Ginkgo

Art der Gattung Ginkgo
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Ginkgo

Ginkgobaum
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Ginkgopflanzen (Ginkgophyta)
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Blattwerk des Ginkgo von oben

Ginkgoblatt
Datei:Gingko-Ast-web.jpg
Ast des Ginkgo; deutlich ist die gleichmäßige
Verteilung der Blattquirle zu erkennen

Ginkgofrüchte

Der Ginkgo (Ginkgo biloba), deutsch auch Silberaprikose, Silberpflaume, Ginkgobaum, Fächerblattbaum oder Fächerbaum genannt, ist der einzige noch existierende Vertreter der Ginkgos, einer Abteilung von Samenpflanzen (Spermatophyta).

Der in der chinesischen Provinz Sichuan heimische Ginkgo gilt als lebendes Fossil, da die Ginkgopflanzen (manchmal auch Ginkgoartigen) schon seit 250 Millionen Jahren existieren, aber alle anderen Arten ausgestorben sind. Der bis zu 40 m hohe Baum wurde ab etwa 1000 n. Chr. in ganz Ostasien als Tempelbaum verbreitet und auch auf die Koreanische Halbinsel sowie nach Japan exportiert.

Der Name leitet sich vom chinesischen Yín Xìng (銀杏), wörtlich "Silberaprikose", her. Dieser Name wurde auch von den Japanern übernommen und dort als Ginkyō (jap: Gin ist "Silber" und Kyō ist "Frucht") übersetzt. Heute lautet der chinesische Name Bái Guǒ (白果) und im Japanischen wird der Baum Ichō genannt, die Frucht Ginnan.

Als erster Europäer entdeckte der deutsche Arzt und Botaniker Engelbert Kaempfer den Baum im Jahr 1690 während einer Pflanzenexpedition in Japan. Er beschrieb ihn wissenschaftlich im Jahre 1712, wobei er den japanischen Namen übernahm (wieso er dabei das "y" durch ein "g" ersetzte ist unklar; möglicherweise war es ein Schreib- oder Druckfehler). 1730 soll der erste Ginkgo Europas im botanischen Garten der Universität Utrecht in den Niederlanden gepflanzt worden sein, er steht heute noch dort und gilt als der älteste seiner Art außerhalb Asiens. Die taxonomische Einordnung war für die Botaniker eine Herausforderung, denn der Ginkgo gehört weder zu den Nadel- noch zu den Laubbäumen. So wurde für ihn eigens eine neue Abteilung geschaffen (die Ginkgopflanzen), die heute nur noch eine einzige Art umfasst, den Ginkgo. Der älteste Ginkgo-Baum Deutschlands steht heute im Frankfurter Stadtteil Rödelheim und wurde etwa im Jahr 1750 angepflanzt. Weitere sehr alte Ginkgos in Deutschland stehen heute vermutlich im Schlosspark von Kassel-Wilhelmshöhe und wurden dort um 1780 gepflanzt, doch auch in Mannheim und Dresden gibt es sehr alte Bäume.

Merkmale des Ginkgo

Der Ginkgo ist ein sommergrüner Baum, das heißt, er wirft im Winter seine Blätter ab, und erreicht eine Höhe von bis zu 40 Metern. Seine Rinde ist braun mit einer dicken Korkschicht und wird bei älteren Bäumen rissig. Auffällig sind die blattförmigen breiten "Nadeln", die fächerförmig ausgebildet und zentral mehr oder weniger stark eingekerbt sind. Diese Blätter sind zu Beginn ihres Wachstums im Frühjahr hellgrün und dunkeln über den Sommer, im Herbst färben sie sich gelb und fallen schließlich ab (Abszision).

Der Ginkgo ist zweihäusig, es existieren also männliche und weibliche Pflanzen. Er blüht im März, wobei die männlichen Blüten auffälliger als die weiblichen sind. Letztere stehen an mehrjährigen Kurztrieben und reifen nach der Befruchtung zu einer Frucht mit eßbarem Kern.

