Don Kirshner (* 17. April 1934 in New York) war einer der einflussreichsten US-amerikanischen Musikverleger (siehe Musikverlag), Pop-Producer und Promoter der 1950er bis 1970er Jahre.
Die Anfänge
Er begann im Jahre 1957 als Komponist und verfasste für den noch unbekannten Bobby Darin die erfolglos gebliebenen Go to school und Warm up to be my baby. In jener Zeit trat er temporär auch als Manager von Darin und Connie Francis auf. Zusammen mit Darin verfasste er im August 1957 Wear my ring für Gene Vincent, erschienen auf der B-Seite von Lotta lovin'. LaVern Baker übernahm im Oktober 1957 von beiden Love me right als B-Seite von Humpty dumpty heart. Dann traf er auf Al Nevins (bürgerlich: Albert Tepper, * 1915 in Washington D.C., † 25. Januar 1965 in New York), der 1954 beim Instrumental-Trio Three Suns ausgestiegen war. Von diesem Trio stammte übrigens das Original des späteren Platters-Covers Twilight time (Al Nevins ist bei dem im November 1944 erschienenen Song als Ko-Autor mit seinem Cousin Artie Dunn registriert).
Aldon Music Publishing
Don Kirshner und Al Nevins entschieden sich, im Mai 1958 den Musikverlag Aldon Music Publishing (zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der Partner) zu gründen. Die Büroräume wurden im Gebäude 1650 Broadway, New York, gegenüber dem berühmten Brill Building bezogen. Die Partner fanden in Howard Greenfield (Musik) und Neil Sedaka (Text) zwei ambitionierte, wenngleich noch erfolglose Autoren. Beide verfassten im Juli 1958 für Connie Francis Stupid cupid, das als höchste Platzierung eine Nr. 17 erreichte. Es folgte für Francis das schlechter platzierte Fallin' (Oktober 1958), bereits Frankie schaffte nach seiner Veröffentlichung im Mai 1959 einen neunten Rang. Noch im selben Jahr verschaffte Kirshner seinem Zögling Sedaka einen Plattenvertrag bei RCA Records. Dort produzierten Kirshner/Nevins 17 Singles für Sedaka (von The diary im Dezember 1957 bis Bad girl im November 1963). Greenfield lieferte den Text zu 9 nicht von seinem Partner Sedaka selbst gesungenen Songs, wobei er streng die Strategie des Verlages beachtete, triviale Teenager-Thematik zu beschreiben: Treppen zum Himmel, sechzehnte Geburtstage und die Liebe zum Nachbarsjungen (allesamt Songtitel) bildeten den lyrischen Rahmen der Massenprodukte.
Es dauerte bis Mai 1960, bis der Verlag den ersten Millionseller und zugleich die erste Nr. 1 verbuchen konnte. Everybody's somebody's fool (komponiert von Howard Greenfield und dessen Aldon-Kollegen Jerry Keller) von Connie Francis wurde zum transatlantischen Hit, in der deutschen Version „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ eine Nr. 1 in Deutschland. Sedaka/Greenfield verschafften mit ihren Teenager-Balladen bis 1963 dem Verlag 50 Hits mit einem geschätzten Umsatz von etwa 20 Mill. Platten.
Kurz nach Sedaka/Greenfield nahm Aldon Barry Mann (siehe dort) unter Vertrag, der mit stets wechselnden Autoren-Partnern schrieb, bevor er eine feste Autoren- und Privat-Partnerschaft mit Cynthia Weil einging. Lediglich Gerry Goffin und Carole King kamen als Autoren-Partner zu Aldon. Im Jahre 1962 waren bei Aldon 18 Songautoren im Alter zwischen 19 und 26 Jahren tätig. Hierzu gehörten auch Jeff Barry und Ellie Greenwich, und weitere angestellte Komponisten wie Jack Keller, Larry Kolber, Tony Wine oder Gary Sherman, die als Ko-Autoren neben den etatmäßigen Kollegen auftauchten. Der Musikverlag erhielt als „mechanicals“ 2 US-cent pro Single, wovon 50 % den Autoren zustanden. Zur Verbesserung dieser Einnahmen wurden die Autoren häufig als Producer eingesetzt, so dass insgesamt etwa 10 % der Umsätze als „royalty“ vereinnahmt wurden. Durch Gründung des Platten-Labels „Dimension Records“ (hier erschienen viele Goffin/King-Kompositionen) im Juni 1962 konnten Kirshner/Nevins auch die einer Plattenfirma zustehenden Gewinne abschöpfen.
