Rational Choice oder Rationale Entscheidung ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene Ansätze in den Sozialwissenschaften. Generell schreiben diese Ansätze handelnden Subjekten rationales Verhalten zu, wobei diese Subjekte aufgrund gewisser Präferenzen ein nutzenmaximierendes (oder kostenminimierendes) Verhalten zeigen.
Ziel und Methode
Historisch orientieren sich die Theorien der Rationalen Entscheidung an der klassischen Ökonomie Adam Smiths und der erklärenden Soziologie Max Webers. Sie versuchen komplexe sozialen Handlungen mit Hilfe möglichst einfacher Modellannahmen zu fassen. Das angestrebte Ziel der Theoretiker liegt darin, soziale Gesetze zu finden, die einfach und klar wie die der Newtonschen Phsysik sind. Darüber wie dieses Ziel zu erreichen ist, herrscht Uneinigkeit.
Menschenbilder der Rationalen Entscheidung reichen vom klassischen Homo oeconomicus bis zum RREEM (Restricted Rational Expecting Evaluating Maximising Man) der modernen Soziologie. Über den Rationalitätsbegriff des rationalen Entscheiders gibt es ebenso wie über die Gewichtung und Entstehung der Präferenzen keine Einigkeit.
Umstrittene Punkte
Während Rationale Entscheidung in den Wirtschaftswissenschaften das dominante Paradigma ist, ist sie in Soziologie und Politikwissenschaft stärker umstritten. Einer der Hauptstreitpunkte ist der verwendete methodologische Individualismus; es ist in der Debatte, ob sich soziales Verhalten und soziale Gesetze wirklich durch das Verhalten vieler einzelner Individuen bestimmen lässt, oder ob das soziale eigene Gesetzmässigkeiten vorweist. Eine schwächere Version dieser Kritik wirft dem Ansatz der Rationalen Entscheidung vor, soziale Probleme strukturell bedingt unterkomplex zu fassen. Zum anderen steht die starke Modellhaftigkeit des Ansatzes in der Kritik: es lässt sich empirisch einfach beweisen, dass Menschen nur begrenzt rational handeln. Die meisten Theortiker der Rationalen Entscheidung räumen das ein, machen aber geltend, dass rationale Nutzenmaximierung eine plausible Grundannahme darstellt von der aus die Modelle bestimmten Situationen angepasst werden können.
Trotz der teilweise sehr heftigen Diskussionen ist aber unübersehbar, dass Ansätze die auf Rationaler Entscheidung basieren einen immer stärkeren Einfluss sowohl auf die globalen als auch auf die deutschen Sozialwissenschaften haben.