Putbus ist eine Stadt im Landkreis Rügen in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland): die jüngste Stadt auf Rügen, jedoch das älteste Inselbad. Der kunstsinnige Wilhelm Malte I. Fürst zu Putbus ließ ab 1810 seinen Heimatort wesentlich ausbauen und legte ihn so an, dass er stilistisch zu Schloss und Park passte. Der Charakter des klassizistischen Stadtkerns mit seinen strahlend weißen Häusern und den prächtigen Rosenstöcken geht auf Verordnungen des Fürsten zurück und brachte der Stadt die Beinamen Weiße Stadt und Rosenstadt ein. Der Name Putbus geht auf die slawische Bezeichnung epod boz (hinter dem Holunderbusch) zurück.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Datei:Putbus Wappen.png |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 54° 20′ N, 13° 29′ O | |
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Rügen | |
Höhe: | 50 m ü. NHN | |
Fläche: | 66,6 km2 | |
Einwohner: | 4763 (31. Dez. 2007) | |
Bevölkerungsdichte: | 72 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 18581 | |
Vorwahl: | 038301 | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 61 028 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 8 18581 Putbus | |
Website: | www.putbus.de | |
Bürgermeister: | Harald Burwitz | |
Lage der Stadt Putbus im Landkreis Rügen | ||
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Geographie
Die Stadt Putbus liegt acht Kilometer südlich der Kreisstadt Bergen auf Rügen im Biosphärenreservat Südost-Rügen. Das Gelände um Putbus ist leicht hügelig, an der Küstenlinie des Rügischen Bodden wechseln sich Flachküste und Böschungen ab. Der Stadtteil und Badeort Lauterbach hat 500 Einwohner, liegt direkt am Bodden und hat einen Fischerei- und Seglerhafen. Wilhelm Malte I. ließ in Goor/Lauterbach das erste Seebad auf Rügen errichten. Das aus dieser Zeit noch vorhandene Badehaus wurde vom Architekten Steinmeyer mit einer Säulenvorhalle im Stil des Alten Museums in Berlin errichtet. Zu Putbus gehört auch die 2,5 Kilometer vor dem Hafen gelegene Insel Vilm und der südwestlich der Stadt gelegene Wreecher See.
Ortsteile
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Geschichte
Ursprünglich war hier eine slawische Burg mit einer Siedlung, die im 13. Jh. deutsch wurde. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1253. Namensgeber für den Ort wurde die Adelsfamilie Nicolaus de Podebuz. Der Name veränderte sich 1295 in de Putbuz(k)e, 1318 in van Putbuzke und 1320 in von Pudbuczk. Der altpolabische Name könnte von pod boz abgeleitet sein als "unter" dem "Holunder"[1] oder nach einer anderen Deutung als "Sitz des Edlen Herren"[2] . Im Jahr 1371 befand sich hier der Wohnsitz der späteren (1817) Fürsten von Putbus in einem schon "Steinernen Haus". Es erfolgten danach mehrere Erweiterungs- und Umbauten des Wohnsitzes.
Wilhelm Malte von Putbus baute zwischen 1808 bis 1823 hier seine Residenz und einen Badort in Lauterbach, ganz nach dem Vorbild von Bad Doberan. Schloss (Umbau ab 1825), Orangerie (1824 bzw. 1853), Marstall (1821 - 1824, Schlosskirche (1844 - 1846), Residenztheater (1819 - 1821, Umbau 1826) und Schlosspark (Umgestaltung ab 1804) mit Affenhaus (um 1830) und Fasanenhaus (um 1835) entstanden. Das erste "bürgerliche" Haus wurde 1810 als kleine Brauerei gebaut und damit entstand offiziell der Ort Putbus. Die Wohnhäuser am Circus wurden zwischen 1815 und 1860 gebaut. 1836 wurde am Circus Nr. 16 das ehemaliges königliche Pädagogium als Bildungseinrichtung eröffnet, das bis 1941 als Lehranstalt diente. Das Badehaus in Lauterbach entstand schon zwischen 1817 bis 1818. Danach erfolgte der weitere Ausbau des Ortes entlang der alten Landstraße Stralsund - Garz sowie die Ansiedlung von Handwerkerhäuser nordöstlich des neuen Marktes.
Die Rügensche Kleinbahn – auch Rasender Roland genannt - wurde als Schmalspurbahn 1895 von Binz nach Putbus gebaut und verlängert: 1896 nach Altefähr, bis 1899 nach Sellin und 1999 nach Lauterbach.
