Gebärdensprache

Sprache, die mittels Körpersprache Bedeutung überträgt
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Als Gebärdensprachen bezeichnet man die eigenständigen, visuell wahrnehmbaren Umgangssprachen von Gehörlosen und stark Schwerhörigen.
Gebärdensprache besteht aus kombinierten Zeichen (Gebärden), die vor allem mit den Händen, in Verbindung mit Mimik und Mundbild (lautlos gesprochene Wörter oder Silben) und zudem im Kontext mit der Körperhaltung gebildet werden.

Eigenständige Sprache

Gebärdensprachen sind wissenschaftlich als eigenständige und vollwertige Sprachen anerkannt. Sie haben eigene grammatische Strukturen, die sich von der Lautsprache des jeweiligen Landes grundlegend unterscheiden. Daher lässt sich Gebärdensprache nicht „1:1“ in Lautsprache umsetzen. Umstritten ist, ob gehörlose Menschen, die von Kind auf Gebärdensprache benutzen, daher Schwierigkeiten beim Verstehen der jeweiligen Landes-Lautsprache z. B. in Schriftform haben. Es wird vermutet, dass gehörlose Kinder mit Gebärdensprache die jeweilige Schriftsprache als Zweitsprache erwerben, während gehörlose Kinder, denen die Gebärdensprache verwehrt wird (wie es derzeit bspw. in Deutschland noch immer in den überwiegenden Fällen geschieht) in keiner der beiden Sprachen, weder in der Schriftsprache noch in der Gebärdensprache muttersprachliche Kompetenz erreichen und daher ein Leben lang "sprachlos" bleiben.

Ein bemerkenswerter Unterschied zu Lautsprache ist, dass mit Gebärdensprache mehrere Informationen parallel übertragen werden können, z. B. mit der Gebärde „fährt über eine Brücke“, während Lautsprache hier gezwungenermaßen sequentiell (mit aufeinanderfolgenden Informationen) arbeiten muss.

Gebärdensprachen unterscheiden sich von Land zu Land (so spricht man von Deutscher Gebärdensprache (DGS) und Amerikanischer Gebärdensprache (ASL für englisch: American Sign Language) usw. und besitzen auch innerhalb eines Landes verschiedene Dialekte. In Österreich spricht man die „Österreichische Gebärdensprache“ (ÖGS), die Deutschschweizer bedienen sich der „Deutschschweizer Gebärdensprache“ (DSGS). Die Gebärdensprachen sind sich jedoch untereinander ähnlicher als die verschiedenen Lautsprachen.

In letzter Zeit gab es weltweit Anstrengungen, die Gebärdensprachen gesetzmässig zu verankern. So ist seit 2005 die Neuseeländische Gebärdensprache (NZSL) neben Englisch und Māori die offizielle Amtssprache Neuseelands. Seit dem 27. Februar 2005 ist im Schweizer Kanton Zürich die Gebärdensprache verfassungsmässig verankert.

Gebärdensprachkurse

Das Erlernen einer Gebärdensprache ist auch für Hörende möglich (z. B. über Volkshochschulen oder Gebärdensprachkurse) und vom Aufwand und Umfang her mit dem Erlernen einer Fremdsprache vergleichbar.

Einen autodidaktischen DGS Kurs bietet die CD "die Firma".

Gebärdensprachdolmetscher

Gebärdensprachdolmetscher (nicht Gebärdendolmetscher) können zwischen Personen dolmetschen, die jeweils nur in Lautsprache oder Gebärdensprache hinreichend geübt sind, z. B. bei Veranstaltungen oder Konferenzen, auf denen eine der beiden Sprachen die Mehrheitssprache ist.

Gebärdenschrift

Gebärdensprache hat sich bisher nicht für den Alltagsgebrauch zuverlässig verschriftlichen lassen, obwohl es bereits mehrere Ansätze dazu gibt. Für wissenschaftliche Forschungen existieren jedoch „Notationssysteme“ wie z. B. das HamNoSys (Hamburger Notationssystem); sie arbeiten z. B. mit der Zerlegung jeder Gebärde in Handform, Handstellung, Körperbereich, Bewegungsausführung etc. und der jeweils entsprechenden Darstellung. In der Praxis findet die auch so bezeichnete Gebärdenschrift [1] am Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte in Osnabrück Anwendung. Sie wird mit Erfolg ab der ersten Klasse eingesetzt.

Manuelle Kodierungssysteme für die deutsche Sprache

Von der Gebärdensprache als Sprache abzugrenzen sind die als manuell-visuelle Kodierungssysteme der deutschen Sprache zu betrachten:

Siehe auch:

Medien

  • SignLex.org online Gebärdensprachelexikon und CD Rom zu IT Begriffen
  • Günter Maisch / Fritz H. Wisch: "Gebärden-Lexikon" 7. Auflage, Verlag hörgeschädigte kinder gGmbH, ISBN 3-924055-06-8
    • CD-ROMs zum Gebärden-Lexikon Band 1 Verlag hörgeschädigte kinder gGmbH,
  • Grundkurs Deutsche Gebärdensprache Signum Verlag, ISBN 3-927731-69-2, mit Arbeitsvideo zum Gebärdensprachkurs
  • Karin Kestner: 777 Gebärden, Gebärdenlexikon mit ca. 3 x 900 Einzelgebärden als Videodarstellung, sowie ca. 70 Sätzen in Gebärdensprache, 3 CD-ROMs oder DVD, Verlag Manual Audio Devices
  • Die Firma, CD-ROM, Selbstlernkurs für Gebärdensprache, Signum Verlag, ISBN 3-927731-73-0
  • Deutschschweizerische Gebärdensprache: Lexikon mit 3000 Videos, CD-ROM ISBN 3-906152-06-5
  • CD-Rom 1 "Deutschschweizerische Gebärdensprache für Kinder" Basiswortschatz für die Kommunikation mit gehörlosen Kindern, 740 Gebärden und 250 Beispielsätze ISBN 3-906152-01-4
  • Penny Boyes Braem: Einführung in die Gebärdensprache und ihre Erforschung, ISBN 3-927731-10-2*

Literatur

  • Oliver Sacks: Stumme Stimmen, ISBN 3-499-19198-9
  • Nora Ellen Groce, Jeder sprach hier Gebärdensprache, Erblich bedingte Gehörlosigkeit auf der Insel Martha's Vineyard 1990 Aus dem Amerikanischen übersetzt von Elmar Bott 192 Seiten ISBN 3-927731-02-1
  • Susan Schaller Ein Leben ohne Worte Knaur 1992 ISBN 3-426-75002-3