Trierer Weststrecke

Eisenbahnstrecke
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Die Trierer Weststrecke ist eine zweigleisige, elektrifizierte Eisenbahnstrecke über Trier-West zwischen den Bahnhöfen Trier-Ehrang und und der Moselbrücke bei Konz. Sie hat eine Länge von 14 km und wurde zwischen 1860 und 1870 erbaut. Derzeit dient sie nur dem Güterverkehr.

Trierer Weststrecke
Strecke der Trierer Weststrecke
Kursbuchstrecke (DB):ex-263g/627
Streckenlänge:14 km
Stromsystem:15 kV 16,7 Hz ~
Bahnhof
0,0 Ehrang
Abzweig nach links
zur Moselstrecke
ehemaliger Bahnübergang
Mäushecker Weg
Abzweig nach rechts und ehemals geradeaus
zum Gbf Ehrang/Bw Ehrang
ehemaliger Bahnhof
3,1 Biewer
ehemaliger Bahnhof
5,8 Pallien
Bahnübergang
Kölner Straße/Martinerfeld
ehemaliger Bahnhof
7,7 Trier-West
Abzweig ehemals nach links und geradeaus
zum AW Trier-West
Bahnübergang
Eisenbahnstraße
ehemaliger Bahnhof
9,6 Euren
Bahnübergang
Zeppelinweg
Abzweig nach links
zum Industriegebiet Trier-Euren
ehemaliger Bahnhof
12,6 Zewen
Bahnübergang
Kantstraße
14,2 zur Konzer Moselbrücke
Bahnhof
15,7 Igel

Geschichte

1856 entschied die das Land Preußen, eine Bahnstrecke zwischen Saarbrücken und Trier sowie Luxemburg zu errichten. Zum einen sprachen hierfür militärische Gründe, da die Garnison in Trier und die preußische Bundesfeste Luxemburg an die 1849 eröffnete Pfälzische Ludwigsbahn angeschlossen wurden. Zum anderen sprachen wirtschaftliche Gründe für den Bau. Erstens wollte man den internationalen Bahnverkehr nicht über die im Bau befindliche französische Bahnlinie MetzThionville–Luxemburg laufen lassen. Zweitens wollte man dem saarländischen Kohlebergbau, sowie speziell der Dillinger Hütte und der Steingutfabrik Boch in Mettlach neue Absatzwege schaffen.

Baubeginn der Saarstrecke war am 25. Juni 1856. Der erste Teilabschnitt bis Merzig wurde am 16. Dezember 1858 eröffnet, das Reststück bis Trier am 25. Mai 1860. 15 Monate später, am 29. August 1861 konnte schließlich das Reststück zwischen der Konzer Moselbrücke und der Stadt Luxemburg eröffnet werden. Die Gesamtkosten betrugen ca. 5,6 Mio. Taler.

Aus militärischen Gründen zwang der Staat Preußen bis 1864 die private Rheinische Eisenbahngesellschaft, eine Bahnlinie von Kall bis Trier durch die Eifel zu errichten. Das letzte Teilstück der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Trier wurde am 15. Juni 1871 eröffnet. Damit war die spätere Trierer Weststrecke komplett. Sie verlor jedoch den größten Teil des Personenverkehrs mit dem Bau der Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier, die am 15. Mai 1879 eröffnet wurde. Diese führte ab Ehrang bei Pfalzel über die Mosel zum neuen Trierer Hauptbahnhof und dann weiter nach Konz-Karthaus, wo Anschluss an die Stecken nach Saarbrücken, Metz und Luxemburg bestand.

