Hirohito (jap. 裕仁), der japanische Shōwa-Kaiser (昭和天皇) (* 29. April 1901; † 7. Januar 1989), war der 124. Tennō Japans und der dritte der modernen Periode.
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Er bestieg am 24. Dezember 1926, nach dem Tod seines Vaters Yoshihito (dem Taishō-Kaiser) den Thron. Jedoch hatte er aufgrund der Krankheit seines Vaters faktisch die Regentschaft bereits fast sieben Jahre lang inne.
1924 heiratet er Prinzessin Higashikuni-no-miya Nagako. Sein erster Sohn und Thronerbe Kaiser Akihito wird 1933 geboren, später folgen noch ein weiterer Sohn sowie vier Töchter. Er hob das so genannte japanische System der Konkubinen auf, was für Diskussionen um den bis dahin kinderlosen Hirohito sorgte, jedoch verstummten diese, sobald sein erster Sohn Akihito geboren wurde.
Zwischen 1937 und 1945 führten Japan und der Republik China den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg.
1941 gab Hirohito den Befehl zum Überraschungsangriff auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor. Dabei wurden große Teile der amerikanischen Pazifikflotte zerstört, was die USA zum Eintritt in den Zweiten Weltkrieg provozierte.
Im Verlaufe des Krieges legte Japan zunächst eine derartig schnelle Machtausdehnung vor, wie die Weltgeschichte nie eine ähnliche sah. Bis 1942 hatte Japan stets auf ganzer Linie gesiegt, erst im Sommer jenen Jahres begannen die von Hirohito vorausgesehenen Rückschläge. Nach der deutschen Kapitulation 1945 hatten die Alliierten ihre Hände frei, um Japan mit vereinten Kräften zu erledigen. Die kaiserliche Flotte wurde fast komplett versenkt und auf Grund der fehlenden japanischen Luftwaffe konnten die besetzten Inseln nacheinander bombardiert und erobert werden. Als 66 japanische Städte zu über 40% sowie einige zu mehr als 90% zerstört waren, der Verkehr zwischen den Inseln größtenteils lahmgelegt war und die Lazarette überfüllt und der Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten und Ärzten die Zivilbevölkerung dahinraffte, versuchte der Tenno nach einigen gescheiterten Friedensverhandlungen in Bern und Stockholm die Sowjetregierung um Vermittlung zu bitten (Zwischen Japan und der UdSSR bestand seit 1941 ein Neutralitätsabkommen für die Mindestdauer von fünf Jahren). Zu einer bedingungslosen Kapitulation war niemand bereit und so hoffte man, über Josef Stalin mit den Alliierten verhandeln zu können. So sandte man folgenden Funkspruch am 12. Juli 1945 an den japanischen Botschafter Naotake Sato in Moskau:
- „Seine Majestät sind aufs äußerste bestrebt, den Krieg so bald wie möglich zu beenden, weil dessen Fortführung die schrecklichen Leiden von vielen Millionen unschuldiger Menschen in den kriegführenden Staaten nur verlängert und verschlimmert. Unsere Regierung wünscht daher schnellstens mit Verhandlungen über die Wiederherstellung des Friedens zu beginnen. Fürst Konoye wird deshalb mit einer persönlichen Botschaft unseres Tenno nach Moskau reisen. Sie werden aufgefordert, die Sowjetregierung um die Erleichterung seiner Reise zu ersuchen. Sollten die Vereinigten Staaten und Großbritannien auf einer bedingungslosen Kapitulation Japans bestehen, würden wir mit tiefstem Bedauern gezwungen sein, unsere Ehre sowie den Bestand der Nation bis zum bitteren Ende zu verteidigen.“
Während täglich Tausende Menschen starben, erfand Stalin protokollarische Ausreden und schob die Weiterleitung der Nachricht von Hirohito bis zum 18. Juli 1945 auf. Allerdings hatte man in Washington den vorausgegangenen Funkspruch des japanischen Aussenministeriums schon längst entziffert und wusste von den Bemühungen des liberal eingestellten Hirohito. Auf der Potsdamer Konferenz am 18. Juli erhielt der amerikanische Präsident Truman von Stalin persönlich eine Kopie des Vermittlungsversuches des Tenno mit dem Bemerken, es sei nicht ernst zu nehmen. Truman, der über den Funkspruch und die Friedensmissionen japanischer Diplomaten in Bern und Stockholm ausreichend informiert war, hatte den Abwurf der ersten Atombombe für den 3. August geplant und bereits am 11. Februar 1945 während der Konferenz von Jalta mit Stalin vereinbart, dass die Sowjetunion, ganz entgegen ihres Neutralitätsabkommens mit Japan, zwei bis drei Monate nach der deutschen Niederlage in den Pazifischen Krieg eintreten werde, und auch reiche Beute versprochen (In dem Geheimabkommen des elften Februars heißt es unter anderem:
- „Die ehemaligen Besitzrechte Russlands, die infolge des heimtückischen Angriffs Japans im Jahr 1904 verletzt worden waren, sollen wiederhergestellt werden. A) Die Südhälfte Sachalins wie auch alle benachbarten Inseln soll die Sowjetunion zurückerhalten. B) Der Hafen von Dairen soll internationalisiert und die sowjetischen Rechte dortselbst gesichert werden. Port Arthur wird als Flottenbasis an die UdSSR zurückkehren… C) Die Inselgruppe der Kurilen soll der Sowjetunion übergeben werden“.
