Europäischer Laubfrosch | ||||||||||||
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![]() Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea) | ||||||||||||
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Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist ein kleiner Baumfrosch, der zur Familie der Laubfrösche (Hylidae) gehört. Er ist der einzige einheimische Vertreter einer nahezu weltweit verbreiteten Familie.
Verbreitung in Deutschland
Die Nominatform des Europäischen Laubfrosches kommt in allen Bundesländern vor und besiedelt die Bereiche der planar-collinen Höhenstufe. Als wärmeliebende Amphibienart stellt diese Höhenstufe offensichtlich auch die Klimagrenze für diesen Froschlurch dar. In den alten Bundesländern ist die Art aufgrund starker Bestandsrückgänge stellenweise sehr verinselt. In den neuen Bundesländern ist die Verbreitung noch deutlich besser. Nennenswerte Verbreitungsschwerpunkte des Laubfroschs befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern sowie im Bereich des Leipziger Tieflandbeckens.
Verbreitung in Europa
Der Europäische Laubfrosch besiedelt mit mehreren Unterarten die meisten Länder Europas. Von Portugal im Westen über Südschweden im Norden bis nach Griechenland im Südosten. Die Vorkommen der Nominatform reichen von Frankreich im Westen über die Beneluxländer, Dänemark und Schweden im Norden über Deutschland bis nach Polen. In Osteuropa reicht die Verbreitung von Litauen über Weißrussland und die Ukraine bis zum Don in Russland.
Verwandte Arten
- Hyla meridionalis BOETTGER, 1874 - Mittelmeerlaubfrosch
- Hyla savignyi AUDOUIN, 1829 - Kleinasiatischer Laubfrosch
- Hyla sarda DE BETTA, 1857 - Thyrrhenischer Laubfrosch
Darüberhinaus unterscheidet man die Unterarten Hyla arborea molleri BEDRIAGA, 1890 (Portugiesischer Laubfrosch), Hyla a. cretensis AHL, 1931 (Griechischer Laubfrosch) und Hyla a. schelkownikowi CERNOV, 1926 (Krim-Laubfrosch). Letztgenannte Unterart ist noch umstritten.
Beim verwandten in Südfrankreich, in Westitalien und Spanien lebenden Mittelmeer-Laubfrosch (Hyla meridionalis) endet der dunkle Flankenstreifen direkt hinter dem Oberarmansatz. Beim in Korsika, Sardinien, Elba und auf Capraia lebenden Tyrrhenischen Laubfrosch (Hyla sarda) verläuft der Seitenstreifen bis zur Rumpfmitte und löst sich danach in einzelne Streifen und Flecken auf. Zudem befinden sich auf Rücken und Gliedmaßen dunkelgrün gefleckte Hautflächen . Seine Schnauze ist leicht verkürzt, dadurch wirkt der Kopf insgesamt breiter. Verbastardierungen zwischen Mittelmeerlaubfrosch und Thyrrenischem Laubfrosch sind nicht bekannt.
Merkmale und Lebensweise
Erwachsene (adulte) Tiere
Die Kopf-Rumpf-Länge des Laubfroschs schwankt zwischen 3 und 5 cm, seltener bis zu 6 cm. Das Körpergewicht beim Männchen kann von 3,3g bis 7g variieren, beim weiblichen Frosch je nach Jahreszeit zwischen 6g und 9g. Die Form des Kopfes ist breiter als lang, die Kopfseiten fallen steil ab. Die stark hervortretenden Augen besitzen waagrecht elliptische Pupillen, die bisweilen dunkel gesprenkelte Iris leuchtet goldgelb. In der Dunkelheit weiten sich die Pupillen derart, dass sie nahezu den gesamten Augapfel ausfüllen. Das Trommelfell ist deutlich sichtbar und ist etwa halb so groß wie das Auge. Ohrdrüsenwülste wie z.b. bei der Erdkröte fehlen. Beiderseits zieht sich vom Nasenloch über das Trommelfell ein dunkler Flankenstreifen bis hinunter zur Hüfte. Dort wölbt sich der Streifen nach oben und formt eine Hüftschlinge. Speziell im Bereich dieser Hüftschlinge verläuft der Flankenstreifen bei jedem Individuum etwas anders. Die vorderen Gliedmaßen sind kurz und tragen dünne Finger. Der Kehlbereich der Männchen ist gelb bis gelbbraun gefärbt und faltig, jener der Weibchen weißlich bis hellgrau und glatter. Männchen besitzen eine große, gelb- oder bräunliche, kehlständige Schallblase. Mit Beginn der Dämmerung und in den ersten Stunden warmer Sommernächte sind die lauten, hart klingenden Rufserien der Männchen über weite Entfernungen gut zu hören. Das charakteristische "äpp ... äpp ... äpp...äpp" wird streng rhythmisch bis zu vier mal pro Sekunde wiederholt.