 
Ein Übergabe-Güterzug 1997 in Trier-West

Das letzte Teilstück der Trierer Weststrecke, das Gütergleis Ehrang–Biewer, wurde am 1. Oktober 1925 für den Verkehr freigegeben. Es wurde im Zuge des Baus des Ehranger Rangierbahnhofs und des zugehörigen Bahnbetriebswerks Ehrang gebaut. Hierbei wurde am Bahnhof Biewer eine Überführung gebaut, auf der das Richtungsgleis Ehrang die zweigleisige Güterstrecke überquerte.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die nur an zwei Stellen wenig beschädigt und war noch 1945 wieder durchgehend befahrbar.

Vermutlich in den 1960er Jahren, spätestens jedoch mit der Elektrifizierung 1973, wurde die Überführung in Biewer abgerissen und das Gleis Ehrang–Biewer auf ein Gleis zurück gebaut. Nach der Einstellung des Personenverkehrs 1983 wurde die Oberleitung abgebaut und Ende der 1990er Jahre wurden auch die Weichen in Ehrang und Biewer entfernt. 2008 war das Gleis noch stark überwuchert vorhanden.

Steckenverlauf

Die 14 km lange Strecke begann am Bahnhof Ehrang und erreichte nach 3,1 km Biewer. Dieser Teil ist heute nicht mehr befahrbar. Heute erreicht man Biewer von Ehrang aus über den Güterbahnhof Ehrang und das Gütergleis Ehrang–Biewer. Bis zum ehemaligen Haltepunkt Pallien (km 5,8) führt die Stecke entlang des linken Moselufers, vorbei an den bis zu 80 m hohen Sandsteinfelsen des Joster- und des Fichtenberges. Danach weitet sich das Moseltal wieder bis zum und das Gleis führt über Trier-West (km 7,7), Euren (km 9,6) bis Zewen (km 12,6).

 
Stillgelegter Teil zwischen Trier-Ehrang und Trier-Biewer

Bis Ende der 1990er Jahre gab es zwischen Trier-West und Euren noch einen Gleisanschluss der französischen Armee. Zwischen Euren und Zewen zweigt das Industriegleis zum Industriegebiet Trier-Euren ab, welches der Stadt Trier gehört. Es hat eine Länge von ca. 2,5 km und dient vor allem als Anschluss des Werks von Japan Tobacco International und der Sektkellerei Schloss Wachenheim.

Während das Gleis bei Zewen bis zu 1,5 km von der Mosel entfernt liegt, umfährt die Strecke zwischen Zewen und Igel den Heidenberg, wo die Mosel nur 200 m entfernt ist. Hier quert die Bahn die Mosel nach Konz. In den 1990er Jahren wurde die Brücke auf ein Gleis zurück gebaut. Auf der Zewener Seite (linkes Moselufer) führt die Strecke weiter nach Igel/Wasserbillig, auf der Konzer Seite teilt sich die Strecke am Kreuz Konz in die Verbindung nach Karthaus/Trier Hbf, nach Konz/Saarbrücken und nach Oberbillig/Metz (F).

Bahnhöfe

Allgemein ist zu bemerken, dass, obwohl sich alle Bahnhöfe und Haltepunkte auf dem Gebiet der Stadt Trier befinden, sie immer noch bahntechnisch ihre Ursprungsbezeichnung tragen, aus der Zeit, als die Stadtteile noch nicht eingemeindet waren. Pallien (ausgesprochen "Palljen") wurde 1912 eingemeindet, Euren und Biewer 1930, Ehrang und Zewen 1969.

Ehrang

Der Ehranger Bahnhof wurde 1870 als Bahnhof der Rheinischen Eisenbahngesellschaft eröffnet und ist noch weitgehend im Ursprungszustand vorhanden, wenn auch nicht mehr im Besitz der Deutschen Bahn.

 
Maschinenschuppen in Trier-Pallien aus den 1860er Jahren
 
Der Bahnhof Trier-West 2008
 
Ehemaliger Gleisanschluss der französischen Armee in Euren
 
Sonderzug 1996 in Zewen

Biewer

Biewer besaß ursprünglich ein zweistöckiges Bahnhofsgebäude (wegen der Überführung des Ehranger Gleises über die Güterstrecke). 2008 lassen sich nur noch Bahnsteigreste unter der Vegetation erahnen. Etwa gegen 1963 wurde die Bedienung von Biewer eingestellt.

