Definition
Personen mit Persönlichkeitsstörungen zeigen anhaltende und kaum veränderliche Verhaltensmuster, die starre Reaktionen auf unterschiedliche Lebenslagen bewirken. Sie unterscheiden sich von der Mehrheit der Bevölkerung durch deutliche Abweichungen im Bereich Wahrnehmung, Denken, Fühlen und in Beziehungen zu anderen. Dabei ist die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsfähigkeit oft gestört.
Eine Persönlichkeitsstörung liegt nur vor, wenn ausreichend viele dieser Merkmale zutreffen und die Störung dauerhaft besteht.
Eine Persönlichkeitsstörung beginnt bereits im Kindesalter oder in der Pubertät und dauert bis ins Erwachsenenalter an. Zu unterscheiden ist sie von einer Persönlichkeitsänderung, die erst im Erwachsenenalter erworben wird, etwa nach einer extremen Belastungssituation.
Persönlichkeitsstörungen werden entsprechend ihrem auffallendsten Merkmal unterteilt. Dabei können aber durchaus Überschneidungen vorkommen.
Ursachen
Über die Ursachen und die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen herrscht derzeit keine einheitliche Vorstellung. Es herrscht auch kein Konsens darüber, was als Persönlichkeitsmerkmal zu klassifizieren ist und ab wann die Kriterien einer Störung erfüllt sind. Sowohl der Begriff "Persönlichkeit" als auch deren Störungen werden als Ergebnis komplizierter Wechselwirkungen aus Umwelt- und Anlagefaktoren gesehen.
Einteilung
Die Einteilung von Persönlichkeitsstörungen kann nach unterschiedlichen Vorgaben geschehen, z.B. historische Typologien, ICD-10, DSM-IV.
Man unterscheidet nach ICD-10
- paranoide Persönlichkeitsstörungen (gekennzeichnet von tiefem Mißtrauen, Streitsucht, dauerndem Groll, starke Selbstbezogenheit, ständige Annahme von Verschwörungen, um Ereignisse zu erklären, Handlungen und Äußerungen anderer Personen werden häufig als feindlich oder verächtlich mißgedeutet)
- schizoide Persönlichkeitsstörung (emotionale Kälte, Distanziertheit, Einzelgängertum, Mangel an und fehlender Wunsch nach Beziehungen, Gleichgültigkeit, flache Affektivität, mangelndes Erkennen und Befolgen gesellschaftlicher Regeln)
- dissoziale Persönlichkeitsstörung (niedrige Schwelle für aggressives und gewalttätiges Verhalten, sehr geringe Frustrationstoleranz, Verantwortungslosigkeit und Mißachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, kein Schuldbewußtsein, mangelndes Lernen aus Erfahrung oder Bestrafung, mangelndes Einfühlen in andere, Beziehungen werden eingegangen, jedoch nicht aufrechterhalten, teilweise auch erhöhte Reizbarkeit)
- emotional instabile Persönlichkeitsstörung (impulsives Handeln ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, ständig wechselnde Stimmungslage, Unfähigkeit zur Vorausplanung, heftige Zornesausbrüche mit teilweise gewalttätigem Verhalten, mangelnde Impulskontrolle; als eine Unterform gilt die Borderline-Persönlichkeitsstörung
- histrionische Persönlichkeitsstörung (Übertreibung, theatralisches Verhalten, Tendenz zur Dramatisierung, Oberflächlichkeit, labile Stimmungslage, leichte Beeinflussbarkeit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch, stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität, erhöhte Kränkbarkeit)
- anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung (Perfektionismus, Pedanterie, Übervorsichtigkeit, Vernachlässigung von Vergnügen und zwischenmenschlichen Beziehungen zugunsten unverhältnismäßiger Leistungsbezogenheit, übermäßiges Befolgen von Konventionen)
- ängstliche Persönlichkeitsstörung (übermäßige Sorge oder Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv oder minderwertig zu sein, dauernde Anspannung und Besorgtheit, eingeschränkter Lebensstil wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit, teilweise Überempfindlichkeit gegenüber Ablehnung oder Kritik)
- abhängige Persönlichkeitsstörung (mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen, ständiges Appellieren an die Hilfe anderer, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber anderen, Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können, Angst, von einer nahestehenden Person verlassen zu werden und hilflos zu sein)
- narzisstische Persönlichkeitsstörung (mangelndes Selbstbewusstsein und Ablehnung der eigenen Person nach innen, wechselnd übertriebenes und mangelndes Selbstbewusstsein nach aussen)
Behandlung
Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erfolgt in erster Linie durch Psychotherapie, am häufigsten mit psychoanalytischer, interpersoneller (nach Benjamin) kognitiver (nach Beck) und verhaltenstherapeutischer Ausrichtung.