaren, den Kapverden und den Azoren zur Gruppe der makaronesischen ("glückseligen") Inseln. Der Madeira-Archipel ist durch einen Hot Spot entstanden. Die Insel ist nur das oberste Viertel des gesamten Vulkansystems. Die Klippen fallen unter der Wasseroberfläche bis zu 4000 m bis zum Meeresgrund ab. Madeira ist jedoch nicht mehr geologisch aktiv, die letzte Eruption ist etwa 400.000 Jahre her.

Der Pico Ruivo ist mit 1.862 m der höchste Gipfel der Insel und zugleich einer der höchsten Berge Portugals.

Die Küste von Madeira ist steil und felsig. Westlich von Câmara de Lobos erhebt sich das Cabo Girão, die zweithöchste Steilklippe der Welt (Höhe: 580 m).

Madeira verfügt über mehrere Mikroklimate. Im Norden der Insel regnet es häufig, der Süden ist dagegen subtropisch warm. Im Sommerhalbjahr liegt die Insel im Einflussbereich des Nordostpassats, im Winterhalbjahr liegt sie im Westwindgürtel. Die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur schwankt zwischen 19 Grad im Dezember und Januar und 25 Grad im Juli und August.

In ausgeklügelten, offenen Bewässerungsanlagen, den Levadas, wird Wasser aus dem regenreicheren Norden in den Süden, zu den Plantagen und Gärten, geführt.

Die Berge sind zum Teil stark bewaldet, so weit sie nicht für die intensive Landwirtschaft genutzt werden. Eine Besonderheit der Pflanzenwelt ist der immergrüne dichte Lorbeerwald (Art: Laurisilva) im Bergland der Insel; er steht seit dem 2. Dezember 1999 auf der Weltnaturerbe-Liste der UNESCO. Einen Überblick über die einheimischen Pflanzenarten kann man sich im Jardim Botânico nahe der Inselhauptstadt Funchal verschaffen. Im Madeira-Archipel sind etwa 143 endemische Pflanzenarten bekannt.

Geschichte

 
Madeira (U.S. Defense Mapping Agency 1976)

Vermutlich wurde Madeira bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. von Phöniziern entdeckt, so berichtet es zumindest Diodor (5.19-20). Plinius der Ältere erwähnt die Inselgruppe in seiner Naturgeschichte unter der Bezeichnung "Purpurinseln", ein Hinweis, auf den aus dem Saft des Drachenbaums gewonnenen Farbstoff. Die Kenntnis von der genauen Lage der Inseln ging unter den Römern jedoch verloren. Die sogenannten Medici-Karte von 1351 zeigt drei der afrikanischen Küste vorgelagerte Inseln, Porto Séo, Deserta und Isola de Lolegname. Erst im Mittelalter wurden die bis dahin unbewohnten Inseln wiederentdeckt und ab 1420 von den Portugiesen besiedelt, das kostbare Lorbeerbaumholz vor allem für den Schiffbau gebraucht. Zum europäischen "Wiederentdecker" wurde 1418 der portugiesische Seefahrer João Gonçalves Zarco.

Recht schnell wurden von den portugiesischen Siedlern auf den Inseln der Getreideanbau und die Viehzucht eingeführt. Das dafür notwendige Land wurde durch Brandrodung gewonnen. Allerdings soll das Feuer, das Zarco 1420 legen ließ, noch sieben Jahre später gewütet haben. Aber auch der Anbau des aus Sizilien eingeführten Zuckerrohrs spielte eine immer wichtigere Rolle. Bereits 1452 wurde die erste Wassermühle zur Zuckerrohrverarbeitung errichtet. Schon Mitte des 15. Jahrhunderts belieferte Portugal den europäischen Zuckermarkt bis nach Bristol. Im 16. Jahrhundert wurde Madeira darüber hinaus ein Exporteur von Weinen. Die Reben stammten ursprünglich aus Zypern, Kreta und Sizilien. Die aus den USA eingeschleppte Reblaus verursacht den Niedergang des Weinanbaus. Dadurch bedingt kam es zu einer großen Auswanderungswelle der madeirensischen Bevölkerung.

