Baskische Sprache

Sprache der spanisch-französischen Grenzregion Baskenland
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Die Baskische Sprache (im Baskischen je nach Dialekt euskara, eskuara oder euskera genannt) gehört wie zum Beispiel das Finnische zu den wenigen nicht-indoeuropäischen Sprachen in Europa und wird im Baskenland, der spanisch-französischen Grenzregion an der Atlantikküste, von mehr als 500.000 Menschen gesprochen.

Sprachverwandtschaft

Aufgrund der offensichtlichen Unterschiede des Baskischen zu allen bekannten Sprachen spricht man von einer isolierten Sprache (nicht zu verwechseln mit isolierenden Sprache).

Versuche, die Beziehung des Baskischen zu anderen Sprachen (etwa dem Georgischen, dem Iberischen oder den Berbersprachen) herzustellen, sind erfolglos geblieben. Der Nachweis einer Sprachverwandtschaft ist schon deshalb schwierig, weil

  • größere schriftliche Zeugnisse erst aus dem 15. Jahrhundert bzw. 16. Jahrhundert vorliegen, so dass die Struktur des Proto-Baskischen nur schwer rekonstruiert werden kann
  • das Iberische nur lückenhaft bekannt ist und man also nicht entscheiden kann, ob die existierenden baskisch-iberischen Wortgleichungen (bask. hiri = iber. iri "Stadt") nicht vielleicht auf Entlehnung zurückgehen
  • die internen Verwandtschaftsverhältnisse der verschiedenen mit dem Baskischen verglichenen kaukasischen Sprachen selbst immer noch unklar sind.

Besonderheiten der Sprachstruktur

Die baskische Sprache zeichnet sich durch einen sehr stark agglutinierenden Wortaufbau aus, den man zum Beispiel auch im Ungarischen oder Türkischen wiederfinden kann. So können Verben sehr komplexe Formen annehmen, da sie bis zu vier Personalmarkierungen enthalten können.

Es existieren keine grammatischen Genera.

Für Sprecher anderer europäischer Sprachen ist es ungewohnt, dass in transitiven Sätzen das Subjekt markiert wird und nicht das Objekt. Sprachwissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als Ergativ.

Baskische Dialekte

Im Baskenland besteht eine starke Zersplitterung der Sprachlandschaft. Sprachwissenschaftler unterscheiden zwischen 6-7 Hauptdialekten:

  • Biskaisch
  • Gispuskoanisch
  • Laburdisch
  • Suletinisch
  • Hochnavarrisch
  • Niedernavarrisch

Diese lassen sich aber noch einmal in mindestens 25 Subdialekte untergliedern.

Baskisch und das alte Europa

Eine moderne, aber umstrittene Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass ein vaskonisch genannter Vorläufer des Baskischen einst in weiten Teilen Europas verbreitet war und sich noch heute in vielen vor-indoeuropäischen Orts- und Flussnamen findet. (Aus: "Vaskonisch war die Ursprache des Kontinents" von Elisabeth Hamel und Theo Vennemann, erschienen im Spektrum der Wissenschaft, Mai 2002). Laut dieser These gibt es u.a. Verwandtschaften zwischen Ortsbezeichnungen in ganz Europa und baskischen Wörtern. Eine kaukasische Verwandtschaft ist nicht von der Hand zu weisen, abwegig sei dagegen Vennemanns "europäisierende" Hypothese, meint der bekannte Etruskologe Dr. Ernst Strnad.

Sprachpolitik im Baskenland

  • Die rechtlichen Grundlagen der "Sprachnormalisierung":

Die Verfassung von 1978 regelt den Status der auf spanischem Territorium gesprochenen Sprachen. Im Artikel 3 heißt es dazu:

El castellano es la lengua oficial del Estado. Todos los españoles tienen el deber de conocerla y el derecho de usarla. Los demás lenguas españolas serán también oficiales en las respectivas Comunidades Autónomas, de acuerdo con sus Estatutos. La riqueza de las distintas modalidades linguísticas de España es un patrimonion cultural que será objetivo de especial respeto y protección.

Der weitere Status der Sprachen ist in den Autonomiestatuten geregelt. Die Autonomiestatuten sind institutionelle Grundnormen, deren Ratifizierung mittels Organgesetzen erfolgt.

In Artikel 6 der Ley Orgánica 3/1979 heißt es:

1. El euskera, lengua propia del Pueblo Vasco, tendrá como el castellano, carácter de lengua oficial en Euskadi, y todos sus habitantes tienen el derecho a conocer y usar ambas lenguas.

2. Las instituciones comunes de la Comunidad Autónoma, teniendo en cuenta la diversidad sociolingüística del País Vasco, garantizarán el uso de ambas lenguas, regulando su carácter oficial, y arbitrarán y regularán las medidas y medios necesarios para asegurar su conocimiento.