Putbus wurde am 2. Juli 1960 das Stadtrecht verliehen.
Nach der politischen Wende wurde ab 1991 der historische Stadtkern mit dem Circus, dem Marktplatz mit dem Rathaus, der Orangerie und dem Marstall als Theater im Rahmen der Städtebauförderung und des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz gründlich saniert.
Putbus bietet auch heute noch ein ungewöhnlich geschlossenes Stadtbild in Weiß.
Politik
Stadtvertretung
Die Stadtvertretung besteht aus 16 Personen:
- CDU 4 Sitze
- Wählergemeinschaft "Pro Putbus" 3 Sitze
- SPD 2 Sitze
- FDP 2 Sitze
- Die Linke 2 Sitze
- Bündnis für Rügen 2 Sitze
- Wählergemeinschaft "Zukunft für Putbus" 1 Sitz
Wappen
Das Wappen wurde am 9. Dezember 1938 durch den Oberpräsidenten in Stettin genehmigt und unter der Nr. 195 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „Geteilt; oben in Rot zwischen einem zwölfendigen goldenen Hirschgeweih mit Grind, ein silberner Schild, darin ein goldbewehrter roter Greifenkopf; unten geschacht von Schwarz und Gold.“
Flagge
Die Flagge der Stadt Putbus ist gleichmäßig längsgestreift von Schwarz und Gold (Gelb). In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des schwarzen und des goldenen (gelben) Streifens übergreifend, das Stadtwappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.
Städtepartnerschaften
Putbus unterhält Städtepartnerschaften zu Eutin in Schleswig-Holstein und Rewal in Polen.
Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen
Geschichtsdenkmale
- Gedenkstein aus dem Jahre 1978 vor dem Haus Goor am Strand des Ortsteiles Lauterbach, Geschaffen von dem Bildhauer Werner Stötzer mit einer Inschrift des tschechischen Schriftstellers Julius Fucik, zur Erinnerung an die Opfer der Zwangsevakuierung des KZ Stutthof im April 1945, nach Zerstörung und Diebstahl der Aschenurne 1990 wurde die Anlage 1995 wieder neu eingeweiht
Park mit Marstall und Orangerie
Der Park wurde 1804 von Wilhelm Malte I. im Stil eines französischen Parks angelegt. Erst später wurde er im Stil eines englischen Landschaftsparkes weitergeführt. Er bietet zahlreiche schöne Ausblicke auf die Boddenlandschaft. Erhalten sind auch noch die Orangerie von 1824, der Marstall von 1821 bis 1824, das Mausoleum, die Schlosskirche von 1844 bis 1846, die Pfarrkirche sowie das Affen- und das Vogelhaus von 1830/35. Das Schloss Putbus, das einst vom Park umgeben war, wurde leider in den 1960er Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen. Die Grundrissspur des Schlosses soll in der Grünfläche ablesbar werden. Daneben bietet der Park jedoch auch viele dendrologische Besonderheiten wie Riesen- und Urwelt-Mammutbäume, Zedern, gelbblühende Rosskastanien und Tulpenbäume. Dem Schlosspark angegliedert ist ein Wildgehege, in dem Rotwild und Damwild leben.
Orangerie
Die Orangerie wurde 1824 auf Initiative des Grafen Moritz Ulrich zu Putbus angeblich nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel gebaut und in der heutigen Gestalt mit verglasten Rundbogenarkaden 1853 durch den Berliner Architekten August Stüler umgestaltet. Seit 1978 wird die Orangerie als Ausstellungzentrum genutzt. Das Gebäude wurde Mitte der 1990er Jahre gründlich saniert und die Gartenanlagen nach Plänen des Rostocker Landschaftsarchitekten Andreas Webersinke neu gestaltet.
Marstall
Der Marstall entstand von 1821 bis 1824 nach Plänen von J. Gottfried Steinmeyer. Der sehr verfallende Marstall wurde ab 1994 gesichert und saniert und für Sommerkonzerte genutzt.
Schlosskirche
Die Schlosskirche Putbus (Christus-Kirche) im Park wurde von 1844 bis 1846 auf der Grundlage von Plänen von August Stüler und J. Gottfried Steinmeyer zunächst als Kultursalon (Kursaal) im spätklassizistischen Stil gebaut und ab 1891/92 zur Kirche in einer 3-schiffigen Basilikaform umgebaut.
