Internationaler Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen

Nomenklatur
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Der Internationale Code der Botanischen Nomenklatur (ICBN, engl. International Code of Botanical Nomenclature) ist ein Regel- und Empfehlungswerk zur Namensgebung von Pflanzen, Algen und Pilzen.

Ziel des ICBN ist es, jeder biologischen Art einen eindeutigen Namen zu geben. Durch die Eindeutigkeit wird die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern verbessert. Aus Artnamen werden dann durch weiterer Regeln Bezeichnungen höherer Ränge (Gattung, Familie, ...) konstruiert, in denen Pflanzen gemeinsamer Merkmale und Abstammung (Phylogenie) hierarchisch zusammengefasst sind.

Artnamen

Form des Namens

Botanische Artnamen bestehen immer aus zwei Wörtern (binäre Nomenklatur), die im Text kursiv gedruckt oder unterstrichen sind. Das erste Wort bezeichnet die Gattung, zu der die Art gehört. Die Weißtanne (Abies alba) gehört somit zur Gattung Abies (Tanne). Das zweite Wort (alba) wird als Art-Epipheton bezeichnet. Es dient dazu, die Art innerhalb der Gattung zu bezeichnen.

Beide Wörter sollten aus dem lateinischen oder griechischen stammen, oder in latinisierter Form benutzt werden. Die Gattung wird immer großgeschrieben, das Art-Epitheton sollte immer klein geschrieben werden.

Entstehen eines Namens

Der gültige Name einer biolorischen Art beruht immer auf einer schriftlichen Veröffentlichung, in der diese Art mit wissenschaftlich anerkannter Methode beschrieben und benannt ist. Eine derartige Beschreibung nutzt wohldefinierte (lateinische) Begriffe. Gleichzeitig muss der (oder die) Autor(en) das (getrocknete oder anderweitig präparierte) beschriebene Exemplar allgemein verfügbar machen. Dieses spezielle Exemplar wird als Typexemplar bezeichnet. Herbarien, die botanischen Gärten oder anderen Forschungseinrichtungen angeschlossen sind, haben oft umfangreiche Sammlungen derartiger Exemplare.

Wenn zwei Autoren Exemplare einer Art beschreiben und benennen, dann ist die Erstveröffentlichung gültig.

In einem wissenschaftlichen Text wird eine Art durch ihren Namen und den Autor der Erstveröffentlichung, manchmal mit Jahreszahl, angegeben. Der Autorenname wird bei bekannten Botanikern oft abgekürzt.

Abies alba Mill.
Abies alba Miller 1768

Typen

Das Typexemplar einer Art ist von großer Bedeutung, da es der Definition der Art dient. Wenn andere Botaniker ähnliche Pflanzen untersuchen, ist es notwendig, diese Pflanzen mit den Typexemplar zu vergleichen. Nur dann ist herauszufinden, ob diese Pflanze von gleicher Art ist, oder eine eigene Art darstellt.

Neben dem Typexemplar, technisch Holotyp genannt, stellt der Erstautor oft am gleichen Ort zur gleichen Zeit gefundene Duplikate, Isotypen genannt, zur Verfügung. Falls der Holotyp verlorengeht, kann man dann aus den vorhandenenIsotypen einen Ersatz, Lectotyp genannt, auswählen. Andernfalls, d.h. wenn kein Isotyp existiert, wird es notwendig ein neues Exemplar, Neotyp genannt, zu sammeln.

Daneben spricht man von Synotypen, wenn unabhängig Exemplare existieren, die der gleichen Art zugeordnet werden.

Höhere Ränge

Unter dem Regelwerk der ICBN sind die folgenden sieben Ränge vorgesehen:

Reich (lat. Regnum)
Abteilung, früher auch Stamm (lat. Divisio, früher auch Phylum)
Klasse (lat. Classis)
Ordnung (lat. Ordo)
Familie (lat. Familia)
Gattung (lat. Genus)
Art (lat. Species)

Bei Ranggruppen, die vielen Untergruppen des folgenden Ranges enthalten, ist es oft wünschenswert, eine feinere Unterteilung vorzunehmen. Zu diesem Zweck werden einige der sieben Ränge bei Bedarf weiter in Nebenrangstufen gegliedert.

Familien können in den Tribus (auch im lat. Tribus), Gattungen in Sektionen (lat. Sektio) und Serien (lat. Serie), und die Arten in Varietäten (Varietas) und Formen (lat. Forma) untergliedert werden. Hiermit ergeben sich jetzt 12 erlaubte Abstufungen.

Zusätzlich kann jede dieser 12 Abstufungen nochmals unterteilt werden. Im lateinischen geschieht das durch das Präfix Sub- (also Subregnum, , Subdivisio, ..., Subspecies), was im deutschen durch das Präfix Unter- ausgedrückt wird (Unterreich, Unterabteilung, ..., Unterart). Insgesamt stehen somit 24 Abstufungen zur Verfügung, von denen aber nur die sieben erstgenannten notwendig sind.

Damit die Rangstufe nicht immer genannt werden muss, sind kennzeichnende Endungen für die Namen einiger Rangstufen vorgeschrieben.

Reich
-ota
Unterreich
-bionta
Abteilung
-phyta (bei Pflanzen), -mycota (bei Pilzen)
Unterabteilung
-phytina (bei Pflanzen), -mycotina (bei Pilzen)
Klasse
-phyceae (bei Algen), -atae (bei Pflanzen), -mycetes (bei Pilzen)
Unterklasse
-idae (bei Algen), -phycidae (bei Pflanzen), -mycetidae (bei Pilzen),
Ordnung
-ales
Unterordnung
-ineae
Familie
-aceae
Unterfamilie
-oideae
Tribus
-eae
Subtribus
-inae

Daneben sind folgende Abkürzungen gebräuchlich:

Familie
fam.
Ordnung
ord.
Gattung
gen.
Art
sp., spec.
Unterart
ssp., subsp.
Varietät
var.
Form
f.

Ausnahmeregeln

Um historisch gewachsene Namen, die dem Regelwerk nicht gehorchen, zu erhalten, werden manche Namen gesondert behandelt.