In der Nacht vom 26. auf den 27. Juli erhielt Japan dann die lang ersehnte Antwort in Form eines von Truman, Churchill und im Auftrag von Marschall Chiang Kai-shek gezeichneten Ultimatums, in dem es unter anderem hieß:
- „Wir verlangen von der japanischen Regierung, sofort die bedingungslose Kapitulation aller Streitkräfte anzuordnen und angemessene Sicherheit für die Durchführung dieser Maßnahmen zu bieten. Für Japan bleibt keine andere Lösung, es sei denn die totale Vernichtung der japanischen Rasse.“
Die strenge Bestrafung aller Kriegsverbrecher der japanischen Seite wurde gleichzeitig angekündigt. Für die Regierung erschien es ganz unmöglich dieses Ultimatum anzunehmen, da wieder nicht geklärt war, ob dem Tenno nicht auch eine Bestrafung als Kriegsverbrecher anstünde. Zu dieser Zeit machte sich Japan schwerste Kriegsverbrechen schuldig, vor allem Grausamkeiten gegenüber Zivilisten in China (Nanking-Massaker, Einheit 731,Tokioter Prozesse). Während Hirohito stets erklärte, dass sein persönliches Schicksal nichts bedeute und er sich nach der Annahme des Ultimatums freiwillig für den Bestand des japanischen Volkes opfern wolle, fürchteten seine Berater nach seinem Verlust eine kommunistische Machtergreifung und hofften immernoch, dass Moskau vermitteln würde. Japan hatte während des Krieges schließlich auch streng darauf geachtet, Deutschland während seines Krieges gegen die UdSSR in keinster Weise zu unterstützen und ist dem Neutralitätsabkommen bis zu jenem Tage treu geblieben. So gingen Telegramme zwischen Außenminister Togo und dem Botschafter Naotake Sato hin und her, jedes einzelne wurde aufgefangen, entziffert und der amerikanischen Staatsführung vorgelegt, sodass man sich dort im Klaren war, dass die japanische Kapitulation einzig und allein von dem Fortbestand der kaiserlichen Dynastie abhängig war. Konzessionen an den Feind hätten aber nach amerikanischer Sicht keinem totalen Sieg entsprochen und überzeugte Republikaner bestanden auf den Kopf des Tenno als Unterzeichner der Kriegserklärung. Nach tagelangen Beratungen gebrauchte Premierminister Suzuki das japanische Wort mokusatsu als Antwort, wie auf das Ultimatum zu reagieren sei. Gemeint war „Antwort zurückhalten“, weil man noch Stalin um Verhandlungen bitten wollte, von der Firma Domei jedoch wurde es für Radiosendungen ins Ausland mit reject, also „ablehnen“ übersetzt, der negativsten Bedeutung des Wortes. Vieles spricht dafür, dass dieses Missverständnis den Tod von Hundertausenden von Zivilisten verschuldet hat. So wurde als "Demonstration der vollen Anwendung der militärischen Möglichkeiten" die erste Atombombe ohne Vorwarnung am 6. August 1945 über der besonders bevölkerungsreichen Stadt Hiroshima abgeworfen. Noch am selben Tag fielen die sibirischen Truppen Stalins in Mandschukuo ein und fanden nur geringen Widerstand, da die Besatzungstruppen im Vorfeld an andere Fronten verlagert werden mussten. „Wir müssen uns dem Unvermeidlichen beugen! Ganz gleich, was mir geschehen wird, darf sich eine Tragödie wie in Hiroshima nicht mehr wiederholen!“ erklärte Hirohito, doch viele Fanatiker wollten weiterkämpfen und so gingen die Beratungen drei Tage und drei Nächte ununterbrochen weiter, bis am 9. August 1945 die zweite Atombombe über der Stadt Nagasaki gezündet wurde. Mit den Worten „Ich kann nicht mitansehen, dass mein unschuldiges Volk noch länger leidet! Die Zeit ist gekommen, das Untragbare zu ertragen!“ verkündete der Tenno seinen Ministern, dass er sich gegen Militär und Regierung dafür entschied, seine nahezu unbegrenzten Vollmachten einzusetzen und Japan und seine Einwohner vor deren endgültiger Vernichtung zu retten. So wurde bereits am 10. August 1945 den Regierungen der USA, Großbritanniens, Nationalchinas und der UdSSR die Annahme des Ultimatums mitgeteilt. Am 12. August erhielten sie Antwort aus Washington:
- „Beginnend mit dem Zeitpunkt der Übergabe ist die Autorität des Kaisers und der japanischen Regierung dem Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte unterworfen. Der Kaiser ist verpflichtet … der japanischen Armee, Flotte und Luftwaffe die Ausführung aller notwendigen Maßnahmen zu befehlen… Die endgültige Regierungsform Japans soll nach dem freien Willen des japanischen Volkes bestimmt werden,“
So wurde Japan zwar die Entscheidung überlassen, ob es den Tenno und seine Blutslinie erhalten möchte, jener sollte aber auch persönlich für die Niederlegung der Waffen sorgen und die volle Verantwortung für deren Ablauf tragen, was auf Grund der vielen Fanatiker natürlich leichter gefordert als durchgeführt war. So erlebte Japan, das in den 2.600 Jahren seiner Geschichte nie einen Krieg verlor, im 15. August seinen längsten Tag, an dem sich in ganz Japan die Ereignisse überschlugen. Schließlich sprach der Tenno Hirohito selbst zum ersten Mal durch eine Radio-Proklamation zu dem gesamten Volk, nach dem dies auf vielerlei Arten zu verhindern versucht wurde:
- „Der Kriegsverlauf hat sich nicht unbedingt zu Japans Vorteil entwickelt… Überdies hat der Feind begonnen, eine neue und furchtbare Bombe anzuwenden. Sollten wir den Kampf fortsetzen, wird die völlige Vernichtung unserer Nation die Folge sein… Wir haben uns demgemäß zum Weg des Friedens entschlossen… Wir müssen dulden und ertragen, was untragbar scheint… Hütet euch vor allen Ausbrüchen der Leidenschaft, denn sie würden Japan unabsehbare Schwierigkeiten bereiten… Lasst unser Volk als eine einheitliche Familie fortbestehen in Frieden, von einer Generation zur anderen. Vereint alle Kräfte der Nation und widmet sie entschlossen dem Aufbau der Zukunft… Gehe an die Arbeit, getreues Volk, zum Segen des Kaiserreiches, und nimm teil an den Fortschritten der Welt.“
Die Amerikaner besetzten Japan ohne dass sich jemand gegen die bedingungslose Kapitulation wehrte. Die von den Alliierten befürchteten Anschläge auf die Besatzer und die Millionen Selbstmorde blieben aus. General MacArthur, der nun das japanische Volk regierte, nannte dann für die neue Verfassung seine Richtlinien der neuen Regierungsform: „Der Kaiser soll das Symbol des Staates und der Einheit des Volkes sein. Seine Stellung ist abhängig vom Willen des Volkes, welches die souveräne Macht besitzt.“ Nachdem sich zunächst gespenstische Stille in ganz Japan breit gemacht hatte, stritten die Alliierten wieder darum, ob Hirohito nun nicht doch als Kriegsverbrecher besser an den Galgen gehört. Am 26. September 1945 stattete Hirohito zum Erstaunen der Alliierten deren Oberkommandierendem MacArthur einen überraschenden Besuch ab. In Hemdsärmeln empfing er den Tenno, um so recht zu zeigen, wie wenig ihm die japanische Majestät in Cutaway und Zylinder imponierte, von der ganz Amerika wie selbstverständlich erwartete, dass