Pallien

Vom ehemaligen Haltepunkt Pallien ist nichts mehr erhalten. Er lag etwas nördlich der 1913 errichteten Kaiser-Wilhelm-Brücke und bestand aus einem Bahnsteig am Richtungsgleis Zewen und einem zwischen den Gleisen. Erhalten blieb die ehemalige Bahnhofsgaststätte, leicht erkennbar als einziger Fachwerkbau. Die Bedienung wurde ca. 1961 eingestellt.

Trier-West

Der erste Trierer Bahnhof ist nicht mehr erhalten. Das Gebäude lag südlich des heutigen Bahnsteigs. Grund für den Bau an dieser Stelle war zum einen der geplante Anschluss and die Eifelstrecke. Zum anderen befanden sich bis 1919 in unmittelbarer Bahnhofsnähe ausgedehnte Kasernen, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Entmilitarisierung des Rheinlandes als Sozialwohnungen genutzt wurden. und Zwischen 1879 und 1905 trug der Bahnhof den Namen "Trier links der Mosel (Trier l.d.M.)", während der heutige Hauptbahnhof "Trier rechts der Mosel (Trier r.d.M.)" hieß. 1905 wurde der Bahnhof in "Trier-West" umbenannt. Das heute noch erhaltene Gebäude stammt von 1914/16. Der alte Bahnhof wurde von der Bahn noch als Dienstgebäude benutzt und nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen.

Der Bahnsteig am Richtungsgleis Ehrang ist noch vorhanden, der am Richtungsgleis Zewen wurde entfernt. Lediglich das Stellwerk ist noch besetzt, der Bahnhof selbst wurde verkauft. Darin befindet sich eine Unterkunft für wohnsitzlose Männer, das so genannte "Benedikt-Labre-Haus". Die umfangreichen Gleisanlagen zeugen von der ehemaligen Bedeutung des Bahnhofs. Bis 1986 war hier der Güterbahnhof Trier und die Zufahrt um ebenfalls 1986 geschlossenen Ausbesserungswerk Trier-West. Nördlich und südlich des Bahnhofs sind noch einige Bahngebäude aus der 1850er bis 1870er Jahren erhalten, die teils auch unter Denkmalschutz stehen.

Euren

Der Haltepunkt Euren liegt am Bahnübergang Eisenbahnstraße am Ortsende von Trier-Euren. Der Bahnsteig am Richtungsgleis Zewen wurde kurz nach der Einstellung des Personenverkehrs wegen Baufälligkeit bis auf einige wenige Meter entfernt. Der Bahnsteig am Richtungsgleis Trier-West ist noch vollständig vorhanden, allerdings stark zugewachsen.

Zewen

Der Haltepunkt Zewen ist als einziger noch vollständig erhalten, mit zwei Außenbahnsteigen und zwei Beton-Wartehäuschen.

Ausbesserungswerk Trier-West

 
Das AW Trier-West 1994
 
Innenansicht der Lokrichthalle

Das Ausbesserungswerk (AW) Trier-West wurde am 1. Juli 1911 eröffnet und übernahm die Lokabteilung des AW Karthaus. Das AW Karthaus wurde 1924 eine Werkabteilung des AW Trier-West und 1956 geschlossen. 1911 hatte das AW Trier-West 400 Beschäftigte, 1948 1478. In den 1920er Jahren bekam das im Zuge einer Deutschland-weiten Rationalisierung der Lokunterhaltung die Lokomotivbaureihen 38.10 und 57.10 zugewiesen. Später kamen dazu noch die Baureihen 23 und 86. So unterhielt das AW Trier-West im Jahr 1928 beispielsweise 120 Lokomotiven der Baureihe 38.10 und 336 der Baureihe 57.10, während Karthaus 1279 Güter- und Personenzugwagen zugeteilt waren. 1943 erreichte das AW Trier-West die Höchstzahl von 885 ausgebesserten Lokomotiven, 1954 waren es immerhin 622.