Die Hautoberfläche ist glatt und glänzend, die Oberseite normalerweise leuchtend grün. Der Bauch sowie die Innenflächen der Extremitäten sind vorwiegend hellgrau mit kleinen flachen Warzen. Die hellgrüne Hautfarbe entsteht dadurch, dass das langwellige Licht von dunklen Hautpigmenten (Melanophoren) absorbiert wird. Das kurzwellige Licht dagegen wird von gelben Hautpigmenten (Xanthophoren) als blaues Interferenzlicht reflektiert, das unter Mitwirkung von Lipophoren als kräftiges Grün in Erscheinung tritt. Das gelegentliche Auftreten blau gefärbter Laubfrösche beruht nachweislich auf einem Mangel an gelben Hautpigmenten, und stellt damit eine Pigmentstörung in der Haut dar. Albinotische Exemplare von H. arborea wurden nach dem derzeitigen Kenntnisstand noch nie beschrieben bzw. beobachtet.
Laubfrösche können in rascher Abfolge ein recht verschieden farbiges Aussehen annehmen. Die Variationsbreite reicht hierbei von hellgrau über gelblich bis dunkelgrün. Oft liest man in diesem Zusammenhang, dass der Frosch seine Hautfarbe der jeweiligen Farbe entsprechend zum Untergrund anpasst auf der er sich gerade befindet. Dem widerspricht das Experiment des Physiologen Biedermann, dass hellgrün gefärbte Hyliden nach operativer Entfernung der Augen keine dunkle Farbe angenommen haben. Vielmehr haben Tastreize, die von der Unterlage ausgehen, eine wesentliche Bedeutung auf die Hautfarbe des Tieres. Bringt man hellgrüne Laubfrösche in ein Behältnis, dessen Boden und Wände mit Filz oder mit Drahtgaze überzogen sind, werden die Tiere rasch dunkel. Auf glatten Flächen, wie zum Beispiel Glas, dagegen bleiben sie hellgrün. Diese Reaktionen sind unabhängig von Farbe und Helligkeit. In der Natur wird daher ein Laubfrosch auf einem glatten Blatt grün, auf rauher Baumrinde braun oder grau. Eine gewisse Rolle bei der Ausfärbung kommt der Umgebungstemperatur zu. So gilt grundsätzlich, je höher die Außentemperatur desto, heller die Haut.
Der Europäische Laubfrosch verfügt über ein hervorragendes Haft- und Klettervermögen. Generell sind viele feuchthäutige Amphibienarten in der Lage an glatten Flächen, selbst an Glaswänden empor zu klettern. Sie heften sich dabei mittels der feuchten Bauchhaut sowie der Gliedmaßen-Unterflächen an der jeweiligen Oberfläche an. Als Anpassung an die kletternde Lebensweise besitzen Laubfrösche zusätzlich an den Finger- und Zehenspitzen kleine, rundliche Haftballen, die man bereits mit bloßem Auge sehen kann. Beim Klettern an glatten Oberflächen wird das flexible Endglied der Finger auf die Unterlage angepresst und durch leichtes rückwärts gerichtetes Ziehen fixiert. Gleichzeitig erfolgt ein Ausstoß von Gewebsflüssigkeit, die bei der weiteren Fortbewegung des Frosches als winzige, flüssige Fußspur auf der Unterlage erkennbar zurückbleibt.
