Kommunikation (lat., communicare --teilen, mitteilen,teilnehmen lassen; gemeinsam machen, vereinigen) bezeichnet auf der menschlichen Alltagsebene den wechselseitigen Austausch von Gedanken in Sprache, Schrift oder Bild.
Im erweiterten Sinn ist Kommunikation das wechselseitige Übermitteln von Daten oder von Signalen, die einen festgelegten Bedeutungsinhalt haben, auch zwischen nicht-menschlichen Lebewesen, Objekten oder Systemen.
Der Begriff ist eng verwandt mit dem der Interaktion, in vielen Bereichen sind diese Begriffe sogar synonym, besonders dann, wenn Wechselseitigkeit für den Kommunikationsbegriff vorausgesetzt wird.
Definition und Zusammenhang
Es erweist sich als schwierig, eine allgemeine Definition für den Begriff der Kommunikation zu geben, die zum Einen präzise genug ist und zum Anderen für alle Bereiche Geltung hat. Hier soll nur ein allgemeiner Überblick gegeben werden, für tiefergehende Definitionen sei deshalb auf die unten aufgeführten Fachartikel verwiesen.
Die Teilnehmer der Kommunikation können menschliche Personen aber auch andere Lebewesen oder Objekte (insbesondere Geräte) sein. Auch zwischen Menschen und Dingen kann eine Kommunikation stattfinden, etwa zwischen Mensch und Computer nach dem Schlagwort der „Mensch-Maschine-Kommunikation“.
Diskutiert wird vor allem, ob die Teilnehmer einer Kommunikation Individuen sein müssen beziehungsweise ob ein Bewusstsein vorausgesetzt wird. In den technischen Disziplinen wird dies verneint und die Kommunikation als ein Prozess betrachtet, der den Zustand des Empfängers verändert. Aus philosophischer Sicht ist dann zu fragen, ob es Kommunikation ohne "Verständnis" und "Erinnerung" überhaupt geben kann. Behandelt werden auch die Fragen, ob die Kommunikation intentional sein muss und ob es einseitige Kommunikation gibt.
Eine gängige Beschreibung der Kommunikation ist das Sender-Empfänger-Modell: Es besagt, dass Kommunikation nur stattfinden kann, wenn es (mindestens) zwei Teilnehmer an der Kommunikation gibt, wobei beide wechselseitig als Sender und als Empfänger handeln. Dabei ist es entscheidend, dass sich Sender und Empfänger über die Kodierung der übertragenen Nachrichten einig sind, um die empfangenen Signale korrekt interpretieren zu können.
Unstrittig ist, dass Kommunikation ein wesentliches Mittel zum Erlangen von Wissen und Erkenntnis darstellt: erst das Sammeln von Daten aus der Umgebung erlaubt es einem Individuum (oder auch einem Gerät), ein Modell der Umgebung zu erstellen und neue Informationen so in einen Kontext zu setzen, dass sie Bedeutung erlangt. Fasst man den Begriff der Kommunikation so weit, dass kein individueller oder intentionaler Sender vorausgesetzt wird, so ist Kommunikation sogar die einzige Möglichkeit zu Lernen, da jede Wahrnehmung Teil eines kommunikativen Vorganges ist.
In einem weiteren Sinne wird jedes Verhalten als Reaktion auf etwas oder jemanden als Kommunikation verstanden, da jedes reaktive Verhalten Mitteilungscharakter besitzt (Interaktion). Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, folgt daraus, dass es unmöglich sei, nicht zu kommunizieren: "Man kann nicht nicht kommunizieren" (nach Paul Watzlawick). Daraus ergibt sich, dass eigentlich jede Art von Kausalität eine Kommunikation darstellt.
Systemischer Zusammenhang
Abstrakter betrachtet bezeichnet Kommunikation den Vorgang des Verbindens mindestens zweier Systeme insbesondere von komplexen Systemen. Im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation, aber auch in einigen technischen und naturwissenschaftlichen Zusammenhängen kann der Interaktionscharakter von Kommunikation sehr einfach verdeutlicht werden: Um funktionieren zu können, sind kommunikativ interagierende Systeme (Personen, hoch entwickelte EDV, Körperzellen etc.) immer bemüht, Informationen in anderen Systemen entstehen zu lassen. Dazu nutzen sie verschiedene Medien und transportieren ihre Informationen auf unterschiedliche Weise, beispielsweise mittels Berührung, Elektromagnetischer Wellen (Funk, Licht- bzw. Farbwechsel, Wärmeausstrahlung), elektrischen Strömen, Schall beziehungsweise Sprache, Enzymaustausch etc. Wichtig für den Erfolg ist, dass diese Informationen korrekt decodiert werden. Verkürzt könnte man auch sagen:
- Kommunikation ist ein wesentliches Element von Systemen. Ohne Kommunikation existiert kein System.
Primäre Wissenschaftsbereiche
- Kommunikationswissenschaft
- Informationswissenschaft
- Medienwissenschaft
- Informationstheorie
- Sprechakttheorie
- Linguistik
- Semiotik
Weitere Übersichten in: Kommunikationsmodell
Kommunikation in anderen Wissenschaftsbereichen
- Kommunikation (Biologie),
- Kommunikation (Informationstheorie),
- Kommunikation (Astronomie),
- Kommunikation (Konstruktivismus),
- Kommunikation (Kybernetik),
- Kommunikation (Nachrichtentechnik),
- Kommunikation (Psychologie),
- Kommunikation (Soziologie),
- Kommunikation (Systemtheorie),
- Kommunikation (Wirtschaft).
