ISSN 0932-660X Die Junge Freiheit (JF) ist eine überregionale deutsche Wochenzeitung aus Berlin. Sie versteht sich selbst als konservative Zeitung für Politik und Kultur. Sie wird durch den Verfassungsschutz der Länder Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen beobachtet und als Forum für rechtsextremistische Autoren eingestuft.
Geschichte & Konzept
Die Junge Freiheit wurde 1986 von Chefredakteur Dieter Stein in Freiburg zunächst als monatlich erscheinende Schüler- und Studentenzeitung gegründet. Nach einem Umweg über Potsdam 1993 zog sie 1995 nach Berlin um. Seit dem 21. Januar 1994 erscheint die Junge Freiheit als Wochenzeitung. Sie hat die Rechtsform einer GmbH & Co. Zusätzlich zum Verkaufspreis finanziert sie sich durch Spenden.
In der Zeitung publiziert ein breites Spektrum von Autoren rechts der Mitte, von der "Neuen Rechten" bis hin zu Monarchisten. Zu ihren bekannten Autoren zählen Carl Gustaf Ströhm, Günther Zehm, Franz Alt, Eberhard Straub, Alain de Benoist, Armin Mohler, Ivan Denes und Alexander von Stahl. Die meisten ihrer Autoren werden von den auflagenstarken Medien nicht gedruckt.
Ein wichtiger Bestandteil der Jungen Freiheit ist die Rubrik „Im Gespräch“. Hier werden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens interviewt, wie zum Beispiel Autoren, Universitätsprofessoren oder Politiker. Die Junge Freiheit bewegte dabei auch wiederholt Politiker aus der politischen Mitte zu einem Interview, etwa die SPD-Politiker Egon Bahr und Peter Glotz. Ebenfalls zu den Gesprächspartnern gehörte der Vorsitzende der rechtsextremen NPD, Udo Voigt. Aufgrund des letztgenanntem rückte diese Rubrik im Jahr 2004 ins Blickfeld anderer Medien, da er in einem, in der Ausgabe 40/2004 erschienen, Interview davon sprach, den Staat "abzuwickeln", was zu Ermittlungen wegen Volksverhetzung gegen ihn führte.
Andere Interviewpartner waren Peter Harry Carstensen, Peter Gauweiler, Kurt Faltlhauser, Jörg Schönbohm, Ephraim Kishon, Dietrich Schwanitz, Helmut Zilk, Elisabeth Noelle-Neumann, oder Günter Rexrodt.
Ein prominenter Fürsprecher der Jungen Freiheit ist der Journalist und Buchautor Peter Scholl-Latour. Im Juni 2002 startete die Junge Freiheit unter dem Titel "Appell für die Pressefreiheit" eine Anzeigenkampagne, um gegen die Beobachtung durch den Verfassungsschutz von Nordrhein-Westfalen zu protestieren. Zu den Erstunterzeichnern gehörten bekannte Persönlichkeiten von Martin Hohmann bis Otto von Habsburg. Inzwischen wird die Junge Freiheit jedoch auch vom baden-württembergischen Verfassungsschutz beobachtet.
Die Junge Freiheit hat die Rechtschreibreform regelmäßig kritisiert und erscheint weiter in alter Rechtschreibung.
Leserprofil (eigene Angaben der JF)
Im November 2004 führte die Junge Freiheit eine Befragung durch (veröffentlicht JF 07/2005, sie auch Statistik), an der sich 1151 Leser beteiligten.
Nach eigener Aussage ergab die Umfrage, daß der überwiegende Teil der Leserschaft, nämlich 78,4%, einen höheren Bildungsabschluß habe, d.h. mindestens das Abitur. Etwa ein Drittel der Leserschaft hat einen Universitätsabschluß, zusätzlich etwa 14 Prozent einen Doktorgrad und etwa zwei Prozent haben die Habilitation. Man kann daraus auf einen relativ gebildeten Reziepientenkreis schließen.
Weiter hätte die Befragung ergeben, dass vier von fünf Lesern ein Nettomonatseinkommen von mindestens 1500 Euro beziehe, der überwiegende Teil der Leserschaft einer der christlichen Kirchen angehöre (55,5%) und verheiratet sei (62%).