Laich
Die Eiablage findet bevorzugt im Monat Mai statt, früheste Beobachtungen von Laich liegen bei Ende März. Die walnussgroßen Laichballen werden an flachen Stellen mit Wasserpflanzenvegetation abgelegt. Die Eizahl je Klümpchen beträgt 10 - 50 (100). Das Ei ist zweifarbig, oberseits braun bis helbraun, unterseits gelblichweiß gefärbt. Der Eidurchmesser liegt im Bereich von 1,5 bis zwei Millimeter.
Nach der Eiablage richten sich die Eizellen im Laichballen aus, sodass der gelblich-bräunlich pigmentierte animale Pol nach oben und der weißliche, unpigmentierte vegetative Pol nach unten zeigen. Die Entwicklungsdauer der Gelege variiert nach den jeweils vorherrschenden Wassertemperaturen. Laichballen, die zum Boden des Gewässers absinken, entwickeln sich deutlich langsamer als Gelege, die unter der Wasseroberfläche direkt dem Tageslicht ausgesetzt sind.
Larven
Frisch geschlüpfte Larven sind zunächst von hellgelber Färbung, die mit zunehmendem Alter in ein olivfarbenes Grün wechselt. Für die Larvalentwicklung bis zur Metamorphose benötigen sie etwa 80 Tage. Ungünstige klimatischen Bedingungen (kühle, verregnete Sommer) können diesen Zeitraum auch verlängern. Kurz vor der Umwandlung sind die Larven zwischen 35 mm bis 55 mm groß. Sie besitzen einen lang auslaufenden, kräfigen Ruderschwanz mit aufällig breiten Flossensäumen. Der obere Flossensaum reicht bis zwischen die Augen - (wichtiges Bestimmungsmerkmal für Feldherpetologen). Laubfroschkaulqappen sind hervorragende Schwimmer, die sich blitzschell feindlichen Zugriffen entziehen können. Ihre Hautoberfläche schimmert im Sonnenlicht gold-grünlich (s. nehenstehende Abb.). Das Spiraculum befindet sich an der linken Körperseite. Die Oberlippe trägt zwei Zahnreihen, die Unterlippe drei Zahnreihen.
Der Übergang zum Landleben erfolgt überwiegend in den Monaten Juli und August. Bei sehr guten Wetterbedingungen können bereits Mitte Juni frisch metamorphosierte Juvenes angetroffen werden. Es kommt aber auch vor, dass die Larven ihre Metamorphose im Oktober noch nicht vollzogen haben. Solche Exemplare haben keine Überlebenschance. Die Überwinterung der Larven ist bei dieser Amphibienart nicht möglich, da die Tiere gegenüber niedrigen Temperaturen empfindlich reagieren.
Ernährung
Sowohl während der Keimentwicklung im Ei, als auch im Anheftstadium nach dem Schlupf, wird die Ernährung der Larven noch durch den im Körper deponierten Dottervorrat reguliert. Sobald die Kaulquappen frei schwimmen, beginnen sie mit der aktiven Nahrungssuche. Im Allgemeinen fressen sie alles was ihnen vor die Raspelzähnchen und Hornkiefer kommt. Überwiegend sind dies mikroskopisch kleine Algen (Grünalgen, Diatomeen) sowie Einzeller und Detritus aus ihrer direkten Umgebung. Hierzu werden Pflanzen, Steine sowie sonstige Substratoberflächen nach Nahrungspartikeln abgeweidet. Ältere Larven verzehren unter anderem auch Tierkadaver, wie zum Beispiel tote Fische, ertrunkene Mollusken und Landinsekten. Beim Auffinden solcher Nahrungsquellen werden die Kaulquappen offensichtlich durch Geruchs- bzw. Geschmackstoffe geleitet. Wie die meisten Amphibienarten, stellt auch der Laubfrosch nach der Metamorphose seine Ernährung völlig um.
Heranwachsende wie Erwachsene Laubfrösche begeben sich normalerweise mit Einbruch der Dämmerung auf Nahrungssuche. Entsprechende Beutetiere finden sich entweder am Boden oder in Bodennähe. Beim Jagen der Beute zeigt der Frosch sein reichhaltiges Repertoir an Bewegungsfähigkeit. Rasches, teilweise weites Hüpfen ebenso wie mäuseartiges Rennen sowohl in der Horizontalen als auch in der Vertikalen kommen dabei zu Einsatz. Rasches Klettern und Hangeln - auch kopfüber - sind für H. arborea völlig normale Bewegungsabläufe, von denen so mancher Kunstturner nur träumen kann.