- Kommunikation (Unterricht)
Speziellere Bereiche
Nach den beteiligten Sendern und Empfängern, Techniken und Einzugsbereichen wird unterschieden zwischen:
Siehe auch
- Portal Wissen, Information, Kommunikation und Medien
- Portal Verhandlung und Verkauf
- Information und Kommunikation
- Kommunikation und Information
- Informationsübertragung (Physik)
- Information
- Informationstheorie
- Gewaltfreie Kommunikation
- Interkulturelle Kommunikation
- Direktive und nondirektive Kommunikation
- Interaktion
- Symbol
- Medien
- Probleme der Kommunikation
- Kommunikation - Zusammenspiel aus verbalen und nonverbalen Signalen
- Verkaufspsychologie
Literaturliste menschliche Kommunikation
- Paul Watzlawick Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien ISBN 345682825X
- Virginia Satir Kommunikation, Selbstwert, Kongruenz ISBN 3873870185
- Oliver Jahraus, Nina Ort Bewußtsein, Kommunikation, Zeichen ISBN 3484350822
- Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Peter M. Hejl Einführung in den Konstruktivismus ISBN 3492211658
- Bernhard Badura Klaus Gloy Soziologie der Kommunikation ISBN 3772803636
- Roland Burkart Kommunikationswissenschaft ISBN 3205981855
- Kurt Koszyk Karl Hugo Pruys Handbuch der Massenkommunikation ISBN 3423043709
- Helmut Glück Metzler-Lexikon Sprache ISBN 347601519X
- Christiane Grosser Kommunikationsform und Informationsvermittlung ISBN 3824440008
- Peter Wendl: „Gelingende Fern-Beziehung. Entfernt zusammen wachsen“ ISBN: 3-451-20896-2 [1]
und weitere ausführliche Liste hier
Literaturliste technische Kommunikation / angewandte Linguistik
- Walter Hoffmann Erfolgreich beschreiben - Praxis des technischen Redakteurs; Organisation, Textgestaltung, Redaktion ISBN 3800716526
- W. Sturz, C. Walling-Felkner Praxishandbuch Technische Dokumentation ISBN 3811170880
- H.P. Krings Wissenschaftliche Grundlagen der Technischen Kommunikation ISBN 3823345435
- Norbert Groeben Leserpsychologie. Textverständnis - Textverständlichkeit ISBN 3402042983
- Anne Lehrndorfer Kontrolliertes Deutsch. Linguistische und sprachpsychologische Leitlinien für eine (maschinell) kontrollierte Sprache in der Technischen Dokumentation ISBN 3823350803
und weitere ausführliche Liste hier
Literaturliste Maschinenkommunikation
- Albrecht Beutelspacher Kryptologie - Eine Einführung in die Wissenschaft vom Verschlüsseln, Verbergen und Verheimlichen ISBN 3528589906
- Arno Bammé, Günther Feuerstein, Renate Genth Maschinen- Menschen, Mensch-Maschinen. Grundrisse einer sozialen Beziehung ISBN 349917698X
- Hubert L. Dreyfus Die Grenzen der künstlichen Intelligenz. Was Computer nicht können ISBN 3761083696
und weitere ausführliche Liste hier
Literaturliste biochemische Kommunikation
- William H. Calvin Wie aus Neuronen Bewußtsein entsteht ISBN 3446172793
- Philip E. Stanley, Larry J. Kricka Bioluminescence and Chemilunimescence ISBN 9812381562
- Imre Kerner, Dagny Kerner Der Ruf der Rose. Wie Pflanzen fühlen und wie sie mit uns kommunizieren ISBN 3-462-02166-4
- F. Lottspeich, H. Zorbas Bioanalytik ISBN 3827400414
- G.-J. Krauß, J. Miersch Chemische Signale ISBN 3761407076
und weitere ausführliche Liste (alternativ) hier sowie konservativ/naturwissenschaftlich hier
Zitat
- Dürfte ich das Unwort des Zeitalters bestimmen, so käme nur eines in Frage: kommunizieren. Ein Autor kommuniziert nicht mit seinem Leser. Er sucht ihn zu verführen, zu amüsieren, zu provozieren, zu beleben. Welch einen Reichtum an (noch lebendigen) inneren Bewegungen und entsprechenden Ausdrücken verschlingt ein solch brutales Müllschluckerwort! Mann und Frau kommunizieren nicht miteinander. Die vielfältigen Rätsel, die sie einander aufgeben, fänden ihre schalste Lösung, sobald dieser nichtige Begriff zwischen sie tritt. Ein Katholik, der meint, er kommuniziere mit Gott, gehört auf der Stelle exkommuniziert. Zu Gott betet man, und man unterhält nicht, sondern man empfängt eine Heilige Kommunion. All unsere glücklichen und vergeblichen Versuche, uns mit der Welt zu verständigen, uns zu berühren und zu beeinflussen, die ganze Artenvielfalt unserer Erregungen und Absichten fallen der Ödnis und der Monotonie eines soziotechnischen Kurzbegriffs zum Opfer. Damit leisten wir dem Nichtssagenden Vorschub, das unsere Sprache mit großem Appetit auffrisst. – Botho Strauß (Der Untenstehende auf Zehenspitzen, 2004, ISBN 3446204911)