Die mirabellenähnlichen Früchte entwickeln bei der Reifung einen unangenehmen, starken Geruch nach Buttersäure. Dies führt dazu, dass vornehmlich männliche Gingkobäume angepflanzt werden.

Aufgrund seiner Resistenz gegen Schädlingsbefall und seiner Anspruchslosigkeit ist der Ginkgo als Stadtbaum weltweit beliebt geworden. Allerdings ist der junge Baum frostempfindlich. Die Wurzeln des Ginkgos scheinen zudem eine Delikatesse für Wühlmäuse darzustellen.

Die Vermehrung geschieht durch Saat oder Stecklinge, wobei Stecklinge schwachwüchsiger sind als Sämlingspflanzen. Der Ginkgo ist bei Verpflanzung empfindlich. Seit einigen Jahren findet man wieder verstärkt auch etliche Sorten im Handel.

Der Ginkgo in der Literatur

Zum Bekanntheitsgrad und zur Verbreitung des Ginkgos in Deutschland hat wesentlich ein Gedicht beigetragen, das der damals schon alte Goethe 1815 in West-östlicher Diwan unter dem Titel Ginkgo Biloba veröffentlichte. Das Gedicht war Goethes später Liebe Marianne von Willemer gewidmet und in ihm war das Ginkgoblatt als Sinnbild der Freundschaft dargestellt.

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich eins und doppelt bin?

Verwendung als Nahrungsmittel

In Asien wurden mehrere Zuchtreihen des Ginkgobaumes mit verschiedenen Qualitäten als Nahrungspflanze herausgezüchtet. Genutzt werden vor allem das Fruchtfleisch und die Samen. Ginkgopflaumen schmecken süß und pflaumenartig. In Japan dienen Ginkgopflaumen als Beilage zu gebratenem Fisch. Sie werden aber auch als Knabberei und Einlage von Suppen verwendet. Dazu werden die Pflaumen blanchiert und die Haut entfernt. Bei uns sind Ginkgopflaumen nur als Konserven erhältlich. Geröstete und gehackte Kerne dienen als Gewürz in der asiatischen Küche. Die Samen enthalten 37,8% Kohlenhydrate, 4,3% Protein und 1,7% Fett. Ein Übermaß an Ginkopflaumen kann zu Vergiftungserscheinungen führen. Im 11. Jahrhundert n. Chr. sollen diese "Nüsse" so geschätzt worden sein, dass der Kaiser von China die Früchte als Tributzahlung von den südöstlichen Provinzen forderte.

Verwendung in der Pflanzenheilkunde, Wirksamkeit

In der Heilkunde wird dem Ginkgo (Früchte und Extrakte aus Blättern) eine durchblutungsfördernde Wirkung zugesprochen; er wird oft zur Stärkung des Gehirns genommen. Allein in den USA beläuft sich der Umsatz dieses beliebten Naturpräparats auf über 300 Millionen € jährlich (Quelle: New Scientist).

Es gibt eine ganze Anzahl von wissenschaftlichen Studien, die die Wirksamkeit von Ginkgo-Extrakten belegen.

So erkennt beispielsweise die WHO Ginkgo biloba als Antidementivum an. Die "WHO International Working Group for Drug Statistics Methodology" erstellte für den internationalen ATC-Code (anatomical-, therapeutic-, chemical-classification) für Arzneimittel erstmalig eine Gruppe Antidementiva. In dieser neuen Gruppe "Anti-dementia drugs" ist mit dem Code "N06D" Ginkgo biloba gelistet.

Andererseits gibt es auch kritische Stimmen, die einen tatsächlichen Nutzen für unbelegt halten. Dies gilt insbesondere für den Einsatz von Ginkgo-Präparaten bei den Indikationen Tinnitus und Hörsturz, jedoch auch für die Verwendung zur Verbesserung des Gedächtnisses.