Die nächtliche Aktivitätsdauer wird stark von den jeweils vorherrschenden Umgebungsfaktoren wie Temperatur und Feuchte bestimmt. Auch spielt der Jagderfolg hierbei eine gewisse Rolle. Hat der Laubfrosch ausreichend viele Organismen erbeutet, begibt er sich selbstverständlich eher zur Ruhe als ein hungriger Artgenosse. Gefressen werden Insekten nahezu aller vorhandenen Arten, daneben Spinnen und in Ausnahmefällen, auch kleine Nacktschnecken. Genaue Nahrungsuntersuchungen liegen uns von TESTER (1990) und CLAUSNITZER (1986) vor. Demnach besteht der Hauptanteil der Nahrung aus Käfern (Coleoptera, 34,2 %) und Zweiflüglern (Diptera) wie beispielsweise Fliegen und Mücken (47,2 %). Spinnen (Araneae, 4,3 %), Ameisen (Formicidae, 1,6 %), Schmetterlinge (Lepidoptera, 1,1 %) und Zikaden (Cicadina, 1,1 %) stellen einen geringeren Anteil dar.
Vergesellschaftung
Häufige Begleitarten von Laubfröschen sind je nach Naturraum und Region: Grasfrosch, Erdkröte, Knoblauchkröte, Wechselkröte, Kreuzkröte sowie die Gelbbauchunke. Aus der Oberrheinebene sind innerhalb größerer Biotopkomplexe auch Vergesellschaftungen mit dem Kammolch (Triturus cristatus) bekannt, z.B. in Sekundärlebensräumen wie stillgelegte Kies- und Tongruben. In etwas höheren Lagen teilen sich Laubfrösche mit dem Bergmolch das Laichgewässer.
Lebensräume
Im Laufe ihres Lebens beanspruchen Laubfrösche sehr unterschiedliche aquatische und terrestrische Lebensräume. Für einen erfolgreichen und nachhaltig gesicherten Lebenszyklus sind die nachstehenden Biotoptypen (über-)lebenswichtig:
Aquatische Lebensräume
- Fischfreie Kleingewässer (Rufwarte, Laichplatz sowie Lebensraum für Laich beziehungsweise Larven)
- Tümpel, Weiher, Hülben, separiertes Altwasser an naturnahen Bächen und Flüssen, Druckwasser und Flutmulden im Auenbereich (s. Abb.), überschwemmte Grünlandsenken, ephemere Gewässer in Sekundärlebensräumen (Ton- u. Kiesgruben, Steinbrüche)
- Vegetationsreiche Flachwasserzonen (Metamorphose- und Reifehabitat für juvenile Exemplare)
- Litorale Bereiche mit Wasserpflanzengesellschaften der Verbände Potamogetonion pectinati und sowie Schilfröhrichte des Verbandes Phragmition australis.
Terrestrische Lebensräume - Schlafplätze, Tagesverstecke
- Feucht- und Nasswiesen als Nahrungslebensraum für juvenile und adulte Exemplare.
- Extensiv genutztes, feuchtes Grünland mit charakteristischen wie Pflanzengesellschaften Bromion racemosi und Juncion acutiflori
- Gehölzstreifen, Röhrichte und gewässerbegleitende Hochstaudenfluren als Sitz- und Rufwarte außerhalb der Paarungszeit
- Feldgehölze, durchsonnte feuchte Niederwälder, Land-Schilfröhrichte (z.B. in Bereichen von hochanstehendem Grundwasser, überdeckte Niedermoore).
Überwinterung
Als wechselwarmes (poikilothermes) Tier benötigt H. arborea in unseren Breiten grundsätzlich frostfreie Überwinterungsplätze wie zum Beispiel: Erdhöhlen, Laubhaufen, Bodenlückensysteme im Wurzelbereich von Laubbäumen sowie Stein- und Bodenspalten (anstehende Böden im Bereich von Nadelbäumen sind aufgrund ihres Gehalts an Huminstoffen für die Überwinterung ungeeignet). Gelegentlich werden auch Wühlmausbauten und Maulwurfsgänge als Quartier aufgesucht. Das Aufsuchen der Winterquartiere ist von den jeweilig vorherrschenden Witterungsverhältnissen abhängig. In der Oberrheinebene begibt sich der Laubfrosch zeitgleich mit der Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Oktober zur Winterruhe.
