Neandertaler

Art der Gattung Homo
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Der Neandert(h)aler, in Europa meist als Homo sapiens neanderthalensis, im angloamerikanischen Forschungsraum als Homo neanderthalensis geführt, gehört zur Gattung Homo und wurde nach dem Neandertal bei Mettmann (zwischen Düsseldorf und Wuppertal) benannt, wo 1856 der Schädel dieses Urmenschen gefunden wurde. Der Neandertaler lebte im Mittelpaläolithikum in der Zeit von ca. 130.000 v. Chr bis ca. 30.000 v. Chr.

Auftreten, Zeitraum und Aussterben

Die ältesten Funde von Neandertalern stammen aus Kroatien und Italien, sie sind etwa 130.000 bzw. 120.000 Jahre alt.

Homo neanderthalensis stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von Homo heidelbergensis ab. Hierfür spricht auch, dass nach DNA-Analysen des Typus-Exemplars die letzten gemeinsamen Vorfahren von Homo sapiens vor etwa 600.000 Jahren lebte. Untersuchungen an einem anderen Exemplar aus dem Kaukasus sprechen für eine Auftrennung vor ca. 250.000 Jahren. Beide Untersuchungen zeigten eine sehr hohe genetische Übereinstimmung innerhalb der Neandertaler. Die Fossilfunde konzentrieren sich auf Europa und angrenzende Gebiete Asiens (Israel, Irak) und Afrikas (Marokko). Daher wird der Neandertaler als typisch europäische Art angesehen, die besonders an das Leben in den Kaltzeiten der Würm-Eiszeit angepasst war.

Nach dem Ende der letzten Eiszeit drang der moderne Mensch (Homo sapiens) aus Afrika nach Norden vor und verdrängte dabei zunehmend den technisch überlegenen Nachbarn.
Wie dieses Aussterben genau vonstatten ging ist bis heute nicht geklärt. Bekannt ist nur, dass der moderne Mensch den Großteil der Kultur und Technik der Neandertaler übernommen hat und auf dieser Basis eine eigene aufbaute.

Die letzten Neandertaler lebten vor ca. 27.000 Jahren in Spanien.

Anatomie

Der Neandertaler war ca. 1,60 bis 1,70 Meter groß; die Männer brachten etwa 70, die Frauen 55 kg auf die Waage. Der Körperbau war daher sehr massig, untersetzt. Neandertaler besaßen einen größeren Schädel als der Jetzt-Mensch. Dieser beherbergte ein entsprechend größeres Gehirn (ca. 1750-1800 ccm), was aber nicht zwangsläufig auf höhere Intelligenz deutet. Die Stirn war flach, auffällig sind weiterhin starke Augenbrauenwülste, große Augenhöhlen und eine extrem breite Nase, die sich wohl als Anpassung an die eiszeitlichen Außentemperaturen entwickelt hatte und der Luft-Vorwärmung diente, bevor sie in die Lungen gelangte.

Kultur

Waffen (Speere, Messer etc.) und Feuer waren bei ihnen durchaus bekannt, die Toten wurden mit Grabbeigaben bestattet. Funde aus dem Harz zeigen, dass sie bereits Pech als Klebstoff aus Birken herstellen konnten. Der Neandertaler fertigte in den Eiszeiten als erste Menschenart Kleidung an. Aus Untersuchungen der Isotopenverhältnisse von Knochenproteinen lässt sich schließen, dass sich die Neandertaler fast ausschließlich von Fleisch ernährt haben.

In der Gudenushöhle (Kleines Kremstal, Niederösterreich läßt die Untere Kulturschicht (70.000 Jahre) Jagd auf Mammut, Nashorn, Ren, Wildpferd und Höhlenbär vermuten. Die obere Schicht (ab 20.000 J.) zeigte Ritzkunst und eine Flöte.

Verwandtschaft zum modernen Menschen

Die Verwandtschaftsbeziehungen zum heutigen modernen Menschen sind nicht geklärt. Die eine Theorie geht davon aus, dass der Neandertaler quasi einer ausgestorbenen Seitenlinie der menschlichen Entwicklung angehört, die andere, dass er sich zumindest partiell mit den gleichzeitig mit ihm lebenden engeren Vorläufern des heutigen Menschen vermischte und so auch einen gehörigen Teil seines Erbgutes an uns weitergab (s.a. Hominisation).

Untersuchungen der DNA des ersten Neandertaler-Fundes und der neuen Funde sowie des Kaukasus-Exemplars legen die Annahme nahe, dass der Neandertaler und der moderne Homo sapiens zu Zeiten der Koexistenz vor bis zu 30.000 Jahren keine der untersuchten Gene ausgetauscht haben. Da jedoch nur rund 400 Basenpaare verglichen werden konnten, kann ein Genaustausch dennoch nicht ausgeschlossen werden.

Forschungsgeschichte

Die Stätte der ersten Neandertaler-Funde ist nicht mehr erhalten; die Höhle wurde im Rahmen des Kalkabbaus an dieser Stelle (der letztlich auch zur Entdeckung führte) zerstört. Dennoch befindet sich heute an dieser Stelle, 14 m unter dem Niveau von 1856 gelegen, ein kleiner Park, der auf die Entdeckung hinweist. Er gehört zum etwa 500 m entfernt liegenden Neandertal-Museum, das einen Einblick in die Geschichte der Menschheitsentwicklung gibt.

Nachgrabungen im Neandertal unter der Leitung des Tübinger Urgeschichtlers Ralf W. Schmitz und seines Kollegen Jürgen Thissen haben in jüngster Zeit neue, spektakuläre Funde am Standort der ursprünglichen Höhle zutage gefördert, nämlich die Überreste von zwei weiteren Neandertaler-Individuen. Unter den mehr als 60 Knochen und Knochensplittern konnten die Forscher die Armknochen eines erwachsenen Neandertalers sowie den Milchzahn eines Kindes nachweisen. Die aufgefundenen Knochen und Steinwerkzeuge sind rund 40.000 Jahre alt, was mit dem ersten Fund übereinstimmt.