Residenztheater
Das ehemalige Residenztheater im klassizistischen Stil liegt gegenüber dem Park. Es wurde von 1819 bis 1821 wahrscheinlich unter der Leitung des fürstlichen Baumeisters W. Steinbach erbaut. 1826 fand ein Umbau unter der Leitung des Schinkelschülers Johann Gottlieb Steinmeyer statt, bei dem die Giebel über die Schmalseiten des Gebäudes und über den Portikus angebaut wurden. Es wurde von 1992 bis 1998 sorgfältig restauriert und ist eines der dominantesten Gebäude im Stadtbild. Das Theater wurde in seiner Geschichte meist nur als Sommertheater genutzt. Ein eigenes Ensemble besaß Putbus nur von 1952 bis 1968. Heute finden in dem Haus mit 244 Sitzplätzen nur noch Gastspiele statt, und jedes Jahr im Mai locken die Putbus-Festspiele Besucher aus ganz Deutschland hierher.
Circus
Der Circus von Putbus ist ein Kreisel, den Wilhelm Malte I. bei der Ortsgründung anlegen ließ. Um ihn herum entstanden von 1815 bis 1860 nach Entwürfen von J. Gottfried Steinmmeyer klassizistische Häuser, die zwar erhalten, aber noch nicht alle saniert sind. Die Bauherren waren die Fürsten oder Großbürger. Hervorzuheben sind die Häuser Nummer 10 (das ehemalige Hotel Fürstenhof), Nummer 13 (das ehemalige Hotel d'Arcone, später Belleveau; heute "Rügen Druck Putbus"), Nummer 14, (das ehemalige Palais Lottum), Nummer 16 (das ehem. Pädagogium von 1827 bis 1836) und Nummer 19 (die ehemalige Völschowsche Brauerei von 1808 bis 1810). Der klassisitische Baudekor, Eckquaderung, Piliaster, Mittelportale, Zahnschnitte, Mäanderfriese, Terrakottaornamente und die weiße Farbe prägen die Häuser. Ab 1991 wurden und werden die Häuser am Circus im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert.
Bemerkenswert anders ist das Haus Nummer 1, das Kronprinzenpalais, welches 1860 als letztes Haus am Circus im historisierenden Tudorstil entstand und dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm geschenkt werden sollte (der lehnte aber ab).
Ehemaliges Pädagogium zu Putbus
Das größte Haus am Circus ist das ehemalige Pädagogium zu Putbus. Es war Fürst Malte zu Putbus, der seinem Fürstensitz eine höhere Lehranstalt geben wollte mit dem Ziel, die Bildung und Erziehung seiner Landeskinder zu fördern. So ließ er das Haus am Circus 16 im Jahre 1833 erbauen. Das Fürstliche Pädagogium zu Putbus wurde mit einem Internat, Mensa und Turnhalle errichtet. Im Jahr 1836 übergab er es an den Preußischen Staat als Pädagogium Regium (Königliches Pädagogium). Bis zum 2. Weltkrieg war das Pädagogium nach der Universität Greifswald die wichtigste Bildungseinrichtung Vorpommerns. 1941 bis 1945 wurde das Gebäude als NPEA (Nationalpolitische Erziehungsanstalten) Rügen genutzt. Von 1946 bis 1975 wurden in Putbus Lehrer ausgebildet. Zeitweise befanden sich 200 Studenten in der Ausbildung. Von 1975 bis 1994 wurden in den Gebäuden schwerhörige Kinder unterrichtet. Im Jahre 1994 übernahm der Stiftungsverbund für mehrfachbehinderte Gehörlose, Schwerhörige und Taubblinde e.V. die Einrichtung. Von 2000 bis 2002 stand dieses ehrwürdige Gebäude teilweise leer und war dem Verfall preisgegeben, da das Sonderpädagogische Zentrum für Mehrfachbehinderte Hörgeschädigte einen neuen Gebäudekomplex in Putbus bezog. Seit dem Jahr 2002 ist das Pädagogium am Circus eine Schule, das IT-College Putbus.
Westlich der Stadt befindet sich das sogenannte Primanerloch, welches auf einen Brauch am Pädagogium zurück geht.
August-Bebel-Straße
In der August-Bebel-Straße sind noch zahlreiche eingeschossige Handwerkerhäuser aus der Zeit der Stadtgründung zu bewundern.