Fressfeinde
Laubfroschlarven erreichen nur in Gewässern mit geringem Feinddruck und einem ausreichenden Wasserpflanzenangebot die Metamorphose. Insbesondere Fische können durch das Fressen von Laich und Larven die Bestände drastisch reduzieren. Zwar können Fische und Laubfrösche durchaus gemeinsam vorkommen, solche Vergesellschaftungen sind aber auf sehr vegetationsreiche Gewässer beschränkt. Weiterhin kommen als Prädatoren von Laubfroschlarven räuberische Wasserkäfer (z.B. Dytiscidae) und deren Larven, größere Wasserwanzen (Nepidae) sowie Großlibellenlarven (Anisoptera) in Betracht. Nach eigenen Beobachtungen greifen beispielsweise Aeshna cyanea-Larven Froschlarven durch Anschwimmen von unten an, ergreifen sie an der Schwanzwurzel und fressen sie bis auf den spiraligen Darmtrakt auf.
Auch mehrere Vogelarten wie Graureiher (Ardea cinerea), Weißstorch (Ciconia ciconia), Purpurreiher (Ardea purpurea), der Nachtreiher (Nycticorax nycticorax) und der Rallenreiher (Ardeola ralloides) kommen als Prädatoren in Betracht. Hin und wieder wurden Überreste von Laubfröschen auch in Gewöllen von Eulen nachgewiesen.
Gefährdung und Schutz
Laubfrösche sind als Bewohner der Kulturlandschaft weniger durch den direkten Zugriff als durch Veränderungen innerhalb ihrer Lebensräume beispielsweise durch Nutzungsänderungen potentiell bedroht. Beispiele hierfür sind die Umwandlung von Grünland in Ackerland oder die Nutzung von Kleingewässern als Fischteich. Dabei ist eine Koexistenz von Fisch- und Laubfroschvorkommen nicht grundsätzlich auszuschließen.
Mit der Trockenlegung von Stillgewässern und der Begradigung zahlreicher Fließgewässer begann bereits Anfang dieses Jahrhunderts der flächenhafte Verlust an geeigneten Lebensräumen. Verstärkte Lebensraumfragmentierungen durch ständig ansteigende bauliche Maßnahmen (Straßenbau, Siedlungsbau) sowie intensive, unter maschinellem Einsatz geführte Landwirtschaft setzen diesen Abwärtstrend bis zum heutigen Tag ungebremst fort. Neben dem eigentlichen Lebensraumverlust sind Laubfrösche noch zusätzlich dadurch gefährdet, dass sie häufig zwischen den vielgestaltigen Lebensräumen wechseln. So fallen die Frösche bei ihren Wanderungen auch dem Straßenverkehr bzw. den baulichen Anlagen an Straßen und Wegen zum Opfer. Insbesondere Jungtierwanderungen erfahren dabei einen erheblichen Aderlass. Die Zersplitterung ehemals verbundener Lebensräume führt auch zu erhöhten Verlusten unter den erwachsenen Tieren. Dadurch, dass die Distanzen zwischen den einzelnen Biotopen immer größer werden, wird das Auffinden geeigneter Lebensräume sowie das Wechseln zwischen den Laichgewässern innerhalb der Fortpflanzungsperiode erheblich erschwert. So entstehen letztendlich immer kleinere, weit voneinander isolierte Laubfroschpopulationen, die unter Umständen bei suboptimalen Lebensbedingungen nach einiger Zeit erlöschen.