3. Nadie podrá ser discriminado por razón de la lengua.

  • Das Baskische in der Verwaltung

Nach der Einführung des Baskischen als offizieller Sprache dauerte es noch bis 1989, bis Programme zur Stärkung des Baskischen als Verwaltungssprache aufgelegt wurden. Ziel war es, zu garantieren, dass in der Verwaltung anteilig so viele bilinguale Sprecher wie in der baskischen Gesellschaft anzutreffen sind. In allen Bereichen der Verwaltung wurden Sprachkurse in den Arbeitstag integriert oder schichtweise Angestellte für die Sprachkurse freigestellt. Für die erste Planungsperiode des Programms von 1990 - 1995 wurde knapp 9.000 Angestellten (ca. 34% der baskischen Angestellten im Öffentlichen Dienst) ein obligatorischer Plan zum Erlernen der Sprache vorgelegt, der von fast 90 % der Angestellten erfüllt wurde. Die folgende Planungsperiode läuft bis 2002 und hat zum Ziel, dass 70 % der Angestellten im Öffentlichen Dienst sowohl Spanisch als auch Baskisch mündlich wie schriftlich beherrschen. Unterstützt werden die Bemühungen im Verwaltungswesen durch UZEI, eine Institution, die sich mit den Bereichen Terminologie und Lexikographie beschäftigt und die alte und teilweise mit recht einfachen Begriffen arbeitende baskische Sprache modernisiert. Es werden neue technische, juristische und verwaltungstechnische Begriffe entwickelt, die den Anforderungen einer sich rapide verändernden Welt genügen. Außerdem wurde als Hilfsinstrument für die Angestellten des Öffentlichen Dienstes die Datenbank Euskalterm geschaffen, in der sich die Angestellten bei Fragen zur sich entwickelnden Verwaltungssprache nachschlagen können.

  • Das Baskische im Erziehungssystem

Eine wesentliche Rolle im baskischen Erziehungswesen spielen die sogenannten Ikastolak, die baskischen Sprachschulen. Entstanden waren sie schon 1920 und hatten bis 1937 einen starken Einfluss auf das Erziehungswesen im Baskenland. Unter der Herrschaft Francos wurden sie verboten und erst Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre wurden vereinzelt wieder Ikastolak zugelassen. Anfangs konzentrierten sich die Ikastolak auf die Vermittlung des Baskischen an Erwachsene, später entwickelten sie sich zu einem Alternativangebot für die Regelschule. Inzwischen kann man an einigen Ikastolak einenregulären Hochschulabschluss erwerben. Nachdem die Schülerzahlen in den 60ern und 70ern stark zugenommen hatten, wurden die Ikastolak nach der Transición zur wichtigen Stützen baskischer Sprachpolitik. Nach dem Statut von Guernica gewann die baskische Sprache aber auch in der Regelschule an Bedeutung. 1982 wurden im Gesetz Nr. 10, - auch Ley Básica de Normalización del Uso del Euskera genannt - vier Schulmodelle benannt, die auch noch heute ihre Gültigkeit haben.

Modell X: Es wird ausschließlich auf Spanisch gelehrt

Modell A: Baskisch ist Unterrichtsfach

Modell B: 50 % des Unterrichts wird auf Baskisch gehalten, der Rest auf Spanisch

Modell D: Der Unterricht findet auf Baskisch statt mit Spanisch als Unterrichtsfach

Die Sprachpolitik der Regierung der Autonomen Gemeinschaft des Baskenlandes scheint erfolgreich zu sein, was die Etablierung des Baskischen als Unterrichtssprache angeht. Besonders interessant ist jedoch, dass die Entwicklung nicht hin zu einer wirklichen Bilingualität im Erziehungssystem zu führen scheint, sondern das Modell D begünstigt, bei dem das Spanische nur als Unterrichtsfach vermittelt wird. Im Bereich der Universitätsbildung wurden verschiedene Modelle für Universitätsabschlüsse geschaffen, aus denen die Studenten ihren Abschluss wählen können. Bei Modell A wird der komplette Studieninhalt auf Baskisch vermittelt. Modell B1 vermittelt den Stoff der Hauptfächer im ersten und zweiten Studienjahr auf Baskisch, während bei Modell B2 der Unterricht im ersten Jahr komplett auf Baskisch stattfindet und in den darauffolgenden Jahren nur die Hauptfächer auf Baskisch angeboten werden. Bei Modell C findet der Unterricht nur im ersten Jahr komplett auf Baskisch statt, danach auf Spanisch, Modell D vermittelt schließlich nur die Hauptfächer im ersten Jahr auf Baskisch. Die vermehrten Anstrengungen im schulischen und universitären Sektor brachten auch die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung der Lehrer und einer besseren Ausstattung der Schulen und Universitäten mit sich. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des IRALE Programm großflächig Lehrer durch Baskischsprachkurse weitergebildet. Außerdem wurden Lehrmaterialien entwickelt, in gedruckter Form, wie auch audio-visuelles Material und Lernsoftware. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die baskische Regionalregierung in den letzten Jahren ihre personellen, finanziellen und organisationellen Bemühungen um die baskische Sprache vor allem im Bildungswesen beträchtlich verstärkt hat. Der Erfolg dieser Politik hat die baskische Regierung veranlasst, für die laufende Planungsperiode den Schwerpunkt ihrer Politik wieder mehr in Richtung Erwachsenenbildung zu verlagern, um das Baskische wieder als Alltagssprache in den Familien zu etablieren, nachdem - Angaben der Euskaltzaindia zufolge - die Jugend in ihrem Freundeskreis zum großen Teil wieder Baskisch spricht.