Für die Segler in die Neue Welt, nach Amerika oder Indien war Madeira eine wichtige Station, Madeira war ebenfalls ein Umschlagplatz für aus Westafrika kommende Sklavenhändler.

Tourismus

Besucher aus England dominieren unter den Gästen vor allem in Funchal. Für sie ist Madeira ein traditionelles Urlaubsziel. Deutsche Urlauber trifft man auf Madeira ebenfalls zahlreich - in Deutschland ist Madeira als Wanderparadies bekannt. Berühmtestes Hotel auf Madeira ist das von dem schottischen Einwanderer William Reid 1891 eröffnete Reid's Palace.

Entlang der Levadas sind Wege zur Wartung und Pflege der Bewässerungskanäle angelegt. Sie dienen heute vielen Touristen für Bergwanderungen. Diese Wege setzen allerdings stellenweise ein hohes Maß an Schwindelfreiheit voraus.

Auf Madeira gibt es kaum Badestrände. Die Nebeninsel Porto Santo (2 bis 3 Stunden mit der Fähre oder 15 Minuten Flug) bietet dagegen einen neun Kilometer langen Sandstrand.

Bekannt ist auch der spektakuläre, auf Betonpfählen erbaute Flughafen westlich von Machico, der bis zum letzten Ausbau von 1984 bis 1986 nur von fortgeschrittenen Piloten angeflogen werden durfte.

Von Deutschland ist Madeira etwa vier Flugstunden, von Lissabon 1 1/2 Flugstunden entfernt. Regelmäßige Fährverbindungen von Europa oder dem Afrikanischen Festland nach Madeira bestehen nicht; angefahren wird lediglich die Schwesterinsel Porto Santo. Madeira ist allerdings ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen.

Berühmte Besucher und Einwohner

Der letzte Kaiser Österreichs Karl wurde 1921 mit seiner Frau Zita (1892 - 1989) nach Madeira ins Exil verbannt. Er starb am 1. April 1922 in Monte oberhalb Funchal an einer Grippe. Dort ist er auch beigesetzt.

Österreichs Kaiserin Elisabeth (Sisi) (1837 - 1898) verbrachte hier im Winter 1860/61 ein halbes Jahr, sie fand Madeira langweilig und reiste lieber an den Genfersee.

Kulinarisches

Espada und Espetada

Eine der Hauptspezialitäten der madeirensischen Küche ist die Espada, ein Degenfisch-Filet, das meist mit einer Banane serviert wird. Der Schwarze Degenfisch lebt in etwa 4000 Meter Tiefe und wird nur vor der Küste von Madeira und Japan gefangen.

Nicht zu verwechseln mit der Espada ist die Espetada, ein etwa ein Meter langer Fleischspieß. Traditionellerweise ist der Spieß aus Lorbeerholz gefertigt.

Madeirawein

Der Madeirawein, oft auch nur kurz "Madeira" genannt ist eine bekannte Spezialität, die auch in der guten Küche genutzt wird. Mindestens ebenso bekannt wie das Ausgangsprodukt ist die auf seiner Grundlage zubereitete Madeira-Sauce.

Die Lese des Weins - nach der verwendeten Rebsorte werden vier wichtige Arten unterschiedenen - beginnt Mitte August und dauert rund sechs Wochen. Abgefüllt werden pro Jahr etwa 5,3 Millionen Flaschen.

Poncha

Das Nationalgetränk Madeiras ist die Poncha, ein Mix aus Zuckerrohrschnaps (Aguardente), Honig und Zitronensaft.

Verwaltung

Das Archipel bildet eine portugiesische Region, die Região Autónoma da Madeira, die wiederum in 11 Kreise (municípios) aufgeteilt ist.

siehe auch Administrative Gliederung Portugals

Commons: Madeira – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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