Als populäre Charakterart und Sympathieträger bei Bevölkerung und Naturschutz gleichermaßen, erfüllt der Laubfrosch wichtige Kriterien einer Ziel- bzw. Leitart. Vordringlichstes Ziel für seinen Schutz ist sicherlich der Erhalt der bestehenden Fortpflanzungsbiotope. Laubfrösche können aber auch durch gezielte Neuanlage von Kleingewässern in Feldflur, in Kies- und Tongruben gefördert werden. Optimale Laubfroschgewässer weisen süd-, südwestexponierte Lagen auf, und sollten ab dem Spätnachmittag einer mehrstündigen Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Dies begünstigt sowohl die Entwicklung der Larven als auch die erwachsenen Tiere, welche insbesondere im Frühjahr ausgedehnte Sonnenbäder in der ufernahen Gewässervegetation vornehmen. Im nördlichen Randbereich des Laichplatzes empfiehlt sich eine Anpflanzung von Schlehe, Hasel oder Brombeere. Sie dient sowohl als Versteck als auch als Windschutz gegen kühle Nordwinde. Die Bepflanzung mit Nadelgehölzen ist nicht ratsam, da die Tiere nach unseren Beobachtungen solche Vegetationsstrukturen meiden.
Für die Bundesrepublik gibt es bereits mehrere erfolgreiche Bemühungen zur Wiederansiedelung von Laubfröschen. Generell gilt, dass mehrere nah beieinander liegende kleinere Laichgewässer der Fortpflanzung dienlicher sind, als ein einzelnes großes Gewässer. Um gute Laichbedingungen für größere Populationen zu ermöglichen, sollten die Gewässer jeweils eine Mindestgröße von 100 m2 aufweisen. Da sich der Froschlurch immer nur zeitweise in entsprechenden Teillebensräumen aufhält, ist für den effektiven Laubfroschschutz ein auf jeder Fläche abgestimmtes Biotopmanagement erforderlich. Damit sind in der Hauptsache folgende landschaftspflegerische Maßnahmen verbunden:
- Sicherung und Pflege von Kleingewässern
- Rückschnitt von Gehölzen
- Wahrung des Biotopverbundsystems (z.B. Erhalt von vertikalen Saumstrukturen wie Hecken, Baumreihen)
- Pflegekonzept zum Erhalt von Feucht- und Nasswiesen (gezieltes Mahdregime)
Nasswiesen neigen häufig zur vollständigen Verschilfung, vor allem bei nährstoffreichem Grundwasser. Um dies zu vermeiden, empfiehlt sich zunächst ein zweimaliger Schnitt des Schilfs pro Jahr. Zum Schutz der juvenilen, frisch metamorphosierten Laubfrösche sollte der erste Mahdtermin allerdings nicht vor Juli vorgenommen werden. Der zweite Schnitt erfolgt anschließend im Oktober. Nach deutlicher Reduzierung der Dynamik des Schilfwachstums kann in Folge auf die jährliche Mahd verzichtet werden. Ein Mahdzyklus mit Intervallen von 2 bis 3 Jahren ist dann völlig ausreichend. Wo Landschilfbestände erhalten bleiben sollen, sind keine weiteren Pflegemaßnahmen erforderlich. Dies ist beispielsweise dort der Fall, wo Schilfgürtel als Pufferzone zwischen landwirtschaftlichen Nutzflächen und gefährdeten bzw. geschützten Gebieten fungieren.
Die genannten Pflegemaßnahmen sind vielfach aufwendig und je nach Flächengröße des zu schützenden Lebensraum auch kostenintensiv. Für gefährdete Vorkommen kann eine fortlaufende Betreuung (Monitoring) sowie eine ausreichende Dokumentation des "Ist-Zustandes" ein hilfreiches Mittel sein, das Erlöschen einer Population abzuwenden. Hier sind sowohl der amtliche als auch der ehrenamtliche Naturschutz (Naturschutzverbände, -gruppen) gleichermaßen gefordert.
Leben Laubfrösche im Bereich von geschützten Flächen (Naturschutzgebiet, Naturdenkmal) sind darüber hinaus detailliert ausgearbeitete Pflegepläne als langfristiges Schutzinstrument zu erarbeiten. Auf ausreichenden Schutz von Pufferzonen ist in diesen Bereichen besonders zu achten. Ferner sollte darauf geachtet werden, dass im unmittelbaren Bereich von Laubfroschlebensräumen keine chemischen Mittel (Düngung, Herbizide) zum Einsatz kommen. Befinden sich die Flächen im Privateigentum, so ist die Bereitschaft der jeweiligen Eigentümer am besten dadurch zu erreichen, dass ggf. finanzielle Entschädigungen für die Duldung von Schutz- und Pflegemaßnahmen angeboten werden (Extensivierungsprogramme, Landschaftspflegerichtlinie).