  • Die baskische Sprache in den Medien

Im Jahr 1938 waren die baskischsprachigen wie auch die zweisprachigen Medien - zu dieser Zeit ausschließlich Zeitungen - wie La Voz de Navarra, El Dia, Euzkadi Argia, Ekin, von Franco verboten worden und die vielfältige Presselandschaft zerstört. Bis Anfang der 80er Jahre lag die Presselandschaft im Baskenland vollständig brach, so schwankte der Marktanteil der baskischsprachigen Zeitungen zwischen 0 und 4 %, und 1980 sendete das spanische Fernsehen wöchentlich 18 Minuten auf Baskisch gegenüber 5400 Minuten auf Spanisch. Nach dem Autonomiestatut von Guernica begann - mit Hilfe finanzieller Unterstützung der PNV-Regierung - der Wiederaufbau der baskischen Medien. So wurde 1982 mit Radio Televisión Vasca der erste Fernsehsender gegründet, der im gesamten Baskenland sendet. Die baskische Regierung subventioniert des Weiteren Presseerzeugnisse, sofern sie einen Selbstfinanzierungsanteil von mindestens 30 % aufweisen können36. Trotz der intensiven Unterstützung durch die Regierung hat sich die ursprüngliche Vielfalt im Bereich der baskischsprachigen Druckerzeugnisse jedoch noch nicht wieder eingestellt. Selbst die den radikalen Nationalisten nahestehende Zeitung Egin verfasst nur einen Teil der Artikel auf Baskisch, da mit der spanischen Sprache immer noch eine breitere Leserschaft erreicht werden kann. Die 1990 gegründete Zeitung Euskaldunon Egunkaria ist weiterhin die einzige Tageszeitung, die vollständig auf Baskisch geschrieben ist. Mit einer täglichen Auflage von 12.000 Exemplaren erreicht sie auch nur einen Bruchteil der Bevölkerung. Ein weiteres vollständig baskischsprachiges Medium ist die wöchentlich erscheinende Zeitschrift Argia mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren. Daneben existieren noch Zeitschriften für Jugendliche - mit Auflagen zwischen 2.500 und 8.000 Exemplaren - und Magazine, die sich mit Spezialthemen wie Literatur, Wissenschaft, Religion oder Wirtschaft beschäftigen, deren Auflage aber 1.500 Exemplare nicht übersteigt. Zusätzlich werden von vierzig Gemeinden lokale Zeitungen finanziert und kostenlos verteilt, um die baskische Sprache zu fördern. Im Bereich des Radios und des Fernsehens hat sich in den letzten Jahren einiges getan, vor allem die baskischsprachigen Radiostationen haben in den letzten Jahren einen stetigen Hörerzuwachs zu verzeichnen, die aktuelle Zahl liegt bei ca. 330.000 Hörern täglich, verteilt auf die drei großen Radiostationen Radio Irratia (gegründet 1982), Radio Euskadi, das über Satellit mit einem halbstündigen Programm täglich in der ganzen Welt zu empfangen ist, sowie dem 1990 gegründeten Jugendsender Euskadi Gaztea. Einen kleineren Anteil der Hörerschaft stellen die zahlreichen Lokalsender wie Radio Vitoria. Neben dem bereits erwähnten Fernsehsender Radio Televisión Vasca (Baskisch: Euskal Irratia Telebista) wurde mit dem Canal Vasco ein Fernsehsender für die Basken in Nord- und Südamerika gegründet, der auf Spanisch mit baskischen Untertiteln sendet. Insgesamt ist der gesamte Medienbereich trotz der Fortschritte der letzten Jahre noch im Aufbau begriffen und muss immer noch von der Regierung der Comunidad Autonoma mit beträchtlichen Mittelnsubventioniert werden. Die steigenden Sprecherzahlen lassen aber vermuten, dass der Markt für baskischsprachige Medien weiterhin stark wachsen wird.




Language Code

Nach der Norm ISO 639 sind die Sprachkürzel des Baskischen eu bzw. baq bzw. eus.