Auf die Multiple Choice-Frage, warum sie diese Zeitung lesen, kreuzten an:
- 30,5% um "Informationen zu bekommen, die in anderen Medien nicht zu finden sind"
- 18,4% um "sich bewußt gegen die Political Correctness" zu stellen
- 9% um "eine andere Sicht der Dinge zu bekommen"
- 9 % um "Denkanstöße zu erhalten".
Kritik an der Jungen Freiheit
Rechtsextremismusforscher schreiben der Jungen Freiheit eine Scharnierfunktion zwischen der extremen Rechten und dem konservativen Lager zu. Der Verfassungsschutzbericht Nordrhein-Westfalens aus dem Jahre 2002 kritisiert unter anderem den Gebrauch rechtsextremistischer Argumentationsmuster der Redakteure und Stammautoren.
Kritisiert wird zudem (etwa von dem Online-Magazin Hagalil), dass die Junge Freiheit antisemitisches Gedankengut hinter 'Alibi-Juden' unter ihren Autoren, wie etwa Ivan Denes oder Interviews mit israelischen Staatsbürgern wie Uri Avnery oder Martin van Creveld verberge.
Im aktuellen Verfassungsschutzbericht wird kritisiert, dass die Junge Freiheit einen ausgrenzenden Nationalismus vertrete, der auf den Prinzipien des sogenannten Ethnopluralismus beruhe. Ausländer und deutsche Staatsbürger mit Einwanderungshintergrund tauchten deshalb in der Regel als Störfaktoren auf, die die ethnische Homogenität Deutschlands bedrohen.
Rechtsstreit
Die Junge Freiheit verlor in zwei Instanzen eine Unterlassungsklage, die sie gegen das NRW-Innenministerium wegen Erwähnung in den Verfassungsschutzberichten 1994 und 1995 führte.
Das Oberverwaltungsgericht Münster begründete das Abweisen der Klage damit, sie hätte "konstant über einen längeren Zeitraum" eine "größere Anzahl derartiger Beiträge" veröffentlicht, was "den Verdacht verfassungsfeindlicher Bestrebungen rechtfertigt".
Der Einwand über angebliche wirtschaftliche Nachteile wies das Gericht ebenfalls ab, da die "zahlreichen Links" auf der Webseite der Jungen Freiheit zu "rechtextremistischen Internet-Seiten" darauf schließen ließen, dass sie ihre Leser auch aus dem "rechtsextremen Spektrum rekrutieren dürfte".
Das Urteil ist rechtskräftig, die Junge Freiheit hat diesbezüglich aber Verfassungsbeschwerde erhoben, über die im Jahr 2005 entschieden werden soll.
Auch der neueste, am 17. Mai 2004 veröffentlichte Verfassungsschutzbericht (2003) enthält wieder Beobachtungen der Jungen Freiheit.
Literatur
Kritische Literatur:
- H. Kellershohn (Hrsg.): Das Plagiat. Der Völkische Nationalismus der Jungen Freiheit. Duisburg 1994.
- Dietzsch, Jäger, Kellershohn, Schobert: Nation statt Demokratie. Sein und Design der "Jungen Freiheit". ISBN 3-927388-84-X
- Alexander Ruoff: Verbiegen, Verdrängen, Beschweigen. Die Nationalgeschichte der Jungen Freiheit. Münster, ISBN 3-89771-406-X
Literatur von Autoren der Jungen Freiheit:
- Alexander von Stahl: Kampf um die Pressefreiheit. ISBN 3-92988-61-54
Weblinks
- www.junge-freiheit.de Homepage der Jungen Freiheit
- www.jf-archiv.de Online-Archiv der Jungen Freiheit
- Seite des Innenministeriums NRW zum Thema Junge Freiheit
- Wenn die ‚Junge Freiheit’ das Gespräch sucht ... [1] - Zur Interviewpraxis der Zeitung
- lexikon.idgr.de Kritischer Artikel des IDGR
- und der Aktion www.mut-gegen-rechte-gewalt.de
- Verfassungsschutzberichte: 2002 2003 (PDF)
- Urteil des OVG NRW, Beschluss vom 22. Mai 2001 - 5 A 2055/97 (PDF)
- Nationale Zeitungen und die Friedensbewegung - eine kritische Betrachtung