Studien über Ginkgo-Extrakte zur Verbesserung der Gedächtnisfunktion:

  • Hoerr, R., Pharmacopsychiatry, 36, Suppl. 1, S. 56-S61, 2003
  • Le Bars, P. et al., J Am Med Assoc (JAMA) 278, S. 1327-1332, 1997
  • Kanowski, S. et al., Pharmacopsychiatry 29, S. 47-56, 1996
  • Solomon PR, Adams F, Silver A, Zimmer J, DeVeaux R. Ginkgo for memory enhancement: a randomized controlled trial. JAMA. 2002 Aug 21;288(7):835-40.

Metaanalysen und vergleichende Untersuchungen zu Ginkgo-Extrakten:

  • Schulz, V.: Therapievorteile von EGb 761® im Vergleich zu Cholinesterase-Hemmern. Allgemeinarzt, 10, S. 816-820, 2003
  • Wettstein, A.: Gleichwertiger Wirksamkeitsnachweis von EGb 761® und Cholinesterase-Hemmern bei Alzheimer-Demenz. Fortschr Med 117, Orig. I, S. 11-18, 1999
  • Ernst, E., Pittler: Positive Bewertung von EGb 761® bei Demenz. Clin Drug Invest,17, S. 301-308, 1999
  • Oken, B. S. et al.: Signifikante Therapieeffekte von EGb 761® bei Alzheimer-Demenz nach aktuellen FDA- und CPMP-Empfehlungen. Arch Neurol 55, S. 1409-1415, 1998
  • Kleijnen, J., Knipschild: Signifikante Verbesserungen der Symptome von Hirnleistungsstörungen. Lancet 340, S. 1136-39, 1992
  • Weiß, H., Kallischnigg, G.: Nachweis der therapeutischen Wirksamkeit bei Hirnleistungsstörungen. MMW, 10, S. 138-142, 1991
  • Birks J, Grimley EV, Van Dongen M. Ginkgo Biloba for cognitive impairment and dementia. Cochrane Database Syst Rev. 2002;(4):CD003120.
  • Keltner NL, Zielinski AL, Hardin MS. Drugs used for cognitive symptoms of Alzheimer's disease. Perspect Psychiatr Care. 2001 Jan-Mar;37(1):31-4.
  • Kurz A, Van Baelen B. Ginkgo biloba compared with cholinesterase inhibitors in the treatment of dementia: a review based on meta-analyses by the cochrane collaboration. Dement Geriatr Cogn Disord. 2004;18(2):217-26.

Studien und Metaanalysen zu Ginkgo-Extrakten bei Tinnitus:

  • Rejali D, Sivakumar A, Balaji N. Ginkgo biloba does not benefit patients with tinnitus: a randomized placebo-controlled double-blind trial and meta-analysis of randomized trials. Clin Otolaryngol. 2004 Jun;29(3):226-31.
  • Hilton M, Stuart E. Ginkgo biloba for tinnitus. Cochrane Database Syst Rev. 2004;(2):CD003852.
  • Drew S, Davies E. Effectiveness of Ginkgo biloba in treating tinnitus: double blind, placebo controlled trial. BMJ. 2001 Jan 13;322(7278):73.
  • Hesse G, Schaaf H. Ginkgo biloba: Unwirksam gegen Tinnitus? HNO. 2001 Jun;49(6):434-6

Literatur

  • Ginkgo, der Baum des Lebens: ein Lesebuch. Insel-Verlag Frankfurt, 2003. ISBN 3-458-34695-3
  • Maria Schmid (Hrsg.): Ginkgo: Ur-Baum und Arzneipflanze. 2. Auflage, Hirzel-Verlag Stuttgart, 2001. ISBN 3-7776-1065-8
  • Francis V. DeFeudis: Ginkgo biloba extract (EGb 761): from chemistry to the clinic. Ullstein Medical Wiesbaden, 1998. ISBN 3-86126-173-1
  • H. D. Reuter: Spektrum Ginkgo biloba. Aesopus-Verlag Basel, 1993. ISBN 3-905031-57-4
  • Heinrich Georg Becker: Ginkgo, Weltenbaum - Wanderer zwischen den Zeiten. Buchverlag für die Frau, Leipzig, 2003. ISBN 3-89798-080-0