Kirche in Kasnevitz
Die St. Jacobi-Kirche (Kasnevitz) stammt aus dem 14. Jahrhundert.
Badehaus in Lauterbach
Das Badehaus hat zwischen 1817 und 1818 Wilhelm Malte von Putbus errichten lassen. Im Stil des Klassismus prägt die Kolonnade mit ihren 18 dorischen Säulen und die Freitreppen das Gebäude. Im Innern sind der Speisesaal, die Salons, die Warmbäder und die Logierzimmer. Weitere 2-geschossige Trakte umschließen die Innenhöfe.
Kirche in Vilmnitz
Die Maria-Magdalena-Kirche ist ein 1906 restaurierter Bau der Backsteingotik. Der Chor stammt aus dem 13. Jahrhundert, das 4-jochige Hauptschiff und der Turm aus dem 15. Jahrhundert. Im Inneren schöne Sandstein-Epitaphien für die Familie zu Putbus (1594-1631) sowie weitere Grabdenkmäler der Familie von Putbus und Anderer aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.
Schmalspurbahn
Putbus ist heute Ausgangspunkt der Schmalspurbahn Rasender Roland (Spurweite: 750 Millimeter) vom Ortsteil Lauterbach über Binz nach Göhren. Diese Bahn dient heute hauptsächlich dem Tourismus, fährt allerdings im täglichen Betrieb, ist also nicht nur Museumsbahn. Es werden Dampflokomotiven der Baureihen 99.48 (Baujahr: 1938) und 99.78 (Baujahr: 1953) eingesetzt. Erst 1999 wurde die Bahn bis nach Lauterbach (Mole) verlängert. Hierzu wurde die Normalspur-Eisenbahnstrecke Bergen–Lauterbach (Mole) im Abschnitt zwischen Putbus und Lauterbach um eine weitere Schiene zu einer interessanten Dreischienen-Gleisanlage erweitert.
Die moderne Tankstelle kombiniert mit dem Kleinbahnhof, 1999 nach Plänen des Stralsunder Architekten Niclas Dünnebacke entstanden, ist von einer bemerkenswerten Gestaltung.
Sendeanlage
In der Nähe von Putbus befindet sich eine Sendeanlage für Mittelwelle. Diese Anlage diente zu DDR-Zeiten zur Verbreitung des Programms der Ferienwelle. Heute wird dort ein Programm im DRM-Modus gesendet. Als Antenne des 4 Kilowatt starken Senders dient ein 1960 errichteter, 51 Meter hoher, gegen Erde isolierter, abgespannter Stahlfachwerkmast mit kreuzförmiger Dachkapazität auf der Spitze.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Fürst Wilhelm Malte I. zu Putbus (1783–1854), Stadtgründer
- Berthold Delbrück (1842–1922), Sprachforscher
- Alfred Biese (1855–1930), Literaturhistoriker
- Hermann Lietz (1868–1919), Reformpädagoge
Literatur
- Andre Farin: "Wilhelm Malte zu Putbus und seine Fürstenresidenz auf der Insel Rügen. Eine Biographie über eine norddeutsche Gründerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts". - 4. Auflage - Putbus, 2007, ISBN 3-00-008844-X.
- Andreas Vogel: Johann Gottfried Steinmeyer und Putbus. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2003, ISBN 3931185826.
- Peter Feist: Putbus – Stadt des Klassizismus. Kai Homilius Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-93112-106-2, (Leseprobe).
- Johannes Friedrich Weise: Zwischen Strandleben und Ackerbau – Die Herrschaft Putbus im 19. Jahrhundert. Koch Verlag, Rostock 2003, ISBN 3-93531-993-2.
- BIG-Städtebau (Herausgeber): Putbus - 10 Jahre Städtebauförderung, 2001, Stralsund
Quellen
- ↑ Ernst Eichler/Werner Mühlmer: Die Namen der Städte in Mecklenburg-Vorpommern, Ingo Koch Verlag, Rostock, 2002, ISBN 3-935319-23-1
- ↑ André Farin in Putbus; 10 Jahre Stadterneuerung, 2001, S. 8
Weblinks
Literatur über Putbus in der Landesbibliographie MV
- Homepage der Orangerie Putbus
- Historisches zu Putbus
- Geschichte der Sendeanlage
- Website des Theaters Putbus
- Luftbilder von Putbus: Park mit Orangerie und Theater, Circus, Markt
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