sie um ihr Schicksal besorgt sei und darlegen wolle, wie er nach besten Kräften bemüht gewesen war, die japanische Aggression zu verhindern, da es ja um sein Leben ging. Aber es kam vollkommen anders, als es die USA und MacArthur je erwartet haben, so sprach Hirohito nach MacArthurs Bericht (Außer einem Dolmetscher wohnte kein Zeuge dem Gespräch bei) ohne den sonst üblichen Austausch von Höflichkeiten: „Ich komme zu Ihnen, General, um mich dem Urteil der Mächte, die Sie repräsentieren, auszuliefern. Ich allein trage die Verantwortung für jede militärische und politische Entscheidung, ebenso für alle Aktionen meiner Untertanen während des Kriegsverlaufs“, woraufhin MacArthur fortfährt zu berichten, das ihn „tiefste Bewegung“ überkam. Die Übernahme aller Schuld, den inzwischen bekannt gewordenen Tatsachen völlig widersprechend, hätte für den Tenno in einem Kriegsverbrecherprozess zweifellos das Todesurteil bedeutet. So musste MacArthur feststellen: „Er war ein Kaiser von Geburt, aber noch mehr, wie ich nun erkannte, nämlich der feinste Gentleman in Japan.“ und ließ am selben Tage noch seine Regierung wissen, dass eine Anklage gegen Hirohito unmöglich und der Tenno für Japan nicht zu entbehren sei. Die Gegner Hirohitos in der neuen amerikanischen Regierung zwangen darauf die japanische Presse jenes bekannte Foto zu veröffentlichen, welches Hirohito im offiziellen Dress neben dem hemdsärmeligen MacArthur zeigt, der ihn um eine Haupteslänge überragt und schief stehend die Hände in den Hosentaschen verbirgt, während sein gelangweilter Blick der Kamera ausweicht. Gedacht war dieses Foto eigentlich, um das Ansehen des Tenno zu senken, ihn klein und bescheiden darzustellen, und MacArthur zum großen Beherrscher der Nation zu erheben. Allerdings fasste es die japanische Bevölkerung genau anders herum auf, und so hängt jenes Foto aus der Zeitung ausgeschnitten sorgfältig gepflegt noch heute in einigen japanischen Wohnungen an einem Ehrenplatz oder gar in der Tokonoma. Als bekannt wurde, dass die kaiserlichen Gärten verwilderten, denn Hirohitos Vermögen war von der neuen Regierung konfisziert worden und er konnte keine Gärtner mehr entlohnen, meldeten sich innerhalb weniger Tage 20.000 Männer und Frauen aller Altersklassen, um die Arbeit kostenlos zu übernehmen. Die Polizei musste einschreiten, sonst hätten sich jene vor den Toren gegenseitigt erdrückt. Da die Amerikaner immernoch der Ansicht waren, dass der Tenno zu hohes Ansehen genieße, forderten sie ihn dazu auf, öffentlich zu bekennen, dass er kein Gott und ein Mensch wie jeder andere auch sei. Da niemals ein Tenno behauptet hatte, er wäre ein göttliches Wesen, erklärte Hirohito in seiner üblichen Neujahrsbotschaft einfach: „Jene Bande, die mich und mein Volk umschließen, beruhen nicht auf der falschen Vorstellung, dass der Tenno göttlich sei.“ Was für die Japaner nichts an der uralten Überlieferung änderte, dass seine Vorfahren von der Sonnengöttin Amaterasu abstammten.
Er starb am 7. Januar 1989. Sein Nachfolger wird sein Sohn Kaiser Akihito.
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Personendaten | |
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NAME | Hirohito |
ALTERNATIVNAMEN | jap. 裕仁; Post-mortem-Name: Shōwa-Kaiser, 昭和天皇 |
KURZBESCHREIBUNG | 124. Tennō von Japan |
GEBURTSDATUM | 29. April 1901 |
STERBEDATUM | 7. Januar 1989 |