Hysterektomie ist die operative Entfernung der Gebärmutter. Der medizinische Fachausdruck kommt aus dem Griechischen (hystera = Gebärmutter, ektomie = herausschneiden).
Methoden
Es gibt verschiedene Möglichkeiten eine Hysterektomie durchzuführen:
- durch die Scheide (vaginale Hysterektomie)
- laparoskopische Hysterektomie (TLH - Totale Laparoskopische Hysterektomie)
- kombiniert laparoskopisch und durch die Scheide (LAVH - Laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie)
- Laparoskopische Entfernung des Gebärmutterkörpers (LASH - Laparoskopisch Assistierte supracervikale Hysterektomie)
- mittels Bauchschnitt (abdominale Hysterektomie)
Bei einer vaginalen Entfernung muss auch der Gebärmutterhals entfernt werden. Bei laparoskopischen und abdominalen Methoden kann dieser erhalten bleiben.
Geschichte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Hysterektomie bei der Therapie der Hysterie angewandt. Man nahm an, die Hysterie sei eine typisch weibliche Eigenschaft.
Diagnosen
Eine Entfernung der Gebärmutter wird aus vielen verschiedenen Gründen durchgeführt:
- schwere Menstruationsunregelmäßigkeiten
- Senkungszustände der Gebärmutter, Prolaps (bei vielen Frauen nach Geburten auftretend)
- gutartige Muskelgeschwülste (Myome)
- Endometriose
- Verwachsungen und Narbenbildungen
- bösartige Tumore (Karzinom des Gebärmutterhalses, Karzinom des Gebärmutterkörpers, Karzinom der Eierstöcke)
- sehr selten als Sterilisationsmethode
- Im Rahmen einer Geschlechtsumwandlung bei sog. Transmännern
Man unterscheidet zwischen einer einfachen Entfernung der Gebärmutter und erweiterten, radikaleren Operationen bei Krebserkrankungen.
Die sogenannte radikale Hysterektomie nach Wertheim-Meigs (totale Entfernung des Uterus unter Mitnahme des Halteapparates, des oberen Drittels der Vagina und der Beckenlymphknoten) ist die Standardtherapie bei Gebärmutterhalskrebs (Cervix-CA).
Werden zusätzlich die Eierstöcke entfernt, spricht man von einer Ovariohysterektomie.
Folgen
Die Hysterektomie beendet die Gebärfähigkeit einer Frau unwiderruflich. Weitere, noch nicht vollständig erforschte physische Folgen sind ein früherer Eintritt in die Wechseljahre (bedingt durch die postoperativ verschlechterte Blutversorgung der Eierstöcke) und sehr individuelle, verschieden ausgeprägte sexuelle Veränderungen (Verlust des uterinen Orgasmusempfindens, teilweise spürbare Verkürzung der Scheide, Trockenheit der Scheide).
Wissenschaftler vom renommierten Karolinska Institut in Schweden haben in einer Studie mit über 165.000 Frauen mit und 480.000 Frauen ohne Hysterektomie herausgefunden, dass die Entfernung der Gebärmutter das Risiko für eine Harninkontinenz (Blasenschwäche) erhöht. So mussten zweimal so viele Frauen nach einer Hysterektomie wegen einer Harninkontinenz behandelt werden, als Frauen mit intakter Gebärmutter. Besonders gefährdet sind Frauen, deren Gebärmutter noch vor der Menopause (Wechseljahre) operiert wurde, oder die bereits mehrere Kinder zur Welt gebracht hatten (Quelle 1: Daniel Altman et al. The Lancet 2007, 370: 1494 – 1499).
Ebenso individuell sind die psychischen Auswirkungen einer Gebärmutterentfernung. Während einige Frauen die positiven Folgen (Wegfall der Menstruationsblutung, Wegfall von Empfängnisverhütung) als Verbesserung empfinden, leiden andere erheblich unter dem Verlust der Gebärmutter. Ein zentraler Aspekt ist hierbei das Gefühl, keine "komplette" Frau mehr zu sein. Der Verlust der Gebärfähigkeit ist in diesem Kontext ebenfalls von großer Relevanz.
Alternativen
2006 wurden in Deutschland 149.456 Hysterektomien vorgenommen. Davon betrafen 126.743 (84,8 %) gutartige Veränderungen. Vor allem Frauen zwischen dem 40. und dem 49. Lebensjahr waren mit rund 50 % aller Hysterektomien betroffen, Frauen zwischen 50 und 59 machten rund 20 % aus. Damit entfielen fast 70 % auf Frauen in oder um die Wechseljahre.[1]
Dies führt immer wieder zu Kritik, zumal die Hysterketomie mit vielen negativen Folgen verbunden ist und gerade für viele gutartige Veränderungen alternative Behandlungsmethoden existieren, wie z. B. die Gabe von Hormonen. Vor allem Myome bilden sich mit dem Ende der Wechseljahre oft auch wieder zurück, die Beschwerden verschwinden. Ebenso bedürfen Endometriose oder Verwachsungen und Narbenbildungen nicht zwangsläufig einer Entfernung der Gebärmutter.
Die Bundesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung (BQS) empfiehlt deshalb, vor allem bei jüngeren Frauen, zunächst alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten auszuschöpfen, bevor eine Hysterektomie vorgenommen wird.
Rechtliches
Prinzipiell ist es möglich, einer Patientin mit Kinderwunsch im Rahmen einer Hysterektomie Eizellen zu entnehmen und diese für eine spätere Befruchtung einzufrieren (Eizellspende). Die hieraus entstandenen Föten müssten aber von einer Leihmutter ausgetragen werden. Dies ist jedoch nicht überall erlaubt. In Deutschland etwa verbietet das Embryonenschutzgesetz eine Leihmutterschaft.
Quellen
- ↑ Christine Wolfrum: Vorschnelle Schnitte. In: Apotheken Umschau vom 1. Juni 2008. Wort & Bild Verlag, Baierbrunn. ohne ISSN.