Electroclash ist eine aktuelle Musikrichtung, die sowohl elektronische wie Rock-Elemente des Punk und New Wave der späten 70er und frühen 80er Jahre mit moderner Produktionsweise im Bereich der elektronischer Tanzmusik zu verbinden sucht.
Der Name leitet sich von Electro ab, eine ebenfalls aktuelle Form der House-Musik, welche in Berlin besonders präsent ist. Sie tendiert dazu verblüffend ähnlich zu den Werken der Electro-Pioniere Kraftwerk zu klingen in ihrer prägendsten Phase von 1977 bis 1981. Die andere Hälfte des Begriffes ist einerseits eine Hommage an die Post-Punk-Pioniere the Clash, deutet zugleich in seiner wörtlichen Bedeutung "Kollision" den Punk-Aspekt an.
Electro wurde in den späten 90er Jahren von Künstlern wie Komputer, Anthony Rother und dopplereffekt, später auch als japanese telecom vorangetragen. Miss Kittin begann 1997 mit ihrem Partner The Hacker den Electro-Sound um gesprochene Lyrik zu erweitern. Dieser Stil wurde bald von Adult und Fischerspooner aufgegriffen. Die Kanadierin Peaches entwickelte einen ähnlichen Stil im Berliner Untergrund, jedoch mit mehr Punk-Einfluß. Der archetypische electroclash Sound war geboren.
Zur gleichen Zeit trug ein versteckspielender Engländer unter dem Pseudonym Les Rhythmes Digitales ein zukunftsweisendes Album auf die Tanzflächen. Von durchschlagender Bedeutung für die Bewegung war der weltweite Erfolg von Tiga & Zyntheriuss "Sunglasses at Night." Eine für den Kanadier Tiga naheliegende Cover-Version des Nationalpophelden Corey Hart.
Man kann schon wagen zu sagen, dass oben genannte Künstler und Songs wie "Frank Sinatra" und "Emerge" letztlich alles was folgte prägten.
Weitere frühe Mitwirkende dieser Musikrichtung waren Tok tok & Soffy O, Raumagent Alpha, Green Velvet, Hell, Console, neonman, the droyds, Chicks On Speed, Sieg über die Sonne, 2raumwohnung, Felix da Housecat, Schneider TM, T.Raumschmiere, Jeans Team, OP:L Bastards. Kissogram landeten 2001 gegen ihren Willen einen 80er Retro-Hit auf der Love Parade.
Eine ganz andere Variante dieser Richtung haben Phoenix und Zoot Woman eingeschlagen - dahinter steckte Stuart Price, jener versteckspielende Engländer, welcher diesmal jedoch einen viel poprockigeren Klang anbot. Am ehesten noch verwandt mit Ladytron und, warum nicht, turntablerocker. Ich bin mir sicher Michi würde das auch so sehen. ;)
Pioniere des rockigen Electro New Wave sind sicherlich the Faint, BIS und the Rapture gefolgt von den deutschen mia und Wir Sind Helden. Finanziell am erfolgreichsten stattdessen the White Stripes, obwohl diese den New Wave nur in einem Basslauf andeuten. the Rasmus wirken wie eine sanftere Imitation von the Faint.
Einen Höhepunkt der Bewegung konnte jemand verbuchen, der eigentlich für ganz andere Musik bekannt ist: Der Münchner Tomcraft landete mit 'Loneliness' den ersten Electroclash #1 Hit in Großbritannien. Ebenfalls stark dort, Goldfrapp.
Der Begriff "electroclash" entstand erst im späten 2001 als der New Yorker Veranstalter Larry Tee einen Namen brauchte für ein exklusiv dieser Musik gewidmetes Festival. Zunächst freute man sich endlich einen Namen für die Musik gefunden zu haben, aber schon bald warf sich die Presse weltweit auf das neue Ding, weswegen so ziemlich jeder Künstler sich eilig von dem Namen distanzierte. Inzwischen schreibt besonders die Londoner und New Yorker Presse negativ über electroclash - die Musikbewegung tangiert es letztlich nicht, denn da geht einfach alles weiter. Man spricht nun von Italo Disco oder einfach wieder von Electro. In Frankreich und Holland hat sich sogar der Begriff Euroclash eingebürgert, vielleicht da unter http://www.euroclash.com seit 2001 das größte Verzeichnis der Künstler dieser Musikrichtung abgelegt ist.
Zur Zeit besonders spannende Musiker sind Mount Sims, Black Strobe, first men on pluto und Krikor.
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