Philipp Spitta (Musikwissenschaftler)
Julius August Philipp Spitta (* 27. Dezember 1841 in Wechold bei Hoya, heute Hilgermissen; † 13. April 1894 in Berlin) war Musikwissenschaftler und Bachbiograph.

Sein Vater war der Dichter, Theologe und Komponist Philipp Spitta, seine Mutter Johanna Maria Hotzen.
Nachdem er anfangs von Hauslehrern unetrrichtet worden war, bezog er 1856 das Lyzeum in Hannover, zwei Jahre später das Gymnasium in Celle, wo er im Frühjahr 1860 das Abitur ablegte. Am 20. April 1860 immatrikulierte er sich, dem Wunsch seiner Eltern entsprechend als "studiosus theologiae", an der Georg-August-Universität in Göttingen, besuchte aber vom ersten Semester an ausschließlich Vorlesungen der Philosophischen Fakultät. Mit Beginn des Sommersemesters 1861 wechselte er offizell zur Klassischen Philologie über.
Schon bald nach seiner Ankunft in Göttingen begann Spitta, private Beziehungen zu knüpfen, besonders solche, die ihm Zuganbg zum Göttinger Musikleben eröffneten. Eine der frühesten Bekanntschaften war die mit Julius Otto Grimm, über den er auch die Bekanntschaft zu Hermann Sauppe und dem Göttinger Gynäkologen Eduard von Siebold machte, dessen Tochter Agathe von Siebold in näherer Bekanntschaft zu Johannes Brahms stand. Durch sein Engagement und Sachverstand in musikalischen Fragen erlangte Spitta in der Folgekeit in Göttingen eine gewisse Anerkennung und wurde im September 1861 Dirigent des "Studenten-Gesangvereins der Georgia Augusta" und trat mit diesem in der folgenden Zeit mehrfach erfolgreich auf. Das Amt des Dirigenten gab er schließlich zum Jahresende 1863 auf, um sich für sein Examen im Jahre 1864 ausreichend vorbreiten zu können. Sein Studium schloss er schließlich am 23. Juli 1864 mit einer Dissertation über den Satzbau bei Tacitus ("De Taciti in componendis enuntiatis ratione. Pars prior.") ab.
Im August 1864 siedelte Spitta nach Reval (Estland) über, um seinen Dienst als Oberlehrer für Griechisch und Latein an der dortigen Ritter- und Domschule anzutreten. Von Reval aus wiederholte er in einem Brief an Sauppe den schon früher geäußerten Wunsch, in Göttingen noch das hannoversche Oberlehrer-Staatsexamen abzulegen, um - wie er schrieb - "für alle Fälle einen gesicherten Boden zu gewinnen". Die Prüfung fand schließlich auf Spittas Ersuchen hin in der ersten Januarwoche 1885 statt.
Seit 1875 war er Dozent der Musikgeschichte an der Hochschule für Musik in Berlin. Seit 1882 war er deren stellvertretender Direktor. Außerdem war er Universitätsprofessor für Musikwissenschaft und Sekretär der Akademie der Künste zu Berlin. Er wurde durch seine Biographie Johann Sebastian Bach und durch eine Gesamtausgabe der Orgelwerke Dietrich Buxtehudes und der Werke von Heinrich Schütz bekannt gemacht. Zusammen mit Friedrich Chrysander und Guido Adler gab er seit 1885 die Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft, erschienen in Leipzig, heraus.
Im Alter von fast 53 Jahren starb Philipp Spitta am 13. April 1894 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem evangelischen Neuen Friedhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde II am Werdauer Weg 5 in Tempelhof-Schöneberg in Berlin.
Nach ihm ist die Spittastraße in Berlin-Lichtenberg benannt.
Werke
- Johann Sebastian Bach, Biographie, Leipzig 1873–79, 2 Bände. (später auch engl., London 1884)
- Über J. S. Bach, Leipzig, 1879
- Ein Lebensbild Robert Schumanns, Leipzig, 1882
Personendaten | |
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NAME | Spitta, Julius August Philipp |
KURZBESCHREIBUNG | Musikwissenschaftler und Bachbiograph |
GEBURTSDATUM | 27. Dezember 1841 |
GEBURTSORT | Wechold bei Hoya, heute Hilgermissen |
STERBEDATUM | 13. April 1894 |
STERBEORT | Berlin |