Schutzstatus
- FFH-Richtlinie - Anhang 4
- Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) - 1 (Besonders geschützt)
- Rote Liste Bundesrepublik Deutschland - 2 (Stark gefährdet)
Literatur (Auswahl)
- Blab, J., P. Brüggemann & H. Sauer (1991): Tiere in der Zivilisationslandschaft. Teil II: Raumeinbindung und Biotopnutzung bei Reptilien und Amphibien im Drachenfelser Ländchen, 94 S.
- Clausnitzer C. & H.-J. Clausnitzer (1984): Erste Ergebnisse einer Wiederansiedlung des Laubfrosches Hyla arborea (LINNAEUS, 1758) im Landkreis Celle (Niedersachsen). (Salientia: Hylidae). Salamandra 20(1): 50-55.
- Clausnitzer H.-J. (1986): Zur Ökologie und Ernährung des Laubfrosches Hyla a. arborea (Linnaeus 1758) im Sommerlebensraum (Salientia: Hylidae). Salamandra 22: 162-172.
- Clausnitzer H.-J & F. Berninghausen (1991): Langjährige Ergebnisse von zwei Wiedereinbürgerungen des Laubfrosches mit Vorschlägen zum Artenschutz. Natur und Landschaft 6.
- Comes, P. (1987): Qualitative und quantitative Bestandserfassung von Kreuzkröte (Bufo calamita) und Laubfrosch (Hyla arborea) in der Oberrheinebene zwischen Lörrach und Kehl. - Beih.Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 41: 343-378.
- Dierking U. (1980): Der Laubfrosch - Eine gefährdete Tierart in Schleswig-Holstein. Bauernblatt/Landpost 34/130(31): 3719-3720.
- Eibl-Eibesfeld, J. (1952): Vergleichende Verhaltensstudien an Anuren: 1. Zur Paarungsbiologie des Laubfrosches. - Z. Tierpsychol. 9: 382-395.
- Geiger, A. (Hrsg.) (1995): Der Laubfrosch (Hyla arborea L.) - Ökologie und Artenschutz. - Mertensiella 6: Bonn, 200 S.
- Glandt, D. (2004): Der Laubfrosch - ein König sucht sein Reich. Beiheft der Zeitschrift für Feldherpetologie 8, 128 S. Laurenti Verlag.
- Günther, R (Hrsg..) (1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands, Gustav Fischer Verlag Jena, 825 S.
- Jedicke, E. (1993): Die Amphibien Hessens. Ulmer Verlag Stuttgart, 152 S.
- Manzke U. & R. Podloucky (1995): Der Laubfrosch Hyla arborea L. in Niedersachsen und Bremen - Verbreitung, Lebensraum, Bestandssituation. In: Geiger, A. (Hrsg.) (1995): Der Laubfrosch (Hyla arborea) - Ökologie und Artenschutz. - Mertensiella 6: 57-72.
- Schneider, H. (1967): Rufe und Rufverhalten des Laubfrosches, Hyla arborea arborea (L.). Zeitschrift für vergl. Physiol. 57: 174-189.
- Tester, U. (1990): Artenschützerische relevante Aspekte zur Ökologie des Laubfrosches (Hyla arborea). - Inauguraldissertation (Univ. Basel), 291 S.
- Tester, U. & C. Flory (1995): Zur Bedeutung des Biotopverbundes beim Schutz des Laubfrosches (Hyla arborea L.). In: Geiger, A. (Hrsg.): Der Laubfrosch (Hyla arborea) - Ökologie und Artenschutz. - Mertensiella 6: 27-39.
- Thielcke, G. (1987): Vorkommen, Ansprüche an das Laichgewässer und Schutz von Laubfrosch (Hyla arborea) und Kreuzkröte (Bufo calamita) im Landkreis Konstanz. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspfl. Bad.-Württ. 41: 379-398.