Die Jahre 1962 und 1963 waren die erfolgreichsten der Aldon-Verlagsgeschichte, denn alleine 1962 kamen etwa 300 für Aldon registrierte Songs auf den Markt. Dimension veröffentlichte im ersten Jahr nach Gründung 13 Songs, von denen 8 die Top40 erreichten. Kirshner verkaufte das erfolgreiche Label am 12. April 1963 für 2 Mill. US$ an Columbia-Screen Gems Records.
Die Zeit der Monkees und Archies
Als sein Partner Nevins 1965 starb, vernachlässigte Kírshner seinen Musikverlag, zumal sich der Markt für romantische Teen-Musik abschwächte. Grund war die „British Invasion“ der Beatles, Rolling Stones oder Animals. Kirshner wurde zum stellvertretenden Plattenboss bei Screen-Gems-Colpix ernannt. Diese kauften im April 1965 die Rechte einer auf dem Beatles-Film „A hard days night“ basierenden Idee für eine Situation comedy (Sitcom)-Serie über eine fiktive Rock-Gruppe namens „The Monkees“. Am 8. September 1965 wurden per Annonce über das Star-Magazin „Variety“ die Bandmitglieder gesucht. Nach dem Casting blieben vier ziemlich unmusikalische Jungs übrig, die - nach langwierigen Gesangs- und Aufnahme-Proben - am 12. September 1966 in der NBC-Serie debüttierten. Das Songmaterial für die unerfahrene Gruppe stammte von Aldon-Komponisten. Zusätzlich nahm Kirshner das Team Tommy Boyce und Bobby Hart unter Vertrag, damit ausreichend viele Kompositionen in der „pipeline“ bereitstanden. Mit einem starken Vehikel einer wöchentlichen, nationalen TV-Serie bei NBC sollten Erfolge dann trotz der musikalischen Schwächen möglich sein. Test war ihre erste Single (geschrieben von Boyce/Hart), Last train to Clarksville, die im August 1966 mit Beginn der Serie herauskam. Instrumentiert von professionellen Session-Musikern, verkaufte sich der Song 1,9 Mill. mal und erreichte die US-Nr. 1 der Pop-Charts. Seither kamen 80 % der Monkees-Songs aus der Feder von Boyce/Hart. Insgesamt erhielten die kurzlebigen Monkees 17 Platin-Alben, 6 Singles wurden mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Streit über seine Einnahmeanteile am Erfolg der Monkees und über die Veröffentlichung des von Neil Diamond für die Monkees komponierten Songs A little bit me, a little bit you veranlasste Kirshner, Screen-Gems im März 1967 zu verlassen. Damit schwand auch deutlich der Erfolg der Gruppe.
Kirshner suchte nach einer Kopie dieser Erfolgsgeschichte. Als am 14. August 1968 bei CBS die Premiere der cartoon-Serie The Archies lief, gab er den Trickfiguren eine musikalische Identität. Eine Session-Musiker-Gruppe übernahm, inmitten der Bubblegum-Welle, noch im selben Monat das von Jeff Barry und Andy Kim geschriebene Sugar, sugar, eine nachfolgende transatlantische Nr. 1. Gesungen wurde dieser drogenverherrlichende Song von Ron Dante (lead) in Begleitung von Toni Wine, dem Mitautor Andy Kim und Ellie Greenwich (Autoren-Gattin von Jeff Barry) im multitracking-Verfahren. Die TV-Serie als Werbevehikel verschaffte den Archies einen Plattenumsatz von etwa 6 Millionen Exemplaren und machte den Song zur Hymne dieses Musikgenres.
Rock im TV
Kirshner wurde von ABC für die wöchentliche Abendshow In Concert als Produzent und Berater angeheuert; die erste TV-Show wurde am 24.11.1972 ausgestrahlt. Aber schon im September 1973 stieg er aus, um seine eigene TV-Show Kirshner's Rock Concert zu produzieren, bei deren Premierenshow am 27. September 1973 die Rolling Stones (allerdings in London aufgezeichnet) auftraten. Die an lokale Stationen verkaufte Show wurde bis 1981 US-weit ausgestrahlt. Während dieser Zeit trug Kirshner zur Wiedervereinigung des Teams Greenfield/Sedaka bei, das einen Aufstieg Sedakas als erkennbar gereiften Interpreten ermöglichte (LP The tra-la-la days are over, August 1973).
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Kirshner, Don |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischen Musikverleger, Pop-Producer und Promoter |
GEBURTSDATUM | 17. April 1934 |
GEBURTSORT | New York |