1974 wurde jedoch mit 051 044 die letzte Dampflokomotive ausgebessert. Bis 1986 wurden lediglich Güterwagen ausgebessert. Bekannt war das AW Trier-West in den 1970er Jahren auch für die Verschrottung von Dampflokomotiven und Altbau-E-Lokomotiven, die im ehemaligen Güterbahnhof Karthaus ("Lokfriedhof Karthaus") vor ihrer Verschrottung zusammengezogen wurden.

Seit 1986 steht das Werk leer und bisher gelang es der Stadt Trier leider nicht, die Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Lediglich die Direktorenvilla wurde 2008 als Wohngebäude renoviert.

Verkehr

 
Erzzug 1994 in Trier-Pallien

1860 wurde der Verkehr mit einem Schnellzug, drei Nahverkehrszügen und zwei Güterzügen zwischen Trier und Saarbrücken eröffnet. Ab 1879 verkehrten die meisten Personenzüge zum Hauptbahnhof Trier. 1966 verkehrten zwischen Igel und Trier-West noch 13 Nahverkehrszüge, von denen jedoch nur vier bis Ehrang durchfuhren. Pallien und Biewer wurden 1966 schon nicht mehr bedient. 1983 wurde der Personenverkehr eingestellt. 2008 ist die Strecke an Werktagen von ca. 7.30 bis 17.00 (mit einer Mittagspause) in Betrieb und wird planmäßig von ca. 15 Güterzügen befahren. Diese verkehren hauptsächlich von/nach Wasserbillig/Lux. sowie Apach/F. Desweiteren dient die Strecke auch als Ausweichstrecke, z.b. bei Bauarbeiten auf der Hauptstrecke (rechte Moselseite). Dann wird der gesamte Güterverkehr über die Weststrecke geleitet, was zu einer außergewöhnlich hohen Belegung der Strecke führen kann.

Perspektiven

Seit 1992 gibt es Bemühungen, die Strecke zu reaktivieren. Um dies zu erreichen führte der Verkehrsclub Deutschland 1996 und 2008 Sonderfahrten durch. Der Zweckverband Schienenpersonen-Nahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord) des Landes Rheinland-Pfalz beschloss am 2008, dass die Strecke reaktiviert werden "soll", um vor allem dem gestiegenen Verkehrsaufkommen nach Luxemburg Rechnung zu tragen. Allerdings kann das Richtungsgleis Zewen zwischen Biewer und Pallien wegen Brückenschäden nur mit 40 km/h befahren werden. Ferner wären für neue Haltepunkte, im Gespräch sind Biewer, Pallien, Trier-West, Euren, Industriegebiet Monaise und Zewen erhebliche Investitionskosten von der Stadt Trier aufzubringen, die das nötige Geld dafür jedoch nicht hat.

Quellen

  • Kandler, Udo: Eisenbahnen im Moseltal I. Eisenbahn-Journal Sonderausgabe 2/1990. ISSN 0720051X
  • Kandler, Udo: Eisenbahnen im Moseltal II. Eisenbahn-Journal Specialausgabe 8/1991. ISBN 392240426X
  • Kreckler, Martin; Kreckler, Wolfgang: Eisenbahn in Ehrang. Nahtstelle von Saar-, Eifel- und Moselbahn. EK-Verlag, Freiburg 2008. ISBN 9783882557091
  • Rheinland-Pfalz-Takt 2015 [1]
  • Schnitzius, Sebastian: Entwicklung der Eisenbahn im Trierer Raum. Deutsche Bundesbahn, Trier 1984. ohne ISBN